Masterplan NHF

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Masterplanverfahren Neuenheimer Feld  (aktueller Stand)   (Archiv)

 

Inhalt
Vorbereitung des Masterplanverfahrens
Auftakt
Zielvorgabe: + 800 000 qm BGF
Planungsatelierphase
Aufgabenstellung für Planungsatelier
Die ersten Entwürfe der Planungsteams
Großer Park&Ride-Parkplatz im Handschuhsheimer Feld ?
Sofortmaßnahmenprogramm Verkehr
Zweite Entwürfe der Planungsteams
Vorbereitung der Phase 3 des Planungsateliers und der Konsolidierungsphase
Verkehrsmodell und seine Einschränkungen
1. Sachstandsbericht Sofortmaßnahmen Verkehr Neuenheimer Feld
Öffentliche Veranstaltung mit Experten
Dritte Entwürfe der Planungsteams
Interview mit Masterplan-Experten Prof. Dr. Andreas Knie
2. Sachstandsbericht Sofortmaßnahmen Verkehr Neuenheimer Feld
Ergebnisse Verkehrsberechnungen mit dem Verkehrsmodell
Ergebnisse des Stadtklimatologischen Gutachtens
Bewertung der Entwürfe und Teams durch das Forum

Beschlussvorlage der Verwaltung zum Ende des Planungsateliers und zur Konsolidierungsphase
Beschluss des Gemeinderats zur Konsolidierungsphase

Neue Leistungsbeschreibung am Gemeinderat vorbei
Masterplanverfahren gut beendet
Neue alte Versuche für einen Nordzubringer

Termine

Auftaktveranstaltung

Am 11.April 2018 fand in der Turnhalle des Instituts für Sportwissenschaften der Universität mit über 300 Bürgerinnen und Bürgern und Vertretern vieler Institutionen die von der Stadtverwaltung gut vorbereitete Auftaktveranstaltung des Masterplanprozesses statt. Sie wurde durch Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner, Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck, Bernd Müller, Leiter Vermögen und Bau Baden-Württemberg und Universitätsrektor Prof. Dr. Eitel (per Video) eröffnet und durch Frau Prof. Dr. Ursula Stein und Herrn Joachim Fahrwald moderiert. Der Stadtteilverein hatte zur Auftaktveranstaltung ein Plakat erstellt, das zu Beginn in einem Infomarkt zusammen mit Plakaten der anderen Organisationen vorgestellt wurde.

Höhepunkt des Abends war der Impulsvortrag von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie, Mitglied des Club of Rome und früherer Präsident der Universität Oldenburg zum Thema „Horizont 2050+ - Nachhaltigkeit, Campus, Städtebau, Mobilität“. Schwerpunkt seines Vortrags waren die Änderungen, Probleme und Lösungsmöglichkeiten, die in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen werden. Er legte in überzeugender und zugleich humorvoller Art dar, dass wir wohl ziemliche Schwierigkeiten haben werden, in Zukunft unseren Enkeln zu erklären, wie wir heute auf völlig ineffiziente Weise unsere Mobilität abwickeln: mit mehr als 1000 kg schweren Geräten jeweils nur eine Person von 60-70 kg bewegen, und das sehr kapitalaufwändig mit Gefäßen, die 23 Stunden am Tag herumstehen und Platz verbrauchen. Hochinteressant waren seine in kurzen Streiflichtern eingestreuten Erfahrungen als Universitätspräsident. "Professoren haben oft die unnachahmliche Gabe, banale egoistische Interessen wie z.B. die nach einem Parkplatz in der Nähe mit hochtrabenden analytischen Begründungen vorzutragen." Als Merkmale zukunftsträchtiger Städte beschrieb er einen Dreiklang aus Technologie, Talent und Toleranz. Talente gäbe es in zahlreichen Bereichen, nicht nur in der Wissenschaft. Er lobte das Heidelberger Verfahren des Masterplanprozesses, mit dem die verschiedenen Talente zusammengebracht und neue Lösungen gefunden und umgesetzt werden können. Das werde Ausstrahlung auch auf andere Standorte und Städte haben, national wie international.

Anschließend erarbeiteten die Teilnehmer in Kleingruppen Fragestellungen, die im Laufe des Masterplanprozesses behandelt werden sollen. Von denen gingen viele in die Richtung: Wie können sich die Universität und die Kliniken in Zukunft im Einklang mit dem Schutz der städtischen Umgebung, des Handschuhsheimer Felds und des Naturschutzgebiets Alt-Neckar entwickeln und wie können Lösungen angestoßen und umgesetzt werden, die dies ermöglichen ?

Ein gelungener Auftakt. Über die Auftaktveranstaltung wurde eine interessante Dokumentation erstellt.

Konstituierende Sitzung des Forums Masterplan Im Neuenheimer Feld

Der Steuerungskreis des Masterplans hat am 30.4.2018 einen Entwurf für die Aufgabenstellung der zu beauftragenden externen Planungsteams erstellt. Die zahlreichen wichtigen Fragestellungen, die in der Auftaktveranstaltung von ca. 300 Bürgern erarbeitet wurden, fehlen weitgehend, genauso wie die sehr interessanten Anregungen von Prof. Dr. Schneidewind aus der Auftaktveranstaltung. Stattdessen trägt der Entwurf fast vollständig die Handschrift der Universität: Ausbau Klausenpfad, 5. Neckarbrücke, Nordtangente, Bebauung Hühnerstein und Erweiterung ins Handschuhsheimer Feld ziehen sich als Roter Faden durch den Entwurf. Bisher sprachen Universität und Klinikum von Wachstumswünschen von 20 bis 30% bis zum Jahr 2050. Jetzt wurde dieses Wachstumsziel in der Aufgabenstellung mit weiteren 800 000 qm Brutto-Grundfläche kurzerhand verdreifacht. Die dafür notwendigen Flächen sollen laut Aufgabenstellung innerhalb "des Planungsbereiches Im Neuenheimer Feld (und angrenzend)" entwickelt werden. Und dies alles ohne Diskussion oder Bewertung der Sinnhaftigkeit eines solchen Wachstumszieles. In der konstituierenden Sitzung des Forums am 4.5. sollen nach der vorliegenden Tagesordnung lediglich in Arbeitsgruppen kurze Zeit "Anmerkungen und Hinweise zu den Fragen an die Planungsteams" und "fehlende Fragen an die Planungsteams" diskutiert werden.

Während seit dem Grundlagenbeschluss des Gemeinderats zur Durchführung eines Masterplans Neuenheimer Feld am 16.10.2016  18 Monate und seit der Verabschiedung der Rahmenvereinbarung am 25.7.2017  9 Monate verstrichen, soll dies jetzt alles ganz schnell gehen: Ursprünglich war vorgesehen, dass in dem Forum die grundlegenden Fragen der Weiterentwicklung der Forschungsinstitutionen und der Verkehrserschließung ausführlich diskutiert werden können. Zur Vorbereitung der Forumssitzungen sollte eine "Vorbereitungsgruppe Forum" gebildet werden. Dies alles scheint jetzt nicht mehr zu gelten. Jetzt soll nur diese eine Forumssitzung vor der Beauftragung der Planungsteams stattfinden, in der im Grund lediglich Ergänzungen der Fragen behandelt werden können.

Was hatte der Gemeinderat beschlossen ?

Grundsatzbeschluss des Gemeinderats zum Masterplan Neuenheimer Feld
Protokoll der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses vom 29.06.2016
„Herr Müller vom Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg erklärt, dass der Steuerungskreis den Prozess anstoße und steuere. Der inhaltliche Teil spiele sich im Forum ab." (S. 2.5)
„Herr Zimmermann (Anm. Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung) erklärt nochmals die Zusammensetzung der unterschiedlichen Ebenen. Der Koordinationsbeirat arbeite nicht inhaltlich. Dies geschehe im Forum." S. 2.6)

„Zum Sachantrag (siehe Anlage 18 zur Drucksache 0206/2016/BV) erläutert er (Anm. Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner), dass die gewünschte Einbindung des Bündnisses für Bürgerbeteiligung aus Sicht der Verwaltung bereits gewährleistet sei. Die notwendigen Prognosen und Planfälle werden auch im Forum Masterplan INF besprochen. Da Vertreter des Bündnisses auch in der Vorbereitungsgruppe Forum vertreten seien, sei dies in die entsprechenden Vorbereitungen eingebunden." (S. 2.12)

„Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner bemerkt, dass es in dem Antrag inhaltlich darum gehe, dass die Bürgerbeteiligung bei den vorbereitenden Arbeiten eine stärkere Position bekomme. Deswegen sei mit der Ergänzungsvorlage zusätzlich eine Vorbereitungsgruppe Forum eingebaut worden, in der neben vier Vertretern des Steuerungskreises auch vier Vertreter des Forums und zwei Vertreter des Gemeinderates vorgesehen seien. Damit werde die gewünschte stärkere Einbindung von Bürgerschaft und Politik in die vorbereitenden Arbeiten erreicht." (S. 2.14)

In der Ergänzungsvorlage heißt es:
„3. Forum Masterplan Neuenheimer Feld (Anlage 07 NEU und Anträge gemäß Anlagen 10 und 11 zur Drucksache 0206/2016/BV)
Für die Vorbereitung der Sitzungen wird eine Arbeitsgruppe unter Leitung der externen Moderation gegründet. Diese Vorbereitungsgruppe besteht aus dem Steuerungskreis (4 Vertreter) sowie 4 Vertretern des Forums INF, die die unterschiedlichen Perspektiven und Interessen widerspiegeln sollen und von diesem entsandt werden. Zusätzlich kann der Gemeinderat 2 Mitglieder in die Vorbereitungsgruppe entsenden. In der Vorbereitungsgruppe findet ein Austausch zu den inhaltlichen Anforderungen an die jeweils nächste Sitzung statt." (S. 3.2)

Diese Zusagen des Oberbürgermeisters und die Beschlüsse des Gemeinderats wurden nicht eingehalten. Nach der von der Verwaltung erst am 30.4.2018 vorgelegten Tagesordnung soll in der ersten Sitzung des Forums am 4.5.2018 keine inhaltliche Diskussion z.B. der Prognosen, sondern lediglich eine Ergänzung der Aufgabenstellungen an die externen Experten stattfinden. Die Prognosen der Universität sollen ohne Diskussion Grundlage der Arbeit der externen Experten werden. Eine Vorbereitungsgruppe Forum gibt es bisher nicht, sie konnte folglich diese Sitzung auch nicht vorbereiten.

Diese Vorgehensweise verletzt die Beschlüsse des Gemeinderats und ist nicht geeignet, einer Lösung der Probleme näher zu kommen. Es muss deshalb zunächst die Beschlusslage des Gemeinderats umgesetzt werden: Auf der ersten Sitzung des Forums am 4.5.2018 muss deshalb in Abänderung der Tagesordnung zunächst u.a.

  1. der Diskussionsbedarf der zu besprechenden inhaltlichen Themen festgestellt werden, die im Forum vor einer Aufgabenstellung an externe Planungsteams im Forum diskutiert werden müssen

  2. das bisherige Verfahren und der Zeitplan, insbesondere die sehr kurzfristigen Festlegungen auf Tagesordnungen, besprochen werden.

  3. eine Vorbereitungsgruppe Forum etabliert werden, die die nächsten Sitzungen des Forums vorbereitet

Forum-Veranstaltung am 4.5.2018

Zu der ersten Veranstaltung des Forums trafen sich ca. 85 Vertreter verschiedener Organisationen und Institutionen und mehrere Zufallsbürger in der Musik- und Singschule Bergheim. Das Forum wurde durch den Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck eröffnet, der bis zum Ende blieb und bei mehreren schwierigen Problemen ausgleichend die Diskussionen lenkte.

 

Nach einer Vorstellung des Masterplanprozesses durch Frau Christiane Marks von IMORDE-Projekt- und Kulturberatung, Frau Annette Friedrich, Leiterin Stadtplanungsamt und Herr Bernd Müller, Leiter Vermögen und Bau Baden-Württemberg leitete das Moderationsteam Frau Ursula Stein und Herr Joachim Fahrwald den Abend. 

Anders als in der offiziellen Tagesordnung vorgesehen, war das Hauptthema der ersten Forumssitzung die Diskussion der geplanten Zielvorgabe eines Zuwachses von  817 400 qm Brutto-Grundfläche für die externen Planungsteams. Diese geplante Zielvorgabe würde sowohl die möglichen Verkehrskonzepte als auch die Baulösungen direkt determinieren. 
 

 

Flächenbestand INF

Geplanter Flächenzuwachs

Geplante Änderung

Universität

340 400

368 000

108%

Klinikum

442 000

264 000

60%

DKFZ

127 200

137 800

108%

Max Planck Institute

29 200

21 700

74%

Studierendenwerk

85 300

14 400

17%

Pädagogische Hochschule

23 800

7 000

29%

Sonstige (Nierenzentrum, Olympiastützpunkt, Gästehäuser)

46 000

4 500

10%

Summe

1 093 900

817 400

75%

Interessant ist, dass gerade die Institutionen, die eine Straßenbahn verhinderten, den höchsten Flächenzuwachs anmelden.

Durch Diskussionsbeiträge wurde klar, dass es prinzipiell zwei Vorgehensweisen gibt:

  1. Der alte Weg: Die Universität meldet ihre Wachstumswünsche an und die Stadt versucht dann, über Verkehrsentwicklungspläne und Gemeinderatsbeschlüsse die daraus entstehenden Verkehrsprobleme zu lösen. Dieser Weg wurde in den letzten Jahrzehnten mehrmals beschritten und ist jedes Mal gescheitert. (Verhinderung der mehrmals beschlossenen Straßenbahn durch die Uni, Nicht-Umsetzung der Beschlüsse des Gemeinderats zur Parkraumbewirtschaftung - nach wie vor sind z.B. 2 100 PKW-Stellplätze im Neuenheimer Feld kostenlos usw.)

  2. Ein neuer integrativer Weg: Anwendung des Verursacherprinzips und Koppelung  der Wachstumswünsche an die Lösung der dadurch verursachten Verkehrsprobleme: Universität, Forschungsinstitute und Kliniken können in dem Maße am Standort wachsen, wie sie zusammen mit der Stadt die Verkehrsprobleme lösen. Dies wäre ein neuer Weg nach der Art von Zukunftsvisionen wie sie von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie auf der Auftaktveranstaltung des Masterplanprozesses in überzeugender Weise vorgestellt wurden. Nach dieser Vorgehensweise wurde vom UPI-Umwelt- und Prognose-Institut im Rahmen einer Verkehrsuntersuchung ein Lösungskonzept für das Neuenheimer Feld entwickelt.

Nach längerer Diskussion entstand an diesem Abend weitgehende Übereinkunft, dass der Wachstumswunsch von zusätzlichen 800 000 qm Brutto-Grundfläche keine starre Vorgabe sein kann. Stattdessen soll durch die Planungsteams und im Masterplanprozess ermittelt werden, welches Wachstum im Neuenheimer Feld noch möglich ist bei Schonung der natürlichen Freiräume. Baubürgermeister Jürgen Odszuck stellte am Ende klar, dass alles, was nicht auf dem Campus untergebracht werden kann, im restlichen Stadtgebiet unterkommen müsse. So sehe es der Gemeinderatsbeschluss vor.

Unabhängig von den langfristigen Perspektiven ist auch eine kurzfristige Strategie erkennbar, bald einen Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld durchzusetzen. Bernd Müller sprach davon, dass die "besten Planungsteams" beauftragt werden. Diese sollen dann Antworten geben auf Fragen der Aufgabenstellung wie z.B. "Wie kann die Anbindung des Klärwerks an die Autobahn sichergestellt werden? " und "Welche weiteren äußeren Erschließungen sind für das Gebiet und daran angrenzende große Einrichtungen zu empfehlen (z.B. Neckarquerung, Nordtangente)? "

Durch Klick auf den Artikel kommt man zur Online-Ausgabe der RNZ, die interessante Leserbriefe zum Thema enthält.


Frau Marks von IMORDE-Projekt- und Kulturberatung behauptete, dass die Fragen der Auftaktveranstaltung bereits in den Entwurf der Aufgabenstellung eingearbeitet worden wären. Dies konnten die Teilnehmer, die den Katalog genau durchgearbeitet hatten, allerdings nicht  nachvollziehen. Hier wird auch die Mithilfe der Bürger benötigt, die an der Auftaktveranstaltung teilnahmen.  Es wäre außerdem notwendig, vor Beauftragung der externen Planungsteams eine Forumssitzung durchzuführen, in der überprüft werden kann, ob die Aufgabenstellung und alle relevanten Fragen aus der Auftaktveranstaltung, der Online-Beteiligung und dem Forum angemessen Eingang in die Aufgabenstellung gefunden haben.

Durch Los wurde eine Vorbereitungsgruppe des Forums gebildet, die die nächsten Forumsitzungen vorbereiten soll. Eine weitere Forumsitzung soll es nach dem Willen der Verwaltung vor der Beauftragung der Planungsteams allerdings nicht mehr geben. Es soll lediglich in einer Fortsetzung der Forumssitzung Anfang Juni die Kleingruppenarbeit zur Ergänzung des Fragenkatalogs nachgeholt werden.

Es sollen vier externe Planungsteams beauftragt werden, die jeweils 2 Entwürfe für die Zukunft entwerfen sollen. Grundlage dafür soll der Aufgabenkatalog mit den Fragen sein. Das Wachstumsziel von 800 000 zusätzlichen Quadratmetern Brutto-Grundfläche soll dabei nach Festlegung des Steuerungskreises einheitlich für alle Teams und für alle Entwürfe gelten ! Diese Festlegung wurde im Forum bisher nicht diskutiert. Eine Minimalforderung wäre, dass jeweils einer der beiden Entwürfe je Planungsteam einen Schutz des Naturschutzgebietes Alt-Neckar, des Handschuhsheimer Feldes und der Freiräume in Wieblingen vorsieht und mit einer nachhaltigen, flächensparenden, umweltfreundlichen und stadtverträglichen Verkehrsabwicklung ohne 5. Neckarquerung, Nordzubringer und Ausbau des Klausenpfads plant.

"Planungsatelier"-Phase

In der Koordinationsbeiratssitzung am 11.6.2018  wurde das Konzept und die Vorgehensweise von verschiedenen Seiten heftig kritisiert:

Frau Friedrich (Stadtplanungsamt) betonte zwar mehrmals, die Planungsteams sollten völlig ergebnisoffen an die Probleme herangehen. Die vom Steuerungskreis und der Verwaltung entwickelte Aufgabenstellung enthält jedoch klare Vorgaben wie z.B.

bulleteinen Flächenzuwachs von ca. 800 000 m² Brutto-Grundfläche, der dreimal so hoch ist, wie die bisher artikulierten Wachstumswünsche. Dieser Flächenzuwachs darf nicht diskutiert werden.
bullet"Insbesondere" soll "das Urteil des Verwaltungsgerichtshofes Mannheim vom 11.05.2016  zur Aufhebung des Planfeststellungsverfahrens für eine Straßenbahn im Universitätsgebiet Im Neuenheimer Feld berücksichtigt" werden. Diese Vorgabe erweckt den Eindruck, als sei eine Straßenbahn nicht mehr möglich, es fehlt völlig ein Hinweis, dass die Urteilsgründe behoben werden können und eine Straßenbahn dann realisierbar ist.
bulletAls Vorgaben für Verkehrsmittel werden explizit genannt: "Das zu erstellende Verkehrskonzept soll sich zur Lösung der Herausforderungen speziell auch mit der Prüfung des Ausbaus des Klausenpfades sowie dem Bau einer fünften Neckarquerung befassen. Zudem soll beschrieben werden, welche Bedeutung emissionsarme öffentliche Verkehrsmittel bei der inneren und äußeren Erschließung des Gebietes einnehmen können."
bulletIn dem Entwurf der Aufgabenstellung fehlen völlig die Beschlüsse der Stadt Heidelberg und des Gemeinderats zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung wie z.B.  der Masterplan 100% Klimaschutz, in dem sich die Stadt Heidelberg verpflichtet hat, den End-Energieverbrauch bis zum Jahr 2050 um 50% und die CO2-Emissionen um 95% zu reduzieren. Das Wort nachhaltig kommt in dem gesamten Text kein einziges Mal vor. Erst nach Kritik wurde zugesagt, den Masterplan 100% Klimaschutz als eine von 200 Anlagen beizulegen, allerdings nicht als Vorgabe der Aufgabenstellung.
bulletGenauso fehlen Hinweise auf die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung und der UNO, die die Stadt Heidelberg erfüllen will.

Obwohl bereits in der 1. Forumssitzung zugesagt wurde, dass die Prognose des Flächenzuwachses von 800 000 m² Brutto-Grundfläche näher erläutert und nach Instituten und Arbeitsplätzen aufgeschlüsselt wird, lehnt Herr Bernd Müller von Vermögen und Bau Ba-Wü ab, dem Forum diese Aufschlüsselung zur Verfügung zu stellen. Sie soll erst in der endgültigen Gemeinderatsvorlage enthalten sein. Eine Prognose der sich aus dem geplanten Flächenzuwachs ergebenden Zuwächse an Arbeitsplätzen, die besonders für die Berechnung des zusätzlichen Verkehrs wichtig sind, existiert überhaupt nicht.

Impulsvorträge wie der sehr gewinnbringende Vortrag von Prof. Schneidewind in der Auftaktveranstaltung soll es nicht mehr geben, obwohl dies bisher geplant war.

Eine Mehrheit der Mitglieder des Koordinationsbeirats aus den Reihen der Institutionen im NHF (Uni, Klinikum, DKFZ, MPI, Zoo) und der Steuerungskreis lehnten einen Antrag des Bündnisses für Bürgerbeteiligung ab, die endgültige Aufgabenstellung an die Planungsteams in einer öffentlichen Veranstaltung oder einer Forumssitzung vorzustellen und das weitere Vorgehen zu erläutern.

Die Planungsteams sollen nach dem Konzept des Steuerungskreises neben der Aufgabenstellung eine redaktionelle Zusammenstellung der Fragen von 350 Seiten Länge und insgesamt 200 Anlagen bekommen, darunter den Generalverkehrsplan von 1970 ("Schächterle-Plan") und den Verkehrsentwicklungsplan von 2001. Der Kick-Off (Beginn) soll am 1./2. August stattfinden und dann sollen die Planungsteams mit diesen Unterlagen innerhalb von 5 Wochen (!) "erste Ideen“ und je Team zwei Varianten für Lösungen in Form von Skizzen vorlegen. Nach einer öffentlichen Veranstaltung und einer Forumssitzung will dann der Steuerungskreis auswählen, welche Variante zu einem Gesamtkonzept pro Team weiterentwickelt wird. Die Gesamtkonzepte der Teams werden in Karten 1:2500 dargestellt, der Verkehr in 1:5000. Die Mehrzahl der sinnvollen Verkehrslösungen lässt sich jedoch nicht in Karten darstellen, sondern muss in Planfällen gerechnet werden. (siehe Maßnahmenpaket in der Verkehrsuntersuchung des UPI-Instituts, Ergebnisdarstellung Kapitel 5)

In der Koordinationsbeiratssitzung stellte sich heraus, dass in der ersten Phase weder für die Varianten noch die Gesamtkonzepte die verkehrlichen Folgen berechnet werden können, da das Verkehrsmodell der Stadt erst Ende 2018 fertig werden wird. Die Gefahr ist also groß, dass während der Planungsatelier-Phase vornehmlich Luftschlösser entwickelt werden, bei denen dann erst am Ende ermittelt wird, wie die daraus entstehenden Verkehrsprobleme gelöst werden können. Dieser Weg wird direkt zu den von der Universitätsleitung gewünschten Autobahnzubringern durch das Naturschutzgebiet Alt-Neckar und/oder das Handschuhsheimer Feld führen.

In der Vorbereitungs-AG der Koordinationsbeiratssitzung war noch die Rede davon, dass die Planungsteams während der Atelierphase jeweils mindestens zwei Varianten und Gesamtkonzepte entwickeln sollen. In der Koordinationsbeiratssitzung hatte sich das geändert. Nur noch die Ideenskizze am Anfang soll in zwei Varianten erstellt werden. Danach soll der Steuerungskreis bereits im September 2018 auswählen, welche Variante zu nur noch einem Gesamtkonzept pro Planungsteam weiter entwickelt wird.

Das Konzept soll am 4.7. dem Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss und am 24.7.2018 dem Gemeinderat zur Verabschiedung vorgelegt werden.

Es wird notwendig sein, dass der Gemeinderat als die Institution, die die Planungshoheit hat, hier korrigierend eingreift.

Entscheidung des Gemeinderats über die Planungsphase

Die Beschlussvorlage der Verwaltung für den Gemeinderat zur Aufgabenstellung für das Planungsatelier sowie die zugehörigen Anlagen liegen jetzt vor.

Auftraggeber der Planungsteams, die die Lösungskonzepte erarbeiten sollen, soll nicht mehr wie bisher vorgesehen die Stadt Heidelberg sein, sondern ausschließlich Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim und Heidelberg (Nachfolger des Unibauamts). Ansprechpartner für die Planungsteams sollen der Leiter des Amtes Herr Bernd Müller und seine Mitarbeiter sein. Damit würden die Entwickler der Lösungskonzepte keinen unabhängigen Auftraggeber haben. Vermögen und Bau ist die Institution, die z.B. den im Vergleich zu bisherigen Prognosen dreimal höheren Bauzuwachs von 800.000 qm erhoben hat und in Zukunft durchsetzen will.

Entsprechend trägt auch die dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegte Aufgabenstellung für die externen Planungsteams eindeutig die Handschrift des vorgesehenen alleinigen Auftraggebers:

Die Online-Beteiligung der Bürger im Mai 2018 ergab insgesamt 565 Fragen und Beiträge. Davon haben es genau 4 Fragen in den Entwurf der Aufgabenstellung geschafft, 6 Fragen im Entwurf wurden leicht modifiziert. Bei fast allen anderen 550 Fragen wird behauptet, dass sie bereits im Entwurf der Aufgabenstellung enthalten wären, was in vielen Fällen jedoch nicht stimmt. Bei der Vielzahl der Fragen aus dem Forum, für deren Erarbeitung am 14. Mai 2018 extra eine Fortsetzung der Forumssitzung durchgeführt wurde, wurde sogar ganz darauf verzichtet, sie in die Aufgabenstellung der Planungsteams einzuarbeiten.

Trotz heftiger Kritik am Entwurf der Aufgabenstellung sowohl in der Forum-Sitzung am 4.5.2018 wie in der Koordinationsbeiratssitzung am 11.6.2018 wurde außer den oben beschriebenen kleinen Änderungen und Ergänzungen nichts Wesentliches verbessert. Nach wie vor enthält der Vorspann der Aufgabenstellung z.B.

bulletden geforderten Zuwachs von 800.000 m² Brutto-Grundfläche
bulletden Auftrag „Es ist insbesondere das Urteil des Verwaltungsgerichtshofes Mannheim vom 11.05.2016 zur Aufhebung des Planfeststellungsverfahrens für eine Straßenbahn im Universitätsgebiet Im Neuenheimer Feld zu berücksichtigen." Und dies ohne jeglichen Hinweis, dass eine Straßenbahn auf der vorgesehenen zielnahen Trasse trotzdem möglich ist, da die Urteilsgründe leicht heilbar wären.

Hinweise auf einstimmige Beschlüsse des Gemeinderats der Stadt Heidelberg fehlen dagegen weiterhin wie z.B.

bulletzum Masterplan 100% Klimaschutz
bulletzur Reduktion des Endenergieverbrauchs in Heidelberg bis zum Jahr 2050 um 50%
bulletzur Reduktion der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 95%

genauso wie z.B.

bulletder zukünftige Flächenbedarf für eine ökologischere landwirtschaftliche und gärtnerische Nutzung im Handschuhsheimer Feld in Höhe von mindestens 360.000 qm
bulletein Hinweis auf bereits vorhandene Lösungskonzepte zur Entwicklung der Institutionen im Neuenheimer Feld im Einklang mit den angrenzenden Stadtteilen und Naturflächen
bulletDas Wort „nachhaltig" kommt jetzt immerhin vor, und zwar genau einmal in einer Frage auf 49 Seiten Aufgabenstellung.

In der Forumssitzung am 4. Mai 2018 fragten mehrere Teilnehmer nach der Herkunft der Zuwachsprognose von 800.000 qm. „Gibt es Zahlen, welche prognostizieren, wie viele Menschen in Zukunft zusätzlich im Neuenheimer Feld leben, arbeiten und studieren werden? Herr Müller: Die gibt es, sie wurden zusammen mit dem zusätzlichen Flächenbedarf der Institutionen abgefragt. Allerdings sind diese Zahlen gerade nicht parat, können aber nachgeliefert werden." (Protokoll Forumssitzung , S. 10) Es wurde auch danach gefragt, wie sich der geplante Flächenzuwachs von 800.000 qm auf die einzelnen Institute verteilt. Auch zu dieser Frage antwortete Herr Bernd Müller, dass die Zahlen nachgeliefert werden können.

Beides ist wichtig für die Verkehrsberechnungen. Es wurde jedoch nicht nachgeliefert, auch nicht nach einer extra Nachfrage per Email.

Ein besonderer Affront gegen den Gemeinderat bestand darin, dass die Verträge mit den Planungsteams bereits im Zeitraum 25.6. – 6.7.18 abgeschlossen werden sollten (Anlage 01 Aufgabenstellung, S. 46), also drei Wochen bevor der Gemeinderat darüber beschließen kann !  

SEVA-Sitzung am 4.7.2018

In der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses am 4. Juli 2018 stellte zunächst Udo Heidl von der Firma PTV Planung Transport Verkehr AG die Art des Verkehrsmodells vor, mit dem voraussichtlich ab Oktober 2018 die verkehrlichen Auswirkungen der Planungskonzepte berechnet werden. Die Firma PTV hat heute 700 Mitarbeiter und wurde im letzten Jahr von der PORSCHE-Dachgesellschaft und VW-Mehrheitseigentümerin PORSCHE Automobil Holding SE aufgekauft. PTV hat eine wichtige Software zur Berechnung von Verkehrsströmen entwickelt und in Heidelberg u.a. die Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans 2001 und die Standardisierte Bewertung des Mobilitätsnetzes berechnet. In der Aufgabenstellung für die vier Entwurfteams ist festgelegt, dass das von PTV entwickelte Verkehrsmodell "zwingend von den Entwurfsteams zur Prüfung des Mobilitätskonzeptes genutzt werden" muss.  PTV ist Bestandteil des Entwurfteams ASTOC und bearbeitet für ASTOC den Bereich Verkehr.

Die Fraktionen von  Bündnis 90/Die Grünen, SPD, GAL/HD P&E, Bunte Linke, und LINKE/PIRATEN hatten für die anschließende Beratung vorgearbeitet und folgenden gemeinsamen Antrag eingebracht, der von Christoph Rothfuß vorgetragen wurde: (Hier die während der Sitzung leicht geänderte Version, die beschlossen wurde.)
 

Gemeinsamer Antrag: Aufgabenstellung Planungsatelier - Masterplan Im Neuenheimer Feld / Neckarbogen

1. In der Planungsatelier-Phase sind für die Ideen- und Konzeptentwicklungen unter anderem der „Masterplan 100% Klimaschutz" zugrunde zu legen. Jedes Planungsteam prüft

bulleteine Reduzierung des Autoverkehrs durch umweltfreundliche, flächeneffiziente und klimaneutrale Abwicklung des Verkehrs
bulletden Schutz des Handschuhsheimer Feldes unter Berücksichtigung des wachsenden Flächenbedarfs für ökologischen Anbau und des Naturschutzgebietes Alt-Neckar (u.a. keine Beeinträchtigung durch Straßen)
bulletNachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten für Universität, Klinikum und die Institutionen, die sinnvollerweise im Campus NHF verbleiben müssen. Prüfung, welches Wachstum auf dem Campus im Bereich des B-Plans Neues Universitätsgebiet möglich ist.

2. Das Forum bewertet die Entwicklungsvarianten der städtebaulichen Planungsbüros und schlägt dem Gemeinderat mehrere Varianten differenziert gewichtet zur Beschlussfassung vor. Der Gemeinderat entscheidet jeweils am Ende der beiden letzten Werkstatt-Phasen über die Auswahl der weiterzuführenden Konzepte, Arbeiten und Planungsteams. In der Anlage 01 wird in Kapitel Konsolidierungsphase (S. 26) der 2. Satz wie folgt geändert: „Im Zuge des Planungsateliers wird vom Gemeinderat entschieden…"

3. Die Zuwachsprognose von 800.000 qm BGF wird nach Instituten, Kliniken und Arbeitsplätzen aufgeschlüsselt.

4. Die Aufgabenstellung wird in folgenden Punkten geändert [Änderungen unterstrichen]:

1.1 Welche städtebaulichen Entwicklungen sind notwendig, um das Gebiet Im Neuenheimer Feld / Neckarbogen und ggfls. bei einer späteren Betrachtung in anderen Gebieten der Stadt auch zukünftig als internationalen herausragenden Wissenschafts- und Forschungsstandort zu sichern und weiterzuentwickeln? Welche Entwicklungschancen für die Forschung können sich aus einer Verlagerung anderer Nutzungen ergeben?

THEMENFELD 1: STÄDTEBAULICHES KONZEPT UND NUTZUNGEN
Der letzte Satz des 1. Abschnittes „Dies ist nicht Gegenstand des Planungsateliers." entfällt.

THEMENFELD 2: MOBILITÄTSKONZEPT
wird beim zweiten Absatz eingefügt:
Eine Straßenbahn auf zielnaher Trasse soll geprüft werden. Eine neue Verkehrserschließung durch öffentlichen Personennahverkehr kann durch Änderung des bestehenden Bebauungsplanes und durch ein neues Planfeststellungsverfahren erreicht werden.

5. Auftraggeber für die Planungsteams sind die Stadt Heidelberg und Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Mannheim und Heidelberg. Ansprechpartner für die Planungsteams sind Frau Friedrich, Stadtplanungsamt, und Herr Müller, Vermögen und Bau.

6. Beschlüsse des Gemeinderats werden in die Aufgabenstellung eingearbeitet
 

Nach einer längeren Diskussion und einer Sitzungsunterbrechung wurde der Antrag mit 9 Ja-Stimmen von SPD, GRÜNEN, GAL, BL und Linke gegen 6 Nein-Stimmen von CDU, HDer und OB beschlossen.

Bisher waren sechs teilnehmende Experten vorgesehen, darunter als lokaler Fachvertreter Prof. Michael Braum. Auf Antrag der SPD wurde Dieter Teufel, Leiter des UPI-Umwelt- und Prognose-Instituts, als weiterer lokaler Fachvertreter gewählt. Die Fachvertreter können Ideen in den Prozess einbringen und bewerten die Ergebnisse der Planungsteams.

Anschließend beschloss der SEVA die so geänderte Aufgabenstellung für die Planungsteams einstimmig.

Damit wurden vom SEVA die wichtigsten negativen Festlegungen korrigiert. Außerdem beschloss der SEVA mit den Stimmen von SPD, GRÜNEN, GAL, BL und Linke gegen die Stimmen von CDU, HDer und OB, dass vor dem Gemeinderat die Bezirksbeiräte von Bergheim, Wieblingen, Neuenheim und Handschuhsheim in einer gemeinsamen Sondersitzung gehört werden.

Sondersitzung der Bezirksbeiräte am 19. Juli 2018

Obwohl die Sondersitzung sehr kurzfristig anberaumt war, waren die Bezirksbeiräte Handschuhsheim, Wieblingen und Bergheim beschlussfähig. Nur im Bezirksbeirat Neuenheim fehlte ein Mitglied zur Beschlussfähigkeit. Nach einer ausführlichen Diskussion fällten die Bezirksbeiräte Handschuhsheim, Wieblingen und Bergheim folgende Beschlüsse zum Masterplan:
 

  1. Bestätigung der Beschlussempfehlungen des Stadtentwicklung- und Verkehrsausschusses (SEVA) vom 4.7.2018
  2. Die bisherige Formulierung „Es gilt alternative Verkehrswege zu finden" wurde geändert in „Es gilt alternative Verkehrskonzepte zu finden".
  3. Die erst nachträglich durch die Universität in die Aufgabenstellung aufgenommene Formulierung „Die angesiedelten wissenschaftlichen Nutzungen stellen bezüglich der Emissionen besondere Anforderungen an verkehrliche Konzepte," wurde durch den Nachsatz „die zum Beispiel durch Optimierung verkehrlicher Konzepte oder durch Verlagerung einzelner Geräte oder Nutzungen zum Beispiel in Verfügungsgebäuden gelöst werden können." ergänzt.
  4. Die Bezirksbeiräte sprachen sich klar dafür aus, dass Auftraggeber und Ansprechpartner für die vier Planungsteams nicht nur wie geplant das Amt für Vermögen und Bau, sondern gleichberechtigt auch die Stadt Heidelberg sein soll.
  5. Neben dem angemeldeten sehr hohen Flächenzuwachs der Universität soll auch der zukünftige Flächenbedarf von Gartenbau, Landwirtschaft und Naturschutz sowohl im Planungsgebiet als auch in den angrenzenden Gebieten gleichberechtigt berücksichtigt werden.
  6. An mehreren Stellen wurde das Primat des Gemeinderats im Verfahren festgeschrieben.
  7. Unter mehreren zu entwickelnden Konzepten soll mindestens auch eines mit nachhaltigen Kriterien (nach Punkt 1 des SEVA-Beschlusses) sein (z.B. Reduzierung des Autoverkehrs durch umweltfreundliche, flächeneffiziente und klimaneutrale Abwicklung des Verkehrs, Schutz des Handschuhsheimer Feldes und des Naturschutzgebietes Alt-Neckar u.a. ohne neue Straßen und nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten für Universität, Klinikum und die Institutionen, die sinnvollerweise im Campus Neuenheimer Feld verbleiben müssen).

Die Punkte 1 – 6 wurden in allen drei Bezirksbeiräten mit sehr großer Mehrheit beschlossen.

Auch der letzte wichtige Punkt 7 ( Entwicklung auch eines nachhaltigen Konzepts ohne Schädigung des Handschuhsheimer Felds) fand in den Bezirksbeiräten Wieblingen und Bergheim eine einstimmige Zustimmung. Lediglich im Handschuhsheimer Bezirksbeirat stimmten 2 Mitglieder der CDU und 1 Mitglied der HEIDELBERGER dagegen, eine Mehrheit von 9 Bezirksbeiräten stimmte dafür.

Gemeinderatsitzung am 24. Juli 2018

Der Gemeinderat folgte in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 24. Juli 2018 weitgehend den Beschlüssen des SEVA und der Bezirksbeiräte. Zuvor sprach sich OB Eckart Würzner jedoch vehement gegen folgende Punkte der Beschlüsse des SEVA und der Bezirksbeiräte aus:

  1. Er lehnte eine gemeinsame Beauftragung der Planungsteams durch das Amt für Vermögen und Bau und die Stadt Heidelberg ab und nahm den entsprechenden Passus (Punkt 4 oben) aus der Beschlussvorlage. Damit bleibt weiter allein Bernd Müller als Leiter des Amts für Vermögen und Bau (ehemaliges Uni-Bauamt) der Auftraggeber, Geldgeber und Ansprechpartner für die Planungsteams, die die Lösungskonzepte erarbeiten sollen.
  2. Der zukünftige Flächenbedarf von Gartenbau, Landwirtschaft und Naturschutz soll zwar in den angrenzenden Gebieten gleichberechtigt berücksichtigt werden, nicht jedoch im Planungsgebiet.
  3. Bei der Lösung einer Straßenbahn schlug der OB eine andere Formulierung vor.

Die anderen Punkte blieben in der Beschlussvorlage, darunter die Berücksichtigung des Masterplans 100% Klimaschutz und dass unter mehreren Konzepten mindestens ein Konzept mit nachhaltigen Kriterien entwickelt werden soll (Punkt 7 oben). Insbesondere ist jetzt festgelegt, dass nicht wie im Entwurf noch vorgesehen der Auftraggeber (Vermögen und Bau) bzw. der Steuerungskreis, sondern der Gemeinderat entscheiden wird, welche Varianten und Konzepte der Planungsteams in den einzelnen Phasen des Planungsateliers jeweils ausgewählt und weiterentwickelt werden. Außerdem wird dem Planungsatelier mehr Zeit eingeräumt. Als lokaler Fachvertreter wurde neben Prof. Michael Braum Dieter Teufel, Leiter des UPI-Umwelt- und Prognose-Instituts, benannt. Am Ende beschloss dann der Gemeinderat das Gesamtpaket einstimmig. Auch das Konzept der Öffentlichkeitsbeteiligung wurde einstimmig verabschiedet. Damit kann jetzt die Planungsatelierphase am 1.8.2018 beginnen. In dieser Phase wird es drei Sitzungen des Forums und drei öffentliche Veranstaltungen geben, in denen dann die Entwürfe der Planungsteams diskutiert und bewertet werden können. Die Termine und Veranstaltungsorte werden hier bekannt gegeben werden.

Die ersten Entwürfe der Planungsteams

Am Mittwoch 17.10.2018 stellten die vier Planungsteams ihre ersten Entwürfe in einer gut besuchten öffentlichen Veranstaltung im Hörsaalgebäude Chemie vor.

Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung von Holger Buchwald:

 

In den Masterplan für das Neuenheimer Feld kommt Bewegung
Die vier Planungsteams präsentierten am Mittwochabend ihre ersten Ideenskizzen für die Zukunft des Neuenheimer Feldes
Von Holger Buchwald      
RNZ-Online, 19.10.2018  

Heidelberg. Die Spannung war groß: Wie sehen die vier Planungsteams, die von Universität, Land und Stadt mit der Ausarbeitung von unterschiedlichen Konzepten für das Neuenheimer Feld beauftragt wurden, die Zukunft des Campus und seine verkehrliche Erschließung? Mehr als 400 Interessierte kamen am Mittwochabend in den Großen Hörsaal Chemie der Universität, wo die externen Fachleute ihre ersten Ideenskizzen vorstellten.

"Einen Abend der großen Ideen" wünschte sich Bernd Müller vom Universitätsbauamt zum Auftakt. Und auch Baubürgermeister Jürgen Odszuck gab zu, dass er von einer "gewissen Nervosität" befallen sei. Auch er sehe die Entwürfe der Planungsteams, die alle schon Erfahrungen in der Campus-Planung haben, zum ersten Mal. Lenelis Kruse-Graumann, Co-Vorsitzende des Koordinationsbeirates, bat die Anwesenden, offen zu sein für neue Ideen und sich inspirieren zu lassen. Schließlich solle der Masterplan die "nächsten 30 bis 50 Jahre halten".

Jedes Team hatte für seine Präsentation 15 Minuten Zeit. Und einige frische Ideen waren in der Tat dabei. Besonders die Handschuhsheimer Gärtner hörten es gerne, dass alle vier Teams das Handschuhsheimer Feld und seine landwirtschaftlichen Flächen fast vollständig erhalten wollen. Darüber hinaus setzten die Planer aber durchaus unterschiedliche Akzente. Als die Zuhörer nach der Präsentation Fragen stellen und ihre mit Anmerkungen gespickten bunten Kärtchen an die Stellwände im Foyer pinnen durften, war die verkehrliche Erschließung des Campus das alles beherrschende Thema: "Keine Fünfte Neckarquerung" war auf den Kärtchen immer wieder zu lesen, auch wenn die Planungsteams, die diese Variante ins Spiel brachten, dieses Bauwerk nicht nur für den Autoverkehr, sondern auch für Radfahrer und vor allem für eine Straßenbahn nutzen wollen. "Als wir in den 70er Jahren in Wieblingen gebaut haben, war eine mögliche Neckarbrücke kein Thema", sagt eine Anwohnerin. Für sie wäre es eine Horrorvorstellung, wenn vor ihrer Türe auf einmal eine Straßenbahn vorbeidonnern würde.

Ungeachtet dieser alten Konflikte gab es auch viel Lob für die Entwürfe, die vor allem auf Klimaneutralität und Nachverdichtung setzen. Alle Anmerkungen der Bürger werden nun gesammelt und den Planungsteams zur Verfügung gestellt. Sie sollen sie in die weitere Ausarbeitung der Entwürfe einfügen.

Seit 1. August haben die Teams an ihren Ideenskizzen gearbeitet. Während der weiteren Atelierphase im Masterplanprozess sollen daraus nach und nach richtige Entwürfe werden. Das Forum, in dem 80 Interessenvertreter, darunter alle unterschiedlichen Nutzer des Neuenheimer Feldes, aber auch Vertreter der angrenzenden Stadtteile sitzen, wird am 5. November über die Vorschläge beraten. Die zweite Atelierphase soll dann voraussichtlich im Februar abgeschlossen sein. Dann sollen auch die gemeinderätlichen Gremien ihre Meinung zu den weiter ausgearbeiteten Entwürfen kundtun dürfen. Bis 2020 soll dann der Masterplan als Grundlage für die weiteren Bebauungspläne stehen.

Und das sind die Entwürfe

Astoc will aufräumen: Skyline statt Zoo

Eine klare Skyline des Neuenheimer Feldes ist im Entwurf des Kölner Büros Astoc durchaus denkbar

hob. Ein kompakter Campus mit kurzen Wegen und viel Grün drumherum - das ist die Vision des Kölner Büros Astoc. Zwar hat die Universität für das Gewann Hühnerstein im Nordwesten des Campus bereits heute Baurecht, doch dieses Areal ist in den Augen von Stadtplaner Sebastian Herrmann alles andere als ideal. Die Wege in das Zentrum des Neuenheimer Feldes seien zu lang, die verkehrliche Anbindung zu schwierig.

Stattdessen schlägt sein Team vor, dem Zoo im Heidelberger Süden ein neues Areal mit möglichen Erweiterungsflächen anzubieten und die Sportanlagen im Westen des "Feldes" an den Hühnerstein zu verlagern. Auf diese Weise würden 16 Hektar als neue Flächen für die Wissenschaftseinrichtungen frei.

Das Neckarufer werde noch nicht ausreichend genutzt, es könnte mit großzügigen Rasenflächen und Gastronomie aufgewertet werden. Auch im Inneren des Campus soll es nach diesem Entwurf viele Grünflächen geben, einmal ringförmig innerhalb des "Feldes" und einmal als schienenförmige Mittelschneise. Bäume am Klausenpfad könnten als Grenze zum Handschuhsheimer Feld dienen. Es sollte als Naherholungsgebiet erhalten werden. Der Autoverkehr sollte nach Möglichkeit im Inneren des Campus so weit wie möglich reduziert werden. Eine Fünfte Neckarquerung wäre optional. Auch eine Straßenbahn ist für Astoc denkbar - als Ringerschließung, weder direkt über den Klausenpfad, aber auch nicht direkt an der Kreuzung der Berliner Straße / "Im Neuenheimer Feld".

Heide will die Seilbahn: In luftigen Höhen

Die blaue Linie verdeutlicht eine mögliche Strecke für eine Seilbahn. Die Straßenbahn (orange) sollte um das Neuenheimer Feld herumführen

Viele Gedanken um die verkehrliche Erschließung des Campus, der "dichter, urbaner und vernetzter" werden müsse, machte sich Ferdinand Heide mit seinem Team. Auch für ihn ist das Gewann Hühnerstein als Erweiterungsfläche für die wissenschaftlichen Einrichtungen nicht ideal. Vielmehr schlägt er eine "moderate Arrondierung" des Gebietes Richtung Norden vor. Dadurch könne das Handschuhsheimer Feld nahezu in Gänze erhalten werden.

In der ersten Variante möchten Heide und seine Kollegen den Zoo und die Sportflächen im Neuenheimer Feld belassen. Und statt einer Fünften Neckarquerung schlagen sie eine schleifenförmige Seilbahn-Erschließung vor: vom S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen ins Neuenheimer Feld und von dort oberhalb der geplanten Radbrücke, deren Pylone genutzt werden könnten, wieder zurück über den Neckar nach Bergheim. Rund um das Feld könnte eine Straßenbahn in der Randlage fahren, dadurch würden auch die Freizeiteinrichtungen wie der Zoo besser erschlossen. Von den unterschiedlichen Haltestellen könnten die Fahrgäste "People Mover" nutzen, wie man sie vom Flughafen kennt, also horizontale Förderbänder, die Rolltreppen ähneln. Der Innenbereich des Feldes sollte ganz klar vom Autoverkehr freigehalten werden.

In seiner zweiten Variante schlägt Heide vor, die Sportanlagen in den Norden in das Handschuhsheimer Feld zu verlagern und die freigewordenen Flächen für Neubauten zu nutzen.

Högers kompakter Entwurf: Urbane Raster, grüne Technik

Kerstin Höger stellt sich eine kleinteilige Rasterstruktur für das Neuenheimer Feld vor. Jedes Institut hat seinen eigenen Platz oder Garten

"Gesund und lebendig" sollte der ideale Campus in den Augen des Züricher Büros "Kerstin Höger Architekten" sein. Weder die Sportflächen noch der Hühnerstein sollten bebaut werden, dort sollte vielmehr ein Ökopark entstehen - eine Art Begegnungsstätte von Handschuhsheimer Gärtnern und Nutzern des Neuenheimer Feldes.

Eine Fünfte Neckarquerung kann sich Höger durchaus vorstellen, aber nicht für Autos, sondern für die Straßenbahn, den Radverkehr und Fußgänger, um Wieblingen und den SRH-Campus zu erschließen. Die sieben Strategien des Entwurfs lauten: kompakt, spezialisiert, offen, grün, vernetzt, effizient und flexibel. Das heißt: Dieses Planungsteams möchte nur die Flächen des Bebauungsplans von 1961 nutzen. Parkflächen sollten sukzessive mit Neubauten, die Tiefgaragen haben, ersetzt werden. Mit mehr Wohnungen, Ansiedlung von Firmen und Cafés könne der Campus zusätzlich belebt werden. Städtebaulich sieht Höger eine Rasterstruktur vor - jedes Institut sollte seinen eigenen Garten oder Platz erhalten, als Ort der Begegnung, aber auch, um die Identifikation mit den wissenschaftlichen Einrichtungen zu stärken. Die Verkehrserschließung sollte vor allem mit einem Straßenbahn-Ring und Fahrradschnellwegen sowie Fußwegen geschehen. Die Autofahrer sollten hingegen so weit wie möglich zurückgedrängt werden.

Ganz wichtig ist für dieses Planungsteam das Energiekonzept, in dem die Institute elektrisch und thermisch vernetzt sind, Wärmepumpen, Wärmetauscher und Erdwärme nutzen.

C.F. Møllers Visionen: Die lebendige Zelle

Viele verschiedene Nutzungen wie Sport, Forschung und ein erlebbares Ideenlabor für Klimaneutralität haben im Neuenheimer Feld Platz

Das Büro C.F.Møller aus Aarhus möchte die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen, als die Planungen von heute morgen schon wieder überholt waren. Anstatt Vorgaben für Gebäudehöhen zu machen, setzt dieses Planungsteam vor allem auf Klimaneutralität, zumal sich Heidelberg als Teil des C40-Städtenetzwerks dazu verpflichtet hat, in Zukunft auf fossile Brennstoffe gänzlich zu verzichten.

Das Team sieht den Campus als lebende Zelle: Mit Mischzonen, in denen die Wissenschaftler interdisziplinär arbeiten können, aber auch als ein Gebiet, in dem die CO2-Neutralität erlebbar wird: Die Gewinnung von Wasserstoff und die Regenwasseraufbereitung sind hierbei nur zwei Stichworte. Der Verkehr solle über den Rand erschlossen werden, und der Wissenschaftscampus solle auch über die Berliner Straße hinauswachsen dürfen. Überhaupt sollte die Zellmembran laut dieser Planung durchlässig sein; so könnten auch die Handschuhsheimer Gärtner im Neuenheimer Feld Märkte anbieten.

Was die Vernetzung mit anderen Stadtteilen angeht, müsse man von dem Nadelöhr an der Berliner Straße wegkommen - entweder durch einen Nordzubringer oder eine Fünfte Neckarquerung, welche auch für eine Straßenbahn zur Anbindung des S-Bahnhofes Wieblingen genutzt werden sollte. "Der Verkehr wird bei doppelter Flächennutzung auch in Zukunft noch etwa so sein wie heute", so eine These. Daher müsse man auch noch in Zukunft mit motorisiertem Individualverkehr im Neuenheimer Feld rechnen.

Die ersten Entwürfe der Planungsteams gibt es hier.

 

Hier ein Vergleich der ersten Entwürfe:

 

 

Kerstin Höger Architekten GmbH, Zürich

Ferdinand Heide Architekt BDA, Frankfurt

ASTOC GmbH & Co. KG,
Köln

C.F. Moller Danmark A/S; Aarhus

 

Variante 1

Variante 2

Variante 1

Variante 2

Variante 1

Variante 2

Variante 1

Variante 2

Bebauung Hand-schuhsheimer Feld

nein

nein

teilweise,  u.a.

nein

nein

nein

nein

nein

Öko-Garten PH

Bebauung Hühnerstein

nein

nein

teilweise, + Sportstätten

teilweise, + Sportstätten

nein

ja, Verlegung Sportstätten

ja

ja

Straßenbahnring in Campus

ja

ja

auf Klausenpfad

auf Klausenpfad

ja, aber ohne Haltestelle Mathematikon, 
2 Kurven mehr

nein, Busse

nein, Busse

nein, Busse

Ausbau Klausenpfad MIV

nein

nein

ja, tw. nördlich Klausenpfad

ja

ja

ja

nein

nein

5. Neckarquerung MIV

nein

nein

nein

nein

als Option

als Option

nein

ja

5. Neckarquerung Straßenbahn

nein

als Option

nein

nein

als Option

als Option

nein

nein

Nordzubringer

nein

nein

ja

nein

nein

nein

ja

nein

Park&Ride im Hand-schuhsheimer Feld

nein

nein nein nein nein nein nein nein

Besonderheit

flächensparend

flächensparend

Seilbahn, People mover als Verteiler

Seilbahn, People mover als Verteiler

Verlegung Zoo

 

Straße zw. INF und Klausenpfad

Straße zw. INF und Klausenpfad

 

 

Die Stadtverwaltung hat eine Dokumentation der 1. öffentlichen Veranstaltung des Planungsateliers erstellt.
Die Auswertung ergibt u.a. folgende Voten zu Verkehrsthemen:

    -  5. Neckarquerung MIV: 57 dagegen, 26 dafür
  -  Nordzubringer: 31 dagegen, 14 dafür

Außerdem zahlreiche Kommentare zu veralteten Verkehrskonzepten, CO2, Zukunftsfähigkeit usw., eine große Zustimmung für nachhaltige Lösungen und eine Reihe interessanter Ideen.


Forumsitzung am 5.11.2018

In der Sitzung des Forums wurde die von der Vorbereitungsgruppe des Forums vorbereitete Geschäftsordnung einstimmig bei einer Enthaltung beschlossen. Danach wurden die 8 Varianten der 4 Planungsteams in Kleingruppen diskutiert und die Ergebnisse im Plenum vorgestellt. Die Verwaltung wird wieder eine Dokumentation über die Sitzung des Forums erstellen.

Am Ende der Sitzung kam zur Sprache, dass eine Fraktion im Gemeinderat einen Antrag auf Realisierung eines provisorischen Nordzubringers für einen Bus-Shuttle durch das Handschuhsheimer Feld gestellt hat. Dies wäre eine gravierende Maßnahme am Masterplan vorbei, die vollendete Tatsachen schaffen würde, da für einen Bus-Shuttle im Handschuhsheimer Feld Feldwege ausgebaut und verbreitert werden müssten. Frau Prof. Dr. Marmé, Gemeinderätin der CDU, verteidigte ihren Antrag mit dem Argument, es müsse endlich etwas geschehen. Dieter Teufel vom UPI-Umwelt- und Prognose-Institut legte demgegenüber dar, dass durchaus eine Reihe kurzfristiger Maßnahmen möglich wären, die der Rahmenvereinbarung des Masterplanprozesses nicht widersprechen würden wie z.B. die Bewirtschaftung der immer noch über 2 100 kostenlosen PKW-Stellplätze im NHF, eine Anpassung der Stellplatzgebühren oder die Möglichkeit von Job-Tickets für alle Beschäftigten im NHF. Ein Straßenausbau im Handschuhsheimer Feld jedoch missachte den aufwändigen Prozess des Masterplanverfahrens und wäre ein Einstieg in einen Nordzubringer, der in 6 der 8 Varianten der Planungsteams nicht enthalten ist. 

Nachträglich stellte sich heraus, dass auch die Führung des Busverkehrs in jeweils einer Richtung über den Klausenpfad angedacht ist. Dies wäre keine sinnvolle Lösung:

bulletDie Busbedienung des NHF erfolgt ausschließlich von Süden (Buslinien 31, 32, 37 und 721). Buslinien von Norden existieren nicht. Für die Buslinien von Süden wäre die Fahrt über den Klausenpfad ein Umweg von jeweils 1,4 km pro Richtung. Für die Buslinien müsste eine extra Ausfahrt und eine zusätzliche Ampelphase für die Ausfahrt aus der Haltestelle Technologiepark Richtung Norden angelegt werden. Dies würde die Kreuzung INF/Berliner Straße zusätzlich belasten und zu zusätzlichen Staus führen.
bulletDer Klausenpfad ist ein wichtiger Spazierweg für Fußgänger und eine wichtige Fahrradverbindung. Er ist die einzige direkte Fußgänger- und Fahrradverbindung zwischen dem Wehrsteg und dem Sportzentrum Nord von Neuenheim und Handschuhsheim zum Neckar (südliche und nördliche Wege führen nicht zum Neckar, da der Zugang durch Zoo, DJH und Sportanlagen verhindert ist.) Busse im Klausenpfad würden die Naherholung zu Fuß und den Weg zahlreicher Fahrradpendler erheblich stören.
bulletDer Klausenpfad müsste für eine Busbedienung ausgebaut werden. Dies wäre der Einstieg in den Ausbau des Klausenpfads, der in 4 der 8 Entwürfe der Planungsteams nicht enthalten ist. Die Begegnung Linienbus - Fahrrad bzw. Fußgänger bei Einrichtungsverkehr des Busses erfordert einen Mindestquerschnitt der Straße von 4,50 m. Der Klausenpfad hat heute nur eine Breite von 3,80 m. Kleinere Busse wie Midi-Busse sind zwar kürzer als die auf den Linien 31 und 32 eingesetzten Busse, aber nur 10 cm schmäler.
bulletEine Führung der Busse über den Klausenpfad würde zudem das Problem der im Stau stehenden Busse in der Kirschnerstrasse und im Hofmeisterweg nicht lösen.

Zur Verflüssigung des Verkehrs zur Rushhour genügt eine Reduzierung der Zahl der Autofahrten um ca. 6%. Dazu müsste lediglich ein Drittel der Maßnahmen des Kurzfristkonzepts realisiert werden.

Dies ist bereits im Gange. Ein Ausbau von Straßen würde die gerade beginnende Tätigkeit junger Startups konterkarieren. (siehe Begründung zu Punkt 4 im Kurzfristkonzept)

Ein Ausbau des Klausenpfads oder anderer Feldwege durch das Handschuhsheimer Feld  am Masterplan Neuenheimer Feld vorbei wäre außerdem eine Provokation gegen die Bürgerbeteiligung des Masterplanprozesses.


 

Ein zusätzlicher Autoparkplatz von 12 900 qm für die Uni im Handschuhsheimer Feld ?

Nachdem drei der vier Planungsteams keine Ausdehnung der Uni ins Handschuhsheimer Feld vorgeschlagen haben, schlägt jetzt OB Dr. Eckart Würzner gegenüber dem Gemeinderat am 7.11.2018 eine Ausdehnung in Form eines PKW-Parkplatzes von 12 900 Quadratmetern (16-fache Fläche des Tiefburgvorplatzes !) im Norden des Handschuhsheimer Felds vor. Auf dieser Bodenfläche soll ein Park&Ride-Platz für 400 PKW gebaut werden und Feldwege ausgebaut werden, um die Autofahrer auf den letzten 2 km mit einem Bus zu transportieren. Der OB greift damit einen Vorschlag in einem Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion vom 15.1.2018 auf für einen "P+R Platz (z.B. Autobahnabfahrt Dossenheim mit schnellem Busshuttle durch das Feld)".

Dazu soll, vollständig am Masterplan Neuenheimer Feld vorbei, bereits am 20. Dezember 2018 ein Betrag von 5,1 Millionen € in den städtischen Haushalt eingestellt werden, ohne dass die Öffentlichkeit bisher davon erfahren hat. (Nachtrag: Erst am 14.12.2018 erfuhren die Mitglieder des Forums und des Koordinationsbeirates Masterplan Neuenheimer Feld und die Öffentlichkeit offiziell durch eine Pressemitteilung der Stadt von dem Vorhaben.)

Hintergrund ist, dass durch die Verhinderung einer modernen Straßenbahnanbindung des Unicampus durch die Uni und andere Institutionen die Autos vor allem auf dem Campus immer häufiger in ihrem eigenen Stau stehen. Deshalb soll jetzt ein P&R-Platz Entlastung bringen.

Welche Folgen hätte ein zielnaher P&R-Platz dieser Größe ?

bullet

Der PKW-Verkehr auf der Dossenheimer Landstraße würde dadurch lediglich um 2 % (!) abnehmen, auf der Ernst-Walz-Brücke um 0,1%.

bullet

Neben dem Umsteigen vom Auto auf den Bus auf der "letzten Meile" käme es durch das zielnahe P&R zu Verlagerungseffekten vom ÖPNV auf das Auto: ÖPNV-Pendler von der Bergstraße müssen heute 3x auf ÖV-Fahrzeuge warten (auf die Linien 5, 21/24 und 31/37), beim Umstieg auf P&R im Handschuhsheimer Feld müssten sie in Zukunft nur noch 1x auf den ÖV warten

bullet

Zusätzlich würden Verlagerungseffekte von P&R an der Bergstraße und der Bahn auf P&R im Handschuhsheimer Feld induziert. Dadurch würden längere Strecken mit dem Auto gefahren: (bei P&R an Haltestellen der OEG oder Bahn heute 3x auf ÖV warten (auf 5/DB, 21/24 und 31/37), mit P&R HHF nur noch 1x auf ÖV warten)

bullet

Dadurch würden die Zahl der Autofahrten, die gefahrenen Auto-Kilometer und die CO2-Emissionen zunehmen.

bullet

Anstatt die großen PKW-Stellplatzflächen im Campus besser zu nutzen und den öffentlichen Verkehr auszubauen, würde wertvoller landwirtschaftlicher Boden in Parkplätze umgewandelt

bullet

Der Busverkehr auf den schmalen Feldwegen im Handschuhsheimer Feld stünde in Konflikt mit landwirtschaftlichem Verkehr, Fahrradverkehr, Fußgängern und Erholungsverkehr.

bullet

Deshalb müssten Feldwege im Handschuhsheimer Feld ausgebaut werden.

bullet

Dies wäre eine klare Vorbereitung des Nordzubringers durch das Handschuhsheimer Feld, der im Masterplanverfahren nur in 2 von 8 Entwürfen enthalten ist.

Der Vorstand des Stadtteilvereins wandte sich deshalb am 7.12.2018 an den Gemeinderat und bat, „diese Vorbereitung für eine am Masterplan vorbei gehende Maßnahme im Vorfeld zu verhindern."

Es gibt eine Reihe kurzfristiger Maßnahmen, mit denen die Staus beseitigt werden können. Nur ein Beispiel aus dem Bereich Digitale Stadt: Heute sind werktags 77% der in das NHF einfahrenden PKW mit nur einer Person besetzt. Wenn dieser Anteil nur auf 74% (!) reduziert würde, wäre die Entlastung der Straße INF und der Dossenheimer Landstraße bereits größer als durch den geplanten P&R-Platz - umweltfreundlich, ohne Verbrauch von Boden, ohne Kosten und dazu auf der gesamten Fahrtstrecke und nebenbei auch auf allen Zufahrten in den Campus. Dazu stehen im Rahmen der Digitalen Stadt bereits Startups wie Matchridergo in den Startlöchern, diese könnten durch Incentives der Institutionen im Campus unterstützt werden.  (Hier weitere kurzfristige Maßnahmen).

Der Gemeinderat sollte deshalb diese Zerstörung landwirtschaftlicher Böden in großen Stil verhindern und die 5 Millionen Euro Steuergelder im neuen Doppelhaushalt einsparen. 

 

Das "Bündnis für Bürgerbeteiligung" nahm in einer Pressekonferenz zu dem Vorhaben Stellung und erklärte, dass die Vorschläge zur provisorischen Verkehrsentlastung für das Neuenheimer Feld eine Verletzung der Rahmenvereinbarung des Masterplanprozesses darstellen. (Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung vom 17.12.2018).

 

Park & Ride-Platz und Bus-Shuttle durch Handschuhsheimer Feld nicht in neuen Doppelhaushalt übernommen

In den Beratungen zum neuen Doppelhaushalt wurde der Antrag des Oberbürgermeisters durch den Gemeinderat in einem wichtigen Punkt geändert: Der Betrag von 5,1 Mio € für Verbesserungen der verkehrlichen Situation Im Neuenheimer Feld bleibt bestehen, die Zweckbestimmung (u.a. Park & Ride-Platz und Busshuttle im Handschuhsheimer Feld) allerdings wurde gestrichen. Der Doppelhaushalt 2019/2020 wurde am 20. Dezember 2018 vom Gemeinderat einstimmig bei 2 Enthaltungen der AfD beschlossen. Damit enthält der Haushalt für die nächsten beiden Jahre die Möglichkeit, die Verkehrssituation durch Maßnahmen zu verbessern, die dem Masterplan nicht widersprechen. Er enthält aber kein Präjudiz mehr für einen großen Parkplatz und für Bus-Verkehr im Handschuhsheimer Feld und damit eines provisorischen Nordzubringers.

Der Stadtteilverein Handschuhsheim e.V. dankt allen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten und den anderen Akteuren, die dazu beigetragen haben und wünscht ein schönes und geruhsames Weihnachtsfest 2018.   

 

Im RNZ-Interview mit dem Titel "Bei etwa 175 000 Einwohnern stößt Heidelberg an seine Grenzen" am 27.12.2018 nahm OB Dr. Würzner auch Stellung zu dem geplanten Projekt:

 

Herr Dr. Würzner hat recht, dass das Neuenheimer Feld mit dem Öffentlichen Nahverkehr besser erreichbar sein muss. Dazu ist aber ein Busverkehr auf der "letzten Meile" ein untaugliches und sehr wenig wirksames Konzept. Die Aussage: "Der Bus soll ja auf bestehenden Straßen, auf denen jetzt schon Abwasserfahrzeuge unterwegs sind, dann zum Neuenheimer Feld pendeln." ist zudem falsch.

Die Abwasserfahrzeuge zum Klärwerk Nord fahren auf der Tiergartenstraße. Der Busverkehr würde über den Allmendpfad und über Feldwege im nördlichen Handschuhsheimer Feld fahren, die dazu ausgebaut werden müssten.

 

Auch im Stadtblatt wurde durch das Amt für Öffentlichkeitsarbeit falsch darüber informiert. Dort heißt es ((Stadtblatt 19.12.2018, S. 7) :

"Auf Wunsch des Gemeinderates schlägt die Verwaltung provisorische Maßnahmen vor, um die Erreichbarkeit des Neuenheimer Feldes zu verbessern. Dazu gehören ein geschotterter Park&Ride-Parkplatz an der Autobahnzufahrt Dossenheim, die Einrichtung eines Bus-Shuttles auf bestehenden Straßen durch das Handschuhsheimer Feld und eine veränderte Buslinienführung im Campusgebiet."

 

Die Idee eines Park&Ride-Parkplatzes ist erstens kein "Wunsch des Gemeinderates", sondern wurde lediglich in einem Antrag einer Fraktion (CDU) vom 15.1.2018 vorgeschlagen. ("Prüfung von möglichen attraktiven P+R Plätzen (z.B. Autobahnabfahrt Dossenheim mit schnellem Busshuttle durch das Feld ") Und der Bus könnte zweitens gar nicht "auf bestehenden Straßen" zum P&R-Platz gelangen, er müsste von der Tiergartenstraße aus über Feldwege fahren, die dafür nicht ausgelegt sind.

 

Auf dem Neujahrsempfang 2019 fand der 1. Vorsitzende Gerhard Genthner deutliche Worte zu dem geplanten Park&Ride-Platz, die von den Anwesenden mit großem Beifall bedacht wurden. (Bericht der RNZ vom 9.1.2019) Er wird unterstützt von RNZ-Chefredakteur Michael Hörnle in seinem RNZ-Kommentar "Schnellschuss" vom 9.1.2019.

 

In einem RNZ-Bericht vom selben Tag machte Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums, eine bemerkenswerte Aussage, die zeigt, wohin es gehen soll und die das widerlegt, was OB Würzner behauptet:

"Mit einem provisorischen Maßnahmenpaket der Stadt mit nur 400 Park & Ride-Plätzen, mit Busshuttle durch die Felder, mit Bus-Sonderstreifen und einem Rechtsabbieger am Mathematikon - wo jedoch der Stau auf der Berliner Straße und die Linksabbieger das Problem sind - sei nicht so viel gewonnen. Gürkan und Grüters-Kieslich wünschen sich eine echte Entlastung des Campus nach Norden, die Dossenheim unbehelligt lässt. Mit viel gutem Willen könne dieser Zubringer innerhalb weniger Monate stehen: "Die Straßen für die landwirtschaftliche Nutzung sind ja schon da."

 

10.1.2019: Die kleinen Fraktionen von "Die Heidelberger", FDP und Freie Wähler sprechen sich, noch bevor das Projekt des Park&Ride-Platzes im Gemeinderat besprochen wurde, dafür aus..

 

 

Zur Erinnerung:


Wie jetzt bekannt wurde, stand das Thema "
Geplanter P&R-Platz und Busverkehr im Handschuhsheimer Feld auf Feldwegen" bereits am 17.12.2018 auf der Tagesordnung der AG Rad, da das Projekt im Konflikt sowohl mit dem geplanten Radschnellweg wie mit wichtigen Fahrradachsen vom Unicampus nach Dossenheim und von Handschuhsheim nach Ladenburg steht. Die Verwaltung in Form des Leiters des Amts für Verkehrsmanagement weigerte sich jedoch strikt, das Thema in der Sitzung der AG Rad zu behandeln. In der AG Rad werden normalerweise alle den Fahrradverkehr tangierenden Themen behandelt.  

Am 11.1.2019 wenden sich die Gemeinderäte der Grünen, SPD, GAL/HD P&E, Linke/Piraten, Arbeitsgemeinschaft Bunte Linke und Einzelstadtrat Butt in einem Gemeinsamen Schreiben an den Oberbürgermeister und schlagen eine Reihe von Sofortmaßnahmen vor, nicht jedoch den geplanten P&R-Platz und den Bus-Shuttle durch das Handschuhsheimer Feld. Außerdem verlangen die unterzeichnenden Fraktionen, dass das Thema in die Bezirksbeiräte Neuenheim und Handschuhsheim zur Beratung verwiesen wird.

Am 16.1.2019 und mit einem Nachtrag am 17.1.2019 berichtet die Rhein-Neckar-Zeitung in einem ausführlichen Artikel über den Sachverhalt.

Am 22.1.2019 berichtet Heidelberg24 P&R-Platz und Bus-Shuttle im ,Feld': „Es wäre das Aus": Große Sorge um Heidelbergs Erholungsort In dem Artikel  wird die Stadtverwaltung mit einer Wirkungsabschätzung des P&R-Platzes zitiert, an der fast alle Annahmen falsch sind. Korrigiert man nur die wichtigsten Fehler, ergibt sich eine ca. 93% geringere Wirkung des P&R-Platzes. (siehe Neuauflage des Kurzfristkonzeptes des UPI-Instituts, S. 5 ff)


Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses (SEVA) am 23.1.2019

Zu Beginn des Tagesordnungspunktes "Kurzfristige Verbesserungen der Erreichbarkeit des Neuenheimer Feldes bis zum Abschluss des Masterplan-Verfahrens - Maßnahmegenehmigung" gab Alexander Thewalt, Leiter des Amts für Verkehrsmanagements, einen Überblick über die von der Verwaltung vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen. Darin aufgenommen sind inzwischen auch etliche der von den Fraktionen vorgeschlagenen Maßnahmen wie

bulletBewirtschaftung aller PKW-Stellplätze im Campus
bulletErhöhung der Parkgebühren auf mindestens den Preis eines Jobtickets, wie dies bereits bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung der Fall ist
bulletPreiswerte (reguläre) Jobtickets für die Mitarbeiter aller Institutionen im NHF
bulletVerlängerung der Buslinie 37 bis zum Hauptbahnhof und der Linie 29 vom Bismarckplatz bis zum Technologiepark
bulletVerbesserung von Ampelanlagen z.B. der besonders Staus verursachenden Ampel an der Kopfklinik
bulletAber auch nach wie vor ein neuer P&R-Parkplatz für 400 PKW im Handschuhsheimer Feld mit Busshuttle im 20 min-Takt auf Feldwegen und Hauptfahrradrouten durchs Feld mit mehreren Ausweichstellen, an denen die Busse zum Ausweichen aufeinander warten sollen

In der Sitzung des Lenkungskreises am 11. Januar 2019 sagten die Vertreterinnen des Landes, Frau Ministerin Theresia Bauer und Frau Staatssekretärin Gisela Splett zu, sich bei allen Einrichtungen im Bereich des Campus Neuenheimer Feld für die Einführung einer flächendeckenden kostenpflichtigen Parkraumbewirtschaftung einzusetzen.

Herr Thewalt nannte in seinem Vortrag auch interessante Zahlen aus der Verkehrsuntersuchung NHF:

bullet69% des Verkehrs in das Neuenheimer Feld kommt aus Heidelberg, 31% von außerhalb
bullet60% der Autofahrer und 42% der ÖPNV-Fahrgäste kommen von außerhalb Heidelbergs
bulletbei den Einpendlern aus dem Umland beträgt das Verhältnis MIV zu ÖV 76 zu 24
bulletInsgesamt sind es täglich mehr als 30 000 KFZ im Quell- und Zielverkehr

Gleich zu Beginn der Diskussion hielt Alexander Föhr (CDU) eine emotionale Rede und beschwerte sich, dass die CDU wegen ihres Vorschlags kritisiert worden sei. Die CDU wolle keinen Nordzubringer, der P&R-Platz mit Busshuttle sei nur ein Provisorium und man habe außerdem auch verschiedene andere Maßnahmen vorgeschlagen.

Dagegen positionierte sich Irmtraud Spinnler für die SPD, dass sie dem P&R-Platz nicht zustimmen werden und stattdessen eine Reihe besserer Maßnahmen vorschlagen. Bürgermeister Jürgen Odszuck warf der SPD daraufhin vor, dass sie keinen „Modal-Shift" (Veränderung des Modal-Splits hin zum ÖPNV) wolle, obwohl klar war, dass ein P&R-Platz kurz vor dem Ziel zu keiner Förderung des ÖPNV führt.

Sahra Mirow (LINKE) erklärte für ihre Partei, dass sie sich der gemeinsamen Initiative der Grünen, SPD, GAL/HD P&E, Linke/Piraten, Arbeitsgemeinschaft Bunte Linke angeschlossen haben. Park&Ride fänden sie gut, aber nicht in dieser Form.

Matthias Diefenbacher stimmte dem P&R-Platz für die HEIDELBERGER zu, da es ja nur ein Provisorium sei und machte klar, dass die HEIDELBERGER auch für den Nordzubringer sind.

Christoph Rothfuß (GRÜNE) erklärte, dass inzwischen über 30 Vorschläge zur kurzfristigen Verbesserung der Verkehrssituation vorliegen. Mit einem P&R-Platz für 4 Millionen Euro würde man 10 000 Euro Steuergelder pro Auto ausgeben, um es aus dem Campus herauszuhalten. Und das für ein Provisorium ! Das sei, einmal ganz abgesehen von den Folgen für die Gärtner, die Ökologie und die Naherholung, unter allen Vorschlägen wohl der schlechteste und teuerste. Allein wenn man den Besetzungsgrad der Autos von heute 1,25 moderat auf 1,4 erhöhen würde, wäre die Verkehrsentlastung schon wesentlich größer und das auf allen Zufahrten zum NHF.

Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) wies darauf hin, dass es diese eine Spitzenstunde, von der die Verwaltung spreche, in der Realität gar nicht gebe. Es gebe stattdessen jeweils ein morgendliches und nachmittägliches Plateau von jeweils rund 3 Spitzenstunden. Insofern sei die von der Verwaltung gemachte Rechnung, in der der P&R-Platz seine volle Wirkung in nur einer Spitzenstunde bringen solle, nicht realistisch.

Dass sich Autofahrer nur wegen einer kurzen Busbeförderung mit oft langen Wartezeiten extra ein Jobticket zulegen, sei eher unwahrscheinlich. Dieses P&R-Modell sei vor allem für Inhaber von Jobtickets interessant, die heute z.B. die ganze Strecke mit der OEG fahren oder heute P&R an OEG-Haltestellen machen. Wenn diese dann auf den P&R-Platz im Handschuhsheimer Feld wechseln, um Umsteigevorgänge zu sparen, bringe das überhaupt keine Entlastung. Auch insofern sei die Rechnung, dass der Campus tatsächlich von 400 Autos entlastet würde, sehr unrealistisch und nicht glaubwürdig.

Bernd Zieger (LINKE) wies auf den vorherigen Tagesordnungspunkt des Pendlerberichts 2018 hin, in dem Stefan Lenz vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik darauf hingewiesen hatte, dass von 63 000 Einpendlern nur 11 400 ein Jobticket haben, das sind nur 18%. Auch im NHF böten das DKFZ und andere Institutionen ihren Mitarbeitern auch heute noch kein preiswertes Jobticket an, weil sie den Sockelbetrag von 10,- pro Mitarbeiter nicht investieren wollten, obwohl man diesen Sockelbeitrag auch über Parkgebühren finanzieren könne. Allein wenn diese Betriebe Jobtickets einführen würden, wäre dies wesentlich effizienter als ein P&R-Platz.

Christoph Rothfuß (GRÜNE) ergänzte dieses Argument mit folgender Rechnung: 40% des Autoverkehrs ins NHF kommt aus Heidelberg, nicht aus dem Umland. Wenn dieser Anteil nur auf 36% reduziert würde, wäre der Autoverkehr ins NHF bereits um 1 200 Autofahrten pro Tag reduziert.

Frau Dr. Simone Schenk (FWV) wiederholte das Argument, es handle sich bei dem P&R-Platz nicht um die Vorbereitung des Nordzubringers, sondern ja nur um ein Provisorium. Sie leistete sich dabei gleich anschließend einen interessanten Freud’schen Versprecher. Sie behauptete, der Busshuttle ginge ja gar nicht durch das Handschuhsheimer Feld. Nach einem Zwischenruf von Dr. Arnulf Weiler-Lorentz, er führe u.a. über den Allmendpfad, sprach sie aufgeregt aus: „Der Zubringer geht doch nur ein kleines Stück über den Allmendpfad." ...

Da das Thema zunächst in einer Sondersitzung der Bezirksbeiräte  behandelt wird, endete der Tagesordnungspunkt ohne Abstimmung.
 

Sondersitzung der Bezirksbeiräte Handschuhsheim, Neuenheim und Bergheim am 5.2.2019

Zu einer historischen Sondersitzung trafen sich die Bezirksbeiräte Handschuhsheim, Neuenheim und Bergheim am 5.2.2019 im Rathaus. Die Verwaltung sah vor, dass u.a. über den geplanten  Park and Ride Parkplatz und die Einführung eines Busshuttles durch das Handschuhsheimer Feld abgestimmt werden sollte.

Robert Bechtel (SPD) erinnerte zu Beginn daran, dass gerade in diesen Tagen "uns unsere Kinder und Enkel auffordern, etwas für den Klimaschutz zu tun. Dies bedeutet bei dem Thema heute, dass wir den Autoverkehr schrittweise reduzieren sollten. Wenn diejenigen von uns, die gesund sind, umsteigen, dann bleibt für die, die aufs Auto angewiesen sind, genug Platz." Sören Michelsburg (SPD) legte dar, dass es viel wahrscheinlicher sei, dass der P&R-Platz von Pendlern benutzt würde, die heute mit dem ÖPNV fahren und schon ein Jobticket haben, um ein Mehrfachumsteigen zu sparen.  Das brächte überhaupt keine Entlastung. Wenn man annehme, dass vielleicht gerade 100 Parkplätze für echte Umsteiger wären, dann würde das pro eingesparter Auto-Fahrt rund 40 000 € kosten.

Dr. Frieder Rubik (GAL) machte als Ökonom interessante Ausführungen zu den Kosten. Man wisse, dass das Erdreich von Parkplätzen im Laufe der Zeit mit Öl und Benzin verseucht wird. Dies würde am Ende die Entsorgung in einer Größenordnung von rund 6000 Kubikmeter Boden notwendig machen. Die Kosten dafür seien genauso wenig in der Kalkulation der Verwaltung enthalten wie die Rückbaukosten. Auch er erinnerte daran, dass die Verwaltung bei der Wirkungsabschätzung nur linear gerechnet habe und Rebound-Effekte nicht beachtet worden seien. Anschaulich stellte er die Frage, wie z.B. Fahrradfahrer auf den von der Stadt ausgewiesenen Fahrradachsen wie dem Allmendpfad einem Bus von 2,50 m Breite + 0,50 m Außenspiegel ausweichen sollten. Investitionen von einer solchen Größenordnung würden klar einen Nordzubringer vorbereiten. Dabei erinnerte er an die Aussagen von Frau Gürkan vom Uniklinikum, die bereits erklärt habe, dass ein P&R-Platz wenig bringe und man einen Zubringer wünsche.

In den Tagen vor der Sitzung hatte eine interfraktionelle Arbeitsgruppe aus den drei Bezirksbeiräten einen Alternativantrag erarbeitet, der von Heike Sauer (GRÜNE) vorgetragen und erläutert wurde. Er beinhaltet mit insgesamt 27 Sofortmaßnahmen vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsituation, die

bulletkeinen Nordzubringer vorbereiten,
bulletdem Masterplanprozess nicht widersprechen,
bulletnicht zu mehr, sondern zu weniger Autoverkehr und CO2-Emissionen führen
bulletund weniger kosten.

Birgit Müller-Reiss (BL) erinnerte daran, dass ein P&R-Platz im Handschuhsheimer Feld, übrigens auch die Idee eines teilweisen Ausbaus des Klausenpfads als Parkhauszufahrt, außerhalb der "blauen Linie" des Masterplanverfahrens liegen und dieses deshalb gefährden.

Den Höhepunkt der Sitzung markierte daraufhin Jürgen Grieser (CDU) als er bekannt gab, dass die CDU ihren Antrag für einen P&R-Platz plus Busshuttle durchs Handschuhsheimer Feld zurückzieht, was einen großen Beifall auslöste. OB Eckart Würzner konnte dies zunächst nicht recht glauben, wurde aber durch Jürgen Grieser eines Besseren belehrt.

Daraufhin stellte der OB den 3-seitigen Antrag aus der Mitte der Bezirksbeiräte als weitestgehenden Antrag zur Abstimmung. Der Antrag wurde in den Bezirksbeiräten Neuenheim und Handschuhsheim einstimmig und im Bezirksbeirat Bergheim bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschlossen. Als Berichterstatter für den nächsten SEVA wurden Dr. Nicola Lutzmann (GAL, Neuenheim), Heike Sauer (GRÜNE, Handschuhsheim) und Marion Weber (BL, Bergheim) gewählt.  

Historische Sitzung der Bezirksbeiräte Handschuhsheim, Neuenheim und Bergheim am 5.2.2019 im großen Rathaussaal

In einem Brief an die Gemeinderäte zeigt sich der Stadteilverein Wieblingen solidarisch mit Handschuhsheim und lehnt die Einrichtung eines provisorischen Park&Ride-Parkplatzes im Handschuhsheimer Feld ab.

Im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss am 27.2.2019 stellte Jürgen Hoffmann von der Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (rnv) das Ergebnis der Prüfung der den ÖPNV betreffenden Maßnahmen im 27-Punkte-Antrag der Bezirksbeiräte vor. Die rnv begrüßt diese Maßnahmen und wird z.B. ab Juni 2019 den Bus 29 aus dem Süden Heidelbergs bis zur Haltestelle Technologiepark verlängern. Auch der Bus 37 wird nach Fertigstellung der neuen Haltestelle Hauptbahnhof bis zum HBF verlängert und schafft damit eine umsteigefreie Verbindung vom HBF bis zum Springer-Verlag. Gleichzeitig wird dadurch der Engpass auf der Buslinie 32 auf dieser Strecke beseitigt und der Takt halbiert. Nur bei der Verlängerung der Straßenbahnlinie 24 zur Rushhour bis Weinheim muss die rnv passen, da sie keine zusätzlichen drei Straßenbahnfahrzeuge dafür mehr frei hat.

In der anschließenden Diskussion erklärte Frau Larissa Winter-Horn (HEIDELBERGER), dass sie es falsch findet, dass der P&R-Platz mit Busshuttle nicht mehr weiterverfolgt wird. Niemand wolle doch das Handschuhsheimer Feld zerstören, der P&R-Platz wäre doch nur ein "marginaler Eingriff ins Handschuhsheimer Feld..." Wolfgang Lachenauer (HEIDELBERGER) nannte in diesem Zusammenhang den 27-Punkte-Antrag der Bezirksbeiräte abwertend ein "Sammelsurium". Im Gegensatz dazu dankten die anderen Gemeinderäte den Bezirksbeiräten für den ausführlichen Antrag, der am Ende vom SEVA einstimmig verabschiedet wurde.

In der Gemeinderatsitzung am 28.3.2019 wurden die 27 Sofortmaßnahmen (ohne P&R-Platz und Busshuttle im Handschuhsheimer Feld) abschließend mit den Stimmen aller Fraktionen und des OB einstimmig beschlossen. (Bericht der RNZ, Bericht von heidelberg24)


Zweite Entwürfe der Planungsteams

Am 12.2.2019 stellten die Planungsteams ihre überarbeiteten Entwürfe in einer öffentlichen Veranstaltung im großen Hörsaal Chemie der Universität  vor. Es gab im ökologischen Sinne sowohl Verbesserungen als auch Verschlechterungen in den einzelnen Entwürfen.

 

Die nachstehende Übersicht zeigt den Vergleich der 8 Entwürfe der 4 Teams.

 


Besonders interessant sind die Ausführungen des Schweizer Teams von Kerstin Höger Architekten GmbH zu der den Teams vorgegebenen Zuwachsprognose von 800.000 m2 Bruttogrundfläche. Das Team vergleicht diese Prognose mit der bisherigen Entwicklung der Universität Heidelberg und anderer Universitäten und kommt zu folgendem Ergebnis (S. 10 der Erläuterungen):

"Die gegebenen Zuwachsprognosen bis 2050 sind im Vergleich mit dem bisherigen Durchschnittswachstum des Campus sowie mit vergleichbaren Campusentwicklungen wie zum Beispiel dem Harvard Campus in Cambridge und Allston, NTNU Campus in Trondheim, Hochschul- und Unispitalgebiet in Zürich und der Science City Kopenhagen (vgl. Höger 2007, 2015) sehr optimistisch.

Der existierende INF Campus (ca. 1.100.000 m2 BGF 2017) wurde in einem Zeitraum von rund 100 Jahren geplant und gebaut. Bei einem weiterhin kontinuierlichen Durchschnittszuwachs entspräche dies für 2050 einer zusätzlichen BGF von ca. 360.000 m2 und der prognostizierte Zuwachs von 820.000 m2 würde erst Ende des 21. Jahrhunderts erreicht."

Trotzdem weist das Team Höger nach, dass in Version 1 auf dem bestehenden Campus (ohne Bebauung des  Gewanns Hühnerstein) ein Zuwachs von ~ 913.000 m2 Brutto-Grundfläche (BGF) m2 möglich wäre, in Version 2 von  ~ 850.000 m2. Dabei sieht das Konzept Höger die Verdichtung vornehmlich auf Autostellplätzen und bereits versiegelten Flächen vor (S. 9).

Interessante Aussagen macht das Team ASTOC zu einem Nordzubringer: "Die Nordanbindung löst in der Summe die Probleme wie die Entlastung der Engstellen B 37 und Berliner Straße nicht. Weiter bindet diese das Neuenheimer Feld nur von Norden besser an, obwohl von Norden nur ein geringer Anteil von etwa 15 % der Verkehre kommt." (Erläuterungen S. 20) "Das Planungs- bzw. Planfeststellungsverfahren für eine Neckarquerung dauert voraussichtlich Jahrzehnte." Deshalb setzt das Team ASTOC auf eine deutliche Reduzierung des Autoverkehrs durch eine Vielzahl von Maßnahmen, u.a. durch eine Straßenbahn. "Wir halten es weiterhin für die beste Lösung, eine Straßenbahn in das Gebiet zu führen. Das System der Straßenbahnen ist in Heidelberg bereits sehr gut ausgebaut und seit Jahrzehnten etabliert. In den vergangenen Jahren gab es bereits weitführende vergleichbare Planungen dazu, die aufgegriffen und zeitnah umgesetzt werden könnten." (S. 16) Allerdings sieht ASTOC im Endausbau mit Neckarquerung dann wieder eine Erhöhung der PKW-Stellplätze auf dem Campus auf 8000 vor. (S. 20)

Das Team Ferdinand Heide sieht als innovative Lösung eine Seilbahn vom S-Bahnhof Wieblingen (mit P&R) und vom Hauptbahnhof und zusätzlich einen Ausbau der Straßenbahn auf einem Ring im Campus vor.

Der Entwurf von Team C.F.Møller ist nach Angaben der RNZ  "der Lieblingsentwurf der Universität und der anderen wissenschaftlichen Einrichtungen". Das Team sieht u.a. eine Brücke durch das Naturschutzgebiet vor. Dazu schreibt es "Die Brücke wird mit so wenig Eingriff in die natürliche Umgebung wie möglich geplant. Gleichzeitig soll sie hauptsächlich auf nachhaltigen Verkehr ausgelegt sein. Hierbei haben Fahrradfahrer und der öffentliche Nahverkehr Vorrang. Privater Personenverkehr soll verhindert werden. Die Brücke wird lediglich für Ambulanzfahrzeuge und ggf. Anlieferungen freigegeben. Zu Stoßzeiten während der Umstellung des Mobilitätssystems kann eine teilweise Befahrung mit PKWs angedacht werden."

Mit "Privater Personenverkehr" meint  Team Møller den Autoverkehr. Dabei ist dem Team anscheinend noch nicht aufgefallen, dass nicht nur Autoverkehr, sondern auch Fußgänger- und Fahrradverkehr "Privater Personenverkehr" sind. Als Beispiel für die Brücke zeigt die Präsentation von Team Møller die "Garrden-Bridge" in London über die Themse. Auch die Rhein-Neckar-Zeitung zeigte in ihrem Bericht vom 14.2.2019 die "Garden-Bridge". Erst durch einen sachkundigen Leserbrief in RNZ-Online und durch einen aktuellen Bericht der BBC vom 13.2.2019 kam ans Licht, dass es die "Garden-Bridge in London" überhaupt nicht gibt. Sie war zwar tatsächlich von ARUP (Mitglied des Teams Møller) seit 2013 konzipiert worden. Die Planung für diese Brücke wurde aber nach Planungskosten von über 50 Millionen Euro wegen Kostensteigerungen, hoher Unterhaltungskosten und weil sie z.B. nicht von Radfahrern oder von Gruppen mit mehr als acht Personen hätte benutzt werden können, im August 2017 endgültig eingestellt.

Die Entwürfe und Erläuterungen der Teams können hier herunter geladen werden.

Am 1.3.2019 wurden die in den Entwürfen enthaltenen Lösungskonzepte in einer Sitzung des Forums diskutiert und bewertet. Dies dient als Grundlage für die Entscheidung des Gemeinderats, welche Entwürfe weiter entwickelt werden sollen. Da das Verkehrsmodell noch nicht fertig ist und die verkehrlichen Konzepte deshalb noch nicht berechnet werden konnten, werden die verkehrlichen Konzepte ohne Bewertung in die 3. Phase des Planungsateliers übernommen. Jedes Mitglied hatte 20 Punkte, für jedes Konzept konnten maximal 3 Punkte für Zustimmung (Positiv) oder Ablehnung (Kritisch) vergeben werden. Die nachstehende Grafik zeigt eine erste Auswertung der Punktebewertung. wichtiger Konzepte. 


Vorbereitung der Phase 3 des Planungsateliers und der Konsolidierungsphase

Der Gemeinderat hatte im Juli 2018 beschlossen:
"Das Forum bewertet die Entwicklungsvarianten der städtebaulichen Planungsbüros und schlägt dem Gemeinderat mehrere Varianten differenziert gewichtet zur Beschlussfassung vor. Der Gemeinderat entscheidet jeweils am Ende der letzten beiden Werkstatt-Phasen über die Auswahl der weiterzuführenden Konzepte, Arbeiten und Planungsteams.

Dazu hatte die Verwaltung eine Beschlussvorlage mit umfangreichen Anhängen von insgesamt 475 Seiten Länge vorbereitet, die als erstes die Bezirksbeiräte von Handschuhsheim, Neuenheim, Wieblingen und Bergheim am 29.4.2019 als Empfehlung an den Gemeinderat beschließen sollten. Die wichtigste Anlage des Beschlussvorschlags ist die Anlage 01, die die Lösungskonzepte beinhalten soll, die den Planungsteams als Gemeinderatsbeschluss vorgegeben werden sollen. Anstatt entsprechend dem Gemeinderatsbeschluss vor allem die Ergebnisse der Bewertung durch das Forum zugrunde zu legen, hatte die Verwaltung in der Anlage 1 auch die meisten der Hinweise der Projektträger, die den Teams bereits seit Anfang Dezember 2018 vorliegen, aufgenommen. Die Ergebnisse des Forums dagegen waren z.T. falsch wiedergegeben. Aus der Mitte der vier Bezirksbeiräte hatte sich deshalb in den Osterferien eine Arbeitsgruppe gebildet, die die 275 Lösungskonzepte der zum Beschluss vorgesehenen Anlage 01 mit den Ergebnissen des Forums verglich. Sie hatte dabei bei 10 Lösungskonzepten Fehler festgestellt, die geändert werden müssen. Diese wurden in einer Anlage 05.1 zu einem gemeinsamen Antrag zusammengefasst. Die überwiegende Zahl der anderen in der Anlage 01 dargestellten Lösungskonzepte sollen bestehen bleiben. Von den 70 Lösungskonzepten, die im Forum diskutiert und bewertet wurden, wurden außerdem in einer Tabelle 1 in Anlage 05.1 die 17 Lösungskonzepte dargestellt, die mit einer hohen Mehrheit von mindestens Zweidrittel und mit einer Gesamtpunktezahl von mindestens 15 Punkten bewertet wurden.

Der Beschlussvorschlag der Verwaltung sah außerdem vor, dass jetzt bereits die blaue Linie (Betrachtungsraum) auf die Sportflächen der TSG ausgedehnt wird, damit diese auch bebaut werden können und dort eventuell eine Seilbahnstation errichtet werden kann. Dies lehnt der gemeinsame Antrag ab. Birgit Müller-Reiss (BL) und Robert Bechtel (SPD) erklärten, dass die Teams auch wie bisher schon Erschließungsmaßnahmen außerhalb der blauen Linie planen können. Eine Ausdehnung der blauen Linie und eine Bebauung der Sportflächen hätte nach dem Vorschlag der Verwaltung zur Folge, dass die Sportstätten in den Hühnerstein verlegt werden würden, was dem mehrheitlichen Wunsch des Forums widerspricht, den Hühnerstein als ökologische Ausgleichsflächen zu erhalten.

Im letzten Punkt schlug der Antrag der Bezirksbeiräte vor, die wichtige Konsolidierungsphase, in der die Hauptentscheidungen über die zukünftige Entwicklung fallen werden, nicht einstufig wie von der Verwaltung vorgesehen, sondern zweistufig durchzuführen und die Zwischenergebnisse wie in der Planungsatelierphase vom Forum diskutieren und bewerten zu lassen und die Ergebnisse dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorzulegen.  Würde der Vorschlag der Verwaltung beschlossen, würde die Auswahl der Teams und das Ergebnis der wichtigsten Phase des Masterplanprozesses weitgehend durch die Projektträger selbst bestimmt, die Bürgerbeteiligung wäre nur noch eine völlig unverbindliche Spielweise, die parallel ablaufen würde. In der Bezirksbeiratssitzung wurde deutlich, dass die Verwaltung in der Konsolidierungsphase auf alle Fälle verhindern will, dass das Forum die Ergebnisse bewerten und dem Gemeinderat über die Verwaltung Vorschläge zur Beschlussfassung machen kann.

Der gemeinsame Antrag, der von Birgit Müller-Reiss und Frieder Rubik (GAL) vorgestellt wurde, stieß auf unerwartet starken Widerstand der Verwaltung, die die vorgeschlagenen Änderungen an ihrem Beschlussvorschlag nicht zulassen wollte. Christina Kreckel-Arslan (GRÜNE) musste in der Diskussion erst noch einmal an den Gemeinderatsbeschluss erinnern. Bürgermeister Erichson meinte darauf, die Bewertungen des Forums fänden sich ja in den 400 Seiten der Anlagen 2 und 3. Diese sind jedoch nicht Bestandteil des Beschlussvorschlags, sondern nur die 49 Seiten der Anlage 1.

Die Abstimmung am Ende der Diskussion ergab dann jedoch in allen 4 Bezirksbeiräten deutliche Mehrheiten für den Antrag aus der Mitte der Bezirksbeiräte. Insgesamt stimmten 29 Bezirksbeiräte für den Antrag, 7 dagegen, 11 enthielten sich. 

Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss am 2.5.2019

Kurz vor der SEVA-Sitzung hatte die Verwaltung die Anlage 1 um eine Spalte über die Herkunft der Lösungskonzepte erweitert und als Tischvorlage verteilt, sonst aber keine Änderungen vorgenommen. Diese Anlage mit 275 Lösungskonzepten soll unverändert und mit ihren teilweise falschen Darstellungen Gemeinderatsbeschluss werden. OB Eckart Würzner machte deutlich, dass er nicht zulassen werde, dass, wie es der Gemeinderat im Juli 2018 beschlossen hatte, Bewertungen des Forums dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgeschlagen werden können. Den diesbezüglichen mit großer Mehrheit gefassten Beschluss der Bezirksbeiräte vom 29.4.2019, der lediglich 10 der 275 Lösungskonzepte korrigierte und die 17 mit Zweidrittelmehrheit durch das Forum positiv bewerteten Lösungskonzepte extra benennen wollte, ließ er nicht zur Abstimmung zu.  Er soll den Teams lediglich, unter Tausenden Seiten anderer Papiere, zur Kenntnis gegeben werden.

Auch bei Nr. 4 des Antrags der Bezirksbeiräte stellte OB Würzner nur den einstufigen Ablauf der Konsolidierungsphase zur Abstimmung, dem zugestimmt wurde. Der zweistufige Ablauf, der von den Bezirksbeiräten gewünscht war, wurde abgelehnt.

Die von der Verwaltung vorgeschlagene Ausdehnung der blauen Linie um die westlichen Sportflächen wurde mit 13 zu 0 bei 2 Enthaltungen abgelehnt. Verkehrsanlagen wie Seilbahnstationen können auch außerhalb der blauen Linie errichtet werden, wie dies auch bei den Seilbahnstationen SRH und Bahnhof Wieblingen angedacht ist. Insgesamt wäre es allerdings wahrscheinlich sinnvoller, wegen der Länge der Fußwege eine Seilbahnstation NHF nicht ganz am westlichen Rand des Campus zu errichten.

Gemeinderatssitzung am 9.5.2019

In der Gemeinderatssitzung am 9.5.2019 legte die Verwaltung eine Tischvorlage mit dem Protokoll der SEVA-Sitzung vor. Darin wurden die Sachverhalte, anders als es noch in den Sitzungen zuvor den Anschein hatte, nun im Sinne der Mehrheitsbeschlüsse der Bezirkbeiräte und des SEVA zusammengefasst. Am 2.5. war bereits der Text in Anlage 02 über den Ablauf der Konsolidierungsphase so geändert worden, dass jetzt auch in dieser wichtigen Phase "das Forum das Ergebnis der Entwicklungsentwürfe der Planungsbüros bewertet. Diese Bewertung wird dem Gemeinderat vorgelegt.  ...  Am Ende der Konsolidierungsphase ... entscheidet der Gemeinderat, welcher Entwicklungsentwurf in einen Masterplan übersetzt werden soll."  Nach der ursprünglichen Fassung war in der Konsolidierungsphase das Forum nicht mehr vorgesehen gewesen.

Der Punkt 1 wurde wie folgt formuliert:
"dass alle vier beauftragten Planungsteams in Stufe 3 des Planungsateliers jeweils eine Entwicklungsperspektive auf Grundlage der in Anlage 1 (neu) genannten Lösungsansätze erarbeiten, sowie die in Anlage 05.1 genannten Lösungsansätze der Bezirksbeiräte intensiv zur Kenntnis nehmen."

Punkt 2 lautet:
"Die sportlich genutzten Flächen westlich der Tiergartenstraße außerhalb des Betrachtungsraums dürfen in Stufe 3 des Planungsateliers nicht in die planerischen Überlegungen mit einbezogen werden."

Alle Punkte wurden vom Gemeinderat mit 35 Ja-, 0 Nein und 2 Enthaltungen einstimmig beschlossen.

Klimanotstand in Heidelberg ausgerufen

Anschließend diskutierte der Gemeinderat über eine Anregung der Bewegung "Fridays for Future", auch in Heidelberg wie zuvor in London, Basel, Konstanz und anderen Städten einen KLIMANOTSTAND auszurufen, da die Ziele zur Reduktion der Treibhausgase verfehlt werden. Während sich GRÜNE; SPD, Linke und Bunte Linke dafür aussprachen, argumentierten Vertreter der FDP, FWV, Heidelberger und der CDU dagegen.

Am Ende der Debatte rief Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner als Stadtoberhaupt für die Stadt Heidelberg den Klimanotstand aus. Inhaltlich wird das Thema im Oktober 2019 im Gemeinderat ausführlich behandelt werden. Zuvor wird der HEIDELBERG KREIS Klimaschutz & Energie das Thema mit Schwerpunkt Mobilität am 11. Juli 2019 16 Uhr vorbereiten.

 

Ganz unter ging in der Diskussion noch ein weiterer wichtiger Punkt des Masterplans: Der Gemeinderat hatte im Juli 2018 beschlossen:
"Die Zuwachsprognose von 800.000 qm BGF (Bruttogrundfläche) wird nach Instituten, Kliniken und Arbeitsplätzen aufgeschlüsselt."

Während über die Arbeitsplätze inzwischen eine Prognose vorliegt, ist die Forderung der Aufschlüsselung nach Instituten und Kliniken auch nach 9 Monaten immer noch nicht erfüllt. Es ist weiter völlig unklar, welche Institute und Kliniken in Zukunft wie stark wachsen wollen und ob z.B. weitere Kliniken wie die Orthopädie (mit heute optimalem S-Bahnanschluss in Schlierbach), die Thoraxklinik in Rohrbach oder weitere Kliniken aus Bergheim ins Neuenheimer Feld verlegt werden sollen und ob z.B. das Uniklinikum aus Gewinngründen irgendwann in der Zukunft z.B. eine Schönheitsklinik im Neuenheimer Feld für zahlungskräftige ausländische Kunden errichten will. In der Beschlussvorlage wurde zwar eine Tabelle zum Thema abgedruckt, die angeblich die Aufschlüsselung zeigt. Diese Tabelle ist jedoch exakt dieselbe Tabelle wie im Juli 2018 (damals Anlage 08), die zu dem Gemeinderatsbeschluss führte:

 

Verkehrsmodell

Gemeinderat Christoph Rothfuß stellte zum Verkehrsmodell 16 interessante Fragen, die von der Stadtverwaltung am 27.6.2019 beantwortet wurden. Anhand des Verkehrsmodells werden die verkehrlichen Auswirkungen der verschiedenen Entwürfe der Teams berechnet.

Die Fragen und Antworten befinden sich hier. (PDF-Datei 86 kB)

Das Verkehrsmodell, mit dem die Teams rechnen müssen, enthält zahlreiche gravierende Einschränkungen, die alle dahingehend wirken, dass für die Zukunft mehr Autoverkehr berechnet wird als in der Realität fahren wird:

Das Verkehrsmodell enthält in seiner Prognose für das Jahr 2035 

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keine neuen Straßenbahnstrecken des Heidelberger Mobilitätsnetzes außer den bereits fertiggestellten bzw. planfestgestellten Maßnahmen

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Der große neue Stadtteil PHV (10 000 Einwohner) ist in dem Rechenmodell auch im Jahr 2035 nicht an eine Straßenbahn angebunden.

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Im Straßenbahn- und Busnetz sind keinerlei Verbesserungen im Vergleich zu heute enthalten, auch nicht z.B. die vom Gemeinderat bereits beschlossenen Beschleunigungsmaßnahmen. (In den letzten 20 Jahren wurden die Straßenbahnen langsamer, weil die Bevorrechtigung an vielen Kreuzungen nicht oder nur schlecht funktioniert)

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Es sind keine zusätzlichen S-Bahn-Strecken und -Linien abgebildet Zwei Drittel des MIV in Heidelberg entsteht durch Einpendler. Für diese Verkehre sind Maßnahmen außerhalb der Stadt HD ausschlaggebend für die zukünftigen Verkehrsmengen. (z.B. der z.Zt. stattfindende Ausbau der S-Bahn, ein höherer Komfort durch die Möglichkeit von Dreifach-Traktion zur Rushhour bei der S-Bahn)

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Die von DB-Netz geplanten Erhöhungen der Gleiskapazitäten zwischen Heidelberg und Mannheim, u.a. der viergleisige Ausbau der Strecke Heidelberg Wieblingen - Heidelberg Hauptbahnhof., sind nicht enthalten.

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Fahrradstraßen (acht geplant) und Radschnellwege sind im Modell im Jahr 2035 nicht enthalten

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Auch extrem schlechte Fahrrad-Verbindungen wie z.B. die Verbindung von Heidelberg ins Neckartal und den Kraichgau an der B37 mit hohem Fahrradpotential sind im Verkehrsmodell im Jahr 2035 noch dieselben wie heute (Hier bestehen keine Radverkehrsanlagen. Der Radverkehr muss auf einem z.T. nur 60 cm breiten Streifen direkt neben einer vierspurigen Bundesstraße mit KFZ-Geschwindigkeiten von 100 -120 km/h fahren. Geplant ist die Einrichtung einer durch Trennelemente abgeschirmten Fahrradspur auf einer der vier KFZ-Spuren, von denen nur 2-3 Spuren für den KFZ-Verkehr benötigt werden.)

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Der Fahrzeugmix ist in 2035 derselbe wie heute. Neue Verkehrsmittel (z.B. besserer Zugang zu Bahnhöfen und Erhöhung des Einzugsbereichs durch E-Scooter, Pedelecs etc. oder Änderungen durch E-Lastenräder im Einkaufsverkehr) sind nicht abgebildet.

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Es sind keine Maßnahmen des im März 2019 vom Gemeinderat beschlossenen Sofortmaßnahmenprogramms Verkehr Neuenheimer Feld  (27 Maßnahmen) enthalten.

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Seit 9.5.2019 besteht in Heidelberg Klimanotstand. Im Herbst wird der Gemeinderat weitere Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen beschließen.
Diese werden im Verkehrsmodell ebenfalls nicht abgebildet.

Stand der Sofortmaßnahmen Verkehr

Am 28.3.2019 hatte der Gemeinderat 27 Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation im NHF beschlossen. Am 3.7.2019 legte die Verwaltung dem SEVA den ersten Sachstandsbericht zur Umsetzung vor. Dieser enthält interessante Informationen:

Unter 19. schreibt die Verwaltung "Die Max-Planck-Institute und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) können ihren Mitarbeitern aufgrund diverser Zuwendungsrichtlinien keine regulären Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (VRN)-Jobtickets anbieten."

Christoph Rothfuß fragte in der SEVA-Sitzung, was das für Zuwendungsrichtlinien seien. Alexander Thewalt, Leiter des Amts für Verkehrsmanagement, antwortete, dies könne man in der öffentlichen Sitzung nicht sagen, höchstens in einer nicht-öffentlichen Sitzung !

Der Hintergrund ist, dass das DKFZ den Sockelbeitrag für seine 3200 Mitarbeiter für das Jobticket verständlicherweise nicht aus Krebsforschungsmitteln bezahlen will und sich schlicht weigert, so wie Uni und Klinikum seine Parkplätze zu bewirtschaften und daraus den Sockelbeitrag zu finanzieren.

Spätestens jetzt ist klar, dass die Verkehrsprobleme im und um das Neuenheimer Feld vor allem hausgemacht sind. Es sind meist dieselben Institutionen, die eine leistungsfähige Straßenbahnanbindung des Campus verhindert haben, die ihren Beschäftigten kein preiswertes Jobticket zum Umstieg auf den ÖPNV  bieten und die eine Bewirtschaftung ihrer PKW-Stellplätze ablehnen.

Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck erklärte in diesem Zusammenhang, dass viele der 27 Verkehrsmaßnahmen nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadtverwaltung liegen und deshalb von ihr nicht umgesetzt werden können.

Dies war eine außerordentlich wichtige Aussage mit hoher Konsequenz für den Masterplanprozess:

Im Masterplan soll neues Baurecht geschaffen werden in Form eines neuen Bebauungsplans mit einer noch zu bestimmenden Erhöhung der baulichen Dichte für das NHF. Normalerweise ist es bei Bebauungsplänen so, dass anschließend die Stadt die für den Bebauungsplan notwendigen Verkehrsmaßnahmen umsetzt. Im Fall des NHF kann die Stadt aber wichtige Verkehrsmaßnahmen gar nicht umsetzen, wie sich jetzt bei dem Sofortmaßnahmenprogramm zeigt. Auch z.B. eine Straßenbahnanbindung scheiterte in der Vergangenheit am Nein verschiedener Institutionen im NHF. 

Die zwingende Konsequenz aus diesem Sachverhalt ist, dass eine Zunahme der Bebauung und eine Erhöhung der Geschossflächenzahl im NHF in einem neuen Bebauungsplan unbedingt an die vorherige erfolgreiche Umsetzung von Verkehrsmaßnahmen gekoppelt werden muss. (Näheres dazu in folgendem Artikel.)

Ohne eine solche Koppelung sind die Probleme nicht lösbar. Würde die Stadt (wie es bisher vorgesehen ist) einen neuen Bebauungsplan mit einer höheren Bebauung ohne eine solche Koppelung erstellen, würde sie sich für die nächsten Jahrzehnte erpressbar machen !

Öffentliche Veranstaltung mit Experten

In einer Veranstaltung in der Aula der Neuen Universität am 4. Juli 2019 kamen die Experten im Masterplanprozess zu Wort. Insbesondere die Mobilitätsexperten Prof. Dr. Regine Gerike, Universität Dresden, Professur für integrierte Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, Prof. Dr. Gerd-Axel Ahrens, Universität Dresden und Prof. Dr. Hartmut Topp, Universität Kaiserslautern machten eine Reihe sehr interessanter Ausführungen.

Prof. Dr. Topp legte gleich zu Beginn seines Statements dar, dass in der Verkehrsdiskussion eine Reihe von Heilsversprechen unterwegs seien, die Lösungen versprechen würden, die jedoch keine sind. Zu solchen Heilsversprechungen zählte er selbstfahrende Privatautos, Rohrpost für Personen oder Flugtaxis, die noch viel mehr Energie brauchen werden, aber auch Elektroantrieb für Autos, die genau soviel Platz benötigen wie normale Autos und dieselben Staus verursachen.

Prof. Dr. Ahrens und Prof. Dr. Gerike führten aus, dass sich aus den von ihren Instituten in den letzten Jahrzehnten durchgeführten Erhebungen klar zeigt, dass ein grundlegender Wandel im Verkehrsgeschehen im Gange ist: Die jungen, nachwachsenden Jahrgänge fahren deutlich weniger Auto, machen weniger den Führerschein und nutzen häufiger neue Verkehrsmittel, den ÖPNV und das Fahrrad. Bei den Arbeitswegen zeigt sich eine Abnahme des Verkehrs durch die Zunahme von Home-Office und geänderte Arbeitsbedingungen. Dies wird für die Zukunft bedeutsam sein. Neue kleine Verkehrsmittel wie E-Scooter werden die Verkehrsgewohnheiten z.B. beim Zugang zu S-Bahn- und Straßenbahnstationen verändern und verbessern. Dagegen werde die Verkehrsplanung oft noch so gemacht, als würde sich in der Zukunft nichts ändern. (Auch im neuen Prognose-0-Fall des Heidelberger Verkehrsmodells für das Jahr 2035 werden diese Änderungen überhaupt nicht berücksichtigt.)

In ihrem Schlusswort sagte Frau Prof. Dr. Gerike: "Wie der Verkehr im Jahr 2035 oder 2050 aussehen wird, ist nicht Schicksal. Es hängt davon ab, wie er geplant und gestaltet wird."

Leider kamen diese wichtigen Themen nach der Planung der Stadt erst nach über 2 Stunden. Vorher waren lange Vorträge mit Powerpoint-Präsentationen über Themen, die in den bisherigen Forumssitzungen und Diskussionen des Masterplans nur wenig kontrovers diskutiert wurden wie z.B.  technische Infrastruktur. Die besonders interessanten und meist kontrovers diskutierten Verkehrsthemen kamen erst nach der Pause, in der ungefähr die Hälfte der ohnehin sehr spärlichen Zuhörer die Aula schon verlassen hatten.

Diese Reihenfolge der Vorträge war im Vorfeld der Veranstaltung im Koordinationsbeirat von Seiten des Bündnisses für Bürgerbeteiligung bereits heftig kritisiert worden, allerdings ohne Erfolg. Die Tagesordnung war nicht geändert worden.

Auch das Plakat, das in der ganzen Stadt plakatiert auf die Veranstaltung aufmerksam machen sollte, war so auffallend nichtssagend und erweckte so wenig Interesse an der Veranstaltung, dass die Frage nahe liegt, ob dies bewusst so gestaltet wurde. Es enthält keinerlei Aussagen, welche Experten kommen und zu welchen Themen sie sprechen.

Die Experten besonders im Bereich Mobilität und Wachstumsprognosen hatten im Masterplanprozess z.T. ganz andere Ergebnisse vorgetragen wie die von der Universitätsspitze bisher vertretenen Positionen.

Falls es beabsichtigt war, die Mobilitätsexperten durch ihre Platzierung ans Ende der Tagesordnung und durch die "Werbung" für die Veranstaltung nur vor möglichst wenigen Zuhörern zu Wort kommen zu lassen, dann ist dies in vollem Umfang gelungen.

Aula der Neuen Uni während der Ausführungen der Mobilitätsexperten

Interessanter Artikel von Holger Buchwald in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 6.7.2019 mit aufschlussreichen Hintergründen, warum der einzige Zukunftsforscher im Masterplanprozess, Prof. Dr. Andreas Knie, der auf der Veranstaltung ebenfalls sprechen sollte, absagte. Und interessant auch der Bericht auf der offiziellen Masterplan-Seite im Vergleich zur Realität (u.a. Behauptung einer doppelt so hohen Zuschauerzahl wie tatsächlich).


Vorstellung der 3. Entwürfe

Am 9. Juli 2019 stellten die Teams ihre 3. Entwürfe im gut besuchten Großen Hörsaal Chemie vor.

Die Entwürfe haben sich bei einigen Teams verbessert. Hier ein Vergleich der wichtigsten Kriterien:

Einen Ausbau des Klausenpfads für den Autoverkehr sieht jetzt kein Team mehr vor. Er soll eine wichtige Achse für den Fahrrad- und Fußverkehr und die Naherholung bleiben. Einen Ausbau von Feldwegen im Handschuhsheimer Feld sehen jetzt nur noch die Teams MOLLER und ASTOC vor.

ASTOC hat eine Straßenbahn herausgenommen und durch autonome Busse ersetzt, weil diese angeblich zu Tagesrandzeiten flexibler wären und häufiger fahren würden als eine Straßenbahn. Das gälte aber nur dann, wenn sie bis zum Wohnort fahren würden. Dies ist allerdings nicht geplant, sie sollen nur bis zur Straßenbahnlinie in der Berliner Straße fahren. Außerdem sind ohne Straßenbahn umsteigefreie Verbindungen von Süden (HBF) wie von Norden (Bergstraße)  nicht möglich. Diese sieht nur das Team HÖGER durch einen Straßenbahnring vor.

MOLLER und ASTOC  sehen optional eine Brücke durch das Naturschutzgebiet vor. Da diese aber sehr lange dauern würde, planen sie große P&R-Stationen am S-Bahnhof Wieblingen für mehrere tausend PKW.  Dort soll ein Teil der Autofahrer parken und dann in Busse umsteigen, die dann über Vangerowstraße, Ernst-Walz-Brücke und Berliner Straße in den Campus fahren sollen und dann allerdings genauso wie heute im Stau stehen würden.

Auffallend ist, dass die von den Teams dargestellten Modal-Split-Zahlen jeweils den Binnenverkehr auf dem Campus enthalten. Der Binnenverkehr tangiert aber die übrige Stadt nicht und macht auch keinerlei Probleme, da er fast ausschließlich aus Fuß- und Fahrradverkehr auf dem Campus selbst besteht. Bisher wurde die für die Stadt relevantere Darstellung des Quell- und Zielverkehrs in und aus dem Campus im Modal-Split gewählt. Die Darstellung des Modal-Splits inklusive Binnenverkehr führt zu einem deutlich niedrigeren Prozentanteil des Autoverkehrs.

Zur baulichen Dichte liegen jetzt auch Zahlen vor. Interessant ist, dass der Entwurf des Teams HÖGER, der von Unirektor Eitel wegen angeblich zu dichter Bebauung abgelehnt wird, mit einer Geschossflächenzahl von 1,5 die geringste bauliche Dichte vorsieht. Möglich wäre für Sondergebiete wie Hochschulen nach der geltenden Baunutzungsverordnung eine GFZ von 2,4, also 60% höher !

Interessierte können die Entwürfe und Erläuterungen von der Masterplanseite (unteres Drittel der Seite) herunter laden.


Forum 16.7.2019

Am 16. Juli fand in der Jugendherberge die erste von 2 geplanten Sitzungen des Forums zur Bewertung der 3. Entwürfe der Teams statt. Dr. Schiller vom Fachbereich Verkehrsnachfragemodellierung der TU Dresden, der für das Amt für Verkehrsmanagement die Qualitätssicherung bei der Verkehrsmodellierung macht, hielt zu Beginn einen Vortrag über die Möglichkeiten und Grenzen von Verkehrsmodellen. Am Ende des Vortrags teilte er mit, dass die Anwendung des unter hohem Zeitdruck erstellten Heidelberger Verkehrsmodells zu Fehlern geführt habe, die einen "tatsächlichen Vergleich" der Ergebnisse der 4 Teams "derzeit schwierig machen." Nach längerem Gespräch entschied man sich deshalb, an diesem Tag keine Bewertung der Entwürfe vorzunehmen und auch die am 25.7. geplante 2. Forumssitzung zu verschieben, bis die Arbeiten abgeschlossen sind.  Dies wird voraussichtlich erst im Oktober 2019 der Fall sein.

Am 26.6.2019 hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass das Verkehrsmodell noch gar nicht fertig ist und z.Zt. noch verschiedene Prognosewerte wie die PKW-Dichte und der durchschnittliche Besetzungsgrad im Prognosejahr 2035 "gegenwärtig erarbeitet " werden. Damit war klar, dass die Teams mit dem Verkehrsmodell noch gar keine belastbaren Rechnungen durchführen konnten. Die Teams mussten bereits am 4.7. ihre Arbeiten abgeben.

Am 18.7.2019 teilte die Stadtverwaltung auf ihrer Website mit, "dass die vier Planungsbüros bei der Anwendung des Modells Fehler gemacht haben und dass Probleme bei der Vergleichbarkeit auftreten. Die Verkehrslösungen der vier Büros müssten deshalb modelltechnisch überarbeitet und noch einmal durchgerechnet werden.  Mit der Überprüfung und Korrektur der Modellanwendung soll nun das externe Konsortium beauftragt werden, das auch das Verkehrsmodell der Stadt Heidelberg aufgestellt hat. Es soll für alle vier Entwürfe durchrechnen, wie sich die jeweiligen Verkehrskonzepte unter anderem auf die Stärke künftiger Verkehrsströme sowie die künftige Verteilung auf die verschiedenen Verkehrsarten auswirken. "

In der Forum-Sitzung kamen außerdem vier für den Verlauf des Masterplanverfahrens wichtige Punkte zur Sprache:

  1. Das Verkehrsmodell kann viele der zur Lösung der Verkehrsprobleme notwendigen Maßnahmen nicht rechnen. Sich allein auf das Verkehrsmodell zu verlassen, wäre deshalb nicht sinnvoll. Wichtig ist, Ziele zu formulieren, die dann im Prozess, z.B. im Verkehrsentwicklungsplan und im Masterplan verankert werden.

  2. Wie schon hier mitgeteilt, weigern  sich große Institutionen im NHF, ihren Mitarbeitern preiswerte, reguläre Jobtickets für die Nutzung von Bus und Straßenbahn zu ermöglichen, weil sie sich nach wie vor weigern an der Parkraumbewirtschaftung teilzunehmen und deshalb den Sockelbeitrag des Jobtickets nicht finanzieren können, wie es z.B. die Universität und das Klinikum machen. Daraus stellt sich die Frage,  wie es weitergehen wird, wenn im Masterplan Maßnahmen wie Straßenbahn, Jobticket und Parkgebühren beschlossen werden, diese dann aber von einigen Institutionen nicht umgesetzt werden. In diesem Fall hätten die Institutionen am Ende einen neuen Bebauungsplan, der ihnen eine weitere Verdichtung ermöglicht, die Verkehrsprobleme würden aber nicht gelöst werden und weiter zunehmen. Lösbar ist das Problem nur durch eine Koppelung des Wachstums auf dem Campus an die vorherige Lösung der Verkehrsprobleme.

  3. Ganz neu ist die Information, dass bei dem Wachstumsziel von zusätzlichen 800 000 qm Bruttogrundfläche Nutzflächen in Untergeschossen nicht mitgezählt werden, obwohl die meisten Institute große Flächen in z.T. mehreren Untergeschossebenen haben und nutzen. Im Untergeschoss des Hörsaalgebäudes Chemie befinden sich z.B. empfindliche Geräte wie Rasterelektronenmikroskopie. Das neue Gebäude des MPI für medizinische Forschung wird in 3 Untergeschossen Räume für erschütterungsempfindliche Hochleistungs-Lichtmikroskopie erhalten. Im Chemischen Institut befinden sich in den Untergeschossen große Laborräume und viele Arbeitsgruppenräume und Arbeitszimmer, in der Geologie und Mineralogie beherbergt das Untergeschoss die Feinmechanikwerkstätten, Dünnschlifflabore, Arbeitsräume etc. Der Campus besitzt heute bereits mehrere Kilometer unterirdische Versorgungsgänge, an die fast alle Institute und Kliniken angeschlossen sind. Diese unterirdische Infrastruktur wird bei einem Ausbau der Infrastruktur mitwachsen. In diesem System befinden sich die Zugänge zu zahlreichen Nutzräumen der verschiedenen Institute, in der Geografie z.B. die Kartenräume, in den Life Sciences z.B. Sicherheitslabore. Diese Nutzflächen müssen deshalb selbstverständlich bei den 800 000 qm BGF mitgezählt werden.  Werden sie mitgezählt, werden sich die oberirdisch zu bebauenden Flächen entsprechend um 15 bis 20% verringern und viele Probleme (Hühnerstein, Zooreserveflächen) entspannen.

  4. Das Team ASTOC, das in den bisherigen Entwürfen einen Straßenbahnring im Campus vorsah und eine "Straßenbahn als die beste Lösung" bewertete, hat diese neuerdings nach Gesprächen mit Institutionen im Campus heraus genommen ! Es sieht stattdessen im 3. Entwurf nur noch Busse vor. Die Planungshoheit für die Bauleit- und Verkehrsplanung liegt jedoch eindeutig beim Gemeinderat und darf durch Institutionen im Campus nicht auf diese Art und Weise ausgehebelt werden. Im Masterplanverfahren muss dringend überlegt werden, wie damit umzugehen ist.

Nachtrag 14.8.2019:

In dem einen Monat nach der Sitzung verschickten offiziellen Protokoll der Forumsitzung werden die wichtigen Informationen Nr. 2 bis 4 mit keinem Wort erwähnt.

 

Interview mit Masterplan-Experten Prof. Dr. Andreas Knie

Die Rhein-Neckar-Zeitung beginnt am 3.9.2019 die Diskussion nach den Sommerferien mit einem hochinteressanten Interview mit Prof. Dr. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin über seine Erfahrungen als Experte im Masterplanprozess. In dem Artikel mit dem Titel "Deshalb hält Zukunftsforscher Heidelberg für rückwärtsgewandt" bestätigt Prof. Knie einen Großteil der Kritik an dem Masterplanprozess, u.a. die viel zu hohe starre Wachstumsvorgabe von 800 000 Quadratmeter Bruttogrundfläche.

 

Zweiter Sachstandsbericht Sofortmaßnahmenprogramm Verkehr Neuenheimer Feld

Am 27.11.2019 legte die Verwaltung ihren 2. Sachstandsbericht im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss (SEVA) vor. Einige der Maßnahmen kamen gut voran, u.a. die Verbesserung der Buslinien ins NHF. Nach wie vor klemmt es bei der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung und bei dem Angebot des preiswerten Jobtickets für alle Beschäftigten, da z.B. das DKFZ und die Max-Planck-Institute weiterhin kostenloses Parken anbieten und keinen Sockelbeitrag für das reguläre Jobticket bezahlen. Auch die Parkplätze des Olympiazentrums, des Instituts für Sportwissenschaften und der Verlage sind weiterhin kostenlos. Extra dazu geladen war deshalb Frau Kerstin Hoff als Vertreterin des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Sie erklärte, dass aus bundesrechtlichen Gründen das DKFZ seinen 3200 Mitarbeitern den Sockelbeitrag nicht zahlen könne, da aus Gleichstellungsgründen keine Mitarbeiter bevorzugt werden dürften. Dr. Arnulf Weiler-Lorentz und Christoph Rothfuß fragten darauf hin, wieso das DKFZ dann den mit dem Auto fahrenden Mitarbeitern einen kostenlosen Parkplatz finanziert, wenn nach den Vorschriften kein Mitarbeiter bevorzugt werden darf. Auch Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck erklärte, dass er dies nicht nachvollziehen könne. Frau Hoff blieb darauf eine Antwort schuldig, sie erklärte lediglich, dass die Parkplätze aufgrund der Vorgabe der Stadtverwaltung gebaut werden mussten, um die Stellplatzverpflichtung einzuhalten. Die Mitarbeiter könnten im übrigen durchaus seit langem das Job-Ticket des VRN nutzen, es sei für DKFZ-Mitarbeiter nur "geringfügig teurer" als das normale Job-Ticket, 600 der 3200 Mitarbeiter nutzten es. Christoph Rothfuß fragte, was dieses Jobticket für die DKFZ-Mitarbeiter denn koste. Auch darauf blieb Frau Hoff eine Antwort schuldig. Deshalb hier die Antwort:

 

 

Das Jobticket für die DKFZ-Mitarbeiter ist nicht "geringfügig", sondern deutlich teurer als das reguläre Jobticket. Zusammen mit dem kostenlosen Parken sind dadurch die Bedingungen für eine umweltfreundliche Verkehrsmittelnutzung noch schlechter als bei der Universität oder dem Universitätsklinikum.

Damit sind die besonders wichtigen Punkte 18 und 19 des einstimmig vom Gemeinderat beschlossenen Sofortmaßnahmenprogramms nicht umgesetzt:

"18. Flächendeckende Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung im Campus und den nördlich angrenzenden Bereichen (zum Beispiel Deutsches Krebsforschungszentrum, Max-Planck-Institute, Sportinstitut, Olympiastützpunkt, Verlage) und Weiterentwicklung der Parkregelung zum Beispiel nach dem Vorbild der Regelung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

19. Die Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern bisher kein reguläres kostengünstiges Job-Ticket anbieten, nehmen an der Parkraumbewirtschaftung des Klinikums teil und finanzieren mit den Parkgebühren den Sockelbeitrag des Job-Tickets für ihre Mitarbeiter."

 

Die Vertreterin des DKFZ machte deutlich, dass das DKFZ auch in Zukunft keine Parkgebühren für Autos erheben will. Dies wäre, darauf machte Christoph Rothfuß aufmerksam, das Aus für eine Seilbahnlösung für die Anbindung des Neuenheimer Felds, da ein P&R-Platz mit 4000 Stellplätzen am Ausgangspunkt der Seilbahn nur funktionieren würde, wenn gleichzeitig im Neuenheimer Feld hohe Parkgebühren erhoben würden. Wenn dies ausbleibt, würde kaum ein Autofahrer auf dem P&R-Platz sein Auto abstellen und mit der Seilbahn fahren. Das Gleiche gilt für die Mobilitätskonzepte von ASTOC und Moller mit ebenfalls großen P&R-Plätzen.

 

Anschließend kam eine wichtige Planung der Universität zur Sprache. Der Gemeinderat hatte in Punkt  6 des Sofortprogramms beschlossen:

" Einrichtung eines zweiten Aufstellstreifens vor der Lichtsignalanlage (LSA) am Knoten K279 Im Neuenheimer Feld in der Zufahrt von West Richtung Berliner Straße unter Beibehaltung des Querschnitts des Geh- und Radwegs südlich der Straße."
 

Inzwischen liegt jedoch eine Planung vor, die den ohnehin zu schmalen Zweirichtungs-Radweg und Gehweg an dieser Stelle von 4,30 m durch die Anlage einer 3. Autospur auf 2,50 m einengen würde. Dieser Rad- und Gehweg ist die Verbindung von der wichtigsten Haltestelle Technologiepark in den Campus  und wird täglich von vielen Tausend Radfahrern und Fußgängern benutzt. Nach den Bestimmungen muss ein Zweirichtungs-Rad- und Gehweg dieser Art mindestens 4,50 m breit sein.
 

 

Als Christoph Rothfuß (GRÜNE) und Michael Pfeiffer (GAL) danach fragten, antworteten Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck und Amtsleiter Alexander Thewalt, der Rad- und Gehweg werde nicht verschmälert. Die vorliegende Planung einer Machbarkeitstudie sieht jedoch genau das vor:
 

 
 

Diese Planung würde zu einer weiteren Verschlechterung des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs und wegen des hohen Verkehrsaufkommens an dieser Stelle zu Sicherheitsrisiken führen.

 

Nachtrag 24.8.2023:

Im Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität (AKUM) stellte Christoph Rothfuß für die Grünen am 1.3.2023 deshalb folgenden Sachantrag:

"Folgende Maßnahme des 27-Punkte-Maßnahmenkataloges soll nicht weiterverfolgt werden:
- Einrichtung eines zweiten Aufstellungsstreifens vor der Lichtsignalanlage (LSA) am Knoten K279 Im Neuenheimer Feld in der Zufahrt von West Richtung Berliner Straße unter Beibehaltung des Querschnitts des Geh- und Radwegs südlich der Straße.
"

Dem Antrag wurde im AKUM mit 7:2:1 und im Gemeinderat am 23.3.2023 einstimmig zugestimmt.

Am 23.8.2023 schrieb Oberbürgermeister Eckart Würzner an die Mitglieder des Gemeinderats:

"Die Machbarkeitsstudie zu einer möglichen Realisierung eines zweiten Aufstellungsstreifens vor der Kreuzung Im Neuenheimer Feld/Berliner Straße hat aufgezeigt, dass die Maßnahme nur durch eine deutliche Verschmälerung des bestehenden Geh- und Radwegs umgesetzt werden könnte. Hinzu kommt, dass voraussichtlich mehrere Bäume zurückgeschnitten oder gar gefällt werden müssten.
Vor diesem Hintergrund kann die Verwaltung der Empfehlung des Gemeinderats, die Maßnahme nicht weiterzuverfolgen, zustimmen.
"

 

Ergebnisse der Verkehrsberechnungen

Am 28.11.2019  wurden in der Aula der Neuen Universität die Ergebnisse der Verkehrsberechnungen und des neuen Stadtklimatologischen Gutachtens vorgestellt.

Frank Zimmermann von IVAS, Dresden, erläuterte die Ergebnisse der vergleichenden Berechnung der Entwürfe der vier Teams. Berechnet wurden ein Analysefall (Verkehrssituation im Jahr 2015), der Prognosefall im Jahr 2035 und die Verkehrskonzepte der vier Entwurfsteams im Jahr 2035. Die Berechnungen ergaben interessante Ergebnisse:

bullet Mit allen vier Konzepten können die im Neuenheimer Feld entstehenden Verkehre (zusätzlich zu dem bisherigen Verkehr) in Zukunft abgewickelt und zu wesentlichen Teilen auf den Umweltverbund verlagert werden.
bullet Die notwendigen Kfz Verkehre (Versorgung, Patienten, Besucher) funktionieren
bullet Der MIV auf den angrenzenden Straßen nimmt trotz erheblicher Zunahme der Pendler nicht zu und wird in einigen Entwürfen sogar geringer
bullet Der ÖPNV hat je nach angebotenem System deutliche Zuwächse

Wichtig sind die in dem Verkehrsmodell getroffenen Grundannahmen. Durch Nachfragen der Zuschauer erläuterte Frank Zimmermann, dass ein Großteil der geplanten Verbesserungs-, Entlastungs- und Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsmodell weder im Prognosefall noch in den Berechnungen der vier Entwürfe berücksichtigt wird. So enthält das Verkehrsmodell z.B. folgende Maßnahmen noch nicht:

bulletRadschnellwege
bulletneue geplante Fahrradstraßen
bulletsichere und schnelle Fahrradverbindungen nach Neckargemünd und ins Neckartal
bulleteine Straßenbahnanbindung des neuen Stadtteils PHV
bulletandere neue Straßenbahnstrecken
bulleteine Beschleunigung des ÖPNV
bulletneue S-Bahn-Linien und Haltestellen

Im Gegensatz dazu ist die Bevölkerungs-und Arbeitsplatzzunahme, die zu einer Erhöhung des Autoverkehrs führen wird, im Modell voll abgebildet. Das Modell rechnet also tendenziell zu hohe Kfz-Zahlen aus. Bürgermeister Jürgen Odszuck erklärte, dass man sich dessen bewusst sei und dass es vor allem darauf ankomme, die 4 Entwürfe in ihren verkehrlichen Auswirkungen zu vergleichen.

Besonders interessant sind diese vergleichenden Ergebnisse der vier Teams:
 

Team

Moeller

Heide

Astoc

Höger

PKW-Fahrten von und zum NHF im Jahr 2035, Ergebnis Verkehrsmodell 23.11.2019

21 300

19 800

17 600

22 300

Es erstaunt, dass bei Team HÖGER durch das Verkehrsmodell die höchsten PKW Zahlen errechnet werden. Ursache dafür ist, dass bei HÖGER keine Erhöhung der Parkgebühren und des ÖV-Takts vorgenommen  wurde, obwohl diese Bestandteil des Verkehrskonzepts von HÖGER sind. Die Berechnungen des Entwurfs HÖGER wurden für das Jahr 2035 mit den Parkgebühren und dem ÖV-Takt des Jahres 2015 durchgeführt, während bei den anderen Entwürfen Erhöhungen der Parkgebühren und des ÖV-Takts in das Modell eingegeben  wurden. Weitere Ursachen sind z.B., dass im Jahr 2035  keine zusätzlichen Bike & Ride Anlagen als Zubringer zu Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs vorgesehen wurden. Dies war vermutlich kein Fehler von IVAS, die genaue Ursache des Fehlers ist noch nicht ermittelt.  Diese Fehler müssen dringend zeitnah und vor einer Bewertung der vier Entwürfe in den Forumsitzungen korrigiert werden, da sonst der Entwurf HÖGER benachteiligt würde und ein Vergleich der Entwürfe nicht möglich wäre.

Die Erhöhung der Parkgebühren bei den anderen Teams bis zum Jahr 2035 ist übrigens sehr moderat ( (z.B. ASTOC +50%, Heide +ca. 35%). Der Gemeinderat hat am 17.12.2019 beschlossen, die Parkgebühren an städtischen Parkautomaten ab 1.1.2020 um 40% und ab 1.1.2022 um 100% im Vergleich zu heute zu erhöhen. (siehe Grafik)

 

Die folgende Tabelle zeigt die Höhe von Parkgebühren 2015, heute und im Jahr 2035 im Neuenheimer Feld bei einer Erhöhung um 500% im Vergleich zu 2015. Eine solche prozentuale Erhöhung erscheint zunächst hoch, dies liegt jedoch vor allem an dem sehr niedrigen Ausgangswert von 2015. Eine um 500% höhere Parkgebühr im Jahr 2035 für Stellplätze in Parkhäusern und Tiefgaragen im NHF wäre nur 20% höher als die heutigen Parkgebühren in städtischen Parkhäusern und immer noch 20% niedriger als heute in Parkhäusern der APCOA PARKING GmbH in Heidelberg. Sie entspräche den realen Herstellungskosten solcher Stellplätze.
 

Parkgebühren, NHF und Parkhäuser €/Monat:

2015

2019

2022

2035

Campus Neuenheimer Feld (NHF)

20,00 €

26,00 €

120,00 €

Städtische Parkhäuser

89,25 €

97,10 €

Parkhäuser APCOA PARKING GmbH, z.B. DHC

150,00 €

Parkautomaten,€/h

1,00 €

1,50 €

3,00 €

Bei den Ergebnissen des stadtklimatologischen Gutachtens schneidet der Entwurf HÖGER besser ab als die anderen Entwürfe. Die bei heißen Sommerwetterlagen von einer nächtlichen Überwärmung betroffenen Flächen sind deutlich geringer als in den anderen Entwürfen. Dies ist das Ergebnis der von der Stadt beauftragten Klimaexpertise Neuenheimer Feld Heidelberg, die von Robert von Tils von GEO-NET Umweltconsulting GmbH vorgestellt wurde.

Besonders schlecht schneiden die Entwürfe von ASTOC und Moller ab. Hier als Vergleich die Ergebnisse der 4 Entwürfe:

Durch die Nichtbebauung des Gewanns Hühnerstein und die geringere Versiegelung und Verdichtung erzielt der Entwurf HÖGER insgesamt ein wesentlich besseres Stadtklima auf dem Campus als die anderen Entwürfe.

 

Zahlreiche Teilnehmer fragten nach, warum kein einziger Entwurf ohne Neckarbrücke gerechnet wurde. Team HÖGER sieht eine Brücke erst im Jahr 2050 und dann auch nur optional vor. Trotzdem wurde der Entwurf HÖGER nur mit Brücke gerechnet und das sogar für das Jahr 2035. Aufgrund der Nachfragen sagte Bürgermeister Jürgen Odszuck  zu, dass noch ein Planfall HÖGER ohne Brücke gerechnet wird.

Am 3.11.2019, viereinhalb Monate nach Erstellung,  wurden nun endlich auch die Stellungnahmen der Experten zu den dritten Entwürfen der Teams veröffentlicht.

Forum (Teil A) am 12.12.2019

Im ersten Teil der Forumssitzung zur Bewertung der 3. Entwürfe der Planungsteams erläuterte der Gutachter Dr. Schiller noch einmal die Ergebnisse der Modellrechnungen der 4 Verkehrskonzepte. Gli Beyene vom Amt für Verkehrsmanagement stellte die Ergebnisse des neu berechneten Planfalls des Teams Höger ohne Brücke durch das Naturschutzgebiet vor. Dabei wurden jedoch die Eingabefehler nicht korrigiert ! Nach wie vor wurde, trotz Intervention von Frau Höger, bei der Berechnung des Schweizer Verkehrskonzepts im Jahr 2035 z.B.

bulletmit denselben niedrigen Parkgebühren wie 2015 und
bulletmit keiner Änderung des ÖV-Takts gerechnet

Das Team Höger sieht in seinem Verkehrskonzept für das Jahr 2035 statt des heutigen 10-Minuten-Takts einen 5-Minuten-Takt der wichtigsten Straßenbahn- und Buslinien vor. Ein solcher 5-Minuten-Takt wurde z.B. in dem Konzept von HEIDE und ASTOC unterstellt und für die Rechnungen verwendet, bei Team Höger nicht.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die mit dem Verkehrsmodell von IVAS berechneten Ergebnisse entsprechend der jeweiligen Eingaben in das Modell:
 

Verkehrsstärken, MIV/24 h Werktag

Quell/Ziel-VK NHF

Berliner Straße

Ernst-Walz-Brücke

Hans-Thoma-Platz

Analyse-Istfall Situation 2015

28 100

29 200

46 100

21 800

Prognose 2035 ohne weitere Maßnahmen

36 300

33 400

52 600

22 800

Verkehrskonzept Moeller 2035

21 300

29 600

44 300

21 600

Verkehrskonzept Heide 2035

19 800

27 400

41 300

22 200

Verkehrskonzept Astoc 2035

17 600

30 100

41 900

21 000

Verkehrskonzept Höger 2035 mit ÖV-Brücke, gleiche Parkgebühren,  ÖV-Takt und PKW-Besetzungsgrad wie 2015

22 300

30 100

44 500

21 400

Verkehrskonzept Höger V1 2035 ohne ÖV-Brücke, gleiche Parkgebühren,  ÖV-Takt und PKW-Besetzungsgrad wie 2015

24 100

30 300

46 500

21 300

Verkehrskonzept Höger V2 2035 ohne ÖV-Brücke, mit Expressbuslinie von P&R Wieblingen ins NHF, gleiche Parkgebühren,  ÖV-Takt und PKW-Besetzungsgrad wie 2015

21 300

29 800

44 100

21 300

Vorschläge aus dem Forum, diese Fehler bis zur 2. Sitzung des Forums zu korrigieren (die Änderung dieser Eingabeparameter an dem Verkehrsmodell wie Parkgebühren und ÖV-Takt kann an einem halben Tag erledigt werden), wurden von den Projektträgern abgelehnt. Bei dieser 2. Forumssitzung am 19.12. soll die endgültige Bewertung der Teams durch das Forum erfolgen.

 

Forum B: Bewertung der 3. Entwürfe der Teams

 Am 19.12.2019 fand die 2. Sitzung des Forums zur abschließenden Bewertung der 3. Konzepte der Teams statt. Bei dieser Sitzung waren Vertreter der Teams angereist und stellten sich ausführlich Fragen an den Postern ihrer Entwürfe und der Diskussion im Plenum. In den Tagen zuvor hatten die Teams Gelegenheit gehabt, sich noch einmal schriftlich zu den Ergebnissen der Verkehrsberechnungen mit dem Verkehrsmodell zu äußern. Leider waren diese Stellungnahmen auf der Sitzung nicht verfügbar, sie sollen nach Rückfrage erst in den nächsten Tagen online gestellt werden. Nach einer ausführlichen Diskussion wurden die Entwürfe der Teams durch die Teilnehmer des Forums bewertet.

Jeder Teilnehmer konnte die Konzepte der 4 Teams jeweils in den Bereichen

bulletStädtebau
bulletFreiraum
bulletMobilität
bulletInfrastruktur/Energie

mit Widerstandspunkten von 0 bis 10 bewerten.  0 bedeutet dabei volle Zustimmung, 10 bedeutet volle Ablehnung. Wenn kein Wert angegeben wurde, wurde bei der Auswertung durch die Verwaltung eine 5 vergeben. Dies war vor allem bei dem wenig diskutierten Thema Infrastruktur im Campus der Fall. Am Ende wurden jeweils die Mittelwerte aus insgesamt mehr als 700 Einzelbewertungen berechnet. Ein Ergebniswert über 5 bedeutet eher Ablehnung, ein Wert unter 5 eher Zustimmung.

Hier die Ergebnisse der Bewertung:

Am besten hat das Konzept HÖGER abgeschnitten mit 4,0 und am schlechtesten das Konzept MOELLER mit 5,5. Bei einer Zusammenfassung ohne das für die Gesamtstadt nur wenig relevante und nur wenig bewertete Thema "Infrastruktur im Campus" werden die Unterschiede noch größer: HÖGER erreicht 3,9, MOELLER knapp 6.

Am stärksten variieren die Bewertungen beim Thema Mobilität. Bei den Themen Städtebau und Freiraum hebt sich das Konzept HÖGER mit Werten unter 4 besonders stark von seinen Konkurrenten ab.

Die zweidimensionale Darstellung der Ergebnisse (gute Bewertungen innen, schlechtere Bewertungen außen) zeigt, dass nur das Schweizer Team HÖGER (grüne Linie) in allen vier Bereichen gut abschneidet. Die anderen 3 Teams erreichen jeweils höchstens in einem Bereich einen guten Wert, in den anderen drei Bereichen aber Bewertungen über 4,5 oder schlechter.

Die klaren Ergebnisse der Bewertung sind gleichzeitig ein Votum für

bulletFlächensparendes Bauen (nur Team HÖGER)
bulletKeine Bebauung Gewann Hühnerstein (nur Team HÖGER kommt ohne Bebauung des Hühnersteins aus)
bulletKeine Brücke durch das Naturschutzgebiet (Team HÖGER und Team HEIDE kommen ohne eine MIV- oder ÖV-Brücke aus)
bulletKein P&R-Platz im Handschuhsheimer oder Dossenheimer Feld mit Busverkehr durch das Handschuhsheimer Feld (HÖGER und HEIDE)
bulletEine Straßenbahn und eventuell zusätzlich eine Seilbahnerschließung (Team HÖGER und Team HEIDE)

Sehr interessant ist eine Aufschlüsselung der Widerstandsbewertung nach den im Forum vertretenen Hauptgruppen: Die Projektträger favorisieren eindeutig das Team ASTOC, während sie das Team HÖGER, das insgesamt am besten abgeschnitten hat, mit jeweils dem absolut höchsten Widerstandswert von 10 vollständig und undifferenziert ablehnen.  Könnte dies u.a. daran liegen, dass das Team HÖGER z.B. bei der Straßenbahnlösung Rückgrat bewiesen hat, während das Team ASTOC den Vorgaben der Projektträger willig folgte und die Straßenbahn, die im 2. ASTOC-Entwurf noch "als beste Lösung" enthalten war,  im 3. Entwurf wieder gestrichen hat ?

 

Projektträger ignorieren Empfehlungen des Forums

Am 24.2.2020 wurde die Beschlussvorlage für den Gemeinderat mit Anhängen veröffentlicht. Darin wollen die Projektträger den Gemeinderat beschließen lassen, dass nur das Team ASTOC in der Konsolidierungsphase weiter planen soll, das in den Feldern Mobilität, Städtebau und Freiraum deutlich schlechter abgeschnitten hat als das Schweizer Team HÖGER (siehe Grafik oben "Bewertung der 3. Entwürfe durch das Forum").

bullet

Das Konzept ASTOC wird die höchsten Autoverkehrszuwächse bringen. Dies wurde in den im Forum vorgelegten Verkehrsberechnungen von IVAS verschleiert, da in diesen bei ASTOC für das Jahr 2035 mit einer deutlichen Erhöhung der Parkgebühren und der Halbierung der ÖV-Takte auf einen 5-min-Takt, im Konzept HÖGER dagegen für 2035 mit den gleichen Parkgebühren und ÖV-Takten wie 2015 gerechnet wurde.

bullet

ASTOC sieht in seinem Konzept den mit Abstand höchsten Bauzuwachs vor: + 1 258 303 qm BGF statt der geforderten 810 000 qm BGF. Das ist 55% mehr als in der vom Gemeinderat beschlossenen Aufgabenstellung gefordert. Je mehr gebaut wird, desto mehr Verkehr wird erzeugt. 

bullet

Bei ASTOC sind in diesem hohen Zuwachs Untergeschosse nicht mitgezählt, diese kämen noch dazu. Im NHF befinden sich wesentliche Teile der Nutzflächen in Untergeschossen (25% - 30%).

bullet

Wohnen auf dem Campus ist die effektivste Methode, um Pendler- und Autoverkehre zu reduzieren. Das Team HÖGER, das nach dem Willen der Projektträger nicht weiterarbeiten soll, sieht 86 600 qm zusätzlichen Wohnraum auf dem Campus vor, ASTOC dagegen nur 71 400 qm. ASTOC will diesen vor allem auf dem Hühnerstein realisieren, der nach der Beschlussvorlage aber erst bebaut werden soll, wenn das neue Baurecht auf dem bestehenden Campus „weitgehend ausgeschöpft" ist. Dies wird, wenn überhaupt, erst weit nach 2040 der Fall sein. 

bullet

ASTOC hatte im letzten Entwurf noch eine Straßenbahn vorgesehen, diese jedoch auf Druck aus dem Neuenheimer Feld herausgenommen und durch eine Campusflotte ersetzt. Diese hätte einen hohen Anteil gebrochener Verkehre. Nur mit der von HÖGER vorgesehenen Straßenbahn lässt sich das NHF von Weinheim bis Leimen (zukünftig eventuell Nußloch und Wiesloch) ohne Umsteigen und aus Richtung Mannheim/Pfalz, Karlsruhe, Neckartal, Kraichgau und zukünftig Darmstadt mit nur 1x Umsteigen am HBF erreichen. Die von ASTOC vorgesehene Campusflotte (u.a. Busshuttle zwischen Berliner Straße und Campus) hätte einen zusätzlichen Umsteigevorgang zur Folge. Pro Umsteigevorgang halbiert sich die Zahl der Umsteiger vom Auto auf den ÖPNV. 

bullet

ASTOC hat ein Verkehrskonzept, das von allen Entwürfen die höchste Zahl an PKW-Stellplätzen vorsieht. Im Vergleich zum Ausgangswert soll die für Parkplätze genutzte Geschossfläche im Neuenheimer Feld um 43% ansteigen.  

bullet

ASTOC plant einen Ausbau von Feldwegen zu Straßen im Handschuhsheimer Feld zu einem großen P&R-Platz im Norden Handschuhsheims. Dies wäre der Beginn des Nordzubringers durch das Handschuhsheimer Feld.

bullet

Nach dem Stadtklimatologischen Gutachten weist das Konzept ASTOC tagsüber den höchsten Flächenanteil mit Extremtemperaturen über 41 °C auf, nachts den zweithöchsten Anteil überwärmter Flächen.

bullet

Eine Brücke durch das Naturschutzgebiet Alt-Neckar soll für Busse, Fußgänger, Radfahrer und Rettungsfahrzeuge errichtet werden. Diese könnte allerdings später auch für den Autoverkehr freigegeben werden.

bullet

Eine "vertiefende Prüfung" eines  Nordzubringers soll  lediglich "zurückgestellt" werden. 

Der Bezirksbeirat Wieblingen korrigierte in seiner Sitzung am 5.3.2020 wesentliche Teile der Beschlussvorlage und beschloss, dass auch das Team HÖGER mit der weiteren Erarbeitung des Masterplans beauftragt werden soll. 

Im Gegensatz dazu folgte der Bezirksbeirat Bergheim am 11.3.2020 mehrheitlich mit den Stimmen der GRÜNEN und der CDU dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, dass nur das Team ASTOC mit der weiteren Bearbeitung des Masterplans beauftragt werden soll. 

Am 16.6.2020 tagte der Bezirksbeirat Neuenheim im Carl-Rottmann-Saal. Strittig war vor allem der Punkt, ob nur das Team ASTOC allein oder ASTOC zusammen mit dem Schweizer Team HÖGER weiter mit der weiteren Ausarbeitung eines Zukunftentwurfs für das Neuenheimer Feld beauftragt werden soll. Während sich Dr. Frieder Rubik (GAL) und Sebastian Klassen (SPD) für eine gemeinsame Beauftragung von ASTOC und HÖGER aussprachen, plädierte David Esders (GRÜNE) für die alleinige Beauftragung von ASTOC: Auch die Verwaltung plädierte nur für Team ASTOC.

Nach längerer Diskussion beschlossen die GRÜNEN zusammen mit den konservativen Bezirksbeiräten, dass nur ASTOC weiter beauftragt werden soll. Der Beschluss enthält zwar den Zusatz, dass auch Ideen und Entwicklungsperspektiven der drei anderen Teams und eine Reihe von Mobilitätsideen geprüft werden. Das Team ASTOC lässt die Verkehrslösungen von PTV erarbeiten, einer Firma, die seit 2017 im Besitz von PORSCHE ist. ASTOC selbst sieht in seinem bisherigen Konzept über 10 000 zielnahe Parkplätze vor.

Am 23.6.2020 tagte der Bezirksbeirat Handschuhsheim im Carl-Rottmann-Saal. Die Sitzung wurde von Baubürgermeister Jürgen Odszuck geleitet, der zu Beginn erläuterte, dass es jetzt nach den  umfangreichen Vorarbeiten in der Planungsatelierphase u.a. um die Entscheidung geht, mit welchem oder auch mit welchen zwei Konzepten in der Konsolidierungsphase weitergearbeitet wird. Nach langer Diskussion korrigierte der Bezirksbeirat wichtige Teile des Beschlussvorschlags der Verwaltung. Hier die wichtigsten Punkte:
 

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Mit der weiteren Bearbeitung in der Konsolidierungsphase soll nicht das Büro ASTOC, sondern das Büro HÖGER beauftragt werden.
Beschlossen Dafür: 7 (SPD, GRÜNE, BL) Dagegen 5 (CDU, AfD, Odszuck) Enthalten: 2 (Claudia Hollinger, Jennifer Hardt, beide GRÜNE)

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Städtebaulich soll ein „eindeutig definierter Siedlungsrand zum Handschuhsheimer Feld" geschaffen werden.
Beschlossen Dafür 10 (SPD, GRÜNE, BL) Dagegen:4 ( CDU, AFD)

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Der Hühnerstein soll erst dann städtebaulich weiterentwickelt werden, wenn "die im letztlich zu beschließenden Masterplan definierten Verdichtungspotentiale ausgeschöpft sind" (statt „weitgehend" ausgeschöpft, wie in der Vorlage).
Beschlossen Dafür 12 (SPD, GRÜNE, BL) Dagegen 5 (CDU, AFD)

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Die Vorgabe eines Zuwachses der Bruttogrundfläche von 818 000 qm zusätzlich zum Bestand von 1 094 000 qm (2017) bis zum Jahr 2050 wird nicht überschritten.".
Beschlossen Dafür: 11 (SPD, GRÜNE, GAL, BL) Dagegen 4 (CDU, AFD)

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Bei der Entwicklung und Bewertung der Mobilitätsvarianten werden die Experten, lokalen Fachvertreter und die RNV einbezogen.
Beschlossen: einstimmig

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Ein „CO2-Vergleich von Verkehrsvarianten und Prüfung weiterer umweltrelevanter Fragen" soll nicht, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, nur vorbereitet", sondern umfassend nach verschiedenen Kriterien in der Konsolidierungsphase durchgeführt werden.
Einstimmig beschlossen.

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Die zulässige Geschossflächenzahl im Neuenheimer Feld in einem neuen Bebauungsplan wird nur in dem Maße erhöht wie vorher Verkehrsmaßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs erfolgreich umgesetzt wurden. Dabei kann ein stufenweises Vorgehen gewählt werden. Die Wirksamkeit der Verkehrsmaßnahmen ist durch Verkehrszählungen nachzuweisen."
Beschlossen 8 dafür (SPD, GRÜNE, BL) 4 dagegen (CDU, AFD)

 

Als Berichterstatterin für den SEVA wurde Frau Birgit Müller-Reiss (BL) gewählt.

 

Weitere Informationen, insbesondere ein Fakten-Check zu falschen Behauptungen über das Team HÖGER, sind auf der neuen Seite Hintergründe enthalten.

 

Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss (SEVA) am 1.7.2020

Im SEVA am 1.7.2020 stellten SPD, GRÜNE, GAL, BL, Linke und HiB einen Gemeinschaftsantrag als Alternative zur Beschlussvorlage der Verwaltung, in dem die Punkte aus den Bezirksbeiräten weitgehend übernommen wurden. Der Gemeinschaftsantrag wurde von Sören Michelsburg (SPD) vorgestellt und begründet: Mit der weiteren Bearbeitung sollen danach die Teams HÖGER und ASTOC beauftragt werden, der Zuwachs soll die ursprünglich beantragten 818 000 qm BGF nicht überschreiten, die in der Aufgabenstellung vorgegebene Bruttogrundfläche BGF und nicht die GF soll für den Vergleich der Entwürfe herangezogen werden und die zulässige Geschossflächenzahl in einem neuen Bebauungsplan wird nur in dem Maße erhöht wie vorher Verkehrsmaßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs erfolgreich umgesetzt wurden. Daneben wurden eine Reihe weiterer Korrekturen vorgenommen. Der wichtige CO2-Vergleich der Verkehrsvarianten incl. der Prüfung weiterer umweltrelevanter Fragen soll nicht, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, nur vorbereitet, sondern in der jetzt folgenden Konsolidierungsphase umfassend durchgeführt werden.

Über den Beschlussvorschlag der Verwaltung und den alternativen Gemeinschaftsantrag entspann sich eine längere Diskussion, in der einige der Fake-Argumente aus den Bezirksbeiratsitzungen wiederholt wurden (siehe Fakten-Check.)  Frau Friedrich und der OB behaupteten mehrmals, das Team HÖGER habe den geforderten Zuwachs von 800 000 qm nicht erfüllt. Christoph Rothfuß (GRÜNE) und Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (BL) wiesen jedoch darauf hin, dass die Statistik von Frau Friedrich nur die Geschossfläche (GF), nicht jedoch die in der Aufgabenstellung geforderte Bruttogrundfläche (BGF) darstellt, die vom Team HÖGER sogar übererfüllt wird. Die Diskussion ging solange, bis Bernd Müller (Leiter Vermögen und Bau BaWü) eindeutig klarstellte: "Wir waren schon immer bei Bruttogrundfläche."  (= BGF) Was den OB, der vorher mehrmals mit der GF-Vergleichsstatistik argumentiert hatte, sichtlich erstaunte. Als er sich wieder gefasst hatte, sagte er: "Dann ist es gut, dann bitte ins Protokoll: Herr Müller hat gesagt, Bruttogrundfläche, Bruttogrundfläche ist der Wunsch des Landes."

Anmerkung 14.7.2020: In dem Protokoll der SEVA-Sitzung, dessen interne Abstimmung zwei Wochen (!) benötigte, wurde diese überaus wichtige Aussage von Bernd Müller nicht protokolliert !  Außerdem wird in dem Protokoll das Abstimmungsergebnis des Gemeinschaftsantrags mit 10:5 nicht korrekt wiedergegeben. Wie das zum Zeitpunkt der Abstimmung aufgenommene Foto unten zeigt, lautete das Abstimmungsergebnis 11:5.

Nach längerer Diskussion wurde der Gemeinschaftsantrag mit den Stimmen der SPD, GRÜNEN, GAL, BL, Linken, HiB und Björn Leuzinger gegen die Stimmen der CDU, HDer, FDP und AfD mit 11 zu 5 beschlossen.

 

 

Lediglich der Punkt 1b) des Antrags wurde ausgeklammert. Die Verwaltung soll bis zur Gemeinderatssitzung am 23.7.2020 darlegen, was mit "weitgehend" genau gemeint ist.  ("Der Hühnerstein wird ...  erst dann städtebaulich weiterentwickelt, wenn die im letztlich zu beschließenden Masterplan definierten Verdichtungspotentiale weitgehend ausgeschöpft sind.")

Rhein-Neckar-Zeitung 3.7.2020     Heidelberg24 3.7.2020

 

Gemeinderatssitzung 23.7.2020
 

Vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung hatten Greenpeace Rhein-Neckar, BUND, NABU, Ökostadt, VCD und der Studierendenrat (StuRa) der Universität vor dem Rathaus eine Kundgebung veranstaltet und Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner über 2000 Unterschriften für eine klimafreundliche Entwicklung des Unicampus übergeben. Sowohl die Umweltverbände als auch der Studierendenrat, die gewählte Vertretung der Studierenden der Universität sprachen sich dabei für die Beauftragung des Teams HÖGER aus. StuRa: "Wir stellen fest, dass nur das Architektenbüro Kerstin Höger den von uns in nämlicher Positionierung aufgestellten Kriterien gerecht wird... Insbesondere in den Bereichen Mobilitätsentwicklung sowie Flächenplanung zum Handschuhsheimer und Neuenheimer Feld zeigt der Entwurf Weitsicht und bietet eine Perspektive für eine nachhaltige Entwicklung des Campus im Interesse der Studierendenschaft. Da diese die größte Nutzer*innengruppe mit 18.000 Studierenden der Universität Heidelberg und der PH Heidelberg darstellt, hoffen wir, dass die vorliegende Stellungnahme entsprechend Berücksichtigung findet. "

 

 

In der Gemeinderatssitzung am 23.7.2020 wurde zunächst der neue Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität Raoul Schmidt-Lamontain gewählt.

 

Danach stand die abschließende Entscheidung über die Planung der Konsolidierungsphase im Masterplan NHF an. Zuvor fand eine längere Diskussion statt. Sören Michelsburg (SPD), Derek Cofie-Nunoo (GRÜNE), Christoph Rothfuß (GRÜNE), Bernd Zieger (Linke), Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (BL) und Michael Pfeiffer (GAL) sprachen für den im SEVA verabschiedeten Gemeinschaftsantrag, der die Beauftragung der zwei Büros ASTOC und HÖGER vorsieht. Sie legten dar, dass noch viele Fragen in den Bereichen Verkehr, Dichte der Bebauung, Verkehrsberechnungen für 2035 mit Parkgebühren und ÖV-Takten von 2015 ungeklärt seien, die jetzt in der einjährigen Konsolidierungsphase geklärt werden sollen. Da die Entwürfe von ASTOC und HÖGER sich stark unterscheiden, sollen beide weiterentwickelt und dann am Ende das bessere Konzept ausgewählt werden. Michael Eckert (FDP), Sven Geschinski (AFD), Timethy Bartesch (AFD), Wolfgang Lachenauser (HEIDELBERGER) und Werner Pfisterer (CDU) sprachen sich gegen den Gemeinschaftsantrag aus, Werner Pfisterer mit der Aussage: "Wir brauchen dringend eine Brücke und wir brauchen eigentlich im Prinzip auch einen Nordzubringer". Dr. Arnulf Weiler-Lorentz dagegen erinnerte daran, dass durch den Masterplan das in den letzten 60 Jahren gebaute Bauvolumen (u.a. Verlegung fast aller Kliniken aus Bergheim ins Neuenheimer Feld) jetzt in nur 30 Jahren noch einmal fast verdoppelt werden soll ! Außerdem widerlegte er verschiedene "Gerüchte" im Verfahren, u.a. die Aussage, das Büro HÖGER habe die Vorgaben nicht erfüllt. Die grundsätzliche Frage sei, ob wir es uns in einer Welt, die endlich und begrenzt ist, deren Ressourcen und deren Aufnahmefähigkeit für Abfallstoffe wie CO2 begrenzt sind, in Zukunft überhaupt noch leisten können, eine nicht-ökologische Planung durchzuführen. Deshalb präferiere er eindeutig das Konzept HÖGER. Sören Michelsburg (SPD) betonte u.a. den engen Zusammenhang zwischen städtebaulicher Entwicklung und Verkehrsplanung: "Wenn ASTOC z.B. Tausende von PKW-Stellplätzen in Parkhäusern plant, dann sind diese Flächen städtebaulich nicht mehr anderweitig nutzbar."

 

Christoph Rothfuß (GRÜNE) brachte den Antrag ein "Die Verwendung von Parkgebühren, ÖV-Takten des Jahres 2015 usw. für das Jahr 2035 bei den Verkehrsberechnungen für das Team Höger wird korrigiert." Gegen diesen Antrag wehrte sich Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck vehement. Hintergrund ist, dass die Verwaltung beabsichtigt hatte, die von einem externen Büro angefertigten falschen Verkehrsberechnungen des Konzepts HÖGER ohne Korrektur dem weiteren Verfahren zugrunde zu legen. Der Gemeinderat beschloss jedoch beide Anträge mit großer Mehrheit.

 

 

Bei der entscheidenden Schlussabstimmung (Foto) stimmten SPD, GAL, BL, LINKE, Waseem Butt, Björn Leuzinger, ein Großteil der GRÜNEN und der OB mit einer großen Mehrheit von 26 zu 12 bei 5 Enthaltungen für den durch die SPD und die GRÜNEN ergänzten Gemeinschaftsantrag. Damit ist in den nächsten Monaten der Weg frei für ein faires Verfahren im Wettbewerb hin zu einer optimalen klima- und umweltfreundlichen Entwicklung des Unicampus und seiner Umgebung. Es wird in diesem Jahr weiter darauf ankommen, dass sich viele Menschen in der Bürgerbeteiligung im Masterplanverfahren einbringen und die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen.

 

Im Oktober 2020  legte der DGB-Bezirk Baden-Württemberg Region Nordbaden nach zweijähriger Arbeit ein wichtiges Positionspapier "Moderne Mobilität für Heidelberg" vor, das viele Vorschläge zur Verbesserung der Mobilitätssituation in Heidelberg enthält. (Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung vom 3.11.2020)

 

Leistungsbeschreibung" für die Teams am Gemeinderat vorbei

Bisher wurden die Grundlagen im Masterplanverfahren von den Projektträgern entworfen und danach in den gemeinderätlichen Gremien diskutiert, ggfls. geändert und dann vom Gemeinderat beschlossen (z.B. Rahmenvereinbarung des Masterplanverfahrens im Jahr 2017, Aufgabenstellung für die Planungsteams 2018 oder der grundlegende Gemeinderatsbeschluss zur Konsolidierungsphase im Juli 2020).

Für den Stadtentwicklungs- und Bauausschuss (SEBA) am 23.3.2021 legte die Verwaltung eine Informationsvorlage vor, aus der sich ergibt, dass im Jahr 2020 von den Projektträgern eine „Leistungsbeschreibung" für die Konsolidierungsphase erstellt wurde, die den Planungsteams vorschreibt, was und wie sie die endgültigen Entwürfe entwickeln müssen. Diese Leistungsbeschreibung jedoch wurde dem Gemeinderat bisher weder vorgelegt noch konnte er sie diskutieren, ändern oder beschließen, da der Ausschuss des Gemeinderates erst mit der Informationsvorlage am 23.3.2021 davon erfuhr. Die „fertige" Informationsvorlage wurde den Teams bereits am 19.02.2021, kurz vor Beginn der entscheidenden Arbeitsphase vorgelegt !

Im SEBA entspann sich eine längere Diskussion, in der die Vorlage der Leistungsbeschreibung und die Beantwortung der Fragen durch Bürgermeister Jürgen Odszuck zugesagt wurde. Die Diskussion des Themas im nächsten Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität (AKUM) im Mai 2021 wurde von der Verwaltung allerdings abgelehnt ! Frau Friedrich, Stadtplanungsamtsleiterin, sagte, man wolle vor Fertigstellung der Entwürfe und der endgültigen Behandlung des Themas in den gemeinderätlichen Gremien keine Diskussion über die Leistungsbeschreibung und die aufgeworfenen Fragen ! Bürgermeister Odszuck wehrte sich zunächst gegen die Behandlung der Mobilitäts- und Klimaschutzthemen im AKUM, sagte dies und die Zusendung der Leistungsbeschreibung und die Beantwortung der Fragen allerdings nach Wortmeldungen von Christoph Rothfuß (GRÜNE) und Arnulf Weiler-Lorentz (BL) am Ende zu.

Die Verwaltung ließ sich dazu 6 Wochen Zeit. Erst am 4.5.2021 erhielten der Gemeinderat und am 10.5.2021 die Bezirksbeiräte endlich die Unterlagen, letztere allerdings nicht die besonders wichtigen Anhänge.  

Die Auswertung der Leistungsbeschreibung, vor allem des Anhangs der Leistungsbeschreibung zum Thema Verkehr und die Antworten auf die Fragen bestätigen die Befürchtungen der Bezirksbeiräte und Gemeinderäte in vollem Umfang. (Falls nicht alle Teile der Leistungsbeschreibung Verkehr lesbar sind, diese am besten mit dem Acrobat Reader oder Foxit Reader und nicht im Browser anschauen oder notfalls diese Datei herunterladen.)

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Die Verkehrsvarianten werden auf Anordnung der Projektträger des Masterplans für das Jahr 2035 mit fast den gleichen Parkgebühren wie heute, mit einer nur sehr geringen Inflationsanpassung, gerechnet.

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Die Parkplätze im Neuenheimer Feld werden im Jahr 2035 zwar nicht mehr im Freien sein, sondern alle in teuren Parkhäusern und Tiefgaragen, sie sollen aber auch im Jahr 2035 immer noch nur 35,- Euro/Monat kosten. Die Parkgebühren in den Heidelbergern Parkhäusern der SWH-G kosten bereits heute (2021) zwischen 94,90 € und 114,90 € pro Monat, in Parkhäusern der Apcoa Autoparking GmbH 150,- €/Monat. Im Verkehrsmodell für das NHF werden also für das Jahr 2035 im NHF Parkgebühren angenommen, die rund 70% niedriger sind als heute in städtischen Parkhäusern. Entsprechend ergibt sich bei den Verkehrsprognosen mehr Autoverkehr, für den dann Verkehrswege gebaut werden müssten.

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Die Zahl der baurechtlich den Institutionen im NHF vorgeschriebenen PKW-Stellplätze auf dem Campus soll nicht reduziert werden, sondern von heute 6 700 zunächst auf 5 800 im Jahr 2035 leicht sinken und dann auf 7 100 im Jahr 2050 erhöht werden ! Der Bau von 7100 PKW-Stellplätzen für das Jahr 2050 bedeutet eine BGF-Fläche von 200 000 qm, das ist ein Viertel des geplanten Zuwachses für das NHF. Dazu kämen dann noch tausende zielnahe P&R-Stellplätze.

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Die P&R-Stellplätze sollen nach den Vorgaben der Projektträger dem Autoverkehr sogar kostenlos angeboten werden, damit sie überhaupt angenommen werden ! Solche zielnahen P&R-Parkplätze führen (im Gegensatz zu quellnahen P&R-Plätzen) zu einer Erhöhung der CO2-Emissionen.

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Die den Teams wie dem Verkehrsgutachter zur Verkehrsberechnung vorgeschriebenen zu niedrigen Parkgebühren in der Zukunft auf dem Campus wie die kostenlosen Parkplätze auf den vorgesehenen P&R-Plätzen widersprechen eklatant den Festlegungen im neuen Koalitionsvertrag 2021-2026 von GRÜNEN und CDU Baden-Württemberg. Darin heißt es im Kapitel

Parken im öffentlichen Raum (S. 128)
Parken soll im öffentlichen Raum und auf öffentlich zugänglichen Parkplätzen kostendeckend erfolgen. ...
Auf Landesliegenschaften wird beim Parken das Prinzip der Kostendeckung verbindlich eingeführt. Kostenloses Parken auf und in Landesliegenschaften mit mehr als fünf Stellplätzen ist bis 2030 auf klimaneutrale Fahrzeuge beschränkt.

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Die Leistungsbeschreibung schreibt den Planungsteams eine „zwingende Berücksichtigung aller Vorgaben des Lenkungskreises am 15.01.2021, insb. zu Stellplatzkapazität und Parkgebühren" vor. (S. 21) Damit wollen die Projektträger eine klare Vorentscheidung zugunsten eines auch in Zukunft autodominierten Verkehrskonzepts erreichen.

Mit solchen Vorgaben, die völlig am Gemeinderat vorbei zur Grundlage der Verkehrsprognosen und Planungen gemacht wurden, werden sich die Klimaschutzziele Heidelbergs nicht realisieren lassen. Sie widersprechen den bisher im neuen Verkehrsentwicklungsplan 2035 entwickelten Ergebnissen für eine zukunftsfähige und klimaschonende Verkehrsentwicklung in Heidelberg wie dem neuen Koalitionsvertrag 2021-2026 von GRÜNEN und CDU Baden-Württemberg. Sie bedeuten einen unverantwortlichen Verbrauch wertvoller Bodenflächen und eine Zementierung der in der Vergangenheit erfolglosen und für Natur und Mensch verheerenden Politik der autogerechten Stadt für die nächsten Jahrzehnte.

Diese Annahmen werden zwar zunächst nur den Verkehrsberechnungen zu Grunde gelegt. Theoretisch könnten sie später noch geändert werden. Die zwingende Vorgabe der hohen Stellplatzkapazität determiniert jedoch aufgrund ihres großen Flächenbedarfs die weitere Entwicklung des Campus (7 100 Stellplätze erfordern eine Fläche von 170 000 qm, das ist deutlich mehr als die Fläche des Areals Hühnerstein). Eine der Vorgaben für die Planungsteams lautet zudem: „Keine Landesstellplätze in Tiefgaragen". (Anlage "KFZ-Stellplätze und Parkgebühren im INF der Leistungsbeschreibung", S. 9). Hintergrund: Mit Landesmitteln für Hochschulen können bisher keine teuren Tiefgaragen finanziert werden, was auch vernünftig ist. Tiefgaragen könnten jedoch durch die Parkgebühren selbst finanziert werden. Bei einer Erhöhung der Parkgebühren um z.B. 50,- €/Monat ergeben sich bei z.B. 5000 Parkplätzen Mehreinnahmen von 3 Mio € pro Jahr.)

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Zum Hühnerstein, dem noch sehr ursprünglichen und ökologisch wertvollen Teil des Handschuhsheimer Feldes von 10 Hektar Größe, schreibt die Leistungsbeschreibung den Teams die "Ausarbeitung eines städtebaulichen Entwurfs für die Bebauung des Hühnersteins" vor. In der Rahmenvereinbarung und in der Aufgabenstellung war vom Gemeinderat beschlossen worden "Die unbebaute Fläche am Hühnerstein ist Teil des Bebauungsplans „Sport- und Gesamthochschulfläche nördlich des Klausenpfades“ von 1970 und somit Bestandteil des Masterplanverfahrens. Die Flächen im Geltungsbereich dieses Bebauungsplans sind baurechtlich entwickelt und werden nicht in Frage gestellt." Am 20.7.2020 hatte der Gemeinderat beschossen: "Der Hühnerstein wird unter Berücksichtigung einer angestrebten Biotopvernetzung und unter Rücksichtnahme auf heute bestehende Nutzungen erst dann städtebaulich weiterentwickelt, wenn die im letztlich zu beschließenden Masterplan definierten Verdichtungspotentiale weitgehend ausgeschöpft sind."

Bilder: Areale im Gewann Hühnerstein, das nach einem 50 Jahre alten Baurecht von 1970 nach den Wünschen der Projektträger bebaut werden soll

Mit der Vorgabe der „zwingenden Berücksichtigung aller Vorgaben des Lenkungskreises am 15.01.2021, insb. zu Stellplatzkapazität und Parkgebühren" ohne jegliche Diskussion und ohne Beteiligung des Gemeinderats wird das Masterplanverfahren ad absurdum geführt, eine zukunftsfähige Entwicklung des Campus verhindert und der Gemeinderat entmachtet. Ob der Gemeinderat sich dies gefallen lässt ?

Weitere Informationen finden sich auf der Seite des Bündnis Bürgerbeteiligung Masterplan Neuenheimer Feld.

Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet am 1.6.2021 in zwei informativen Artikeln.

Am 1.7.2021 fand eine Sitzung des Koordinationsbeirates Masterplan Im Neuenheimer Feld statt, in der kritisiert wurde, dass die Stellungnahmen der Experten aus dem Jahr 2020 bisher nicht veröffentlicht wurden. Die Projektträger behaupteten, diese seien hier veröffentlicht. Da dies für 2020 allerdings nicht stimmt, sind zumindest die verfügbaren neuen Stellungnahmen im Link Stellungnahmen der Experten 2020 (unten) veröffentlicht.

Nachdem die Projektträger den Gemeinderat bisher völlig aus der Erstellung der Vorgaben in der Leistungsbeschreibung herausgehalten haben, will die Verwaltung jetzt an Stelle der Diskussion der Leistungsbeschreibung im Gemeinderat eine "prozessbegleitende Arbeitsgruppe zum Masterplan Im Neuenheimer Feld" einrichten, die nicht-öffentlich (!) tagen und die Gemeinderatsbeschlüsse vorbereiten soll. Dies ist ein Affront gegen die umfangreiche Bürgerbeteiligung.

Am 21.9.2021, genau ein halbes Jahr, nachdem es der Gemeinderat gefordert hatte, fand nun endlich eine Diskussion der Leistungsbeschreibung im SEBA statt. Die Verwaltung behauptet in einer Infovorlage, "Die Leistungsbeschreibung der Konsolidierungsphase des Masterplans Im Neuenheimer Feld / Neckarbogen basiert auf der im Vorprozess verabschiedeten Aufgabenstellung und den folgenden Gemeinderatsbeschlüssen und beinhaltet keine grundsätzlich neuen Leistungen. Bei Versand des Leistungsbildes wurden lediglich aktuelle Informationen berücksichtigt." Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (BL) und Bernd Zieger (Linke) widersprachen dem heftig. Der Gemeinderat habe nie über eine Vorgabe der Zahl von PKW-Stellplätzen oder die Höhe von Parkgebühren im Jahr 2050 im NHF diskutiert oder gar beschlossen. Die vorgegebenen niedrigen Parkgebühren für das Jahr 2050 widersprächen eindeutig den Vorgaben der Landesregierung nach kostendeckenden Parkgebühren auf Landesflächen. Die diesbezüglichen Vorgaben der  Leistungsbeschreibung würden die Teams zwingen, eine Autoverkehrsplanung der sechsziger Jahre des letzten Jahrhunderts vorzubereiten. Man könne jetzt nur noch hoffen, dass sich die Teams über diese veralteten Vorgaben hinwegsetzen, damit sie sich nicht lächerlich machen. (Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung vom 23.9.2021)
 

Ergebnisse der Konsolidierungsphase

Nach drei Jahren Arbeit und insgesamt 20 Entwürfen von 4 Planungsteams liegen nun die Ergebnisse der vorletzten Phase des Masterplanverfahrens, der Konsolidierungsphase, vor. Am 23.9.2021 stellten die beiden verbliebenen Teams ASTOC und HÖGER im großen Hörsaal Chemie im Neuenheimer Feld der Öffentlichkeit ihre vierten Entwürfe vor. Darin fanden die Ergebnisse der bisherigen Entwürfe, Untersuchungen, Gutachten und der Bürgerbeteiligung ihren Niederschlag.

Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Das bisher von der Universitätsleitung favorisierte Team ASTOC hat sich in der Konsolidierungsphase den schon länger durch das Schweizer Team HÖGER vertretenen stadt-, natur- und klimaverträglichen Lösungen angeschlossen. Nachstehend ein Vergleich der Entwicklung der beiden Entwürfe.

Beide Teams benötigen für das vorgegebene Wachstum des Campus den ökologisch wertvollen Naturraum des Hühnersteins nicht.

Beide Teams haben als Grundlage zur umweltfreundlichen Erschließung des Campus jetzt den inneren Straßenbahnring über Hofmeisterweg, Tiergartenstraße und Straße INF. ASTOC schreibt dazu: "Die Erschließungsqualität der Variante D (innerer Straßenbahnring) gestaltet sich im Zusammenhang mit dem städtebaulichen Konzept als die deutlich bessere."

HÖGER führt zum Straßenbahnring aus: "Mit dem «großen» Campusring (Anm.: bisher von der Unispitze favorisierte Straßenbahntrasse 200 m weiter nördlich) würde faktisch auf eine gute Erschließung des Campuskerns verzichtet und unter anderem die ÖV-Anbindung des Einkaufszentrums im Mathematikon verschlechtert. Dagegen würde der Süden des Handschuhsheimer Felds erschlossen, welcher nicht bebaut werden darf. ... Eine außenliegende Erschließung würde Druck aufbauen in Richtung einer städtebaulichen Entwicklung dieser Gebiete, um eine effiziente Ausnutzung der Verkehrsinfrastruktur zu gewährleisten. Dies ist nicht erwünscht, ganz besonders nicht eine bauliche Entwicklung des Handschuhsheimer Felds."

Beide Konzepte kommen ohne eine ÖV- oder MIV-Brücke durch das Naturschutzgebiet Alt-Neckar aus. Das Konzept HÖGER enthält allerdings eine reine Fuß- und Fahrradbrücke (Ausführung mit einer schlanken und feingliedrigen Holzstruktur) als kurze und direkte Verbindung zu dem geplanten Radschnellweg Mannheim-Edingen, zur Haltestelle SRH-Campus der Straßenbahn 5 aus Mannheim/Seckenheim/Edingen, zum Campus der SRH-Hochschule und zur S-Bahn aus Richtung Mannheim.

Die verkehrlichen Auswirkungen der beiden Konzepte wurden durch die Gutachterbüros IVAS und VCDB berechnet. Insgesamt zeigt das Konzept des Teams HÖGER dabei deutlich bessere Ergebnisse:

Bei ASTOC gehen die mit dem Auto zurückgelegten Fahrten gegenüber heute um 8 000 pro Werktag zurück, bei HÖGER um knapp 11 000. Entsprechend nehmen die mit dem ÖV, dem Fahrrad und zu Fuß zurückgelegten Wege bei HÖGER stärker zu als bei ASTOC.

Das Verkehrsgutachten von IVAS/VCDB berechnet auch die mit Autos und dem ÖPNV insgesamt gefahrenen Kilometer. 

Während durch das Konzept ASTOC die mit dem Auto gefahrenen Kilometer um 89 000 km pro Werktag gesenkt werden (minus 39%), sinken sie durch das Konzept  HÖGER um 116 000 km pro Werktag (minus 51%). Die Verkehrsleistung im ÖPNV nimmt bei ASTOC um 44% zu, bei HÖGER um 79%. 

 

Durch diese Unterschiede ist bei HÖGER sowohl die Verkehrsbelastung auf dem Campus wie auch in den umliegenden Stadtteilen geringer als bei ASTOC. Dasselbe gilt für die CO2-Emissionen durch den Verkehr.

Auch bei den CO2-Emissionen durch den Energieverbrauch auf dem Campus bestehen deutliche Unterschiede zwischen den beiden Konzepten. ASTOC senkt die gesamten CO2-Emissionen im Vergleich zu 2017 auf eine Restemission von 27 %, HÖGER durch "die Neuinstallation eines hoch innovativen Anergienetzes, das es erlaubt, erneuerbare Niedertemperatur- und Abwärmequellen verschiedenster Herkunft bedarfsorientiert und ungerichtet den Wärmeerzeugern zuzuführen" (Gutachten des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik) auf 15 %.

Einzelheiten der beiden Entwürfe können hier über die Online-Beteiligung herunter geladen werden. Umfassender Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung am 25.9.2021 über die Entwürfe. Faktencheck der vorgetragenen Argumente.


Stadtteilgespräch 5.10.2021

Am 5. Oktober 2021 wurden die verkehrlichen Auswirkungen der Entwürfe der Planungsteams in einem Stadtteilgespräch im Dezernat 16 in Bergheim im Beisein der Verkehrsgutachter diskutiert. 


Verkehrsgutachter (v. l.) Lutz RIchter (VCDB) und Frank Zimmermann (IVAS)

Die Stadtteilvereine von Bergheim, Neuenheim, Wieblingen und Handschuhsheim waren im Vorfeld gebeten worden, eine Stellungnahme zu den Entwürfen zu erstellen. Die Stellungnahme von Handschuhsheim wurde vom 2. Vorsitzenden des Stadtteilvereins Jürgen Grieser vorgetragen. 

Die anwesenden Verkehrsgutachter legten dar, dass trotz des geplanten starken Wachstums auf dem Campus der Autoverkehr in der Umgebung durch die Konzepte abnehmen wird, z.B. auf der Ernst-Walz-Brücke durch das Konzept ASTOC um 400 PKW und durch das Konzept HÖGER um 1 900 PKW pro Werktag im Vergleich zu 2015.

Dabei ist wichtig, welche Grundannahmen diesen Verkehrsberechnungen der Gutachter zugrunde liegen. Die Projektträger gaben den Planungsteams und den Verkehrsgutachtern in einer Leistungsbeschreibung Folgendes vor (ohne, dass dies vom Gemeinderat beschlossen wurde):

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Auch im Jahr 2050 müssen auf dem Unicampus noch 7 100 PKW-Stellplätze vorgehalten werden.

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Die heute niedrigen Parkgebühren sollen bis zum Jahr 2050 nicht stärker als die Inflation steigen und damit nicht kostendeckend sein, obwohl kostendeckende Parkgebühren im Koalitionsvertrag 2021 der Landesregierung beschlossen wurden.

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Zusätzlich wurde in der Verkehrsberechnung angenommen, daß im Jahr 2050 Home-Office und E-Learning nicht häufiger genutzt wird als im Jahr 2015.

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Der niedrige PKW-Besetzungsgrad von heute im Schnitt 1,3 Personen pro PKW wird auch in Zukunft nicht verbessert werden.

Alle diese Vorgaben sind jedoch mit zukünftigem Klimaschutz nicht vereinbar.

Allein eine Erhöhung des durchschnittlichen Besetzungsgrades der PKW auf 1,6 würde den heutigen Autoverkehr um knapp ein Fünftel reduzieren. Nicht alle Arbeitnehmer können Home-Office machen. Wenn jedoch in Zukunft im Durchschnitt aller Arbeitnehmer nur ein Werktag in der Woche im Home-Office gearbeitet wird, würde dies den Autoverkehr zur Arbeit um ein weiteres Fünftel reduzieren. Und bei kostendeckenden Parkgebühren käme es zu einem wesentlich stärkeren Umstieg vom Auto auf ÖPNV und Fahrrad als im jetzt vorliegenden Verkehrsgutachten berechnet. Dieser Umstieg wäre dabei konzeptbedingt bei HÖGER stärker als bei ASTOC. Hier liegen die Schlüssel zu einer weiteren Entlastung der Stadtteile vom Autoverkehr. Dies sind die gemeinsamen Interessen aller Stadtteile.

Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung vom 7.10.2021.


Forumsitzung 12./13.10.2021

In der Forumsitzung am 12.10.2021 wurden die Ergebnisse der Vorprüfung vorgestellt. Hier ein Faktencheck der von den Projektträgern vorgetragenen Argumente. Danach wurden die Entwicklungsentwürfe der Teams ASTOC und HÖGER in neun gemischten Kleingruppen mit der Leitfrage „Welche wesentlichen Entwurfselemente sollten im Masterplan enthalten sein und wie sollten sie zusammenwirken?“ diskutiert und bewertet. Die Ergebnisse waren gemischt. In wesentlichen Punkten konnte jedoch eine weitgehende Einigung erzielt werden. Die Straßenbahnanbindung auf dem inneren Campusring, ein autoarmer Campus, die Verlegung der MIV-Achse nach Norden im Konzept Höger, eine Schonung des Handschuhsheimer Felds, eine flächensparende Entwicklung des Campus und quellnahes P&R im Umland wurden allgemein begrüßt.

In der Forumsitzung am 13.10.2021 stellten die Experten und lokalen Fachvertreter ihre in einer dreitägigen Klausur Anfang September erarbeiteten Ergebnisse zur Bewertung der zwei Entwürfe vor. Die Empfehlung fiel einstimmig aus: Der Masterplan soll auf Grundlage des Konzepts HÖGER entwickelt werden. Zitate:

"Unter der beiden Konzepten eigenen Prämisse, den Hühnerstein bis 2050 nicht zu bebauen, schafft es Team Höger jedoch eher, dem hohen Anspruch im Zuge einer Innenentwicklung und der damit einhergehenden Transformation der Baufelder und somit auch der öffentlichen Räume als identitätsstiftend gerecht zu werden."

"Bei Höger wird das Ziel der autoarmen Campus-Mitte gegenüber ASTOC deutlicher erreicht."

"Dabei ist der Maßnahmenkatalog bei Höger gezielt auf eine Minderung des Kfz-Verkehrs u. a. durch preis- und ordnungspolitische Maßnahmen im Bereich des ruhenden Verkehrs ausgelegt, die weitergehende Lenkungseffekte versprechen, so dass der vom Auftraggeber gesetzte Bedarf von 7.100 Stellplätzen mit guten Erfolgsaussichten weiter reduziert werden könnte. (Die von Höger als erreichbar ermittelte Zahl von 5.300 würde eine Flächenersparnis von mehr als 50.000 m² bedeuten.)"

"Empfohlen wird die Finalisierung des Masterplanes im Sinne einer robusten und verlässlichen Grundlage der weiteren Entwicklung des Campusareals. Die Mitglieder dieses Gremiums sind davon überzeugt, dass die Ergebnisse des komplexen Werkstattverfahrens und hier insbesondere die Konzeption von Team Höger die dazu notwendige qualifizierte Grundlage schaffen, die unter Berücksichtigung der zentralen Klärungsbedarfe (insbesondere was die technische und zeitliche Umsetzung der nördlichen MIV-Erschließung, die Klärung der Phasierung und die Frage der Integration der Klinikstandorte betrifft) auszuarbeiten ist."

Mitglieder des Expertengremiums sind:

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Prof. Dr.-Ing. Gerd-Axel Ahrens, Bauingenieur und Verkehrsplaner, bis 2015 Inhaber des Lehrstuhls für Verkehrs- und Infrastrukturplanung an der Technischen Universität Dresden; Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

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Prof. Michael Braum, Universitätsprofessor für Städtebau und Entwerfen an der Fakultät für Architektur u. Landschaft der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Geschäftsführender Direktor der IBA Heidelberg; vertreten durch Carl Zillich, Kuratorischer Leiter der IBA Heidelberg

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Prof. Brian Cody, Universitätsprofessor, Leiter Institut für Gebäude und Energie an der Technischen Universität Graz, Gründer und CEO des Beratungsunternehmens Energy Design Cody

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Till Rehwaldt, Präsident des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten BDLA, Gründer und Leiter des Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Prof. Dipl. Ing. Rudolf Scheuvens, Universitätsprofessor für Örtliche Raumplanung und Stadtentwicklung und Dekan der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der Technischen Universität Wien

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Dieter Teufel, Dipl.-Biologe, Systemanalytiker, Leiter des Umwelt- und Prognose-Institut e.V. - Gemeinnütziges Forschungsinstitut, Heidelberg

Die gemeinsame Stellungnahme der Experten kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Die Ergebnisse der Expertenempfehlung trafen auf überwiegende Zustimmung. Allerdings wurden von einigen neu hinzugekommenen Teilnehmern des Forums Vorschläge vorgebracht, wieder eine Verlegung der blauen Linie des Betrachtungsraums, eine Verlegung der Sportstätten oder eine 5. Neckarquerung für Autos in Betracht zu ziehen und die Diskussion in wesentlichen Punkten wieder von vorne zu beginnen. Das städtische Masterplanverfahren läuft seit 2010 und das geöffnete Verfahren seit 4 Jahren mit umfassender Bürger- und Nutzerbeteiligung, zahlreichen Forumsitzungen, Veranstaltungen und Gutachten und Kosten von bisher 4 Millionen Euro. Damit ist inzwischen mehr als ein Viertel der Planungszeit von 2010 (Beginn des Masterplanverfahrens und erste Überschreitung der im B-Plan von 1961 festgelegten Geschossflächenzahl) bis 2050 verflossen, ohne dass bisher neue Regelungen für die Entwicklung, die Bautätigkeit und die Verkehrserschließung des Unicampus beschlossen und umgesetzt wurden.

Verlegung der Sportstätten ?

Am Ende der dritten Phase (Konsolidierungsphase) und damit kurz vor Ende des gesamten Masterplanverfahrens schlägt Prof. Autenrieth, der neue Klinikumsvorstand, in einem internen Brief am 22.10.2021 an die Gemeinderatsfraktionen und die Stadtverwaltung vor, die Diskussion in wesentlichen Punkten wieder von vorne zu beginnen und eine Verlegung der blauen Linie des Betrachtungsraums des Masterplans, eine Verlegung der Sportstätten, eine 5. Neckarquerung für Autos und einen Nordzubringer in Betracht zu ziehen.

In den letzten beiden Jahrzehnten wurden fast alle Kliniken aus Bergheim ins Neuenheimer Feld verlegt. In der von der Universität, dem Uniklinikum, dem Land und der Stadt erarbeiteten und vom Gemeinderat beschlossenen Aufgabenstellung für das Masterplanverfahren meldete das Uniklinikum ein Wachstum der Beschäftigten bis 2050 um 41% und der Klinikkapazitäten um 50% bis 2050 an. Nun erhöhte Herr Prof. Autenrieth kurzerhand die Wachstumswünsche des Klinikums am Standort Neuenheimer Feld auf das Doppelte (Wachstum der Beschäftigten um 87% und der Klinikkapazitäten bis 2050 um 100%) und wollte diese Zahlen nun am Ende des Verfahrens zum Ausgangspunkt des Masterplanverfahrens machen.

Bereits die bisherigen Vorgaben der Verlegung von Kliniken ins Neuenheimer Feld würden eine erhebliche Konzentration der Klinikkapazitäten Heidelbergs auf engem Raum bedeuten. 67% aller Klinikkapazitäten Heidelbergs wären dann im Endstadium im Neuenheimer Feld konzentriert. Die neuen von Prof. Autenrieth vorgeschlagenen Vorgaben würden sogar eine Konzentration von 87% aller Klinikkapazitäten Heidelbergs in Zukunft auf engem Raum im Neuenheimer Feld bedeuten. Eine solche Planung hätte im Falle von Katastrophen (z.B. Explosionen, chemische oder biologische Kontaminationen, Überschwemmungen, Erdbeben, kriegerische Ereignisse, Sabotage, Terroranschläge, andere Katastrophen) nur eine geringe Katastrophenresilienz. Sie wäre allein deshalb nicht zukunftsfähig.

Zu einer Konzentration fast aller Klinikkapazitäten im Neuenheimer Feld schreiben die Experten in ihrer einstimmig verfassten Stellungnahme vom September 2021: „Festzuhalten ist aber auch, dass die aktuell verfügbaren Flächenressourcen nur eine eingeschränkte Erweiterung von Klinikstandorten möglich macht vor allem, was zusätzliche Bedarfe betrifft, die über die heute bekannten Anforderungen hinausgehen.“

Die Wünsche von Prof. Autenrieth, der bis dahin am Masterplanverfahren nicht teilgenommen hatte, werden von den Bezirksbeiräten und dem Gemeinderat nicht aufgegriffen und führen nicht zu einer Änderung des umfangreichen Masterplanverfahrens.

 

Projektträger schlagen Beendigung des Masterplanverfahrens vor

Am 15.12.2021 geben die drei Projektträger vertreten durch Theresia Bauer, Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Dr. Gisela Splett, Finanzstaatssekretärin des Landes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, und Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner bekannt, dass nach ihrer Übereinkunft das Masterplanverfahren beendet werden könne. Sie ziehen ein positives Fazit zum Stand des Verfahrens. Die beiden Entwürfe böten in der Zusammenschau umfänglich die erforderlichen Ansätze, um die wesentlichen Fragestellungen in der Qualität einer Masterplanung zu lösen. Sie sehen sich in ihrer Einschätzung bestätigt, die sie bereits im September 2021 zu Beginn der Öffentlichkeitsbeteiligung der Konsolidierungsphase geschildert hatten: Die Zusammenschau beider Entwürfe liefere die erforderlichen Lösungsansätze für die gestellten Aufgaben.

Die beiden Planungsbüros haben sich mit ihren Entwürfen stark einander angenähert. Das ist ein klares Zeichen, dass im Masterplanprozess die Potenziale des Areals inzwischen vollständig ausgelotet worden sind. Beide Entwürfe bieten in der Zusammenschau gute Antworten auf alle wesentlichen Fragen, die wir mit der Rahmenvereinbarung angestoßen hatten. Die notwendigen Lösungen liegen nun in der erwarteten Qualität vor. Das Masterplanverfahren kann auf dieser Basis jetzt abgeschlossen werden. Wir haben gemeinsam das Interesse, die gefundenen Lösungsansätze zu sichern, indem wir das Masterplanverfahren jetzt erfolgreich beenden und im nächsten Schritt in die konkrete Umsetzung gehen, unter anderem im Zuge von Bebauungsplanverfahren.

Dazu wurde eine Beschlussvorlage für die Bezirksbeiräte und den Gemeinderat erstellt, die von Januar bis 17. März 2022 (Gemeinderat) beraten und beschlossen werden soll.

Die Entscheidung der Projektträger traf auf Zustimmung, teilweise aber auch auf Skepsis.

BezirksbeirätInnen und Gemeinderäte verschiedener Fraktionen haben einen Gemeinschaftsantrag erstellt, mit dem auf der Grundlage bisheriger Gemeinderatsbeschlüsse die Ergebnisse des Masterplanprozesses festgehalten werden und die Beschlussvorlage der Verwaltung in einzelnen Punkten präzisiert wird.

Am 27.1.2022 diskutierte der Bezirksbeirat Neuenheim den Beschlussvorschlag der Verwaltung. Dr. Frieder Rubik (GAL) hatte einen Ergänzungsantrag zur Präzisierung folgender Punkte eingebracht:

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Entsprechend dem Ergebnis der beiden Planungsteams und der Experten bleibt „der Hühnerstein als ökologisch besonders wertvoller Naturraum als langfristige Bauflächenreserve im Planungszeitraum bis 2050 unbebaut.“

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Park&Ride soll quellnah, nicht zielnah eingerichtet werden, damit die Hauptstrecken des Autoverkehrs mit dem ÖPNV zurückgelegt werden. Das Ergebnis beider Planungsteams, im Handschuhsheimer Feld keine Bus- oder MIV-Trasse einzurichten, soll festgehalten werden.

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Wie von Team HÖGER und den Experten vorgeschlagen, soll geprüft werden, ob eine Fuß- und Radbrücke unter Beachtung des Naturschutzrechts und der FFH-Richtlinien realisierbar und mit dem Schutz des FFH-Gebiets vereinbar ist.

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„Zur weiteren Reduktion der CO2-Emissionen werden folgende Maßnahmen durchgeführt:
Mobilitätskonzept mit
   - Ermittlung des qualifizierten Stellplatzbedarfs
   - Einführung kostendeckender Parkgebühren
   - diverse Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements“

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Um zu vermeiden, dass die notwendigen Verkehrsmaßnahmen langsamer als die Bautätigkeit oder gar nicht umgesetzt werden: „Die zulässige Geschossflächenzahl Im Neuenheimer Feld wird nur in dem Maße erhöht, wie vorher Verkehrsmaßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs erfolgreich umgesetzt wurden. Dabei kann ein stufenweises Vorgehen gewählt werden. Die Wirksamkeit der Verkehrsmaßnahmen ist durch Verkehrszählungen nachzuweisen (Erneuerung des Gemeinderatsbeschlusses vom 23.07.2020)

Dr. Tilman Segler (FDP), Anja Boto (CDU) und David Esders (GRÜNE) argumentierten gegen den Antrag. David Esders stellte zusätzlich den Antrag, nicht über die einzelnen Punkte des Antrags, sondern nur über den Gesamtantrag abzustimmen. Diesem Antrag stimmten GRÜNE, CDU, FDP und HEIDELBERGER mit 8 zu 4 Stimmen zu. In der Diskussion erinnerte Ellen Schneider-Göbbert (SPD) daran, dass schon in den achtziger Jahren die Straßenbahn geplant war und die Uni sie in den letzten 40 Jahren verhindert hatte. Nach längerer Diskussion lehnten GRÜNE, CDU, FDP, HEIDELBERGER und Bürgermeister Wolfgang Erichson (GRÜNE) den Ergänzungsantrag mit 11 Stimmen gegen 4 Stimmen von GAL, SPD, Bunte Linke ab. Die unveränderte Beschlussvorlage der Verwaltung wurde mit 10 zu 3 (SPD) und 2 Enthaltungen angenommen.
 

Am 1.2.2022 tagte der Bezirksbeirat Handschuhsheim. Aus der Mitte des Bezirksbeirats wurde der umfassende Änderungsantrag von Heike Sauer (GRÜNE) eingebracht. Rainer Werner (GRÜNE), Dr. Jessica Heesen (GRÜNE), Tobias Sicks (SPD), Birgit Müller-Reiss (BL) und Moritz Wimmer (GRÜNE) erläuterten einzelne Punkte des Antrags. Bürgermeister Jürgen Odszuck, Johannes Laule (CDU), Gerd Ortlieb (HDer), Dr. Peer Hübel (CDU) und Frau Bärbel Sauer, Leiterin des Amts für Verkehrsmanagement, argumentierten dagegen. Dabei behauptete Frau Bärbel Sauer, dass der Punkt 7 des Änderungsantrags

Die zulässige Geschossflächenzahl Im Neuenheimer Feld wird nur in dem Maße erhöht, wie vorher Verkehrsmaßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs erfolgreich umgesetzt wurden. Dabei kann ein stufenweises Vorgehen gewählt werden. Die Wirksamkeit der Verkehrsmaßnahmen ist durch Verkehrszählungen nachzuweisen (Erneuerung des Gemeinderatsbeschlusses vom 23.07.2020 Drucksache 0057 /2020 /BV).“

nicht sinnvoll wäre, da er nur einen Punkt, nämlich die Autozahl als Kriterium nenne, während es ja weitere Kriterien wie CO2 gäbe. Durch Elektroautos z.B. könnten die CO2-Emissionen auch reduziert werden.
Selbstverständlich gibt es weitere Kriterien. In diesem Punkt 7 geht es jedoch darum, dass im weiteren Verlauf gewährleistet werden muss, dass Verkehrsentlastungsmaßnahmen parallel zur weiteren Bautätigkeit auch durch die Institutionen im NHF umgesetzt werden. Durch Nichtumsetzung oder Verzögerung der Straßenbahn, durch eine schlechte Straßenbahn (z. B. Forderung des Uni-Rektors Prof. Eitel nach Strab im Schritttempo), bei Beibehaltung einer großen Zahl kostenloser Parkplätze oder der Nichteinführung von Job-Tickets würde sonst der Verkehr irgendwann zusammenbrechen, was dann u.a. auch zu einem Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld führen könnte. Auch CO2-ärmere PKW brauchen nämlich genau soviel Platz und verursachen genau soviele Staus wie normale Autos.

Nach längerer Diskussion wurde der Änderungsantrag mit den Stimmen von GRÜNEN, SPD, BL, GAL und LINKE mit einer Mehrheit von 10 zu 7 gegen die Stimmen von CDU, HDer, FDP, AfD und Bürgermeister Odszuck angenommen.
 

Am 8.2.2022 tagte der Bezirksbeirat Wieblingen. Auch im Bezirksbeirat Wieblingen stand der umfassende Gemeinschaftsantrag zur Abstimmung, der die Beschlussvoröage der Verwaltung in weentlichen Punkten ersetzt. Er wurde von Dr. Regine Buyer (GAL) eingebracht. Nach längerer Diskussion vor allem um die geplante Fuß- und Fahrradbrücke, bei der sich die meisten RednerInnen gegen eine Radbrücke durch das Naturschutzgebiet aussprachen, wurde der Gemeinschaftsantrag mit 10 zu 2 bei einer Enthaltung beschlossen.
 

Am 15.2.2022 diskutierte der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss das Thema. Christoph Rothfuß (GRÜNE) brachte einen Gemeinschaftsantrag von GRÜNEN, SPD, GAL, Bunte Linke und LINKE ein, der die Beschlüsse der Bezirksbeiräte aufgreift und die Beschlussvorlage der Verwaltung in wesentlichen Punkten präzisiert. Dieser wurde nach längerer Diskussion mit 8 Ja-Stimmen (Judith Marggraf GAL, Sören Michelsburg SPD, Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg, Anita Schwitzer, Christoph Rothfuß, Frank Wetzel alle GRÜNE, Dr. Arnulf Kurt Weiler-Lorentz BL und Bernd Zieger Linke) gegen 5 Nein-Stimmen (Timethy Bartesch AfD, Mathias Fehser HDer, Dr. Nicole Marmé CDU, Dr. Simone Schenk FDP und Otto Wickenhäuser CDU) bei 0 Enthaltungen beschlossen.

CDU, HDer und FDP stellten einen Antrag, in einem Flächentausch auf dem Hühnerstein Sportstätten zu bauen, eine 5. Neckarquerung auch für Bus und Straßenbahn durch das Naturschutzgebiet und zielnahe P&R-Plätze an allen Stadteingängen zu bauen. SPD stellte einen Antrag, auch weiterhin eine Seilbahn oder eine Ottobahn weiter zu verfolgen und die Zahl der Parkplätze zu reduzieren. Die GRÜNEN stellten einen Zusatzantrag, auf Teilflächen des Hühnersteins einen Solarpark zu prüfen. Alle drei Zusatzanträge wurden jeweils mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.  Informativer Artikel von Holger Buchwald in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 17.2.2022

Gemeinderatsitzung am 17.3.2022

Vor der Gemeinderatssitzung hatte Unirektor Bernhard Eitel am 7.3.2022 einen Brief an alle Gemeinderäte geschrieben, in dem er forderte, den Beschluss des SEBA u.a. zum Hühnerstein zu ändern. Intern war zu hören, dass Rektor Eitel damit drohte, aus dem Masterplanprozess auszusteigen, falls der Gemeinderat den Beschluss des SEBA bestätigen sollte, den Hühnerstein bis 2050 nicht zu bebauen und als langfristige Reserve zu bewahren.

Dass Unirektor Eitel jetzt den Gemeinderat damit erpressen wollte, war etwas kurios. Das Masterplanverfahren, aus dem Herr Eitel drohte auszusteigen, war nämlich beendet. Seine Drohung ließ aber erahnen, wie es weitergegangen wäre, wenn das Verfahren auch bei der nun folgenden, in der Zuständigkeit der Stadt liegenden Bauleitplanung so fortgeführt würde wie bisher. Würde Herr Eitel dann auch wieder die Erpressungskeule hervorholen, zum Beispiel um bei der Straßenbahn Schritttempo durchzusetzen?

Für die Gemeinderatsitzung legten SPD, Grüne, LINKE, GAL und Bunte Linke einen gemeinsamen Sachantrag vor. Für die weitere Entwicklung im Campus NHF wird darin verbindlich ein etwas höherer Zuwachsrahmen als bisher von plus 868.000 qm Bruttogrundfläche festgelegt, der im gesamten Planungsgebiet nicht überschritten werden wird. Dies entspricht einem Zuwachs von 80% im Vergleich zu 2017. Der Hühnerstein bleibt als langfristige Bauflächenreserve erhalten. Als "ökologisch wertvoller Naturraum soll er wie in den Entwicklungsentwürfen vorgesehen bis 2050 möglichst unbebaut bleiben." Im künftigen Bebauungsplan soll außerdem eine Seilbahn oder ein ähnliches Verkehrsmittel als ÖPNV-Ergänzung zum kleinen Straßenbahnring möglich sein, falls dies notwendig werden sollte. Der Bebauungsplan für die nördliche Erschließungsstraße und den inneren Straßenbahnring soll als erster aufgestellt und umgesetzt werden.

Die Behandlung des Tagesordnungspunktes im Gemeinderat dauerte zweieinhalb Stunden. OB Würzner hatte unangekündigt Unirektor Eitel eingeladen, der versuchte, den Gemeinderat in letzter Minute noch zu beeinflussen, die Beschlüsse des SEBA (siehe oben) nicht zu bestätigen.

Die CDU forderte, die Verkehrsthemen, die von den Planungsteams und den Experten in den letzten 4 Jahren ausführlich und mit guten Ergebnissen behandelt worden waren, aus dem Masterplanbeschluss herauszunehmen und später wieder neu zu verhandeln. OB Würzner griff diesen Vorschlag auf und machte eine Extra-Abstimmung über die Einfügung eines Punktes in den Beschlusstext, bei der jedoch vielen Gemeinderäten nicht klar war, über was sie abstimmen. Die schnell darauf erfolgende Abstimmung ging 18 zu 17 für den Vorschlag aus. Mehrere Gemeinderäte protestierten aber in der Hybridsitzung (sowohl Präsenz im Rathaus als auch Online), weil ihnen nicht klar war, über was abgestimmt wurde und forderten eine Wiederholung nach klarer Bekanntgabe, über was abgestimmt werden soll. OB Würzner weigerte sich beharrlich, dem nachzukommen, bis er vom Rechtsamt belehrt wurde, dass in einem solchen Fall tatsächlich die Abstimmung wiederholt werden muss. Die Wiederholung in namentlicher Abstimmung ergab in der Tat ein völlig anderes Ergebnis: 15 dafür und 25 dagegen.

CDU/FDP und HDer stellten den Antrag, anstelle der Ergebnisse des SEBA die alte Beschlussvorlage zu beschließen. Dies hätte u.a. bedeutet,

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dass die Ergebnisse des langjährigen Masterplanprozesses nicht verbindlich gewesen wären und jederzeit hätten wieder geändert werden können

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dass das Mobilitätskonzept für das Neuenheimer Feld weder
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eine Überprüfung der hohen Zahl der PKW-Stellplätze

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noch die Einführung kostendeckender Parkgebühren

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noch die Schaffung von quellnahem Park&Ride und Bike&Ride anstelle von zielnahen Park&Ride-Plätzen z.B. im Handschuhsheimer Feld beeinhaltet hätte

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dass nicht geprüft würde, ob im Hühnerstein campusnahe Ausgleichsflächen für die Planungen im Neuenheimer Feld geschaffen werden können

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dass die jetzt anstehenden Vorentwürfe zu jedem Bebauungsplan nicht durch vorgezogene Bürgerbeteiligung begleitet würden und

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dass das Masterplanverfahren ohne Planungsteams, ohne Experten, ohne Bürgerbeteiligung und ohne zeitliche Begrenzung weiterlaufen würde

Dieser Antrag von CDU/FDP und HDer wurde mit einer Mehrheit von GRÜNEN, SPD, LINKEN, GAL und Bunter Linke mit 26 zu 13 abgelehnt. OB Würzner stimmte für den CDU-Antrag.

Anschließend wurde der Beschlussvorschlag des SEBA mit geringen Änderungen von einer großen Mehrheit von GRÜNEN, SPD, LINKEN, GAL und Bunter Linken von 26 zu 16 gegen die CDU, FDP, HDer, AfD und OB Würzner beschlossen.

Damit ging eine wichtige mehrjährige Etappe erfolgreich zu Ende. Mit dem Ergebnis des Masterplanverfahrens und dem Beschluss des Gemeinderats ist der Weg jetzt frei für eine umweltfreundliche Entwicklung des Unicampus und eine Lösung der Verkehrsprobleme im Neuenheimer Feld bei gleichzeitiger Schonung der wertvollen Naturräume im Handschuhsheimer Feld und im Alt-Neckar.

Auch in der Zukunft werden die Handschuhsheimerinnen und Handschuhsheimer aber weiterhin wachsam sein müssen ! Aktuelle Informationen finden sich auch in Zukunft auf www.tiefburg.de/Aktuell.htm


Neue alte Versuche

Der Masterplanprozess war noch keine 14 Tage beendet, da tauchten in der Stadt wieder zwei Versuche auf, doch wieder die alte Verkehrspolitik einzufädeln: den Bau einer 5. Neckarquerung durch das Naturschutzgebiet Alt-Neckar (zunächst für Straßenbahn und Bus, aus der dann später die seit den sechsziger Jahren geplante Autobrücke werden könnte) und die Vorbereitung eines Nordzubringers durch das Handschuhsheimer Feld.

"PHV-Straßenbahn"

Am 30.3.2022 legte die Verwaltung im Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität (AKUM) ein Gutachten der aus dem Masterplanprozess bekannten Firma ptv vor, die vom Amt für Verkehrsmanagement mit der Untersuchung der Straßenbahnanbindung des neuen Stadtteils PHV beauftragt worden war. ptv behauptet darin, dass nur eine Straßenbahn von PHV über eine Brücke durch das Naturschutzgebiet in den Nordrand des Unicampus bis Weinheim (Variante 1.4 links im Bild) eine Chance auf Förderung hätte, da ihr Nutzen-Kosten-Quotient mit 0,81 am höchsten wäre. (Für eine Förderung muss er über 1 liegen.) Die anderen Varianten kämen nur auf maximal 0,7.

Im AKUM entspannte sich daraufhin eine rege Diskussion. Christoph Rothfuß (GRÜNE), der selbst als Verkehrsplaner bei der S-Bahn Rhein-Neckar tätig ist, stellte die entscheidende Frage, wieso ptv die Straßenbahnlinie in der Variante 1.4 von PHV nach Weinheim rechne, da der Gemeinderat am 17.3.2022 das Ergebnis des Masterplanprozesses mit einer Straßenbahnvariante von PHV über den Hauptbahnhof und den inneren Straßenbahnring im NHF nach Weinheim beschlossen habe. Diese Variante erschließe den Unicampus besser als die ptv-Variante und binde außerdem PHV an den HBF an. ptv blieb eine Antwort schuldig. Hintergrund ist, dass wegen eingleisiger Abschnitte und anderer Beschränkungen neben der bisherigen Linie 5 (OEG) nicht mehrere zusätzliche Straßenbahnlinien nach Weinheim fahren können, die sich zudem gegenseitig die Fahrgäste nehmen würden, was zu einer Verringerung des NK-Faktors führen würde. Durch die Berechnung der Variante 1.4 bis Weinheim erhöht sich der NK-Faktor bei ptv rechnerisch auf den angegebenen Wert von 0,81, ohne die Verlängerung nach Weinheim läge er unter 0,4 und damit deutlich schlechter als bei der im Masterplan beschossenen Linienführung. Auf weitere Nachfragen von Christoph Rothfuß an ptv stellte sich heraus, dass ptv bei der NK-Rechnung der Variante 1.4 Kosten von lediglich 28 Mio € für die Brücke über den Alt-Neckar und den Neckarkanal angenommen hatte. (Das ist nur etwas mehr als die über 20 Jahre alte Kostenschätzung für eine KFZ-Brücke an gleicher Stelle in Höhe von damals 23 Mio €. Für eine Straßenbahnbrücke mit Gleisen und Oberleitung ist dies nach den Baupreissteigerungen der letzten Jahr unrealistisch niedrig.) Naturschutzgesichtspunkte und den Zeitfaktor ließ ptv ganz außer acht. Bei der Planung einer Straßenbahnanbindung von PHV über eine Neckarbrücke durch das streng geschützte Naturschutzgebiet wäre deshalb vor allem eines sicher: dass sie in den nächsten mindestens 20 Jahren nicht kommen würde.

Sören Michelsburg (SPD) stellte den Antrag, diese Planung nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen soll neben der Straßenbahn von PHV über den HBF und den inneren Straßenbahnring im Campus auch eine Seilbahnvariante geprüft werden, die vom Neuenheimer Feld über den S-Bahnhof Wieblingen und die Wildwerke ins PHV führt. Der Antrag wurde mit zehn Ja-Stimmen (SPD; GRÜNE, Linke, GAL, Bunter Linke) und fünf Nein-Stimmen (CDU, HDer, AfD, FDP) angenommen.

Baustellenverkehr Kläranlage

Die Kläranlage soll eine vierte Reinigungsstufe und einen zusätzlichen Düker unter dem Neckar bekommen. Dies ist sinnvoll. Der Baustellenverkehr soll jedoch durch das Handschuhsheimer Feld sowohl über den Allmendpfad als auch über die Alte Römerstraße geleitet werden. Insgesamt wird dies mit einer sehr hoch erscheinenden Zahl von 5000 LKW-Fahrten begründet. Da diese 5000 LKW-Fahrten sich jedoch über eine Bauzeit von mindestens 3-4 Jahren verteilen sind es im Schnitt pro Werktag 5 bis 7 LKW-Fahrten.

Das Klärwerk ist über die Tiergartenstraße angebunden, heute fahren täglich ca. 3-6 Lastkraftwagen (20-40 Tonner) und 4-8 Lastkraftwagen (7-19 Tonner). Bis 2017 befand sich neben der Kläranlage die Bauer Kompost GmbH, Tiergartenstr. 55/1, mit einem Verkehrsaufkommen von zusätzlich 4-5 LKW (40 Tonnen) pro Tag über die Tiergartenstraße, die ab 2017 entfallen sind. Der Baustellenverkehr könnte also genauso über die Tiergartenstraße abgewickelt werden.

Der Allmendpfad und die Alte Römerstraße sind die von vielen Fahrradpendlern und Freizeitradlern benutzte Radverbindung von Ladenburg nach Handschuhsheim und in den Unicampus. Im Gegensatz dazu ist die Tiergartenstraße eine gut ausgebaute Straße, für die direkt parallel dazu östlich eine optimale Fahrradachse direkt in den Unicampus existiert. 

Der Baustellenverkehr verträgt sich weder mit diesen Fahrradachsen noch mit landwirtschaftlichem Verkehr im Handschuhsheimer Feld. Für den Baustellenverkehr müssten die Wege ausgebaut werden. Dies wäre die Vorbereitung des Nordzubringers.

Im Zusammenhang mit diesem Thema behauptete der Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner in einem Gespräch gegenüber Gärtnern, dass aufgrund der Ergebnisse des Masterplanverfahrens mittelfristig von einer doppelten Personenzahl im Neuenheimer Feld auszugehen sei. Dies ist falsch. Die dem Masterplan zugrunde liegenden Prognosen sehen bis zum Jahr 2050 eine Erhöhung der Bruttogrundfläche der Gebäude von 77% und eine Erhöhung der werktäglich in das Neuenheimer Feld einpendelnden Personenzahl um 36% im Vergleich zu heute vor. 

Sechs Mitglieder des Bezirksbeirats Handschuhsheim von GRÜNEN, SPD und BL forderten am 30.3.2022 eine Behandlung des Themas im Bezirksbeirat Handschuhsheim. Dies wurde von der Stadtverwaltung abgelehnt.

Haupt- und Finanzausschuss am 6.4.2022

Am 6.4.2022 wurde das Thema im Haupt- und Finanzausschuss (HAFA) des Gemeinderats behandelt. Zu Beginn behauptete OB Prof. Dr. Würzner, der Baustellenverkehr durch das Handschuhsheimer Feld sei nicht Sache des Gemeinderats. Dem widersprachen Prof. Dr. Anke Schuster (SPD) und Hilde Stolz (BL), die darauf hinwiesen, dass das  Handschuhsheimer Feld ein sehr sensibles Gebiet ist und es hier auch um relevante Verkehrsfragen gehe. Hilde Stolz "Es geht hier um ein Provisorium für 4 Jahre, für das die Feldwege im Handschuhsheimer Feld für Schwerlastverkehr ertüchtigt werden sollen. Wir halten dies, wie viele andere, nicht für notwendig. Das wäre dann der Beginn des Nordzubringers, der ja schon mehrmals abgelehnt wurde." Christoph Rothfuß (GRÜNE) stellte klar, dass die Einrichtung der 4. Reinigungsstufe in der Kläranlage sinnvoll ist und begrüßt werde. Wegen der  Baustellenzufahrt haben die GRÜNEN aber von verschiedenen Seiten, u.a. der Gärtnervereinigung, dem Kreisbauernverband und dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) kritische Stellungnahmen und Befürchtungen erreicht. SPD, GRÜNE, Linke und GAL stellten deshalb den Antrag

"Der Verlauf der Trasse für den Baustellenverkehr zum Klärwerk Nord muss im AKUM und im Bezirksbeirat Handschuhsheim behandelt werden, sollte der Baustellenverkehr über eine andere Trasse als die Tiergartenstraße verlaufen."

Dieser Antrag wurde nach kurzer Diskussion mit 9 Ja-Stimmen (GRÜNE, SPD, LINKE, GAL und BL) gegen 4 Nein-Stimmen (CDU, FDP, AFD und OB) bei 2 Enthaltungen beschlossen. Christoph Rothfuß (GRÜNE) schlug zusätzlich vor, dass geprüft wird, ob der Erdaushub aus den neuen Reinigungsbecken nicht nur vor dem Abtransport in der Nähe des Klärwerks wie bisher vorgesehen zwischengelagert, sondern auch langfristig zur Schaffung eines Biotophügels, event. mit Photovoltaik, dort gelagert wird, um lange LKW-Transporte und CO2 einzusparen. Die Verwaltung sagte die Prüfung zu.

Am 7.4.2022 tagte der Abwasserzweckverband (AZV). Vertreter des Kreisbauernverbands, der Gärtnervereinigung, der Interessengemeinschaft Handschuhsheim und der IG Rad nahmen zu den Plänen Stellung und kritisierten die geplante Einrichtung von LKW-Strecken durch das Handschuhsheimer Feld scharf. Claudia Weigold und Elke Koppert legten dar, dass es in den letzten beiden Jahren gelungen sei, den PKW-Schleichverkehr durch das  Handschuhsheimer Feld zu unterbinden. Die Öffnung von Feldwegen für LKW-Verkehr würde das Feld nicht nur direkt durch den LKW-Verkehr stark beeinträchtigen, sondern in der Folge auch dem PKW-Schleichverkehr Tür und Tor öffnen. Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, der den AZV leitet, sagte darauf, dass man ja Poller oder Schranken anbringen könne, die dann abends (!), wenn kein LKW-Verkehr mehr stattfindet, geschlossen werden könnten !? (Es ist nicht notwendig zu erwähnen, dass der PKW-Schleichverkehr nicht nachts, sondern tagsüber stattfindet.) Claudia Weigold legte außerdem dar, dass eine vierjährige "provisorische" LKW-Trasse leicht zum Nordzubringer werden könnte. Die Antwort von Erstem Bürgermeister Jürgen Odszuck war sehr aufschlussreich: "Ein Nordzubringer ist nicht unsere Absicht; dass solche Begehrlichkeiten entstehen, kann aber natürlich nicht ausgeschlossen werden."

Zu der Ertüchtigung von Feldwegen sagte Jürgen Odszuck zu, dass kein Feldweg wegen der Maßnahme zusätzlich asphaltiert würde.  

Zum Schluss des Tagesordnungspunkts sagte er zu, dass der AKUM und der Bezirksbeirat Handschuhsheim "informiert" werden. Der HAFA hatte allerdings am Tag vorher beschlossen, dass das Thema im AKUM und im Bezirksbeirat Handschuhsheim behandelt werden muss, wenn eine LKW-Trasse durch das Handschuhsheimer Feld geplant würde.

Das Thema wurde am 11.5.2022 im AKUM mit Beschlüssen behandelt.


Öffentliche Abschlussveranstaltung

Am 6. Mai 2022 fand die öffentliche Abschlussveranstaltung des Masterplanverfahrens im großen Hörsaal Chemie statt, die auch online übertragen wurde.

Nach einer kurzen Begrüßung stellten Damien Ertel (Vermögen und Bau Baden-Württemberg) und Samy Schneider (Stadtplanungsamt) die Ergebnisse des Masterplanverfahrens dar. Anschließend erfolgte eine Bewertung durch Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner, Universitätsrektor Prof. Dr. Bernhard Eitel, Finanzministeriumsstaatsekretärin Dr. Gisela Splett, Ministerialdirigent Landerer als Vertretung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und die Vorsitzenden des Koordinationsbeirates Frau Prof. Kruse-Graumann und Herr Bujard. Alle RednerInnen lobten die Ergebnisse und das Verfahren, das nach viereinhalb Jahren mit guten Ergebnissen beendet wurde und hoben hervor, dass jetzt eine von allen Seiten akzeptierte Grundlage für die weitere Entwicklung der Universität und der Forschungseinrichtungen bei gleichzeitiger Schonung der natürlichen Ressourcen vorliegt, die für die nächsten Jahrzehnte Bestand haben wird.

Prof. Dr. Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg: „Wir haben das Ziel erreicht, das wir uns gesteckt haben: Wir können den Einrichtungen im Neuenheimer Feld den notwendigen Raum für ihre Entwicklung bieten. Mit dem Masterplan wird der angemeldete Raumbedarf in vollem Umfang abgedeckt. Die Aufenthaltsqualität auf dem Campus wird verbessert und wir bekommen eine umweltfreundliche Anbindung mit der Straßenbahn. Und dabei muss kein zusätzliches Bauland ausgewiesen werden."

Frau Dr. Gisela Splett, Staatssekretärin des zuständigen Finanzministeriums (Foto), machte wichtige Aussagen über das weitere Vorgehen: "Ein wichtiger Meilenstein ist damit erreicht und es gilt nun, die bisherigen Ergebnisse in Planungsrecht zu überführen. Ich möchte an dieser Stelle aber auch betonen, dass auch aktuell Vorbereitungen für neue Baumaßnahmen auf Hochtouren laufen. Wir brauchen für die anstehenden baulichen Maßnahmen eine gesicherte rechtliche Grundlage. Dabei können wir nicht abwarten, bis alle Bebauungspläne verabschiedet wurden. Deshalb ist es für uns wichtig, dass die vorliegenden Entwicklungsentwürfe als verbindliche Leitlinie für die aktuell anstehenden Maßnahmen fungieren."

Am 17.3.2022 beschloss eine Mehrheit des Gemeinderats, aufbauend auf dem Änderungsantrag der Bezirksbeiräte, dass "die Synthese der vorliegenden Entwicklungsentwürfe den Masterplan bildet."

Bericht der RHein-Neckar-Zeitung vom 10.5.2022          Umsetzung des Masterplans

 

 

Jahrbuch 2016: Masterplan NHF: Maßnahmenprogramm Verkehr   
Masterplan: Was bisher geschah     Fakten-Check     Campus-Straßenbahn    Nordzubringer
Jahrbuch 2017: Verkehrsuntersuchung und Lösungsvorschlag Unicampus (PDF 8 MB)
Jahrbuch 2018: Masterplan NHF 3 - Unterstützung von der Bundesregierung (PDF 9 MB)
Jahrbuch 2019 Masterplan NHF 4 - Das erste Jahr (PDF 6 MB)
Jahrbuch 2020 Masterplan NHF 5 - Harte Diskussionen, vorläufig gute Ergebnisse (PDF 6 MB)

Jahrbuch 2021 Masterplan NHF 6 - Die entscheidende Phase (PDF 16 MB)
Jahrbuch 2022 Masterplan NHF 7 - Mit guten Ergebnissen beendet (PDF 11 MB)
Masterplanseite der Stadt Heidelberg   Offizielle Masterplanseite    
Bündnis Bürgerbeteiligung MP NHF    Facebook Bündnis Bürgerbeteiligung NHF    Bürger für Heidelberg zum Uni-Campus
Stellungnahmen der Experten im Masterplan 2018   Stellungnahmen der Experten 2019   Stellungnahmen der Experten 2020   Empfehlung der Experten 2021

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