|
Durch Klick auf den Artikel kommt man zur Online-Ausgabe der RNZ, die interessante Leserbriefe zum Thema enthält.
Hier ein Vergleich der ersten Entwürfe:
Zur Verflüssigung des Verkehrs zur Rushhour genügt eine Reduzierung der Zahl der Autofahrten um ca. 6%. Dazu müsste lediglich ein Drittel der Maßnahmen des Kurzfristkonzepts realisiert werden. Dies ist bereits im Gange. Ein Ausbau von Straßen würde die gerade beginnende Tätigkeit junger Startups konterkarieren. (siehe Begründung zu Punkt 4 im Kurzfristkonzept) Ein Ausbau des Klausenpfads oder anderer Feldwege durch das Handschuhsheimer Feld am Masterplan Neuenheimer Feld vorbei wäre außerdem eine Provokation gegen die Bürgerbeteiligung des Masterplanprozesses.
Ein zusätzlicher Autoparkplatz von 12 900 qm für die Uni im Handschuhsheimer Feld ?Nachdem drei der vier Planungsteams keine Ausdehnung der Uni ins Handschuhsheimer Feld vorgeschlagen haben, schlägt jetzt OB Dr. Eckart Würzner gegenüber dem Gemeinderat am 7.11.2018 eine Ausdehnung in Form eines PKW-Parkplatzes von 12 900 Quadratmetern (16-fache Fläche des Tiefburgvorplatzes !) im Norden des Handschuhsheimer Felds vor. Auf dieser Bodenfläche soll ein Park&Ride-Platz für 400 PKW gebaut werden und Feldwege ausgebaut werden, um die Autofahrer auf den letzten 2 km mit einem Bus zu transportieren. Der OB greift damit einen Vorschlag in einem Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion vom 15.1.2018 auf für einen "P+R Platz (z.B. Autobahnabfahrt Dossenheim mit schnellem Busshuttle durch das Feld)". Dazu soll, vollständig am Masterplan Neuenheimer Feld vorbei, bereits am 20. Dezember 2018 ein Betrag von 5,1 Millionen € in den städtischen Haushalt eingestellt werden, ohne dass die Öffentlichkeit bisher davon erfahren hat. (Nachtrag: Erst am 14.12.2018 erfuhren die Mitglieder des Forums und des Koordinationsbeirates Masterplan Neuenheimer Feld und die Öffentlichkeit offiziell durch eine Pressemitteilung der Stadt von dem Vorhaben.) Hintergrund ist, dass durch die Verhinderung einer modernen Straßenbahnanbindung des Unicampus durch die Uni und andere Institutionen die Autos vor allem auf dem Campus immer häufiger in ihrem eigenen Stau stehen. Deshalb soll jetzt ein P&R-Platz Entlastung bringen. Welche Folgen hätte ein zielnaher P&R-Platz dieser Größe ?
Der Vorstand des Stadtteilvereins wandte sich deshalb am 7.12.2018 an den Gemeinderat und bat, „diese Vorbereitung für eine am Masterplan vorbei gehende Maßnahme im Vorfeld zu verhindern." Es gibt eine Reihe kurzfristiger Maßnahmen, mit denen die Staus beseitigt werden können. Nur ein Beispiel aus dem Bereich Digitale Stadt: Heute sind werktags 77% der in das NHF einfahrenden PKW mit nur einer Person besetzt. Wenn dieser Anteil nur auf 74% (!) reduziert würde, wäre die Entlastung der Straße INF und der Dossenheimer Landstraße bereits größer als durch den geplanten P&R-Platz - umweltfreundlich, ohne Verbrauch von Boden, ohne Kosten und dazu auf der gesamten Fahrtstrecke und nebenbei auch auf allen Zufahrten in den Campus. Dazu stehen im Rahmen der Digitalen Stadt bereits Startups wie Matchridergo in den Startlöchern, diese könnten durch Incentives der Institutionen im Campus unterstützt werden. (Hier weitere kurzfristige Maßnahmen). Der Gemeinderat sollte deshalb diese Zerstörung landwirtschaftlicher Böden in großen Stil verhindern und die 5 Millionen Euro Steuergelder im neuen Doppelhaushalt einsparen.
Zur Erinnerung:
In der Sitzung des Lenkungskreises am 11. Januar 2019 sagten die Vertreterinnen des Landes, Frau Ministerin Theresia Bauer und Frau Staatssekretärin Gisela Splett zu, sich bei allen Einrichtungen im Bereich des Campus Neuenheimer Feld für die Einführung einer flächendeckenden kostenpflichtigen Parkraumbewirtschaftung einzusetzen. Herr Thewalt nannte in seinem Vortrag auch interessante Zahlen aus der Verkehrsuntersuchung NHF:
Gleich zu Beginn der Diskussion hielt Alexander Föhr (CDU) eine emotionale Rede und beschwerte sich, dass die CDU wegen ihres Vorschlags kritisiert worden sei. Die CDU wolle keinen Nordzubringer, der P&R-Platz mit Busshuttle sei nur ein Provisorium und man habe außerdem auch verschiedene andere Maßnahmen vorgeschlagen. Dagegen positionierte sich Irmtraud Spinnler für die SPD, dass sie dem P&R-Platz nicht zustimmen werden und stattdessen eine Reihe besserer Maßnahmen vorschlagen. Bürgermeister Jürgen Odszuck warf der SPD daraufhin vor, dass sie keinen „Modal-Shift" (Veränderung des Modal-Splits hin zum ÖPNV) wolle, obwohl klar war, dass ein P&R-Platz kurz vor dem Ziel zu keiner Förderung des ÖPNV führt. Sahra Mirow (LINKE) erklärte für ihre Partei, dass sie sich der gemeinsamen Initiative der Grünen, SPD, GAL/HD P&E, Linke/Piraten, Arbeitsgemeinschaft Bunte Linke angeschlossen haben. Park&Ride fänden sie gut, aber nicht in dieser Form. Matthias Diefenbacher stimmte dem P&R-Platz für die HEIDELBERGER zu, da es ja nur ein Provisorium sei und machte klar, dass die HEIDELBERGER auch für den Nordzubringer sind. Christoph Rothfuß (GRÜNE) erklärte, dass inzwischen über 30 Vorschläge zur kurzfristigen Verbesserung der Verkehrssituation vorliegen. Mit einem P&R-Platz für 4 Millionen Euro würde man 10 000 Euro Steuergelder pro Auto ausgeben, um es aus dem Campus herauszuhalten. Und das für ein Provisorium ! Das sei, einmal ganz abgesehen von den Folgen für die Gärtner, die Ökologie und die Naherholung, unter allen Vorschlägen wohl der schlechteste und teuerste. Allein wenn man den Besetzungsgrad der Autos von heute 1,25 moderat auf 1,4 erhöhen würde, wäre die Verkehrsentlastung schon wesentlich größer und das auf allen Zufahrten zum NHF. Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) wies darauf hin, dass es diese eine Spitzenstunde, von der die Verwaltung spreche, in der Realität gar nicht gebe. Es gebe stattdessen jeweils ein morgendliches und nachmittägliches Plateau von jeweils rund 3 Spitzenstunden. Insofern sei die von der Verwaltung gemachte Rechnung, in der der P&R-Platz seine volle Wirkung in nur einer Spitzenstunde bringen solle, nicht realistisch. Dass sich Autofahrer nur wegen einer kurzen Busbeförderung mit oft langen Wartezeiten extra ein Jobticket zulegen, sei eher unwahrscheinlich. Dieses P&R-Modell sei vor allem für Inhaber von Jobtickets interessant, die heute z.B. die ganze Strecke mit der OEG fahren oder heute P&R an OEG-Haltestellen machen. Wenn diese dann auf den P&R-Platz im Handschuhsheimer Feld wechseln, um Umsteigevorgänge zu sparen, bringe das überhaupt keine Entlastung. Auch insofern sei die Rechnung, dass der Campus tatsächlich von 400 Autos entlastet würde, sehr unrealistisch und nicht glaubwürdig. Bernd Zieger (LINKE) wies auf den vorherigen Tagesordnungspunkt des Pendlerberichts 2018 hin, in dem Stefan Lenz vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik darauf hingewiesen hatte, dass von 63 000 Einpendlern nur 11 400 ein Jobticket haben, das sind nur 18%. Auch im NHF böten das DKFZ und andere Institutionen ihren Mitarbeitern auch heute noch kein preiswertes Jobticket an, weil sie den Sockelbetrag von 10,- pro Mitarbeiter nicht investieren wollten, obwohl man diesen Sockelbeitrag auch über Parkgebühren finanzieren könne. Allein wenn diese Betriebe Jobtickets einführen würden, wäre dies wesentlich effizienter als ein P&R-Platz. Christoph Rothfuß (GRÜNE) ergänzte dieses Argument mit folgender Rechnung: 40% des Autoverkehrs ins NHF kommt aus Heidelberg, nicht aus dem Umland. Wenn dieser Anteil nur auf 36% reduziert würde, wäre der Autoverkehr ins NHF bereits um 1 200 Autofahrten pro Tag reduziert. Frau Dr. Simone Schenk (FWV) wiederholte das Argument, es handle sich bei dem P&R-Platz nicht um die Vorbereitung des Nordzubringers, sondern ja nur um ein Provisorium. Sie leistete sich dabei gleich anschließend einen interessanten Freud’schen Versprecher. Sie behauptete, der Busshuttle ginge ja gar nicht durch das Handschuhsheimer Feld. Nach einem Zwischenruf von Dr. Arnulf Weiler-Lorentz, er führe u.a. über den Allmendpfad, sprach sie aufgeregt aus: „Der Zubringer geht doch nur ein kleines Stück über den Allmendpfad." ... Da das Thema zunächst in einer
Sondersitzung der Bezirksbeiräte behandelt wird, endete der
Tagesordnungspunkt ohne Abstimmung. Sondersitzung der Bezirksbeiräte Handschuhsheim, Neuenheim und Bergheim am 5.2.2019Zu einer historischen Sondersitzung trafen sich die Bezirksbeiräte Handschuhsheim, Neuenheim und Bergheim am 5.2.2019 im Rathaus. Die Verwaltung sah vor, dass u.a. über den geplanten Park and Ride Parkplatz und die Einführung eines Busshuttles durch das Handschuhsheimer Feld abgestimmt werden sollte. Robert Bechtel (SPD) erinnerte zu Beginn daran, dass gerade in diesen Tagen "uns unsere Kinder und Enkel auffordern, etwas für den Klimaschutz zu tun. Dies bedeutet bei dem Thema heute, dass wir den Autoverkehr schrittweise reduzieren sollten. Wenn diejenigen von uns, die gesund sind, umsteigen, dann bleibt für die, die aufs Auto angewiesen sind, genug Platz." Sören Michelsburg (SPD) legte dar, dass es viel wahrscheinlicher sei, dass der P&R-Platz von Pendlern benutzt würde, die heute mit dem ÖPNV fahren und schon ein Jobticket haben, um ein Mehrfachumsteigen zu sparen. Das brächte überhaupt keine Entlastung. Wenn man annehme, dass vielleicht gerade 100 Parkplätze für echte Umsteiger wären, dann würde das pro eingesparter Auto-Fahrt rund 40 000 € kosten. Dr. Frieder Rubik (GAL) machte als Ökonom interessante Ausführungen zu den Kosten. Man wisse, dass das Erdreich von Parkplätzen im Laufe der Zeit mit Öl und Benzin verseucht wird. Dies würde am Ende die Entsorgung in einer Größenordnung von rund 6000 Kubikmeter Boden notwendig machen. Die Kosten dafür seien genauso wenig in der Kalkulation der Verwaltung enthalten wie die Rückbaukosten. Auch er erinnerte daran, dass die Verwaltung bei der Wirkungsabschätzung nur linear gerechnet habe und Rebound-Effekte nicht beachtet worden seien. Anschaulich stellte er die Frage, wie z.B. Fahrradfahrer auf den von der Stadt ausgewiesenen Fahrradachsen wie dem Allmendpfad einem Bus von 2,50 m Breite + 0,50 m Außenspiegel ausweichen sollten. Investitionen von einer solchen Größenordnung würden klar einen Nordzubringer vorbereiten. Dabei erinnerte er an die Aussagen von Frau Gürkan vom Uniklinikum, die bereits erklärt habe, dass ein P&R-Platz wenig bringe und man einen Zubringer wünsche. In den Tagen vor der Sitzung hatte eine interfraktionelle Arbeitsgruppe aus den drei Bezirksbeiräten einen Alternativantrag erarbeitet, der von Heike Sauer (GRÜNE) vorgetragen und erläutert wurde. Er beinhaltet mit insgesamt 27 Sofortmaßnahmen vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsituation, die
Birgit Müller-Reiss (BL) erinnerte daran, dass ein P&R-Platz im Handschuhsheimer Feld, übrigens auch die Idee eines teilweisen Ausbaus des Klausenpfads als Parkhauszufahrt, außerhalb der "blauen Linie" des Masterplanverfahrens liegen und dieses deshalb gefährden. Den Höhepunkt der Sitzung markierte daraufhin Jürgen Grieser (CDU) als er bekannt gab, dass die CDU ihren Antrag für einen P&R-Platz plus Busshuttle durchs Handschuhsheimer Feld zurückzieht, was einen großen Beifall auslöste. OB Eckart Würzner konnte dies zunächst nicht recht glauben, wurde aber durch Jürgen Grieser eines Besseren belehrt. Daraufhin stellte der OB den 3-seitigen Antrag aus der Mitte der Bezirksbeiräte als weitestgehenden Antrag zur Abstimmung. Der Antrag wurde in den Bezirksbeiräten Neuenheim und Handschuhsheim einstimmig und im Bezirksbeirat Bergheim bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschlossen. Als Berichterstatter für den nächsten SEVA wurden Dr. Nicola Lutzmann (GAL, Neuenheim), Heike Sauer (GRÜNE, Handschuhsheim) und Marion Weber (BL, Bergheim) gewählt.
Historische Sitzung der Bezirksbeiräte Handschuhsheim, Neuenheim und Bergheim am 5.2.2019 im großen Rathaussaal In einem Brief an die Gemeinderäte zeigt sich der Stadteilverein Wieblingen solidarisch mit Handschuhsheim und lehnt die Einrichtung eines provisorischen Park&Ride-Parkplatzes im Handschuhsheimer Feld ab. Im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss am 27.2.2019 stellte Jürgen Hoffmann von der Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (rnv) das Ergebnis der Prüfung der den ÖPNV betreffenden Maßnahmen im 27-Punkte-Antrag der Bezirksbeiräte vor. Die rnv begrüßt diese Maßnahmen und wird z.B. ab Juni 2019 den Bus 29 aus dem Süden Heidelbergs bis zur Haltestelle Technologiepark verlängern. Auch der Bus 37 wird nach Fertigstellung der neuen Haltestelle Hauptbahnhof bis zum HBF verlängert und schafft damit eine umsteigefreie Verbindung vom HBF bis zum Springer-Verlag. Gleichzeitig wird dadurch der Engpass auf der Buslinie 32 auf dieser Strecke beseitigt und der Takt halbiert. Nur bei der Verlängerung der Straßenbahnlinie 24 zur Rushhour bis Weinheim muss die rnv passen, da sie keine zusätzlichen drei Straßenbahnfahrzeuge dafür mehr frei hat. In der anschließenden Diskussion erklärte Frau Larissa Winter-Horn (HEIDELBERGER), dass sie es falsch findet, dass der P&R-Platz mit Busshuttle nicht mehr weiterverfolgt wird. Niemand wolle doch das Handschuhsheimer Feld zerstören, der P&R-Platz wäre doch nur ein "marginaler Eingriff ins Handschuhsheimer Feld..." Wolfgang Lachenauer (HEIDELBERGER) nannte in diesem Zusammenhang den 27-Punkte-Antrag der Bezirksbeiräte abwertend ein "Sammelsurium". Im Gegensatz dazu dankten die anderen Gemeinderäte den Bezirksbeiräten für den ausführlichen Antrag, der am Ende vom SEVA einstimmig verabschiedet wurde. In der Gemeinderatsitzung am 28.3.2019 wurden die 27 Sofortmaßnahmen (ohne P&R-Platz und Busshuttle im Handschuhsheimer Feld) abschließend mit den Stimmen aller Fraktionen und des OB einstimmig beschlossen. (Bericht der RNZ, Bericht von heidelberg24)
|
Besonders interessant sind die Ausführungen des Schweizer Teams von Kerstin Höger Architekten GmbH zu der den Teams vorgegebenen Zuwachsprognose von 800.000 m2 Bruttogrundfläche. Das Team vergleicht diese Prognose mit der bisherigen Entwicklung der Universität Heidelberg und anderer Universitäten und kommt zu folgendem Ergebnis (S. 10 der Erläuterungen): "Die gegebenen Zuwachsprognosen bis 2050 sind im Vergleich mit dem bisherigen Durchschnittswachstum des Campus sowie mit vergleichbaren Campusentwicklungen wie zum Beispiel dem Harvard Campus in Cambridge und Allston, NTNU Campus in Trondheim, Hochschul- und Unispitalgebiet in Zürich und der Science City Kopenhagen (vgl. Höger 2007, 2015) sehr optimistisch. Der existierende INF Campus (ca. 1.100.000 m2 BGF 2017) wurde in einem Zeitraum von rund 100 Jahren geplant und gebaut. Bei einem weiterhin kontinuierlichen Durchschnittszuwachs entspräche dies für 2050 einer zusätzlichen BGF von ca. 360.000 m2 und der prognostizierte Zuwachs von 820.000 m2 würde erst Ende des 21. Jahrhunderts erreicht." Trotzdem weist das Team Höger nach, dass in Version 1 auf dem bestehenden Campus (ohne Bebauung des Gewanns Hühnerstein) ein Zuwachs von ~ 913.000 m2 Brutto-Grundfläche (BGF) m2 möglich wäre, in Version 2 von ~ 850.000 m2. Dabei sieht das Konzept Höger die Verdichtung vornehmlich auf Autostellplätzen und bereits versiegelten Flächen vor (S. 9).Interessante Aussagen macht das Team ASTOC zu einem Nordzubringer: "Die Nordanbindung löst in der Summe die Probleme wie die Entlastung der Engstellen B 37 und Berliner Straße nicht. Weiter bindet diese das Neuenheimer Feld nur von Norden besser an, obwohl von Norden nur ein geringer Anteil von etwa 15 % der Verkehre kommt." (Erläuterungen S. 20) "Das Planungs- bzw. Planfeststellungsverfahren für eine Neckarquerung dauert voraussichtlich Jahrzehnte." Deshalb setzt das Team ASTOC auf eine deutliche Reduzierung des Autoverkehrs durch eine Vielzahl von Maßnahmen, u.a. durch eine Straßenbahn. " Wir halten es weiterhin für die beste Lösung, eine Straßenbahn in das Gebiet zu führen. Das System der Straßenbahnen ist in Heidelberg bereits sehr gut ausgebaut und seit Jahrzehnten etabliert. In den vergangenen Jahren gab es bereits weitführende vergleichbare Planungen dazu, die aufgegriffen und zeitnah umgesetzt werden könnten." (S. 16) Allerdings sieht ASTOC im Endausbau mit Neckarquerung dann wieder eine Erhöhung der PKW-Stellplätze auf dem Campus auf 8000 vor. (S. 20)Das Team Ferdinand Heide sieht als innovative Lösung eine Seilbahn vom S-Bahnhof Wieblingen (mit P&R) und vom Hauptbahnhof und zusätzlich einen Ausbau der Straßenbahn auf einem Ring im Campus vor. Der Entwurf von Team C.F.Møller ist nach Angaben der RNZ "der Lieblingsentwurf der Universität und der anderen wissenschaftlichen Einrichtungen". Das Team sieht u.a. eine Brücke durch das Naturschutzgebiet vor. Dazu schreibt es "Die Brücke wird mit so wenig Eingriff in die natürliche Umgebung wie möglich geplant. Gleichzeitig soll sie hauptsächlich auf nachhaltigen Verkehr ausgelegt sein. Hierbei haben Fahrradfahrer und der öffentliche Nahverkehr Vorrang. Privater Personenverkehr soll verhindert werden. Die Brücke wird lediglich für Ambulanzfahrzeuge und ggf. Anlieferungen freigegeben. Zu Stoßzeiten während der Umstellung des Mobilitätssystems kann eine teilweise Befahrung mit PKWs angedacht werden." Mit "Privater Personenverkehr" meint Team Møller den Autoverkehr. Dabei ist dem Team anscheinend noch nicht aufgefallen, dass nicht nur Autoverkehr, sondern auch Fußgänger- und Fahrradverkehr "Privater Personenverkehr" sind. Als Beispiel für die Brücke zeigt die Präsentation von Team Møller die "Garrden-Bridge" in London über die Themse. Auch die Rhein-Neckar-Zeitung zeigte in ihrem Bericht vom 14.2.2019 die "Garden-Bridge". Erst durch einen sachkundigen Leserbrief in RNZ-Online und durch einen aktuellen Bericht der BBC vom 13.2.2019 kam ans Licht, dass es die "Garden-Bridge in London" überhaupt nicht gibt. Sie war zwar tatsächlich von ARUP (Mitglied des Teams Møller) seit 2013 konzipiert worden. Die Planung für diese Brücke wurde aber nach Planungskosten von über 50 Millionen Euro wegen Kostensteigerungen, hoher Unterhaltungskosten und weil sie z.B. nicht von Radfahrern oder von Gruppen mit mehr als acht Personen hätte benutzt werden können, im August 2017 endgültig eingestellt. Die Entwürfe und Erläuterungen der Teams können hier herunter geladen werden. Am 1.3.2019 wurden die in den Entwürfen enthaltenen Lösungskonzepte in einer Sitzung des Forums diskutiert und bewertet. Dies dient als Grundlage für die Entscheidung des Gemeinderats, welche Entwürfe weiter entwickelt werden sollen. Da das Verkehrsmodell noch nicht fertig ist und die verkehrlichen Konzepte deshalb noch nicht berechnet werden konnten, werden die verkehrlichen Konzepte ohne Bewertung in die 3. Phase des Planungsateliers übernommen. Jedes Mitglied hatte 20 Punkte, für jedes Konzept konnten maximal 3 Punkte für Zustimmung (Positiv) oder Ablehnung (Kritisch) vergeben werden. Die nachstehende Grafik zeigt eine erste Auswertung der Punktebewertung. wichtiger Konzepte.
|
Klimanotstand in Heidelberg ausgerufenAnschließend diskutierte der Gemeinderat über eine Anregung der Bewegung "Fridays for Future", auch in Heidelberg wie zuvor in London, Basel, Konstanz und anderen Städten einen KLIMANOTSTAND auszurufen, da die Ziele zur Reduktion der Treibhausgase verfehlt werden. Während sich GRÜNE; SPD, Linke und Bunte Linke dafür aussprachen, argumentierten Vertreter der FDP, FWV, Heidelberger und der CDU dagegen. Am Ende der Debatte rief Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner als Stadtoberhaupt für die Stadt Heidelberg den Klimanotstand aus. Inhaltlich wird das Thema im Oktober 2019 im Gemeinderat ausführlich behandelt werden. Zuvor wird der HEIDELBERG KREIS Klimaschutz & Energie das Thema mit Schwerpunkt Mobilität am 11. Juli 2019 16 Uhr vorbereiten. |
Ganz unter ging in der Diskussion noch ein weiterer wichtiger Punkt
des Masterplans: Der
Gemeinderat hatte im Juli 2018 beschlossen:
"Die Zuwachsprognose von 800.000 qm BGF (Bruttogrundfläche) wird nach
Instituten, Kliniken und Arbeitsplätzen aufgeschlüsselt."
Während über die Arbeitsplätze inzwischen eine Prognose vorliegt, ist die Forderung der Aufschlüsselung nach Instituten und Kliniken auch nach 9 Monaten immer noch nicht erfüllt. Es ist weiter völlig unklar, welche Institute und Kliniken in Zukunft wie stark wachsen wollen und ob z.B. weitere Kliniken wie die Orthopädie (mit heute optimalem S-Bahnanschluss in Schlierbach), die Thoraxklinik in Rohrbach oder weitere Kliniken aus Bergheim ins Neuenheimer Feld verlegt werden sollen und ob z.B. das Uniklinikum aus Gewinngründen irgendwann in der Zukunft z.B. eine Schönheitsklinik im Neuenheimer Feld für zahlungskräftige ausländische Kunden errichten will. In der Beschlussvorlage wurde zwar eine Tabelle zum Thema abgedruckt, die angeblich die Aufschlüsselung zeigt. Diese Tabelle ist jedoch exakt dieselbe Tabelle wie im Juli 2018 (damals Anlage 08), die zu dem Gemeinderatsbeschluss führte:
Gemeinderat Christoph Rothfuß stellte zum Verkehrsmodell 16 interessante Fragen, die von der Stadtverwaltung am 27.6.2019 beantwortet wurden. Anhand des Verkehrsmodells werden die verkehrlichen Auswirkungen der verschiedenen Entwürfe der Teams berechnet.
Die Fragen und Antworten befinden sich hier. (PDF-Datei 86 kB)
Das Verkehrsmodell, mit dem die Teams rechnen müssen, enthält zahlreiche gravierende Einschränkungen, die alle dahingehend wirken, dass für die Zukunft mehr Autoverkehr berechnet wird als in der Realität fahren wird:
Das Verkehrsmodell enthält in seiner Prognose für das Jahr 2035
keine neuen Straßenbahnstrecken des Heidelberger Mobilitätsnetzes außer den bereits fertiggestellten bzw. planfestgestellten Maßnahmen |
Der große neue Stadtteil PHV (10 000 Einwohner) ist in dem Rechenmodell auch im Jahr 2035 nicht an eine Straßenbahn angebunden. | |
Im Straßenbahn- und Busnetz sind keinerlei Verbesserungen im Vergleich zu heute enthalten, auch nicht z.B. die vom Gemeinderat bereits beschlossenen Beschleunigungsmaßnahmen. (In den letzten 20 Jahren wurden die Straßenbahnen langsamer, weil die Bevorrechtigung an vielen Kreuzungen nicht oder nur schlecht funktioniert) | |
Es sind keine zusätzlichen S-Bahn-Strecken und -Linien abgebildet Zwei Drittel des MIV in Heidelberg entsteht durch Einpendler. Für diese Verkehre sind Maßnahmen außerhalb der Stadt HD ausschlaggebend für die zukünftigen Verkehrsmengen. (z.B. der z.Zt. stattfindende Ausbau der S-Bahn, ein höherer Komfort durch die Möglichkeit von Dreifach-Traktion zur Rushhour bei der S-Bahn) | |
Die von DB-Netz geplanten Erhöhungen der Gleiskapazitäten zwischen Heidelberg und Mannheim, u.a. der viergleisige Ausbau der Strecke Heidelberg Wieblingen - Heidelberg Hauptbahnhof., sind nicht enthalten. | |
Fahrradstraßen (acht geplant) und Radschnellwege sind im Modell im Jahr 2035 nicht enthalten | |
Auch extrem schlechte Fahrrad-Verbindungen wie z.B. die Verbindung von Heidelberg ins Neckartal und den Kraichgau an der B37 mit hohem Fahrradpotential sind im Verkehrsmodell im Jahr 2035 noch dieselben wie heute (Hier bestehen keine Radverkehrsanlagen. Der Radverkehr muss auf einem z.T. nur 60 cm breiten Streifen direkt neben einer vierspurigen Bundesstraße mit KFZ-Geschwindigkeiten von 100 -120 km/h fahren. Geplant ist die Einrichtung einer durch Trennelemente abgeschirmten Fahrradspur auf einer der vier KFZ-Spuren, von denen nur 2-3 Spuren für den KFZ-Verkehr benötigt werden.) | |
Der Fahrzeugmix ist in 2035 derselbe wie heute. Neue Verkehrsmittel (z.B. besserer Zugang zu Bahnhöfen und Erhöhung des Einzugsbereichs durch E-Scooter, Pedelecs etc. oder Änderungen durch E-Lastenräder im Einkaufsverkehr) sind nicht abgebildet. | |
Es sind keine Maßnahmen des im März 2019 vom Gemeinderat beschlossenen Sofortmaßnahmenprogramms Verkehr Neuenheimer Feld (27 Maßnahmen) enthalten. | |
Seit
9.5.2019 besteht in Heidelberg Klimanotstand. Im Herbst wird der
Gemeinderat weitere Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen
beschließen. |
Am 28.3.2019 hatte der Gemeinderat 27 Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation im NHF beschlossen. Am 3.7.2019 legte die Verwaltung dem SEVA den ersten Sachstandsbericht zur Umsetzung vor. Dieser enthält interessante Informationen:
Unter 19. schreibt die Verwaltung "Die Max-Planck-Institute und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) können ihren Mitarbeitern aufgrund diverser Zuwendungsrichtlinien keine regulären Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (VRN)-Jobtickets anbieten."
Christoph Rothfuß fragte in der SEVA-Sitzung, was das für Zuwendungsrichtlinien seien. Alexander Thewalt, Leiter des Amts für Verkehrsmanagement, antwortete, dies könne man in der öffentlichen Sitzung nicht sagen, höchstens in einer nicht-öffentlichen Sitzung !
Der Hintergrund ist, dass das DKFZ den Sockelbeitrag für seine 3200 Mitarbeiter für das Jobticket verständlicherweise nicht aus Krebsforschungsmitteln bezahlen will und sich schlicht weigert, so wie Uni und Klinikum seine Parkplätze zu bewirtschaften und daraus den Sockelbeitrag zu finanzieren.
Spätestens jetzt ist klar, dass die Verkehrsprobleme im und um das Neuenheimer Feld vor allem hausgemacht sind. Es sind meist dieselben Institutionen, die eine leistungsfähige Straßenbahnanbindung des Campus verhindert haben, die ihren Beschäftigten kein preiswertes Jobticket zum Umstieg auf den ÖPNV bieten und die eine Bewirtschaftung ihrer PKW-Stellplätze ablehnen.
Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck erklärte in diesem Zusammenhang, dass viele der 27 Verkehrsmaßnahmen nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadtverwaltung liegen und deshalb von ihr nicht umgesetzt werden können.
Dies war eine außerordentlich wichtige Aussage mit hoher Konsequenz für den Masterplanprozess:
Im Masterplan soll neues Baurecht geschaffen werden in Form eines neuen Bebauungsplans mit einer noch zu bestimmenden Erhöhung der baulichen Dichte für das NHF. Normalerweise ist es bei Bebauungsplänen so, dass anschließend die Stadt die für den Bebauungsplan notwendigen Verkehrsmaßnahmen umsetzt. Im Fall des NHF kann die Stadt aber wichtige Verkehrsmaßnahmen gar nicht umsetzen, wie sich jetzt bei dem Sofortmaßnahmenprogramm zeigt. Auch z.B. eine Straßenbahnanbindung scheiterte in der Vergangenheit am Nein verschiedener Institutionen im NHF.
Die zwingende Konsequenz aus diesem Sachverhalt ist, dass eine Zunahme der Bebauung und eine Erhöhung der Geschossflächenzahl im NHF in einem neuen Bebauungsplan unbedingt an die vorherige erfolgreiche Umsetzung von Verkehrsmaßnahmen gekoppelt werden muss. (Näheres dazu in folgendem Artikel.)
Ohne eine solche Koppelung sind die Probleme nicht lösbar. Würde die Stadt (wie es bisher vorgesehen ist) einen neuen Bebauungsplan mit einer höheren Bebauung ohne eine solche Koppelung erstellen, würde sie sich für die nächsten Jahrzehnte erpressbar machen !
In einer Veranstaltung in der Aula der Neuen Universität am 4. Juli 2019 kamen die Experten im Masterplanprozess zu Wort. Insbesondere die Mobilitätsexperten Prof. Dr. Regine Gerike, Universität Dresden, Professur für integrierte Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, Prof. Dr. Gerd-Axel Ahrens, Universität Dresden und Prof. Dr. Hartmut Topp, Universität Kaiserslautern machten eine Reihe sehr interessanter Ausführungen.
Prof. Dr. Topp legte gleich zu Beginn seines Statements dar, dass in der Verkehrsdiskussion eine Reihe von Heilsversprechen unterwegs seien, die Lösungen versprechen würden, die jedoch keine sind. Zu solchen Heilsversprechungen zählte er selbstfahrende Privatautos, Rohrpost für Personen oder Flugtaxis, die noch viel mehr Energie brauchen werden, aber auch Elektroantrieb für Autos, die genau soviel Platz benötigen wie normale Autos und dieselben Staus verursachen.
Prof. Dr. Ahrens und Prof. Dr. Gerike führten aus, dass sich aus den von ihren Instituten in den letzten Jahrzehnten durchgeführten Erhebungen klar zeigt, dass ein grundlegender Wandel im Verkehrsgeschehen im Gange ist: Die jungen, nachwachsenden Jahrgänge fahren deutlich weniger Auto, machen weniger den Führerschein und nutzen häufiger neue Verkehrsmittel, den ÖPNV und das Fahrrad. Bei den Arbeitswegen zeigt sich eine Abnahme des Verkehrs durch die Zunahme von Home-Office und geänderte Arbeitsbedingungen. Dies wird für die Zukunft bedeutsam sein. Neue kleine Verkehrsmittel wie E-Scooter werden die Verkehrsgewohnheiten z.B. beim Zugang zu S-Bahn- und Straßenbahnstationen verändern und verbessern. Dagegen werde die Verkehrsplanung oft noch so gemacht, als würde sich in der Zukunft nichts ändern. (Auch im neuen Prognose-0-Fall des Heidelberger Verkehrsmodells für das Jahr 2035 werden diese Änderungen überhaupt nicht berücksichtigt.)
In ihrem Schlusswort sagte Frau Prof. Dr. Gerike: "Wie der Verkehr im Jahr 2035 oder 2050 aussehen wird, ist nicht Schicksal. Es hängt davon ab, wie er geplant und gestaltet wird."
Leider kamen diese wichtigen Themen nach der Planung der Stadt erst nach über 2 Stunden. Vorher waren lange Vorträge mit Powerpoint-Präsentationen über Themen, die in den bisherigen Forumssitzungen und Diskussionen des Masterplans nur wenig kontrovers diskutiert wurden wie z.B. technische Infrastruktur. Die besonders interessanten und meist kontrovers diskutierten Verkehrsthemen kamen erst nach der Pause, in der ungefähr die Hälfte der ohnehin sehr spärlichen Zuhörer die Aula schon verlassen hatten.
Diese Reihenfolge der Vorträge war im Vorfeld der Veranstaltung im Koordinationsbeirat von Seiten des Bündnisses für Bürgerbeteiligung bereits heftig kritisiert worden, allerdings ohne Erfolg. Die Tagesordnung war nicht geändert worden.
Auch das Plakat, das in der ganzen Stadt plakatiert auf die Veranstaltung aufmerksam machen sollte, war so auffallend nichtssagend und erweckte so wenig Interesse an der Veranstaltung, dass die Frage nahe liegt, ob dies bewusst so gestaltet wurde. Es enthält keinerlei Aussagen, welche Experten kommen und zu welchen Themen sie sprechen.
Die Experten besonders im Bereich Mobilität und Wachstumsprognosen hatten im Masterplanprozess z.T. ganz andere Ergebnisse vorgetragen wie die von der Universitätsspitze bisher vertretenen Positionen.
Falls es beabsichtigt war, die Mobilitätsexperten durch ihre Platzierung ans Ende der Tagesordnung und durch die "Werbung" für die Veranstaltung nur vor möglichst wenigen Zuhörern zu Wort kommen zu lassen, dann ist dies in vollem Umfang gelungen.
Aula der Neuen Uni während der Ausführungen der Mobilitätsexperten
Interessanter Artikel von Holger Buchwald in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 6.7.2019 mit aufschlussreichen Hintergründen, warum der einzige Zukunftsforscher im Masterplanprozess, Prof. Dr. Andreas Knie, der auf der Veranstaltung ebenfalls sprechen sollte, absagte. Und interessant auch der Bericht auf der offiziellen Masterplan-Seite im Vergleich zur Realität (u.a. Behauptung einer doppelt so hohen Zuschauerzahl wie tatsächlich).
Am 9. Juli 2019 stellten die Teams ihre 3. Entwürfe im gut besuchten Großen Hörsaal Chemie vor.
Die Entwürfe haben sich bei einigen Teams verbessert. Hier ein Vergleich der wichtigsten Kriterien:
Einen Ausbau des Klausenpfads für den Autoverkehr sieht jetzt kein Team mehr vor. Er soll eine wichtige Achse für den Fahrrad- und Fußverkehr und die Naherholung bleiben. Einen Ausbau von Feldwegen im Handschuhsheimer Feld sehen jetzt nur noch die Teams MOLLER und ASTOC vor.
ASTOC hat eine Straßenbahn herausgenommen und durch autonome Busse ersetzt, weil diese angeblich zu Tagesrandzeiten flexibler wären und häufiger fahren würden als eine Straßenbahn. Das gälte aber nur dann, wenn sie bis zum Wohnort fahren würden. Dies ist allerdings nicht geplant, sie sollen nur bis zur Straßenbahnlinie in der Berliner Straße fahren. Außerdem sind ohne Straßenbahn umsteigefreie Verbindungen von Süden (HBF) wie von Norden (Bergstraße) nicht möglich. Diese sieht nur das Team HÖGER durch einen Straßenbahnring vor.
MOLLER und ASTOC sehen optional eine Brücke durch das Naturschutzgebiet vor. Da diese aber sehr lange dauern würde, planen sie große P&R-Stationen am S-Bahnhof Wieblingen für mehrere tausend PKW. Dort soll ein Teil der Autofahrer parken und dann in Busse umsteigen, die dann über Vangerowstraße, Ernst-Walz-Brücke und Berliner Straße in den Campus fahren sollen und dann allerdings genauso wie heute im Stau stehen würden.
Auffallend ist, dass die von den Teams dargestellten Modal-Split-Zahlen jeweils den Binnenverkehr auf dem Campus enthalten. Der Binnenverkehr tangiert aber die übrige Stadt nicht und macht auch keinerlei Probleme, da er fast ausschließlich aus Fuß- und Fahrradverkehr auf dem Campus selbst besteht. Bisher wurde die für die Stadt relevantere Darstellung des Quell- und Zielverkehrs in und aus dem Campus im Modal-Split gewählt. Die Darstellung des Modal-Splits inklusive Binnenverkehr führt zu einem deutlich niedrigeren Prozentanteil des Autoverkehrs.
Zur baulichen Dichte liegen jetzt auch Zahlen vor. Interessant ist, dass der Entwurf des Teams HÖGER, der von Unirektor Eitel wegen angeblich zu dichter Bebauung abgelehnt wird, mit einer Geschossflächenzahl von 1,5 die geringste bauliche Dichte vorsieht. Möglich wäre für Sondergebiete wie Hochschulen nach der geltenden Baunutzungsverordnung eine GFZ von 2,4, also 60% höher !
Interessierte können die Entwürfe und Erläuterungen von der Masterplanseite (unteres Drittel der Seite) herunter laden.
Am 16. Juli fand in der Jugendherberge die erste von 2 geplanten Sitzungen des Forums zur Bewertung der 3. Entwürfe der Teams statt. Dr. Schiller vom Fachbereich Verkehrsnachfragemodellierung der TU Dresden, der für das Amt für Verkehrsmanagement die Qualitätssicherung bei der Verkehrsmodellierung macht, hielt zu Beginn einen Vortrag über die Möglichkeiten und Grenzen von Verkehrsmodellen. Am Ende des Vortrags teilte er mit, dass die Anwendung des unter hohem Zeitdruck erstellten Heidelberger Verkehrsmodells zu Fehlern geführt habe, die einen "tatsächlichen Vergleich" der Ergebnisse der 4 Teams "derzeit schwierig machen." Nach längerem Gespräch entschied man sich deshalb, an diesem Tag keine Bewertung der Entwürfe vorzunehmen und auch die am 25.7. geplante 2. Forumssitzung zu verschieben, bis die Arbeiten abgeschlossen sind. Dies wird voraussichtlich erst im Oktober 2019 der Fall sein.
Am 26.6.2019 hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass das Verkehrsmodell noch gar nicht fertig ist und z.Zt. noch verschiedene Prognosewerte wie die PKW-Dichte und der durchschnittliche Besetzungsgrad im Prognosejahr 2035 "gegenwärtig erarbeitet " werden. Damit war klar, dass die Teams mit dem Verkehrsmodell noch gar keine belastbaren Rechnungen durchführen konnten. Die Teams mussten bereits am 4.7. ihre Arbeiten abgeben.
Am 18.7.2019 teilte die Stadtverwaltung auf ihrer Website mit, "dass die vier Planungsbüros bei der Anwendung des Modells Fehler gemacht haben und dass Probleme bei der Vergleichbarkeit auftreten. Die Verkehrslösungen der vier Büros müssten deshalb modelltechnisch überarbeitet und noch einmal durchgerechnet werden. Mit der Überprüfung und Korrektur der Modellanwendung soll nun das externe Konsortium beauftragt werden, das auch das Verkehrsmodell der Stadt Heidelberg aufgestellt hat. Es soll für alle vier Entwürfe durchrechnen, wie sich die jeweiligen Verkehrskonzepte unter anderem auf die Stärke künftiger Verkehrsströme sowie die künftige Verteilung auf die verschiedenen Verkehrsarten auswirken. "
In der Forum-Sitzung kamen außerdem vier für den Verlauf des Masterplanverfahrens wichtige Punkte zur Sprache:
Das Verkehrsmodell kann viele der zur Lösung der Verkehrsprobleme notwendigen Maßnahmen nicht rechnen. Sich allein auf das Verkehrsmodell zu verlassen, wäre deshalb nicht sinnvoll. Wichtig ist, Ziele zu formulieren, die dann im Prozess, z.B. im Verkehrsentwicklungsplan und im Masterplan verankert werden.
Wie schon hier mitgeteilt, weigern sich große Institutionen im NHF, ihren Mitarbeitern preiswerte, reguläre Jobtickets für die Nutzung von Bus und Straßenbahn zu ermöglichen, weil sie sich nach wie vor weigern an der Parkraumbewirtschaftung teilzunehmen und deshalb den Sockelbeitrag des Jobtickets nicht finanzieren können, wie es z.B. die Universität und das Klinikum machen. Daraus stellt sich die Frage, wie es weitergehen wird, wenn im Masterplan Maßnahmen wie Straßenbahn, Jobticket und Parkgebühren beschlossen werden, diese dann aber von einigen Institutionen nicht umgesetzt werden. In diesem Fall hätten die Institutionen am Ende einen neuen Bebauungsplan, der ihnen eine weitere Verdichtung ermöglicht, die Verkehrsprobleme würden aber nicht gelöst werden und weiter zunehmen. Lösbar ist das Problem nur durch eine Koppelung des Wachstums auf dem Campus an die vorherige Lösung der Verkehrsprobleme.
Ganz neu ist die Information, dass bei dem Wachstumsziel von zusätzlichen 800 000 qm Bruttogrundfläche Nutzflächen in Untergeschossen nicht mitgezählt werden, obwohl die meisten Institute große Flächen in z.T. mehreren Untergeschossebenen haben und nutzen. Im Untergeschoss des Hörsaalgebäudes Chemie befinden sich z.B. empfindliche Geräte wie Rasterelektronenmikroskopie. Das neue Gebäude des MPI für medizinische Forschung wird in 3 Untergeschossen Räume für erschütterungsempfindliche Hochleistungs-Lichtmikroskopie erhalten. Im Chemischen Institut befinden sich in den Untergeschossen große Laborräume und viele Arbeitsgruppenräume und Arbeitszimmer, in der Geologie und Mineralogie beherbergt das Untergeschoss die Feinmechanikwerkstätten, Dünnschlifflabore, Arbeitsräume etc. Der Campus besitzt heute bereits mehrere Kilometer unterirdische Versorgungsgänge, an die fast alle Institute und Kliniken angeschlossen sind. Diese unterirdische Infrastruktur wird bei einem Ausbau der Infrastruktur mitwachsen. In diesem System befinden sich die Zugänge zu zahlreichen Nutzräumen der verschiedenen Institute, in der Geografie z.B. die Kartenräume, in den Life Sciences z.B. Sicherheitslabore. Diese Nutzflächen müssen deshalb selbstverständlich bei den 800 000 qm BGF mitgezählt werden. Werden sie mitgezählt, werden sich die oberirdisch zu bebauenden Flächen entsprechend um 15 bis 20% verringern und viele Probleme (Hühnerstein, Zooreserveflächen) entspannen.
Das Team ASTOC, das in den bisherigen Entwürfen einen Straßenbahnring im Campus vorsah und eine "Straßenbahn als die beste Lösung" bewertete, hat diese neuerdings nach Gesprächen mit Institutionen im Campus heraus genommen ! Es sieht stattdessen im 3. Entwurf nur noch Busse vor. Die Planungshoheit für die Bauleit- und Verkehrsplanung liegt jedoch eindeutig beim Gemeinderat und darf durch Institutionen im Campus nicht auf diese Art und Weise ausgehebelt werden. Im Masterplanverfahren muss dringend überlegt werden, wie damit umzugehen ist.
Nachtrag 14.8.2019:
In dem einen Monat nach der Sitzung verschickten offiziellen Protokoll der Forumsitzung werden die wichtigen Informationen Nr. 2 bis 4 mit keinem Wort erwähnt.
Die Rhein-Neckar-Zeitung beginnt am 3.9.2019 die Diskussion nach den Sommerferien mit einem hochinteressanten Interview mit Prof. Dr. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin über seine Erfahrungen als Experte im Masterplanprozess. In dem Artikel mit dem Titel "Deshalb hält Zukunftsforscher Heidelberg für rückwärtsgewandt" bestätigt Prof. Knie einen Großteil der Kritik an dem Masterplanprozess, u.a. die viel zu hohe starre Wachstumsvorgabe von 800 000 Quadratmeter Bruttogrundfläche.
Am 27.11.2019 legte die Verwaltung ihren 2. Sachstandsbericht im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss (SEVA) vor. Einige der Maßnahmen kamen gut voran, u.a. die Verbesserung der Buslinien ins NHF. Nach wie vor klemmt es bei der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung und bei dem Angebot des preiswerten Jobtickets für alle Beschäftigten, da z.B. das DKFZ und die Max-Planck-Institute weiterhin kostenloses Parken anbieten und keinen Sockelbeitrag für das reguläre Jobticket bezahlen. Auch die Parkplätze des Olympiazentrums, des Instituts für Sportwissenschaften und der Verlage sind weiterhin kostenlos. Extra dazu geladen war deshalb Frau Kerstin Hoff als Vertreterin des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Sie erklärte, dass aus bundesrechtlichen Gründen das DKFZ seinen 3200 Mitarbeitern den Sockelbeitrag nicht zahlen könne, da aus Gleichstellungsgründen keine Mitarbeiter bevorzugt werden dürften. Dr. Arnulf Weiler-Lorentz und Christoph Rothfuß fragten darauf hin, wieso das DKFZ dann den mit dem Auto fahrenden Mitarbeitern einen kostenlosen Parkplatz finanziert, wenn nach den Vorschriften kein Mitarbeiter bevorzugt werden darf. Auch Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck erklärte, dass er dies nicht nachvollziehen könne. Frau Hoff blieb darauf eine Antwort schuldig, sie erklärte lediglich, dass die Parkplätze aufgrund der Vorgabe der Stadtverwaltung gebaut werden mussten, um die Stellplatzverpflichtung einzuhalten. Die Mitarbeiter könnten im übrigen durchaus seit langem das Job-Ticket des VRN nutzen, es sei für DKFZ-Mitarbeiter nur "geringfügig teurer" als das normale Job-Ticket, 600 der 3200 Mitarbeiter nutzten es. Christoph Rothfuß fragte, was dieses Jobticket für die DKFZ-Mitarbeiter denn koste. Auch darauf blieb Frau Hoff eine Antwort schuldig. Deshalb hier die Antwort:
Das Jobticket für die DKFZ-Mitarbeiter ist nicht "geringfügig", sondern deutlich teurer als das reguläre Jobticket. Zusammen mit dem kostenlosen Parken sind dadurch die Bedingungen für eine umweltfreundliche Verkehrsmittelnutzung noch schlechter als bei der Universität oder dem Universitätsklinikum.
Damit sind die besonders wichtigen Punkte 18 und 19 des einstimmig vom Gemeinderat beschlossenen Sofortmaßnahmenprogramms nicht umgesetzt:
"18. Flächendeckende Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung im Campus und den nördlich angrenzenden Bereichen (zum Beispiel Deutsches Krebsforschungszentrum, Max-Planck-Institute, Sportinstitut, Olympiastützpunkt, Verlage) und Weiterentwicklung der Parkregelung zum Beispiel nach dem Vorbild der Regelung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung.
19. Die Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern bisher kein reguläres kostengünstiges Job-Ticket anbieten, nehmen an der Parkraumbewirtschaftung des Klinikums teil und finanzieren mit den Parkgebühren den Sockelbeitrag des Job-Tickets für ihre Mitarbeiter."
Die Vertreterin des DKFZ machte deutlich, dass das DKFZ auch in Zukunft keine Parkgebühren für Autos erheben will. Dies wäre, darauf machte Christoph Rothfuß aufmerksam, das Aus für eine Seilbahnlösung für die Anbindung des Neuenheimer Felds, da ein P&R-Platz mit 4000 Stellplätzen am Ausgangspunkt der Seilbahn nur funktionieren würde, wenn gleichzeitig im Neuenheimer Feld hohe Parkgebühren erhoben würden. Wenn dies ausbleibt, würde kaum ein Autofahrer auf dem P&R-Platz sein Auto abstellen und mit der Seilbahn fahren. Das Gleiche gilt für die Mobilitätskonzepte von ASTOC und Moller mit ebenfalls großen P&R-Plätzen.
Anschließend kam eine wichtige Planung der Universität zur Sprache. Der Gemeinderat hatte in Punkt 6 des Sofortprogramms beschlossen:
" Einrichtung eines zweiten
Aufstellstreifens vor der Lichtsignalanlage (LSA) am Knoten K279 Im
Neuenheimer Feld in der Zufahrt von West Richtung Berliner Straße unter
Beibehaltung des Querschnitts des Geh- und Radwegs südlich der Straße."
Inzwischen liegt jedoch eine
Planung vor, die den ohnehin zu schmalen Zweirichtungs-Radweg und Gehweg an
dieser Stelle von 4,30 m durch die Anlage einer 3. Autospur auf 2,50 m
einengen würde. Dieser Rad- und Gehweg ist die Verbindung von der
wichtigsten Haltestelle Technologiepark in den Campus und wird täglich
von vielen Tausend Radfahrern und Fußgängern benutzt. Nach den Bestimmungen
muss ein Zweirichtungs-Rad- und Gehweg dieser Art mindestens 4,50 m breit
sein.
Als Christoph Rothfuß
(GRÜNE) und Michael
Pfeiffer (GAL) danach fragten, antworteten Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck und
Amtsleiter Alexander Thewalt,
der Rad- und Gehweg werde nicht verschmälert. Die vorliegende Planung einer
Machbarkeitstudie sieht jedoch genau das vor:
Diese Planung würde zu einer weiteren Verschlechterung des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs und wegen des hohen Verkehrsaufkommens an dieser Stelle zu Sicherheitsrisiken führen.
Im Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität (AKUM) stellte Christoph Rothfuß für die Grünen am 1.3.2023 deshalb folgenden Sachantrag:
"Folgende Maßnahme des
27-Punkte-Maßnahmenkataloges soll nicht weiterverfolgt werden:
- Einrichtung eines zweiten Aufstellungsstreifens vor der
Lichtsignalanlage (LSA) am Knoten K279 Im Neuenheimer Feld in der
Zufahrt von West Richtung Berliner Straße unter Beibehaltung des
Querschnitts des Geh- und Radwegs südlich der Straße."
Dem Antrag wurde im AKUM mit 7:2:1 und im Gemeinderat am 23.3.2023 einstimmig zugestimmt.
Am 23.8.2023 schrieb Oberbürgermeister Eckart Würzner an die Mitglieder des Gemeinderats:
"Die Machbarkeitsstudie zu einer möglichen
Realisierung eines zweiten Aufstellungsstreifens vor der Kreuzung Im
Neuenheimer Feld/Berliner Straße hat aufgezeigt, dass die Maßnahme nur
durch eine deutliche Verschmälerung des bestehenden Geh- und Radwegs
umgesetzt werden könnte. Hinzu kommt, dass voraussichtlich mehrere Bäume
zurückgeschnitten oder gar gefällt werden müssten.
Vor diesem Hintergrund kann die Verwaltung der Empfehlung des
Gemeinderats, die Maßnahme nicht weiterzuverfolgen, zustimmen."
Am 28.11.2019 wurden in der Aula der Neuen Universität die Ergebnisse der Verkehrsberechnungen und des neuen Stadtklimatologischen Gutachtens vorgestellt.
Frank Zimmermann von IVAS, Dresden, erläuterte die Ergebnisse der vergleichenden Berechnung der Entwürfe der vier Teams. Berechnet wurden ein Analysefall (Verkehrssituation im Jahr 2015), der Prognosefall im Jahr 2035 und die Verkehrskonzepte der vier Entwurfsteams im Jahr 2035. Die Berechnungen ergaben interessante Ergebnisse:
Mit allen vier Konzepten können die im Neuenheimer Feld entstehenden Verkehre (zusätzlich zu dem bisherigen Verkehr) in Zukunft abgewickelt und zu wesentlichen Teilen auf den Umweltverbund verlagert werden. | |
Die notwendigen Kfz Verkehre (Versorgung, Patienten, Besucher) funktionieren | |
Der MIV auf den angrenzenden Straßen nimmt trotz erheblicher Zunahme der Pendler nicht zu und wird in einigen Entwürfen sogar geringer | |
Der ÖPNV hat je nach angebotenem System deutliche Zuwächse |
Wichtig sind die in dem Verkehrsmodell getroffenen Grundannahmen. Durch Nachfragen der Zuschauer erläuterte Frank Zimmermann, dass ein Großteil der geplanten Verbesserungs-, Entlastungs- und Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsmodell weder im Prognosefall noch in den Berechnungen der vier Entwürfe berücksichtigt wird. So enthält das Verkehrsmodell z.B. folgende Maßnahmen noch nicht:
Radschnellwege | |
neue geplante Fahrradstraßen | |
sichere und schnelle Fahrradverbindungen nach Neckargemünd und ins Neckartal | |
eine Straßenbahnanbindung des neuen Stadtteils PHV | |
andere neue Straßenbahnstrecken | |
eine Beschleunigung des ÖPNV | |
neue S-Bahn-Linien und Haltestellen |
Im Gegensatz dazu ist die Bevölkerungs-und Arbeitsplatzzunahme, die zu einer Erhöhung des Autoverkehrs führen wird, im Modell voll abgebildet. Das Modell rechnet also tendenziell zu hohe Kfz-Zahlen aus. Bürgermeister Jürgen Odszuck erklärte, dass man sich dessen bewusst sei und dass es vor allem darauf ankomme, die 4 Entwürfe in ihren verkehrlichen Auswirkungen zu vergleichen.
Besonders interessant sind diese
vergleichenden Ergebnisse der vier Teams:
Team |
Moeller |
Heide |
Astoc |
Höger |
PKW-Fahrten von und zum NHF im Jahr 2035, Ergebnis Verkehrsmodell 23.11.2019 |
21 300 |
19 800 |
17 600 |
22 300 |
Es erstaunt, dass bei Team HÖGER durch das Verkehrsmodell die höchsten PKW Zahlen errechnet werden. Ursache dafür ist, dass bei HÖGER keine Erhöhung der Parkgebühren und des ÖV-Takts vorgenommen wurde, obwohl diese Bestandteil des Verkehrskonzepts von HÖGER sind. Die Berechnungen des Entwurfs HÖGER wurden für das Jahr 2035 mit den Parkgebühren und dem ÖV-Takt des Jahres 2015 durchgeführt, während bei den anderen Entwürfen Erhöhungen der Parkgebühren und des ÖV-Takts in das Modell eingegeben wurden. Weitere Ursachen sind z.B., dass im Jahr 2035 keine zusätzlichen Bike & Ride Anlagen als Zubringer zu Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs vorgesehen wurden. Dies war vermutlich kein Fehler von IVAS, die genaue Ursache des Fehlers ist noch nicht ermittelt. Diese Fehler müssen dringend zeitnah und vor einer Bewertung der vier Entwürfe in den Forumsitzungen korrigiert werden, da sonst der Entwurf HÖGER benachteiligt würde und ein Vergleich der Entwürfe nicht möglich wäre.
Die Erhöhung der Parkgebühren bei den anderen Teams bis zum Jahr 2035 ist übrigens sehr moderat ( (z.B. ASTOC +50%, Heide +ca. 35%). Der Gemeinderat hat am 17.12.2019 beschlossen, die Parkgebühren an städtischen Parkautomaten ab 1.1.2020 um 40% und ab 1.1.2022 um 100% im Vergleich zu heute zu erhöhen. (siehe Grafik)
Die folgende Tabelle zeigt die Höhe von
Parkgebühren 2015, heute und im Jahr 2035 im Neuenheimer Feld bei einer
Erhöhung um 500% im Vergleich zu 2015. Eine solche prozentuale Erhöhung
erscheint zunächst hoch, dies liegt jedoch vor allem an dem sehr
niedrigen Ausgangswert von 2015. Eine um 500% höhere Parkgebühr im Jahr
2035 für Stellplätze in Parkhäusern und Tiefgaragen im NHF wäre nur 20%
höher als die heutigen Parkgebühren in städtischen Parkhäusern
und immer noch 20% niedriger als heute in Parkhäusern der APCOA PARKING
GmbH in Heidelberg. Sie entspräche den realen Herstellungskosten
solcher Stellplätze.
Parkgebühren, NHF und Parkhäuser €/Monat: |
||||
2015 |
2019 |
2022 |
2035 |
|
Campus Neuenheimer Feld (NHF) |
20,00 € |
26,00 € |
120,00 € |
|
Städtische Parkhäuser |
89,25 € |
97,10 € |
||
Parkhäuser APCOA PARKING GmbH, z.B. DHC |
150,00 € |
|||
Parkautomaten,€/h |
1,00 € |
1,50 € |
3,00 € |
Bei den Ergebnissen des stadtklimatologischen Gutachtens schneidet der Entwurf HÖGER besser ab als die anderen Entwürfe. Die bei heißen Sommerwetterlagen von einer nächtlichen Überwärmung betroffenen Flächen sind deutlich geringer als in den anderen Entwürfen. Dies ist das Ergebnis der von der Stadt beauftragten Klimaexpertise Neuenheimer Feld Heidelberg, die von Robert von Tils von GEO-NET Umweltconsulting GmbH vorgestellt wurde.
Besonders schlecht schneiden die Entwürfe von ASTOC und Moller ab. Hier als Vergleich die Ergebnisse der 4 Entwürfe:
Durch die Nichtbebauung des Gewanns Hühnerstein und die geringere Versiegelung und Verdichtung erzielt der Entwurf HÖGER insgesamt ein wesentlich besseres Stadtklima auf dem Campus als die anderen Entwürfe.
Zahlreiche Teilnehmer fragten nach, warum kein einziger Entwurf ohne Neckarbrücke gerechnet wurde. Team HÖGER sieht eine Brücke erst im Jahr 2050 und dann auch nur optional vor. Trotzdem wurde der Entwurf HÖGER nur mit Brücke gerechnet und das sogar für das Jahr 2035. Aufgrund der Nachfragen sagte Bürgermeister Jürgen Odszuck zu, dass noch ein Planfall HÖGER ohne Brücke gerechnet wird.
Am 3.11.2019, viereinhalb Monate nach Erstellung, wurden nun endlich auch die Stellungnahmen der Experten zu den dritten Entwürfen der Teams veröffentlicht.
Im ersten Teil der Forumssitzung zur Bewertung der 3. Entwürfe der Planungsteams erläuterte der Gutachter Dr. Schiller noch einmal die Ergebnisse der Modellrechnungen der 4 Verkehrskonzepte. Gli Beyene vom Amt für Verkehrsmanagement stellte die Ergebnisse des neu berechneten Planfalls des Teams Höger ohne Brücke durch das Naturschutzgebiet vor. Dabei wurden jedoch die Eingabefehler nicht korrigiert ! Nach wie vor wurde, trotz Intervention von Frau Höger, bei der Berechnung des Schweizer Verkehrskonzepts im Jahr 2035 z.B.
mit denselben niedrigen Parkgebühren wie 2015 und | |
mit keiner Änderung des ÖV-Takts gerechnet |
Das Team Höger sieht in seinem Verkehrskonzept für das Jahr 2035 statt des heutigen 10-Minuten-Takts einen 5-Minuten-Takt der wichtigsten Straßenbahn- und Buslinien vor. Ein solcher 5-Minuten-Takt wurde z.B. in dem Konzept von HEIDE und ASTOC unterstellt und für die Rechnungen verwendet, bei Team Höger nicht.
Die nachfolgende Tabelle
zeigt die mit dem Verkehrsmodell von IVAS berechneten Ergebnisse
entsprechend der jeweiligen Eingaben in das Modell:
Verkehrsstärken, MIV/24 h Werktag |
Quell/Ziel-VK NHF |
Berliner Straße |
Ernst-Walz-Brücke |
Hans-Thoma-Platz |
Analyse-Istfall Situation 2015 |
28 100 |
29 200 |
46 100 |
21 800 |
Prognose 2035 ohne weitere Maßnahmen |
36 300 |
33 400 |
52 600 |
22 800 |
Verkehrskonzept Moeller 2035 |
21 300 |
29 600 |
44 300 |
21 600 |
Verkehrskonzept Heide 2035 |
19 800 |
27 400 |
41 300 |
22 200 |
Verkehrskonzept Astoc 2035 |
17 600 |
30 100 |
41 900 |
21 000 |
Verkehrskonzept Höger 2035 mit ÖV-Brücke, gleiche Parkgebühren, ÖV-Takt und PKW-Besetzungsgrad wie 2015 |
22 300 |
30 100 |
44 500 |
21 400 |
Verkehrskonzept Höger V1 2035 ohne ÖV-Brücke, gleiche Parkgebühren, ÖV-Takt und PKW-Besetzungsgrad wie 2015 |
24 100 |
30 300 |
46 500 |
21 300 |
Verkehrskonzept Höger V2 2035 ohne ÖV-Brücke, mit Expressbuslinie von P&R Wieblingen ins NHF, gleiche Parkgebühren, ÖV-Takt und PKW-Besetzungsgrad wie 2015 |
21 300 |
29 800 |
44 100 |
21 300 |
Vorschläge aus dem Forum, diese Fehler bis zur 2. Sitzung des Forums zu korrigieren (die Änderung dieser Eingabeparameter an dem Verkehrsmodell wie Parkgebühren und ÖV-Takt kann an einem halben Tag erledigt werden), wurden von den Projektträgern abgelehnt. Bei dieser 2. Forumssitzung am 19.12. soll die endgültige Bewertung der Teams durch das Forum erfolgen.
Am 19.12.2019 fand die 2. Sitzung des Forums zur abschließenden Bewertung der 3. Konzepte der Teams statt. Bei dieser Sitzung waren Vertreter der Teams angereist und stellten sich ausführlich Fragen an den Postern ihrer Entwürfe und der Diskussion im Plenum. In den Tagen zuvor hatten die Teams Gelegenheit gehabt, sich noch einmal schriftlich zu den Ergebnissen der Verkehrsberechnungen mit dem Verkehrsmodell zu äußern. Leider waren diese Stellungnahmen auf der Sitzung nicht verfügbar, sie sollen nach Rückfrage erst in den nächsten Tagen online gestellt werden. Nach einer ausführlichen Diskussion wurden die Entwürfe der Teams durch die Teilnehmer des Forums bewertet.
Jeder Teilnehmer konnte die Konzepte der 4 Teams jeweils in den Bereichen
Städtebau | |
Freiraum | |
Mobilität | |
Infrastruktur/Energie |
mit Widerstandspunkten von 0 bis 10 bewerten. 0 bedeutet dabei volle Zustimmung, 10 bedeutet volle Ablehnung. Wenn kein Wert angegeben wurde, wurde bei der Auswertung durch die Verwaltung eine 5 vergeben. Dies war vor allem bei dem wenig diskutierten Thema Infrastruktur im Campus der Fall. Am Ende wurden jeweils die Mittelwerte aus insgesamt mehr als 700 Einzelbewertungen berechnet. Ein Ergebniswert über 5 bedeutet eher Ablehnung, ein Wert unter 5 eher Zustimmung.
Hier die Ergebnisse der Bewertung:
Am besten hat das Konzept HÖGER abgeschnitten mit 4,0 und am schlechtesten das Konzept MOELLER mit 5,5. Bei einer Zusammenfassung ohne das für die Gesamtstadt nur wenig relevante und nur wenig bewertete Thema "Infrastruktur im Campus" werden die Unterschiede noch größer: HÖGER erreicht 3,9, MOELLER knapp 6.
Am stärksten variieren die Bewertungen beim Thema Mobilität. Bei den Themen Städtebau und Freiraum hebt sich das Konzept HÖGER mit Werten unter 4 besonders stark von seinen Konkurrenten ab.
Die zweidimensionale Darstellung der Ergebnisse (gute Bewertungen innen, schlechtere Bewertungen außen) zeigt, dass nur das Schweizer Team HÖGER (grüne Linie) in allen vier Bereichen gut abschneidet. Die anderen 3 Teams erreichen jeweils höchstens in einem Bereich einen guten Wert, in den anderen drei Bereichen aber Bewertungen über 4,5 oder schlechter.
Die klaren Ergebnisse der Bewertung sind gleichzeitig ein Votum für
Flächensparendes Bauen (nur Team HÖGER) | |
Keine Bebauung Gewann Hühnerstein (nur Team HÖGER kommt ohne Bebauung des Hühnersteins aus) | |
Keine Brücke durch das Naturschutzgebiet (Team HÖGER und Team HEIDE kommen ohne eine MIV- oder ÖV-Brücke aus) | |
Kein P&R-Platz im Handschuhsheimer oder Dossenheimer Feld mit Busverkehr durch das Handschuhsheimer Feld (HÖGER und HEIDE) | |
Eine Straßenbahn und eventuell zusätzlich eine Seilbahnerschließung (Team HÖGER und Team HEIDE) |
Sehr interessant ist eine Aufschlüsselung der Widerstandsbewertung nach den im Forum vertretenen Hauptgruppen: Die Projektträger favorisieren eindeutig das Team ASTOC, während sie das Team HÖGER, das insgesamt am besten abgeschnitten hat, mit jeweils dem absolut höchsten Widerstandswert von 10 vollständig und undifferenziert ablehnen. Könnte dies u.a. daran liegen, dass das Team HÖGER z.B. bei der Straßenbahnlösung Rückgrat bewiesen hat, während das Team ASTOC den Vorgaben der Projektträger willig folgte und die Straßenbahn, die im 2. ASTOC-Entwurf noch "als beste Lösung" enthalten war, im 3. Entwurf wieder gestrichen hat ?
Am 24.2.2020 wurde die Beschlussvorlage für den Gemeinderat mit Anhängen veröffentlicht. Darin wollen die Projektträger den Gemeinderat beschließen lassen, dass nur das Team ASTOC in der Konsolidierungsphase weiter planen soll, das in den Feldern Mobilität, Städtebau und Freiraum deutlich schlechter abgeschnitten hat als das Schweizer Team HÖGER (siehe Grafik oben "Bewertung der 3. Entwürfe durch das Forum").
Das Konzept ASTOC wird die höchsten Autoverkehrszuwächse bringen. Dies wurde in den im Forum vorgelegten Verkehrsberechnungen von IVAS verschleiert, da in diesen bei ASTOC für das Jahr 2035 mit einer deutlichen Erhöhung der Parkgebühren und der Halbierung der ÖV-Takte auf einen 5-min-Takt, im Konzept HÖGER dagegen für 2035 mit den gleichen Parkgebühren und ÖV-Takten wie 2015 gerechnet wurde. | |
ASTOC sieht in seinem Konzept den mit Abstand höchsten Bauzuwachs vor: + 1 258 303 qm BGF statt der geforderten 810 000 qm BGF. Das ist 55% mehr als in der vom Gemeinderat beschlossenen Aufgabenstellung gefordert. Je mehr gebaut wird, desto mehr Verkehr wird erzeugt. | |
Bei ASTOC sind in diesem hohen Zuwachs Untergeschosse nicht mitgezählt, diese kämen noch dazu. Im NHF befinden sich wesentliche Teile der Nutzflächen in Untergeschossen (25% - 30%). | |
Wohnen auf dem Campus ist die effektivste Methode, um Pendler- und Autoverkehre zu reduzieren. Das Team HÖGER, das nach dem Willen der Projektträger nicht weiterarbeiten soll, sieht 86 600 qm zusätzlichen Wohnraum auf dem Campus vor, ASTOC dagegen nur 71 400 qm. ASTOC will diesen vor allem auf dem Hühnerstein realisieren, der nach der Beschlussvorlage aber erst bebaut werden soll, wenn das neue Baurecht auf dem bestehenden Campus „weitgehend ausgeschöpft" ist. Dies wird, wenn überhaupt, erst weit nach 2040 der Fall sein. | |
ASTOC hatte im letzten Entwurf noch eine Straßenbahn vorgesehen, diese jedoch auf Druck aus dem Neuenheimer Feld herausgenommen und durch eine Campusflotte ersetzt. Diese hätte einen hohen Anteil gebrochener Verkehre. Nur mit der von HÖGER vorgesehenen Straßenbahn lässt sich das NHF von Weinheim bis Leimen (zukünftig eventuell Nußloch und Wiesloch) ohne Umsteigen und aus Richtung Mannheim/Pfalz, Karlsruhe, Neckartal, Kraichgau und zukünftig Darmstadt mit nur 1x Umsteigen am HBF erreichen. Die von ASTOC vorgesehene Campusflotte (u.a. Busshuttle zwischen Berliner Straße und Campus) hätte einen zusätzlichen Umsteigevorgang zur Folge. Pro Umsteigevorgang halbiert sich die Zahl der Umsteiger vom Auto auf den ÖPNV. | |
ASTOC hat ein Verkehrskonzept, das von allen Entwürfen die höchste Zahl an PKW-Stellplätzen vorsieht. Im Vergleich zum Ausgangswert soll die für Parkplätze genutzte Geschossfläche im Neuenheimer Feld um 43% ansteigen. | |
ASTOC plant einen Ausbau von Feldwegen zu Straßen im Handschuhsheimer Feld zu einem großen P&R-Platz im Norden Handschuhsheims. Dies wäre der Beginn des Nordzubringers durch das Handschuhsheimer Feld. | |
Nach dem Stadtklimatologischen Gutachten weist das Konzept ASTOC tagsüber den höchsten Flächenanteil mit Extremtemperaturen über 41 °C auf, nachts den zweithöchsten Anteil überwärmter Flächen. | |
Eine Brücke durch das Naturschutzgebiet Alt-Neckar soll für Busse, Fußgänger, Radfahrer und Rettungsfahrzeuge errichtet werden. Diese könnte allerdings später auch für den Autoverkehr freigegeben werden. | |
Eine "vertiefende Prüfung" eines Nordzubringers soll lediglich "zurückgestellt" werden. |
Der Bezirksbeirat Wieblingen korrigierte in seiner Sitzung am 5.3.2020 wesentliche Teile der Beschlussvorlage und beschloss, dass auch das Team HÖGER mit der weiteren Erarbeitung des Masterplans beauftragt werden soll.
Im Gegensatz dazu folgte der Bezirksbeirat Bergheim am 11.3.2020 mehrheitlich mit den Stimmen der GRÜNEN und der CDU dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, dass nur das Team ASTOC mit der weiteren Bearbeitung des Masterplans beauftragt werden soll.
Am 16.6.2020 tagte der Bezirksbeirat Neuenheim im Carl-Rottmann-Saal. Strittig war vor allem der Punkt, ob nur das Team ASTOC allein oder ASTOC zusammen mit dem Schweizer Team HÖGER weiter mit der weiteren Ausarbeitung eines Zukunftentwurfs für das Neuenheimer Feld beauftragt werden soll. Während sich Dr. Frieder Rubik (GAL) und Sebastian Klassen (SPD) für eine gemeinsame Beauftragung von ASTOC und HÖGER aussprachen, plädierte David Esders (GRÜNE) für die alleinige Beauftragung von ASTOC: Auch die Verwaltung plädierte nur für Team ASTOC.
Nach längerer Diskussion beschlossen die GRÜNEN zusammen mit den konservativen Bezirksbeiräten, dass nur ASTOC weiter beauftragt werden soll. Der Beschluss enthält zwar den Zusatz, dass auch Ideen und Entwicklungsperspektiven der drei anderen Teams und eine Reihe von Mobilitätsideen geprüft werden. Das Team ASTOC lässt die Verkehrslösungen von PTV erarbeiten, einer Firma, die seit 2017 im Besitz von PORSCHE ist. ASTOC selbst sieht in seinem bisherigen Konzept über 10 000 zielnahe Parkplätze vor.
Am 23.6
.2020 tagte der Bezirksbeirat Handschuhsheim im Carl-Rottmann-Saal. Die Sitzung wurde von Baubürgermeister Jürgen Odszuck geleitet, der zu Beginn erläuterte, dass es jetzt nach den umfangreichen Vorarbeiten in der Planungsatelierphase u.a. um die Entscheidung geht, mit welchem oder auch mit welchen zwei Konzepten in der Konsolidierungsphase weitergearbeitet wird. Nach langer Diskussion korrigierte der Bezirksbeirat wichtige Teile des Beschlussvorschlags der Verwaltung. Hier die wichtigsten Punkte:
Mit der
weiteren Bearbeitung in der Konsolidierungsphase soll nicht das Büro
ASTOC, sondern das Büro HÖGER beauftragt werden. | |
Städtebaulich soll ein „eindeutig definierter Siedlungsrand zum
Handschuhsheimer Feld" geschaffen werden. | |
Der
Hühnerstein soll erst dann städtebaulich weiterentwickelt werden, wenn
"die im letztlich zu beschließenden Masterplan definierten
Verdichtungspotentiale ausgeschöpft sind" (statt „weitgehend"
ausgeschöpft, wie in der Vorlage). | |
„Die
Vorgabe eines Zuwachses der Bruttogrundfläche von 818 000 qm
zusätzlich zum Bestand von 1 094 000 qm (2017) bis zum Jahr 2050 wird
nicht überschritten.". | |
Bei
der Entwicklung und Bewertung der Mobilitätsvarianten werden die
Experten, lokalen Fachvertreter und die RNV einbezogen. | |
Ein
„CO2-Vergleich von Verkehrsvarianten und Prüfung
weiterer umweltrelevanter Fragen" soll nicht, wie von der Verwaltung
vorgeschlagen, nur „vorbereitet", sondern umfassend nach
verschiedenen Kriterien in der Konsolidierungsphase durchgeführt
werden. | |
„Die
zulässige Geschossflächenzahl im Neuenheimer Feld in einem neuen
Bebauungsplan wird nur in dem Maße erhöht wie vorher Verkehrsmaßnahmen
zur Reduktion des Autoverkehrs erfolgreich umgesetzt wurden. Dabei
kann ein stufenweises Vorgehen gewählt werden. Die Wirksamkeit der
Verkehrsmaßnahmen ist durch Verkehrszählungen nachzuweisen." |
Als Berichterstatterin für den SEVA wurde Frau Birgit Müller-Reiss (BL) gewählt.
Weitere Informationen, insbesondere ein Fakten-Check zu falschen Behauptungen über das Team HÖGER, sind auf der neuen Seite Hintergründe enthalten.
Im SEVA am 1.7.2020 stellten SPD, GRÜNE, GAL, BL, Linke und HiB einen Gemeinschaftsantrag als Alternative zur Beschlussvorlage der Verwaltung, in dem die Punkte aus den Bezirksbeiräten weitgehend übernommen wurden. Der Gemeinschaftsantrag wurde von Sören Michelsburg (SPD) vorgestellt und begründet: Mit der weiteren Bearbeitung sollen danach die Teams HÖGER und ASTOC beauftragt werden, der Zuwachs soll die ursprünglich beantragten 818 000 qm BGF nicht überschreiten, die in der Aufgabenstellung vorgegebene Bruttogrundfläche BGF und nicht die GF soll für den Vergleich der Entwürfe herangezogen werden und die zulässige Geschossflächenzahl in einem neuen Bebauungsplan wird nur in dem Maße erhöht wie vorher Verkehrsmaßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs erfolgreich umgesetzt wurden. Daneben wurden eine Reihe weiterer Korrekturen vorgenommen. Der wichtige CO2-Vergleich der Verkehrsvarianten incl. der Prüfung weiterer umweltrelevanter Fragen soll nicht, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, nur vorbereitet, sondern in der jetzt folgenden Konsolidierungsphase umfassend durchgeführt werden.
Über den Beschlussvorschlag der Verwaltung und den alternativen Gemeinschaftsantrag entspann sich eine längere Diskussion, in der einige der Fake-Argumente aus den Bezirksbeiratsitzungen wiederholt wurden (siehe Fakten-Check.) Frau Friedrich und der OB behaupteten mehrmals, das Team HÖGER habe den geforderten Zuwachs von 800 000 qm nicht erfüllt. Christoph Rothfuß (GRÜNE) und Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (BL) wiesen jedoch darauf hin, dass die Statistik von Frau Friedrich nur die Geschossfläche (GF), nicht jedoch die in der Aufgabenstellung geforderte Bruttogrundfläche (BGF) darstellt, die vom Team HÖGER sogar übererfüllt wird. Die Diskussion ging solange, bis Bernd Müller (Leiter Vermögen und Bau BaWü) eindeutig klarstellte: "Wir waren schon immer bei Bruttogrundfläche." (= BGF) Was den OB, der vorher mehrmals mit der GF-Vergleichsstatistik argumentiert hatte, sichtlich erstaunte. Als er sich wieder gefasst hatte, sagte er: "Dann ist es gut, dann bitte ins Protokoll: Herr Müller hat gesagt, Bruttogrundfläche, Bruttogrundfläche ist der Wunsch des Landes."
Anmerkung 14.7.2020: In dem Protokoll der SEVA-Sitzung, dessen interne Abstimmung zwei Wochen (!) benötigte, wurde diese überaus wichtige Aussage von Bernd Müller nicht protokolliert ! Außerdem wird in dem Protokoll das Abstimmungsergebnis des Gemeinschaftsantrags mit 10:5 nicht korrekt wiedergegeben. Wie das zum Zeitpunkt der Abstimmung aufgenommene Foto unten zeigt, lautete das Abstimmungsergebnis 11:5.
Nach längerer Diskussion wurde der Gemeinschaftsantrag mit den Stimmen der SPD, GRÜNEN, GAL, BL, Linken, HiB und Björn Leuzinger gegen die Stimmen der CDU, HDer, FDP und AfD mit 11 zu 5 beschlossen.
Lediglich der Punkt 1b) des Antrags wurde ausgeklammert. Die Verwaltung soll bis zur Gemeinderatssitzung am 23.7.2020 darlegen, was mit "weitgehend" genau gemeint ist. ("Der Hühnerstein wird ... erst dann städtebaulich weiterentwickelt, wenn die im letztlich zu beschließenden Masterplan definierten Verdichtungspotentiale weitgehend ausgeschöpft sind.")
Rhein-Neckar-Zeitung 3.7.2020 Heidelberg24 3.7.2020
Vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung hatten Greenpeace Rhein-Neckar, BUND, NABU, Ökostadt, VCD und der Studierendenrat (StuRa) der Universität vor dem Rathaus eine Kundgebung veranstaltet und Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner über 2000 Unterschriften für eine klimafreundliche Entwicklung des Unicampus übergeben. Sowohl die Umweltverbände als auch der Studierendenrat, die gewählte Vertretung der Studierenden der Universität sprachen sich dabei für die Beauftragung des Teams HÖGER aus. StuRa: "Wir stellen fest, dass nur das Architektenbüro Kerstin Höger den von uns in nämlicher Positionierung aufgestellten Kriterien gerecht wird... Insbesondere in den Bereichen Mobilitätsentwicklung sowie Flächenplanung zum Handschuhsheimer und Neuenheimer Feld zeigt der Entwurf Weitsicht und bietet eine Perspektive für eine nachhaltige Entwicklung des Campus im Interesse der Studierendenschaft. Da diese die größte Nutzer*innengruppe mit 18.000 Studierenden der Universität Heidelberg und der PH Heidelberg darstellt, hoffen wir, dass die vorliegende Stellungnahme entsprechend Berücksichtigung findet. "
In der Gemeinderatssitzung am 23.7.2020 wurde zunächst der neue Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität Raoul Schmidt-Lamontain gewählt.
Danach stand die abschließende Entscheidung über die Planung der Konsolidierungsphase im Masterplan NHF an. Zuvor fand eine längere Diskussion statt. Sören Michelsburg (SPD), Derek Cofie-Nunoo (GRÜNE), Christoph Rothfuß (GRÜNE), Bernd Zieger (Linke), Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (BL) und Michael Pfeiffer (GAL) sprachen für den im SEVA verabschiedeten Gemeinschaftsantrag, der die Beauftragung der zwei Büros ASTOC und HÖGER vorsieht. Sie legten dar, dass noch viele Fragen in den Bereichen Verkehr, Dichte der Bebauung, Verkehrsberechnungen für 2035 mit Parkgebühren und ÖV-Takten von 2015 ungeklärt seien, die jetzt in der einjährigen Konsolidierungsphase geklärt werden sollen. Da die Entwürfe von ASTOC und HÖGER sich stark unterscheiden, sollen beide weiterentwickelt und dann am Ende das bessere Konzept ausgewählt werden. Michael Eckert (FDP), Sven Geschinski (AFD), Timethy Bartesch (AFD), Wolfgang Lachenauser (HEIDELBERGER) und Werner Pfisterer (CDU) sprachen sich gegen den Gemeinschaftsantrag aus, Werner Pfisterer mit der Aussage: "Wir brauchen dringend eine Brücke und wir brauchen eigentlich im Prinzip auch einen Nordzubringer". Dr. Arnulf Weiler-Lorentz dagegen erinnerte daran, dass durch den Masterplan das in den letzten 60 Jahren gebaute Bauvolumen (u.a. Verlegung fast aller Kliniken aus Bergheim ins Neuenheimer Feld) jetzt in nur 30 Jahren noch einmal fast verdoppelt werden soll ! Außerdem widerlegte er verschiedene "Gerüchte" im Verfahren, u.a. die Aussage, das Büro HÖGER habe die Vorgaben nicht erfüllt. Die grundsätzliche Frage sei, ob wir es uns in einer Welt, die endlich und begrenzt ist, deren Ressourcen und deren Aufnahmefähigkeit für Abfallstoffe wie CO2 begrenzt sind, in Zukunft überhaupt noch leisten können, eine nicht-ökologische Planung durchzuführen. Deshalb präferiere er eindeutig das Konzept HÖGER. Sören Michelsburg (SPD) betonte u.a. den engen Zusammenhang zwischen städtebaulicher Entwicklung und Verkehrsplanung: "Wenn ASTOC z.B. Tausende von PKW-Stellplätzen in Parkhäusern plant, dann sind diese Flächen städtebaulich nicht mehr anderweitig nutzbar."
Christoph Rothfuß (GRÜNE) brachte den Antrag ein "Die Verwendung von Parkgebühren, ÖV-Takten des Jahres 2015 usw. für das Jahr 2035 bei den Verkehrsberechnungen für das Team Höger wird korrigiert." Gegen diesen Antrag wehrte sich Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck vehement. Hintergrund ist, dass die Verwaltung beabsichtigt hatte, die von einem externen Büro angefertigten falschen Verkehrsberechnungen des Konzepts HÖGER ohne Korrektur dem weiteren Verfahren zugrunde zu legen. Der Gemeinderat beschloss jedoch beide Anträge mit großer Mehrheit.
Bei der entscheidenden Schlussabstimmung (Foto) stimmten SPD, GAL, BL, LINKE, Waseem Butt, Björn Leuzinger, ein Großteil der GRÜNEN und der OB mit einer großen Mehrheit von 26 zu 12 bei 5 Enthaltungen für den durch die SPD und die GRÜNEN ergänzten Gemeinschaftsantrag. Damit ist in den nächsten Monaten der Weg frei für ein faires Verfahren im Wettbewerb hin zu einer optimalen klima- und umweltfreundlichen Entwicklung des Unicampus und seiner Umgebung. Es wird in diesem Jahr weiter darauf ankommen, dass sich viele Menschen in der Bürgerbeteiligung im Masterplanverfahren einbringen und die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen.
Im Oktober 2020 legte der DGB-Bezirk Baden-Württemberg Region Nordbaden nach zweijähriger Arbeit ein wichtiges Positionspapier "Moderne Mobilität für Heidelberg" vor, das viele Vorschläge zur Verbesserung der Mobilitätssituation in Heidelberg enthält. (Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung vom 3.11.2020)
Bisher wurden die Grundlagen im Masterplanverfahren von den Projektträgern entworfen und danach in den gemeinderätlichen Gremien diskutiert, ggfls. geändert und dann vom Gemeinderat beschlossen (z.B. Rahmenvereinbarung des Masterplanverfahrens im Jahr 2017, Aufgabenstellung für die Planungsteams 2018 oder der grundlegende Gemeinderatsbeschluss zur Konsolidierungsphase im Juli 2020).
Für den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss (SEBA) am 23.3.2021 legte die Verwaltung eine Informationsvorlage vor, aus der sich ergibt, dass im Jahr 2020 von den Projektträgern eine „Leistungsbeschreibung" für die Konsolidierungsphase erstellt wurde, die den Planungsteams vorschreibt, was und wie sie die endgültigen Entwürfe entwickeln müssen. Diese Leistungsbeschreibung jedoch wurde dem Gemeinderat bisher weder vorgelegt noch konnte er sie diskutieren, ändern oder beschließen, da der Ausschuss des Gemeinderates erst mit der Informationsvorlage am 23.3.2021 davon erfuhr. Die „fertige" Informationsvorlage wurde den Teams bereits am 19.02.2021, kurz vor Beginn der entscheidenden Arbeitsphase vorgelegt !
Im SEBA entspann sich eine längere Diskussion, in der die Vorlage der Leistungsbeschreibung und die Beantwortung der Fragen durch Bürgermeister Jürgen Odszuck zugesagt wurde. Die Diskussion des Themas im nächsten Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität (AKUM) im Mai 2021 wurde von der Verwaltung allerdings abgelehnt ! Frau Friedrich, Stadtplanungsamtsleiterin, sagte, man wolle vor Fertigstellung der Entwürfe und der endgültigen Behandlung des Themas in den gemeinderätlichen Gremien keine Diskussion über die Leistungsbeschreibung und die aufgeworfenen Fragen ! Bürgermeister Odszuck wehrte sich zunächst gegen die Behandlung der Mobilitäts- und Klimaschutzthemen im AKUM, sagte dies und die Zusendung der Leistungsbeschreibung und die Beantwortung der Fragen allerdings nach Wortmeldungen von Christoph Rothfuß (GRÜNE) und Arnulf Weiler-Lorentz (BL) am Ende zu.
Die Verwaltung ließ sich dazu 6 Wochen Zeit. Erst am 4.5.2021 erhielten der Gemeinderat und am 10.5.2021 die Bezirksbeiräte endlich die Unterlagen, letztere allerdings nicht die besonders wichtigen Anhänge.
Die Auswertung der Leistungsbeschreibung, vor allem des Anhangs der Leistungsbeschreibung zum Thema Verkehr und die Antworten auf die Fragen bestätigen die Befürchtungen der Bezirksbeiräte und Gemeinderäte in vollem Umfang. (Falls nicht alle Teile der Leistungsbeschreibung Verkehr lesbar sind, diese am besten mit dem Acrobat Reader oder Foxit Reader und nicht im Browser anschauen oder notfalls diese Datei herunterladen.)
Die Verkehrsvarianten werden auf Anordnung der Projektträger des Masterplans für das Jahr 2035 mit fast den gleichen Parkgebühren wie heute, mit einer nur sehr geringen Inflationsanpassung, gerechnet. | |
Die Parkplätze im Neuenheimer Feld werden im Jahr 2035 zwar nicht mehr im Freien sein, sondern alle in teuren Parkhäusern und Tiefgaragen, sie sollen aber auch im Jahr 2035 immer noch nur 35,- Euro/Monat kosten. Die Parkgebühren in den Heidelbergern Parkhäusern der SWH-G kosten bereits heute (2021) zwischen 94,90 € und 114,90 € pro Monat, in Parkhäusern der Apcoa Autoparking GmbH 150,- €/Monat. Im Verkehrsmodell für das NHF werden also für das Jahr 2035 im NHF Parkgebühren angenommen, die rund 70% niedriger sind als heute in städtischen Parkhäusern. Entsprechend ergibt sich bei den Verkehrsprognosen mehr Autoverkehr, für den dann Verkehrswege gebaut werden müssten. | |
Die Zahl der baurechtlich den Institutionen im NHF vorgeschriebenen PKW-Stellplätze auf dem Campus soll nicht reduziert werden, sondern von heute 6 700 zunächst auf 5 800 im Jahr 2035 leicht sinken und dann auf 7 100 im Jahr 2050 erhöht werden ! Der Bau von 7100 PKW-Stellplätzen für das Jahr 2050 bedeutet eine BGF-Fläche von 200 000 qm, das ist ein Viertel des geplanten Zuwachses für das NHF. Dazu kämen dann noch tausende zielnahe P&R-Stellplätze. | |
Die P&R-Stellplätze sollen nach den Vorgaben der Projektträger dem Autoverkehr sogar kostenlos angeboten werden, damit sie überhaupt angenommen werden ! Solche zielnahen P&R-Parkplätze führen (im Gegensatz zu quellnahen P&R-Plätzen) zu einer Erhöhung der CO2-Emissionen. | |
Die den Teams wie dem Verkehrsgutachter zur Verkehrsberechnung vorgeschriebenen zu niedrigen Parkgebühren in der Zukunft auf dem Campus wie die kostenlosen Parkplätze auf den vorgesehenen P&R-Plätzen widersprechen eklatant den Festlegungen im neuen Koalitionsvertrag 2021-2026 von GRÜNEN und CDU Baden-Württemberg. Darin heißt es im Kapitel
„Parken im öffentlichen Raum (S. 128)
| |
Die Leistungsbeschreibung schreibt den Planungsteams eine „zwingende Berücksichtigung aller Vorgaben des Lenkungskreises am 15.01.2021, insb. zu Stellplatzkapazität und Parkgebühren" vor. (S. 21) Damit wollen die Projektträger eine klare Vorentscheidung zugunsten eines auch in Zukunft autodominierten Verkehrskonzepts erreichen. |
Mit solchen Vorgaben, die völlig am Gemeinderat vorbei zur Grundlage der Verkehrsprognosen und Planungen gemacht wurden, werden sich die Klimaschutzziele Heidelbergs nicht realisieren lassen. Sie widersprechen den bisher im neuen Verkehrsentwicklungsplan 2035 entwickelten Ergebnissen für eine zukunftsfähige und klimaschonende Verkehrsentwicklung in Heidelberg wie dem neuen Koalitionsvertrag 2021-2026 von GRÜNEN und CDU Baden-Württemberg. Sie bedeuten einen unverantwortlichen Verbrauch wertvoller Bodenflächen und eine Zementierung der in der Vergangenheit erfolglosen und für Natur und Mensch verheerenden Politik der autogerechten Stadt für die nächsten Jahrzehnte.
Diese Annahmen werden zwar zunächst nur den Verkehrsberechnungen zu Grunde gelegt. Theoretisch könnten sie später noch geändert werden. Die zwingende Vorgabe der hohen Stellplatzkapazität determiniert jedoch aufgrund ihres großen Flächenbedarfs die weitere Entwicklung des Campus (7 100 Stellplätze erfordern eine Fläche von 170 000 qm, das ist deutlich mehr als die Fläche des Areals Hühnerstein). Eine der Vorgaben für die Planungsteams lautet zudem: „Keine Landesstellplätze in Tiefgaragen". (Anlage "KFZ-Stellplätze und Parkgebühren im INF der Leistungsbeschreibung", S. 9). Hintergrund: Mit Landesmitteln für Hochschulen können bisher keine teuren Tiefgaragen finanziert werden, was auch vernünftig ist. Tiefgaragen könnten jedoch durch die Parkgebühren selbst finanziert werden. Bei einer Erhöhung der Parkgebühren um z.B. 50,- €/Monat ergeben sich bei z.B. 5000 Parkplätzen Mehreinnahmen von 3 Mio € pro Jahr.)
Zum Hühnerstein, dem noch sehr ursprünglichen und ökologisch wertvollen Teil des Handschuhsheimer Feldes von 10 Hektar Größe, schreibt die Leistungsbeschreibung den Teams die "Ausarbeitung eines städtebaulichen Entwurfs für die Bebauung des Hühnersteins" vor. In der Rahmenvereinbarung und in der Aufgabenstellung war vom Gemeinderat beschlossen worden "Die unbebaute Fläche am Hühnerstein ist Teil des Bebauungsplans „Sport- und Gesamthochschulfläche nördlich des Klausenpfades“ von 1970 und somit Bestandteil des Masterplanverfahrens. Die Flächen im Geltungsbereich dieses Bebauungsplans sind baurechtlich entwickelt und werden nicht in Frage gestellt." Am 20.7.2020 hatte der Gemeinderat beschossen: "Der Hühnerstein wird unter Berücksichtigung einer angestrebten Biotopvernetzung und unter Rücksichtnahme auf heute bestehende Nutzungen erst dann städtebaulich weiterentwickelt, wenn die im letztlich zu beschließenden Masterplan definierten Verdichtungspotentiale weitgehend ausgeschöpft sind." |
Bilder: Areale im Gewann Hühnerstein, das nach einem 50 Jahre alten Baurecht von 1970 nach den Wünschen der Projektträger bebaut werden soll
Mit der Vorgabe der „zwingenden Berücksichtigung aller Vorgaben des Lenkungskreises am 15.01.2021, insb. zu Stellplatzkapazität und Parkgebühren" ohne jegliche Diskussion und ohne Beteiligung des Gemeinderats wird das Masterplanverfahren ad absurdum geführt, eine zukunftsfähige Entwicklung des Campus verhindert und der Gemeinderat entmachtet. Ob der Gemeinderat sich dies gefallen lässt ?
Weitere Informationen finden sich auf der Seite des Bündnis Bürgerbeteiligung Masterplan Neuenheimer Feld.
Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet am 1.6.2021 in zwei informativen Artikeln.
Am 1.7.2021 fand eine Sitzung des Koordinationsbeirates Masterplan Im Neuenheimer Feld statt, in der kritisiert wurde, dass die Stellungnahmen der Experten aus dem Jahr 2020 bisher nicht veröffentlicht wurden. Die Projektträger behaupteten, diese seien hier veröffentlicht. Da dies für 2020 allerdings nicht stimmt, sind zumindest die verfügbaren neuen Stellungnahmen im Link Stellungnahmen der Experten 2020 (unten) veröffentlicht.
Nachdem die Projektträger den Gemeinderat bisher völlig aus der Erstellung der Vorgaben in der Leistungsbeschreibung herausgehalten haben, will die Verwaltung jetzt an Stelle der Diskussion der Leistungsbeschreibung im Gemeinderat eine "prozessbegleitende Arbeitsgruppe zum Masterplan Im Neuenheimer Feld" einrichten, die nicht-öffentlich (!) tagen und die Gemeinderatsbeschlüsse vorbereiten soll. Dies ist ein Affront gegen die umfangreiche Bürgerbeteiligung.
Am 21.9.2021, genau ein halbes
Jahr, nachdem es der Gemeinderat gefordert hatte, fand nun endlich eine
Diskussion der Leistungsbeschreibung im SEBA statt. Die Verwaltung
behauptet in einer Infovorlage, "Die Leistungsbeschreibung der
Konsolidierungsphase des Masterplans Im Neuenheimer Feld / Neckarbogen
basiert auf der im Vorprozess verabschiedeten Aufgabenstellung und den
folgenden Gemeinderatsbeschlüssen und beinhaltet keine grundsätzlich
neuen Leistungen. Bei Versand des Leistungsbildes wurden lediglich
aktuelle Informationen berücksichtigt." Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (BL) und Bernd Zieger (Linke) widersprachen dem
heftig. Der Gemeinderat habe nie über eine Vorgabe der Zahl von
PKW-Stellplätzen oder die Höhe von Parkgebühren im Jahr 2050 im NHF
diskutiert oder gar beschlossen. Die vorgegebenen niedrigen Parkgebühren
für das Jahr 2050 widersprächen eindeutig den Vorgaben der
Landesregierung nach kostendeckenden Parkgebühren auf Landesflächen. Die
diesbezüglichen Vorgaben der Leistungsbeschreibung würden die
Teams zwingen, eine Autoverkehrsplanung der sechsziger Jahre des letzten
Jahrhunderts vorzubereiten. Man könne jetzt nur noch hoffen, dass sich
die Teams über diese veralteten Vorgaben hinwegsetzen, damit sie sich
nicht lächerlich machen. (Bericht der
Rhein-Neckar-Zeitung vom 23.9.2021)
Nach drei Jahren Arbeit und insgesamt 20 Entwürfen von 4 Planungsteams liegen nun die Ergebnisse der vorletzten Phase des Masterplanverfahrens, der Konsolidierungsphase, vor. Am 23.9.2021 stellten die beiden verbliebenen Teams ASTOC und HÖGER im großen Hörsaal Chemie im Neuenheimer Feld der Öffentlichkeit ihre vierten Entwürfe vor. Darin fanden die Ergebnisse der bisherigen Entwürfe, Untersuchungen, Gutachten und der Bürgerbeteiligung ihren Niederschlag.
Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Das bisher von der Universitätsleitung favorisierte Team ASTOC hat sich in der Konsolidierungsphase den schon länger durch das Schweizer Team HÖGER vertretenen stadt-, natur- und klimaverträglichen Lösungen angeschlossen. Nachstehend ein Vergleich der Entwicklung der beiden Entwürfe.
Beide Teams benötigen für das vorgegebene Wachstum des Campus den ökologisch wertvollen Naturraum des Hühnersteins nicht.
Beide Teams haben als Grundlage zur umweltfreundlichen Erschließung des Campus jetzt den inneren Straßenbahnring über Hofmeisterweg, Tiergartenstraße und Straße INF. ASTOC schreibt dazu: "Die Erschließungsqualität der Variante D (innerer Straßenbahnring) gestaltet sich im Zusammenhang mit dem städtebaulichen Konzept als die deutlich bessere."
HÖGER führt zum Straßenbahnring aus: "Mit dem «großen» Campusring (Anm.: bisher von der Unispitze favorisierte Straßenbahntrasse 200 m weiter nördlich) würde faktisch auf eine gute Erschließung des Campuskerns verzichtet und unter anderem die ÖV-Anbindung des Einkaufszentrums im Mathematikon verschlechtert. Dagegen würde der Süden des Handschuhsheimer Felds erschlossen, welcher nicht bebaut werden darf. ... Eine außenliegende Erschließung würde Druck aufbauen in Richtung einer städtebaulichen Entwicklung dieser Gebiete, um eine effiziente Ausnutzung der Verkehrsinfrastruktur zu gewährleisten. Dies ist nicht erwünscht, ganz besonders nicht eine bauliche Entwicklung des Handschuhsheimer Felds."
Beide Konzepte kommen ohne eine ÖV- oder MIV-Brücke durch das Naturschutzgebiet Alt-Neckar aus. Das Konzept HÖGER enthält allerdings eine reine Fuß- und Fahrradbrücke (Ausführung mit einer schlanken und feingliedrigen Holzstruktur) als kurze und direkte Verbindung zu dem geplanten Radschnellweg Mannheim-Edingen, zur Haltestelle SRH-Campus der Straßenbahn 5 aus Mannheim/Seckenheim/Edingen, zum Campus der SRH-Hochschule und zur S-Bahn aus Richtung Mannheim.
Die verkehrlichen Auswirkungen der beiden Konzepte wurden durch die Gutachterbüros IVAS und VCDB berechnet. Insgesamt zeigt das Konzept des Teams HÖGER dabei deutlich bessere Ergebnisse:
Bei ASTOC gehen die mit dem Auto zurückgelegten Fahrten gegenüber heute um 8 000 pro Werktag zurück, bei HÖGER um knapp 11 000. Entsprechend nehmen die mit dem ÖV, dem Fahrrad und zu Fuß zurückgelegten Wege bei HÖGER stärker zu als bei ASTOC.
Das Verkehrsgutachten von IVAS/VCDB berechnet auch die mit Autos und dem ÖPNV insgesamt gefahrenen Kilometer.
Während durch das Konzept ASTOC die mit dem Auto gefahrenen Kilometer um 89 000 km pro Werktag gesenkt werden (minus 39%), sinken sie durch das Konzept HÖGER um 116 000 km pro Werktag (minus 51%). Die Verkehrsleistung im ÖPNV nimmt bei ASTOC um 44% zu, bei HÖGER um 79%.
Durch diese Unterschiede ist bei HÖGER sowohl die Verkehrsbelastung auf dem Campus wie auch in den umliegenden Stadtteilen geringer als bei ASTOC. Dasselbe gilt für die CO2-Emissionen durch den Verkehr.
Auch bei den CO2-Emissionen durch den Energieverbrauch auf dem Campus bestehen deutliche Unterschiede zwischen den beiden Konzepten. ASTOC senkt die gesamten CO2-Emissionen im Vergleich zu 2017 auf eine Restemission von 27 %, HÖGER durch "die Neuinstallation eines hoch innovativen Anergienetzes, das es erlaubt, erneuerbare Niedertemperatur- und Abwärmequellen verschiedenster Herkunft bedarfsorientiert und ungerichtet den Wärmeerzeugern zuzuführen" (Gutachten des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik) auf 15 %.
Einzelheiten der beiden Entwürfe können hier über die Online-Beteiligung herunter geladen werden. Umfassender Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung am 25.9.2021 über die Entwürfe. Faktencheck der vorgetragenen Argumente.
Am 5. Oktober 2021 wurden die verkehrlichen Auswirkungen der Entwürfe der Planungsteams in einem Stadtteilgespräch im Dezernat 16 in Bergheim im Beisein der Verkehrsgutachter diskutiert.
Verkehrsgutachter (v. l.) Lutz RIchter (VCDB) und Frank
Zimmermann (IVAS)
Die Stadtteilvereine von Bergheim, Neuenheim, Wieblingen und Handschuhsheim waren im Vorfeld gebeten worden, eine Stellungnahme zu den Entwürfen zu erstellen. Die Stellungnahme von Handschuhsheim wurde vom 2. Vorsitzenden des Stadtteilvereins Jürgen Grieser vorgetragen.
Die anwesenden Verkehrsgutachter legten dar, dass trotz des geplanten starken Wachstums auf dem Campus der Autoverkehr in der Umgebung durch die Konzepte abnehmen wird, z.B. auf der Ernst-Walz-Brücke durch das Konzept ASTOC um 400 PKW und durch das Konzept HÖGER um 1 900 PKW pro Werktag im Vergleich zu 2015.
Dabei ist wichtig, welche Grundannahmen diesen Verkehrsberechnungen der Gutachter zugrunde liegen. Die Projektträger gaben den Planungsteams und den Verkehrsgutachtern in einer Leistungsbeschreibung Folgendes vor (ohne, dass dies vom Gemeinderat beschlossen wurde):
Auch im Jahr 2050 müssen auf dem Unicampus noch 7 100 PKW-Stellplätze vorgehalten werden. | |
Die heute niedrigen Parkgebühren sollen bis zum Jahr 2050 nicht stärker als die Inflation steigen und damit nicht kostendeckend sein, obwohl kostendeckende Parkgebühren im Koalitionsvertrag 2021 der Landesregierung beschlossen wurden. | |
Zusätzlich wurde in der Verkehrsberechnung angenommen, daß im Jahr 2050 Home-Office und E-Learning nicht häufiger genutzt wird als im Jahr 2015. | |
Der niedrige PKW-Besetzungsgrad von heute im Schnitt 1,3 Personen pro PKW wird auch in Zukunft nicht verbessert werden. |
Alle diese Vorgaben sind jedoch mit zukünftigem Klimaschutz nicht vereinbar.
Allein eine Erhöhung des durchschnittlichen Besetzungsgrades der PKW auf 1,6 würde den heutigen Autoverkehr um knapp ein Fünftel reduzieren. Nicht alle Arbeitnehmer können Home-Office machen. Wenn jedoch in Zukunft im Durchschnitt aller Arbeitnehmer nur ein Werktag in der Woche im Home-Office gearbeitet wird, würde dies den Autoverkehr zur Arbeit um ein weiteres Fünftel reduzieren. Und bei kostendeckenden Parkgebühren käme es zu einem wesentlich stärkeren Umstieg vom Auto auf ÖPNV und Fahrrad als im jetzt vorliegenden Verkehrsgutachten berechnet. Dieser Umstieg wäre dabei konzeptbedingt bei HÖGER stärker als bei ASTOC. Hier liegen die Schlüssel zu einer weiteren Entlastung der Stadtteile vom Autoverkehr. Dies sind die gemeinsamen Interessen aller Stadtteile.
Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung vom 7.10.2021.
In der Forumsitzung am 12.10.2021 wurden die Ergebnisse der Vorprüfung vorgestellt. Hier ein Faktencheck der von den Projektträgern vorgetragenen Argumente. Danach wurden die Entwicklungsentwürfe der Teams ASTOC und HÖGER in neun gemischten Kleingruppen mit der Leitfrage „Welche wesentlichen Entwurfselemente sollten im Masterplan enthalten sein und wie sollten sie zusammenwirken?“ diskutiert und bewertet. Die Ergebnisse waren gemischt. In wesentlichen Punkten konnte jedoch eine weitgehende Einigung erzielt werden. Die Straßenbahnanbindung auf dem inneren Campusring, ein autoarmer Campus, die Verlegung der MIV-Achse nach Norden im Konzept Höger, eine Schonung des Handschuhsheimer Felds, eine flächensparende Entwicklung des Campus und quellnahes P&R im Umland wurden allgemein begrüßt.
In der Forumsitzung am 13.10.2021 stellten die Experten und lokalen Fachvertreter ihre in einer dreitägigen Klausur Anfang September erarbeiteten Ergebnisse zur Bewertung der zwei Entwürfe vor. Die Empfehlung fiel einstimmig aus: Der Masterplan soll auf Grundlage des Konzepts HÖGER entwickelt werden. Zitate:
"Unter der beiden Konzepten eigenen Prämisse, den Hühnerstein bis 2050 nicht zu bebauen, schafft es Team Höger jedoch eher, dem hohen Anspruch im Zuge einer Innenentwicklung und der damit einhergehenden Transformation der Baufelder und somit auch der öffentlichen Räume als identitätsstiftend gerecht zu werden."
"Bei Höger wird das Ziel der autoarmen Campus-Mitte gegenüber ASTOC deutlicher erreicht."
"Dabei ist der Maßnahmenkatalog bei Höger gezielt auf eine Minderung des Kfz-Verkehrs u. a. durch preis- und ordnungspolitische Maßnahmen im Bereich des ruhenden Verkehrs ausgelegt, die weitergehende Lenkungseffekte versprechen, so dass der vom Auftraggeber gesetzte Bedarf von 7.100 Stellplätzen mit guten Erfolgsaussichten weiter reduziert werden könnte. (Die von Höger als erreichbar ermittelte Zahl von 5.300 würde eine Flächenersparnis von mehr als 50.000 m² bedeuten.)"
"Empfohlen wird die Finalisierung des Masterplanes im Sinne einer robusten und verlässlichen Grundlage der weiteren Entwicklung des Campusareals. Die Mitglieder dieses Gremiums sind davon überzeugt, dass die Ergebnisse des komplexen Werkstattverfahrens und hier insbesondere die Konzeption von Team Höger die dazu notwendige qualifizierte Grundlage schaffen, die unter Berücksichtigung der zentralen Klärungsbedarfe (insbesondere was die technische und zeitliche Umsetzung der nördlichen MIV-Erschließung, die Klärung der Phasierung und die Frage der Integration der Klinikstandorte betrifft) auszuarbeiten ist."
Mitglieder des Expertengremiums sind:
Prof. Dr.-Ing. Gerd-Axel Ahrens, Bauingenieur und Verkehrsplaner, bis 2015 Inhaber des Lehrstuhls für Verkehrs- und Infrastrukturplanung an der Technischen Universität Dresden; Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung | |
Prof. Michael Braum, Universitätsprofessor für Städtebau und Entwerfen an der Fakultät für Architektur u. Landschaft der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Geschäftsführender Direktor der IBA Heidelberg; vertreten durch Carl Zillich, Kuratorischer Leiter der IBA Heidelberg | |
Prof. Brian Cody, Universitätsprofessor, Leiter Institut für Gebäude und Energie an der Technischen Universität Graz, Gründer und CEO des Beratungsunternehmens Energy Design Cody | |
Till Rehwaldt, Präsident des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten BDLA, Gründer und Leiter des Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten | |
Prof. Dipl. Ing. Rudolf Scheuvens, Universitätsprofessor für Örtliche Raumplanung und Stadtentwicklung und Dekan der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der Technischen Universität Wien | |
Dieter Teufel, Dipl.-Biologe, Systemanalytiker, Leiter des Umwelt- und Prognose-Institut e.V. - Gemeinnütziges Forschungsinstitut, Heidelberg |
Die gemeinsame Stellungnahme der Experten kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Die Ergebnisse der Expertenempfehlung trafen auf überwiegende Zustimmung. Allerdings wurden von einigen neu hinzugekommenen Teilnehmern des Forums Vorschläge vorgebracht, wieder eine Verlegung der blauen Linie des Betrachtungsraums, eine Verlegung der Sportstätten oder eine 5. Neckarquerung für Autos in Betracht zu ziehen und die Diskussion in wesentlichen Punkten wieder von vorne zu beginnen. Das städtische Masterplanverfahren läuft seit 2010 und das geöffnete Verfahren seit 4 Jahren mit umfassender Bürger- und Nutzerbeteiligung, zahlreichen Forumsitzungen, Veranstaltungen und Gutachten und Kosten von bisher 4 Millionen Euro. Damit ist inzwischen mehr als ein Viertel der Planungszeit von 2010 (Beginn des Masterplanverfahrens und erste Überschreitung der im B-Plan von 1961 festgelegten Geschossflächenzahl) bis 2050 verflossen, ohne dass bisher neue Regelungen für die Entwicklung, die Bautätigkeit und die Verkehrserschließung des Unicampus beschlossen und umgesetzt wurden.
Am Ende der dritten Phase (Konsolidierungsphase) und damit kurz vor Ende des gesamten Masterplanverfahrens schlägt Prof. Autenrieth, der neue Klinikumsvorstand, in einem internen Brief am 22.10.2021 an die Gemeinderatsfraktionen und die Stadtverwaltung vor, die Diskussion in wesentlichen Punkten wieder von vorne zu beginnen und eine Verlegung der blauen Linie des Betrachtungsraums des Masterplans, eine Verlegung der Sportstätten, eine 5. Neckarquerung für Autos und einen Nordzubringer in Betracht zu ziehen.
In den letzten beiden Jahrzehnten wurden fast alle Kliniken aus Bergheim ins Neuenheimer Feld verlegt. In der von der Universität, dem Uniklinikum, dem Land und der Stadt erarbeiteten und vom Gemeinderat beschlossenen Aufgabenstellung für das Masterplanverfahren meldete das Uniklinikum ein Wachstum der Beschäftigten bis 2050 um 41% und der Klinikkapazitäten um 50% bis 2050 an. Nun erhöhte Herr Prof. Autenrieth kurzerhand die Wachstumswünsche des Klinikums am Standort Neuenheimer Feld auf das Doppelte (Wachstum der Beschäftigten um 87% und der Klinikkapazitäten bis 2050 um 100%) und wollte diese Zahlen nun am Ende des Verfahrens zum Ausgangspunkt des Masterplanverfahrens machen.
Bereits die bisherigen Vorgaben der Verlegung von Kliniken ins Neuenheimer Feld würden eine erhebliche Konzentration der Klinikkapazitäten Heidelbergs auf engem Raum bedeuten. 67% aller Klinikkapazitäten Heidelbergs wären dann im Endstadium im Neuenheimer Feld konzentriert. Die neuen von Prof. Autenrieth vorgeschlagenen Vorgaben würden sogar eine Konzentration von 87% aller Klinikkapazitäten Heidelbergs in Zukunft auf engem Raum im Neuenheimer Feld bedeuten. Eine solche Planung hätte im Falle von Katastrophen (z.B. Explosionen, chemische oder biologische Kontaminationen, Überschwemmungen, Erdbeben, kriegerische Ereignisse, Sabotage, Terroranschläge, andere Katastrophen) nur eine geringe Katastrophenresilienz. Sie wäre allein deshalb nicht zukunftsfähig.
Zu einer Konzentration fast aller Klinikkapazitäten im Neuenheimer Feld schreiben die Experten in ihrer einstimmig verfassten Stellungnahme vom September 2021: „Festzuhalten ist aber auch, dass die aktuell verfügbaren Flächenressourcen nur eine eingeschränkte Erweiterung von Klinikstandorten möglich macht vor allem, was zusätzliche Bedarfe betrifft, die über die heute bekannten Anforderungen hinausgehen.“
Die Wünsche von Prof. Autenrieth, der bis dahin am Masterplanverfahren nicht teilgenommen hatte, werden von den Bezirksbeiräten und dem Gemeinderat nicht aufgegriffen und führen nicht zu einer Änderung des umfangreichen Masterplanverfahrens.
Am 15.12.2021 geben die drei Projektträger vertreten durch Theresia Bauer, Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Dr. Gisela Splett, Finanzstaatssekretärin des Landes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, und Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner bekannt, dass nach ihrer Übereinkunft das Masterplanverfahren beendet werden könne. Sie ziehen ein positives Fazit zum Stand des Verfahrens. Die beiden Entwürfe böten in der Zusammenschau umfänglich die erforderlichen Ansätze, um die wesentlichen Fragestellungen in der Qualität einer Masterplanung zu lösen. Sie sehen sich in ihrer Einschätzung bestätigt, die sie bereits im September 2021 zu Beginn der Öffentlichkeitsbeteiligung der Konsolidierungsphase geschildert hatten: Die Zusammenschau beider Entwürfe liefere die erforderlichen Lösungsansätze für die gestellten Aufgaben.
„Die beiden Planungsbüros haben sich mit ihren Entwürfen stark einander angenähert. Das ist ein klares Zeichen, dass im Masterplanprozess die Potenziale des Areals inzwischen vollständig ausgelotet worden sind. Beide Entwürfe bieten in der Zusammenschau gute Antworten auf alle wesentlichen Fragen, die wir mit der Rahmenvereinbarung angestoßen hatten. Die notwendigen Lösungen liegen nun in der erwarteten Qualität vor. Das Masterplanverfahren kann auf dieser Basis jetzt abgeschlossen werden. Wir haben gemeinsam das Interesse, die gefundenen Lösungsansätze zu sichern, indem wir das Masterplanverfahren jetzt erfolgreich beenden und im nächsten Schritt in die konkrete Umsetzung gehen, unter anderem im Zuge von Bebauungsplanverfahren.“
Dazu wurde eine Beschlussvorlage für die Bezirksbeiräte und den Gemeinderat erstellt, die von Januar bis 17. März 2022 (Gemeinderat) beraten und beschlossen werden soll.
Die Entscheidung der Projektträger traf auf Zustimmung, teilweise aber auch auf Skepsis.
BezirksbeirätInnen und Gemeinderäte verschiedener Fraktionen haben einen Gemeinschaftsantrag erstellt, mit dem auf der Grundlage bisheriger Gemeinderatsbeschlüsse die Ergebnisse des Masterplanprozesses festgehalten werden und die Beschlussvorlage der Verwaltung in einzelnen Punkten präzisiert wird.
Am 27.1.2022 diskutierte der Bezirksbeirat Neuenheim den Beschlussvorschlag der Verwaltung. Dr. Frieder Rubik (GAL) hatte einen Ergänzungsantrag zur Präzisierung folgender Punkte eingebracht:
Entsprechend dem Ergebnis der beiden Planungsteams und der Experten bleibt „der Hühnerstein als ökologisch besonders wertvoller Naturraum als langfristige Bauflächenreserve im Planungszeitraum bis 2050 unbebaut.“ | |
Park&Ride soll quellnah, nicht zielnah eingerichtet werden, damit die Hauptstrecken des Autoverkehrs mit dem ÖPNV zurückgelegt werden. Das Ergebnis beider Planungsteams, im Handschuhsheimer Feld keine Bus- oder MIV-Trasse einzurichten, soll festgehalten werden. | |
Wie von Team HÖGER und den Experten vorgeschlagen, soll geprüft werden, ob eine Fuß- und Radbrücke unter Beachtung des Naturschutzrechts und der FFH-Richtlinien realisierbar und mit dem Schutz des FFH-Gebiets vereinbar ist. | |
„Zur
weiteren Reduktion der CO2-Emissionen werden
folgende Maßnahmen durchgeführt: | |
Um zu vermeiden, dass die notwendigen Verkehrsmaßnahmen langsamer als die Bautätigkeit oder gar nicht umgesetzt werden: „Die zulässige Geschossflächenzahl Im Neuenheimer Feld wird nur in dem Maße erhöht, wie vorher Verkehrsmaßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs erfolgreich umgesetzt wurden. Dabei kann ein stufenweises Vorgehen gewählt werden. Die Wirksamkeit der Verkehrsmaßnahmen ist durch Verkehrszählungen nachzuweisen (Erneuerung des Gemeinderatsbeschlusses vom 23.07.2020) |
Dr. Tilman Segler (FDP), Anja Boto (CDU) und David
Esders (GRÜNE) argumentierten gegen den Antrag. David Esders stellte
zusätzlich den Antrag, nicht über die einzelnen Punkte des Antrags,
sondern nur über den Gesamtantrag abzustimmen. Diesem Antrag stimmten
GRÜNE, CDU, FDP und HEIDELBERGER mit 8 zu 4 Stimmen zu. In der
Diskussion erinnerte Ellen Schneider-Göbbert (SPD) daran, dass schon in
den achtziger Jahren die Straßenbahn geplant war und die Uni sie in den
letzten 40 Jahren verhindert hatte. Nach längerer Diskussion lehnten
GRÜNE, CDU, FDP, HEIDELBERGER und Bürgermeister Wolfgang Erichson
(GRÜNE) den Ergänzungsantrag mit 11 Stimmen gegen 4 Stimmen von GAL,
SPD, Bunte Linke ab. Die unveränderte Beschlussvorlage der Verwaltung
wurde mit 10 zu 3 (SPD) und 2 Enthaltungen angenommen.
Am 1.2.2022 tagte der Bezirksbeirat Handschuhsheim. Aus der Mitte des Bezirksbeirats wurde der umfassende Änderungsantrag von Heike Sauer (GRÜNE) eingebracht. Rainer Werner (GRÜNE), Dr. Jessica Heesen (GRÜNE), Tobias Sicks (SPD), Birgit Müller-Reiss (BL) und Moritz Wimmer (GRÜNE) erläuterten einzelne Punkte des Antrags. Bürgermeister Jürgen Odszuck, Johannes Laule (CDU), Gerd Ortlieb (HDer), Dr. Peer Hübel (CDU) und Frau Bärbel Sauer, Leiterin des Amts für Verkehrsmanagement, argumentierten dagegen. Dabei behauptete Frau Bärbel Sauer, dass der Punkt 7 des Änderungsantrags
„Die zulässige Geschossflächenzahl Im Neuenheimer Feld wird nur in dem Maße erhöht, wie vorher Verkehrsmaßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs erfolgreich umgesetzt wurden. Dabei kann ein stufenweises Vorgehen gewählt werden. Die Wirksamkeit der Verkehrsmaßnahmen ist durch Verkehrszählungen nachzuweisen (Erneuerung des Gemeinderatsbeschlusses vom 23.07.2020 Drucksache 0057 /2020 /BV).“
nicht sinnvoll wäre, da er nur einen Punkt,
nämlich die Autozahl als Kriterium nenne, während es ja weitere
Kriterien wie CO2 gäbe. Durch Elektroautos z.B.
könnten die CO2-Emissionen auch reduziert werden.
Selbstverständlich gibt es weitere Kriterien. In diesem Punkt 7 geht es
jedoch darum, dass im weiteren Verlauf gewährleistet werden muss, dass
Verkehrsentlastungsmaßnahmen parallel zur weiteren Bautätigkeit auch durch die
Institutionen im NHF umgesetzt werden. Durch Nichtumsetzung oder
Verzögerung der Straßenbahn, durch eine schlechte Straßenbahn (z. B.
Forderung des Uni-Rektors Prof. Eitel nach Strab im Schritttempo), bei Beibehaltung einer großen Zahl kostenloser
Parkplätze oder der Nichteinführung von Job-Tickets würde sonst der Verkehr irgendwann zusammenbrechen, was dann u.a. auch zu einem Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld führen
könnte. Auch CO2-ärmere PKW brauchen nämlich
genau soviel Platz und verursachen genau soviele Staus wie
normale Autos.
Nach längerer Diskussion wurde der Änderungsantrag mit den Stimmen von
GRÜNEN, SPD, BL, GAL und LINKE mit einer Mehrheit von 10 zu 7 gegen die Stimmen
von CDU, HDer, FDP, AfD und Bürgermeister Odszuck angenommen.
Am 8.2.2022 tagte der
Bezirksbeirat Wieblingen. Auch im
Bezirksbeirat Wieblingen stand der umfassende Gemeinschaftsantrag zur
Abstimmung, der die Beschlussvoröage der Verwaltung in weentlichen
Punkten ersetzt. Er wurde von Dr. Regine Buyer (GAL) eingebracht. Nach
längerer Diskussion vor allem um die geplante Fuß- und Fahrradbrücke,
bei der sich die meisten RednerInnen gegen eine Radbrücke durch das
Naturschutzgebiet aussprachen, wurde der Gemeinschaftsantrag mit 10 zu 2
bei einer Enthaltung beschlossen.
Am 15.2.2022 diskutierte der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss das Thema. Christoph Rothfuß (GRÜNE) brachte einen Gemeinschaftsantrag von GRÜNEN, SPD, GAL, Bunte Linke und LINKE ein, der die Beschlüsse der Bezirksbeiräte aufgreift und die Beschlussvorlage der Verwaltung in wesentlichen Punkten präzisiert. Dieser wurde nach längerer Diskussion mit 8 Ja-Stimmen (Judith Marggraf GAL, Sören Michelsburg SPD, Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg, Anita Schwitzer, Christoph Rothfuß, Frank Wetzel alle GRÜNE, Dr. Arnulf Kurt Weiler-Lorentz BL und Bernd Zieger Linke) gegen 5 Nein-Stimmen (Timethy Bartesch AfD, Mathias Fehser HDer, Dr. Nicole Marmé CDU, Dr. Simone Schenk FDP und Otto Wickenhäuser CDU) bei 0 Enthaltungen beschlossen.
CDU, HDer und FDP stellten einen Antrag, in einem Flächentausch auf dem Hühnerstein Sportstätten zu bauen, eine 5. Neckarquerung auch für Bus und Straßenbahn durch das Naturschutzgebiet und zielnahe P&R-Plätze an allen Stadteingängen zu bauen. SPD stellte einen Antrag, auch weiterhin eine Seilbahn oder eine Ottobahn weiter zu verfolgen und die Zahl der Parkplätze zu reduzieren. Die GRÜNEN stellten einen Zusatzantrag, auf Teilflächen des Hühnersteins einen Solarpark zu prüfen. Alle drei Zusatzanträge wurden jeweils mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Informativer Artikel von Holger Buchwald in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 17.2.2022
Vor der Gemeinderatssitzung hatte Unirektor Bernhard Eitel am 7.3.2022 einen Brief an alle Gemeinderäte geschrieben, in dem er forderte, den Beschluss des SEBA u.a. zum Hühnerstein zu ändern. Intern war zu hören, dass Rektor Eitel damit drohte, aus dem Masterplanprozess auszusteigen, falls der Gemeinderat den Beschluss des SEBA bestätigen sollte, den Hühnerstein bis 2050 nicht zu bebauen und als langfristige Reserve zu bewahren.
Dass Unirektor Eitel jetzt den Gemeinderat damit erpressen wollte, war etwas kurios. Das Masterplanverfahren, aus dem Herr Eitel drohte auszusteigen, war nämlich beendet. Seine Drohung ließ aber erahnen, wie es weitergegangen wäre, wenn das Verfahren auch bei der nun folgenden, in der Zuständigkeit der Stadt liegenden Bauleitplanung so fortgeführt würde wie bisher. Würde Herr Eitel dann auch wieder die Erpressungskeule hervorholen, zum Beispiel um bei der Straßenbahn Schritttempo durchzusetzen?
Für die Gemeinderatsitzung legten SPD, Grüne, LINKE, GAL und Bunte Linke einen gemeinsamen Sachantrag vor. Für die weitere Entwicklung im Campus NHF wird darin verbindlich ein etwas höherer Zuwachsrahmen als bisher von plus 868.000 qm Bruttogrundfläche festgelegt, der im gesamten Planungsgebiet nicht überschritten werden wird. Dies entspricht einem Zuwachs von 80% im Vergleich zu 2017. Der Hühnerstein bleibt als langfristige Bauflächenreserve erhalten. Als "ökologisch wertvoller Naturraum soll er wie in den Entwicklungsentwürfen vorgesehen bis 2050 möglichst unbebaut bleiben." Im künftigen Bebauungsplan soll außerdem eine Seilbahn oder ein ähnliches Verkehrsmittel als ÖPNV-Ergänzung zum kleinen Straßenbahnring möglich sein, falls dies notwendig werden sollte. Der Bebauungsplan für die nördliche Erschließungsstraße und den inneren Straßenbahnring soll als erster aufgestellt und umgesetzt werden.
Die Behandlung des Tagesordnungspunktes im Gemeinderat dauerte zweieinhalb Stunden. OB Würzner hatte unangekündigt Unirektor Eitel eingeladen, der versuchte, den Gemeinderat in letzter Minute noch zu beeinflussen, die Beschlüsse des SEBA (siehe oben) nicht zu bestätigen.
Die CDU forderte, die Verkehrsthemen, die von den Planungsteams und den Experten in den letzten 4 Jahren ausführlich und mit guten Ergebnissen behandelt worden waren, aus dem Masterplanbeschluss herauszunehmen und später wieder neu zu verhandeln. OB Würzner griff diesen Vorschlag auf und machte eine Extra-Abstimmung über die Einfügung eines Punktes in den Beschlusstext, bei der jedoch vielen Gemeinderäten nicht klar war, über was sie abstimmen. Die schnell darauf erfolgende Abstimmung ging 18 zu 17 für den Vorschlag aus. Mehrere Gemeinderäte protestierten aber in der Hybridsitzung (sowohl Präsenz im Rathaus als auch Online), weil ihnen nicht klar war, über was abgestimmt wurde und forderten eine Wiederholung nach klarer Bekanntgabe, über was abgestimmt werden soll. OB Würzner weigerte sich beharrlich, dem nachzukommen, bis er vom Rechtsamt belehrt wurde, dass in einem solchen Fall tatsächlich die Abstimmung wiederholt werden muss. Die Wiederholung in namentlicher Abstimmung ergab in der Tat ein völlig anderes Ergebnis: 15 dafür und 25 dagegen.
CDU/FDP und HDer stellten den Antrag, anstelle der Ergebnisse des SEBA die alte Beschlussvorlage zu beschließen. Dies hätte u.a. bedeutet,
dass die Ergebnisse des langjährigen Masterplanprozesses nicht verbindlich gewesen wären und jederzeit hätten wieder geändert werden können | |||||||
dass das Mobilitätskonzept für das Neuenheimer Feld weder
| |||||||
dass nicht geprüft würde, ob im Hühnerstein campusnahe Ausgleichsflächen für die Planungen im Neuenheimer Feld geschaffen werden können | |||||||
dass die jetzt anstehenden Vorentwürfe zu jedem Bebauungsplan nicht durch vorgezogene Bürgerbeteiligung begleitet würden und | |||||||
dass das Masterplanverfahren ohne Planungsteams, ohne Experten, ohne Bürgerbeteiligung und ohne zeitliche Begrenzung weiterlaufen würde |
Dieser Antrag von CDU/FDP und HDer wurde mit einer Mehrheit von GRÜNEN, SPD, LINKEN, GAL und Bunter Linke mit 26 zu 13 abgelehnt. OB Würzner stimmte für den CDU-Antrag.
Anschließend wurde der Beschlussvorschlag des SEBA mit geringen Änderungen von einer großen Mehrheit von GRÜNEN, SPD, LINKEN, GAL und Bunter Linken von 26 zu 16 gegen die CDU, FDP, HDer, AfD und OB Würzner beschlossen.
Damit ging eine wichtige mehrjährige Etappe erfolgreich zu Ende. Mit dem Ergebnis des Masterplanverfahrens und dem Beschluss des Gemeinderats ist der Weg jetzt frei für eine umweltfreundliche Entwicklung des Unicampus und eine Lösung der Verkehrsprobleme im Neuenheimer Feld bei gleichzeitiger Schonung der wertvollen Naturräume im Handschuhsheimer Feld und im Alt-Neckar.
Auch in der Zukunft werden die Handschuhsheimerinnen und Handschuhsheimer aber weiterhin wachsam sein müssen ! Aktuelle Informationen finden sich auch in Zukunft auf www.tiefburg.de/Aktuell.htm
Der Masterplanprozess war noch keine 14 Tage beendet, da tauchten in der Stadt wieder zwei Versuche auf, doch wieder die alte Verkehrspolitik einzufädeln: den Bau einer 5. Neckarquerung durch das Naturschutzgebiet Alt-Neckar (zunächst für Straßenbahn und Bus, aus der dann später die seit den sechsziger Jahren geplante Autobrücke werden könnte) und die Vorbereitung eines Nordzubringers durch das Handschuhsheimer Feld.
Am 30.3.2022 legte die Verwaltung im Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität (AKUM) ein Gutachten der aus dem Masterplanprozess bekannten Firma ptv vor, die vom Amt für Verkehrsmanagement mit der Untersuchung der Straßenbahnanbindung des neuen Stadtteils PHV beauftragt worden war. ptv behauptet darin, dass nur eine Straßenbahn von PHV über eine Brücke durch das Naturschutzgebiet in den Nordrand des Unicampus bis Weinheim (Variante 1.4 links im Bild) eine Chance auf Förderung hätte, da ihr Nutzen-Kosten-Quotient mit 0,81 am höchsten wäre. (Für eine Förderung muss er über 1 liegen.) Die anderen Varianten kämen nur auf maximal 0,7.
Im AKUM entspannte sich daraufhin eine rege Diskussion. Christoph Rothfuß (GRÜNE), der selbst als Verkehrsplaner bei der S-Bahn Rhein-Neckar tätig ist, stellte die entscheidende Frage, wieso ptv die Straßenbahnlinie in der Variante 1.4 von PHV nach Weinheim rechne, da der Gemeinderat am 17.3.2022 das Ergebnis des Masterplanprozesses mit einer Straßenbahnvariante von PHV über den Hauptbahnhof und den inneren Straßenbahnring im NHF nach Weinheim beschlossen habe. Diese Variante erschließe den Unicampus besser als die ptv-Variante und binde außerdem PHV an den HBF an. ptv blieb eine Antwort schuldig. Hintergrund ist, dass wegen eingleisiger Abschnitte und anderer Beschränkungen neben der bisherigen Linie 5 (OEG) nicht mehrere zusätzliche Straßenbahnlinien nach Weinheim fahren können, die sich zudem gegenseitig die Fahrgäste nehmen würden, was zu einer Verringerung des NK-Faktors führen würde. Durch die Berechnung der Variante 1.4 bis Weinheim erhöht sich der NK-Faktor bei ptv rechnerisch auf den angegebenen Wert von 0,81, ohne die Verlängerung nach Weinheim läge er unter 0,4 und damit deutlich schlechter als bei der im Masterplan beschossenen Linienführung. Auf weitere Nachfragen von Christoph Rothfuß an ptv stellte sich heraus, dass ptv bei der NK-Rechnung der Variante 1.4 Kosten von lediglich 28 Mio € für die Brücke über den Alt-Neckar und den Neckarkanal angenommen hatte. (Das ist nur etwas mehr als die über 20 Jahre alte Kostenschätzung für eine KFZ-Brücke an gleicher Stelle in Höhe von damals 23 Mio €. Für eine Straßenbahnbrücke mit Gleisen und Oberleitung ist dies nach den Baupreissteigerungen der letzten Jahr unrealistisch niedrig.) Naturschutzgesichtspunkte und den Zeitfaktor ließ ptv ganz außer acht. Bei der Planung einer Straßenbahnanbindung von PHV über eine Neckarbrücke durch das streng geschützte Naturschutzgebiet wäre deshalb vor allem eines sicher: dass sie in den nächsten mindestens 20 Jahren nicht kommen würde.
Sören Michelsburg (SPD) stellte den Antrag, diese Planung nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen soll neben der Straßenbahn von PHV über den HBF und den inneren Straßenbahnring im Campus auch eine Seilbahnvariante geprüft werden, die vom Neuenheimer Feld über den S-Bahnhof Wieblingen und die Wildwerke ins PHV führt. Der Antrag wurde mit zehn Ja-Stimmen (SPD; GRÜNE, Linke, GAL, Bunter Linke) und fünf Nein-Stimmen (CDU, HDer, AfD, FDP) angenommen.
Die Kläranlage soll eine vierte Reinigungsstufe und einen zusätzlichen Düker unter dem Neckar bekommen. Dies ist sinnvoll. Der Baustellenverkehr soll jedoch durch das Handschuhsheimer Feld sowohl über den Allmendpfad als auch über die Alte Römerstraße geleitet werden. Insgesamt wird dies mit einer sehr hoch erscheinenden Zahl von 5000 LKW-Fahrten begründet. Da diese 5000 LKW-Fahrten sich jedoch über eine Bauzeit von mindestens 3-4 Jahren verteilen sind es im Schnitt pro Werktag 5 bis 7 LKW-Fahrten.
Das Klärwerk ist über die Tiergartenstraße angebunden, heute fahren täglich ca. 3-6 Lastkraftwagen (20-40 Tonner) und 4-8 Lastkraftwagen (7-19 Tonner). Bis 2017 befand sich neben der Kläranlage die Bauer Kompost GmbH, Tiergartenstr. 55/1, mit einem Verkehrsaufkommen von zusätzlich 4-5 LKW (40 Tonnen) pro Tag über die Tiergartenstraße, die ab 2017 entfallen sind. Der Baustellenverkehr könnte also genauso über die Tiergartenstraße abgewickelt werden.
Der Allmendpfad und die Alte Römerstraße sind die von vielen Fahrradpendlern und Freizeitradlern benutzte Radverbindung von Ladenburg nach Handschuhsheim und in den Unicampus. Im Gegensatz dazu ist die Tiergartenstraße eine gut ausgebaute Straße, für die direkt parallel dazu östlich eine optimale Fahrradachse direkt in den Unicampus existiert.
Der Baustellenverkehr verträgt sich weder mit diesen Fahrradachsen noch mit landwirtschaftlichem Verkehr im Handschuhsheimer Feld. Für den Baustellenverkehr müssten die Wege ausgebaut werden. Dies wäre die Vorbereitung des Nordzubringers.
Im Zusammenhang mit diesem Thema behauptete der Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner in einem Gespräch gegenüber Gärtnern, dass aufgrund der Ergebnisse des Masterplanverfahrens mittelfristig von einer doppelten Personenzahl im Neuenheimer Feld auszugehen sei. Dies ist falsch. Die dem Masterplan zugrunde liegenden Prognosen sehen bis zum Jahr 2050 eine Erhöhung der Bruttogrundfläche der Gebäude von 77% und eine Erhöhung der werktäglich in das Neuenheimer Feld einpendelnden Personenzahl um 36% im Vergleich zu heute vor.
Sechs Mitglieder des Bezirksbeirats Handschuhsheim von GRÜNEN, SPD und BL forderten am 30.3.2022 eine Behandlung des Themas im Bezirksbeirat Handschuhsheim. Dies wurde von der Stadtverwaltung abgelehnt.
Am 6.4.2022 wurde das Thema im Haupt- und Finanzausschuss (HAFA) des Gemeinderats behandelt. Zu Beginn behauptete OB Prof. Dr. Würzner, der Baustellenverkehr durch das Handschuhsheimer Feld sei nicht Sache des Gemeinderats. Dem widersprachen Prof. Dr. Anke Schuster (SPD) und Hilde Stolz (BL), die darauf hinwiesen, dass das Handschuhsheimer Feld ein sehr sensibles Gebiet ist und es hier auch um relevante Verkehrsfragen gehe. Hilde Stolz "Es geht hier um ein Provisorium für 4 Jahre, für das die Feldwege im Handschuhsheimer Feld für Schwerlastverkehr ertüchtigt werden sollen. Wir halten dies, wie viele andere, nicht für notwendig. Das wäre dann der Beginn des Nordzubringers, der ja schon mehrmals abgelehnt wurde." Christoph Rothfuß (GRÜNE) stellte klar, dass die Einrichtung der 4. Reinigungsstufe in der Kläranlage sinnvoll ist und begrüßt werde. Wegen der Baustellenzufahrt haben die GRÜNEN aber von verschiedenen Seiten, u.a. der Gärtnervereinigung, dem Kreisbauernverband und dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) kritische Stellungnahmen und Befürchtungen erreicht. SPD, GRÜNE, Linke und GAL stellten deshalb den Antrag
"Der Verlauf der Trasse für den Baustellenverkehr zum Klärwerk Nord muss im AKUM und im Bezirksbeirat Handschuhsheim behandelt werden, sollte der Baustellenverkehr über eine andere Trasse als die Tiergartenstraße verlaufen."
Dieser Antrag wurde nach kurzer Diskussion mit 9 Ja-Stimmen (GRÜNE, SPD, LINKE, GAL und BL) gegen 4 Nein-Stimmen (CDU, FDP, AFD und OB) bei 2 Enthaltungen beschlossen. Christoph Rothfuß (GRÜNE) schlug zusätzlich vor, dass geprüft wird, ob der Erdaushub aus den neuen Reinigungsbecken nicht nur vor dem Abtransport in der Nähe des Klärwerks wie bisher vorgesehen zwischengelagert, sondern auch langfristig zur Schaffung eines Biotophügels, event. mit Photovoltaik, dort gelagert wird, um lange LKW-Transporte und CO2 einzusparen. Die Verwaltung sagte die Prüfung zu.
Am 7.4.2022 tagte der Abwasserzweckverband (AZV). Vertreter des Kreisbauernverbands, der Gärtnervereinigung, der Interessengemeinschaft Handschuhsheim und der IG Rad nahmen zu den Plänen Stellung und kritisierten die geplante Einrichtung von LKW-Strecken durch das Handschuhsheimer Feld scharf. Claudia Weigold und Elke Koppert legten dar, dass es in den letzten beiden Jahren gelungen sei, den PKW-Schleichverkehr durch das Handschuhsheimer Feld zu unterbinden. Die Öffnung von Feldwegen für LKW-Verkehr würde das Feld nicht nur direkt durch den LKW-Verkehr stark beeinträchtigen, sondern in der Folge auch dem PKW-Schleichverkehr Tür und Tor öffnen. Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, der den AZV leitet, sagte darauf, dass man ja Poller oder Schranken anbringen könne, die dann abends (!), wenn kein LKW-Verkehr mehr stattfindet, geschlossen werden könnten !? (Es ist nicht notwendig zu erwähnen, dass der PKW-Schleichverkehr nicht nachts, sondern tagsüber stattfindet.) Claudia Weigold legte außerdem dar, dass eine vierjährige "provisorische" LKW-Trasse leicht zum Nordzubringer werden könnte. Die Antwort von Erstem Bürgermeister Jürgen Odszuck war sehr aufschlussreich: "Ein Nordzubringer ist nicht unsere Absicht; dass solche Begehrlichkeiten entstehen, kann aber natürlich nicht ausgeschlossen werden."
Zu der Ertüchtigung von Feldwegen sagte Jürgen Odszuck zu, dass kein Feldweg wegen der Maßnahme zusätzlich asphaltiert würde.
Zum Schluss des Tagesordnungspunkts sagte er zu, dass der AKUM und der Bezirksbeirat Handschuhsheim "informiert" werden. Der HAFA hatte allerdings am Tag vorher beschlossen, dass das Thema im AKUM und im Bezirksbeirat Handschuhsheim behandelt werden muss, wenn eine LKW-Trasse durch das Handschuhsheimer Feld geplant würde.
Das Thema wurde am 11.5.2022 im AKUM mit Beschlüssen behandelt.
Am 6. Mai 2022 fand die öffentliche Abschlussveranstaltung des Masterplanverfahrens im großen Hörsaal Chemie statt, die auch online übertragen wurde.
Nach einer kurzen Begrüßung stellten Damien Ertel (Vermögen und Bau Baden-Württemberg) und Samy Schneider (Stadtplanungsamt) die Ergebnisse des Masterplanverfahrens dar. Anschließend erfolgte eine Bewertung durch Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner, Universitätsrektor Prof. Dr. Bernhard Eitel, Finanzministeriumsstaatsekretärin Dr. Gisela Splett, Ministerialdirigent Landerer als Vertretung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und die Vorsitzenden des Koordinationsbeirates Frau Prof. Kruse-Graumann und Herr Bujard. Alle RednerInnen lobten die Ergebnisse und das Verfahren, das nach viereinhalb Jahren mit guten Ergebnissen beendet wurde und hoben hervor, dass jetzt eine von allen Seiten akzeptierte Grundlage für die weitere Entwicklung der Universität und der Forschungseinrichtungen bei gleichzeitiger Schonung der natürlichen Ressourcen vorliegt, die für die nächsten Jahrzehnte Bestand haben wird.
Prof. Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg: „Wir haben das Ziel erreicht, das wir uns gesteckt haben: Wir können den Einrichtungen im Neuenheimer Feld den notwendigen Raum für ihre Entwicklung bieten. Mit dem Masterplan wird der angemeldete Raumbedarf in vollem Umfang abgedeckt. Die Aufenthaltsqualität auf dem Campus wird verbessert und wir bekommen eine umweltfreundliche Anbindung mit der Straßenbahn. Und dabei muss kein zusätzliches Bauland ausgewiesen werden."
Frau Dr. Gisela Splett, Staatssekretärin des zuständigen Finanzministeriums (Foto), machte wichtige Aussagen über das weitere Vorgehen: "Ein wichtiger Meilenstein ist damit erreicht und es gilt nun, die bisherigen Ergebnisse in Planungsrecht zu überführen. Ich möchte an dieser Stelle aber auch betonen, dass auch aktuell Vorbereitungen für neue Baumaßnahmen auf Hochtouren laufen. Wir brauchen für die anstehenden baulichen Maßnahmen eine gesicherte rechtliche Grundlage. Dabei können wir nicht abwarten, bis alle Bebauungspläne verabschiedet wurden. Deshalb ist es für uns wichtig, dass die vorliegenden Entwicklungsentwürfe als verbindliche Leitlinie für die aktuell anstehenden Maßnahmen fungieren."
Am 17.3.2022 beschloss eine Mehrheit des Gemeinderats, aufbauend auf dem Änderungsantrag der Bezirksbeiräte, dass "die Synthese der vorliegenden Entwicklungsentwürfe den Masterplan bildet."
Bericht der RHein-Neckar-Zeitung vom 10.5.2022 Umsetzung des Masterplans