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Der aktuelle Stand findet sich am Ende
dieser Seite.
Die Straßenbahnanbindung des Uni-Campus hat eine lange Geschichte. Schon
seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wird dafür eine Trasse
auf der Straße "Im Neuenheimer Feld" vertraglich freigehalten. 1994
beschloss der Gemeinderat zum ersten Mal, statt der Busse eine
leistungsfähige, moderne Straßenbahn für die inzwischen 12 000 Beschäftigten
und 15 000 Studenten im Neuenheimer Feld zu bauen. Dies scheiterte seither
am Widerstand der Uni-Spitze. Im Folgenden ist die Geschichte seit 2008
dokumentiert. Der jeweils aktuelle Stand findet sich
am Ende des Textes.
April 2008:
Es ist kaum zwei Jahre her, dass der Bau eines Nordzubringers durch das
Handschuhsheimer Feld verhindert werden konnte, da erscheint eine neue
Bedrohung für das für unsere Stadt so wichtige Naherholungs- und
Gemüseanbaugebiet. Die Universität stellt sich stur und will die
Straßenbahnanbindung nicht da, wo ihre Fahrgäste hin wollen, sondern nur
über den Klausenpfad. Dies wäre langfristig der Einstieg in eine Bebauung
des Handschuhsheimer Feldes nördlich des Klausenpfads. Eine
Straßenbahntrasse über den Klausenpfad wurde
bereits am 23.11.2004 und am 21.10.2005 von den Bezirksbeiräten Neuenheim und
Handschuhsheim abgelehnt. Diese beschlossen in einer gemeinsamen Sitzung
einstimmig, dass die neue Straßenbahn über die Straße "Im Neuenheimer Feld"
geführt werden soll. Die Alternativvariante über den Klausenpfad sollte
nicht mehr weiterverfolgt werden. Auch der Stadtentwicklungs- und
Verkehrsausschuss beschloss am 25.10.2005 mit einer Mehrheit von 10 zu 4,
dass die neue Straßenbahn über die Straße "Im NHF" geführt werden soll.
Oberbürgermeister Dr. Würzner hatte vor seiner Wahl im November 2006 noch
klar erklärt: „Ich habe immer wieder gebetsmühlenartig gesagt, eine
Straßenbahn durch das Neuenheimer Feld ist richtig und notwendig, und eine
randliche Erschließung (also durch den Klausenpfad, Anm. d. Red.) ist nicht zielführend.“ (RNZ, Nov. 2006)
Am 31.3.2008 gab OB Würzner jedoch dem Widerstand der Universität nach
und stimmte in einem Gespräch mit Rektor Eitel einer Straßenbahntrasse über
den Klausenpfad nördlich des Uni-Heizwerks am Rand des Handschuhsheimer
Feldes, fernab der Fahrgastziele, zu.
Der Sachverhalt wird in einem Artikel der RNZ vom 9.4.2008
zusammengefasst: |
Zwei Tage später antwortete Uni-Rektor Prof. Dr. Eitel in der RNZ am
11.4.2008:
Wie lange währt ein
Augenblick ?
Mit seinen Aussagen "Im Augenblick
gibt es dafür keine Pläne." und "Die Frage stellt sich im Moment
nicht." kann Unirektor Eitel die Befürchtungen nicht zerstreuen. Er
widerlegt damit nur Argumente, die niemand behauptet hatte. Das Problem ist
nicht, dass die Universität sich im Moment in das Handschuhsheimer Feld
ausdehnen will, sondern dass der Ausbau des Klausenpfads mit einer
Straßenbahn langfristig Begehrlichkeiten wecken würde und eine
beidseitige Bebauung zur Folge hätte.
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Immerhin ist für OB Würzner die Mittelerschließung des Neuenheimer
Feldes immer noch die erste Wahl. Er scheint aber die Hoffnung aufgegeben zu
haben, diese realisieren zu können. Die Trassenführung über den Klausenpfad
bezeichnet er als "Kompromiss". Dies wäre jedoch kein Kompromiss, sondern
eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu heute:
| Die Straßenbahn würde bei der Trasse Klausenpfad nicht "die ersten
Streckenmeter", sondern auf einer Strecke von 1200 Metern
(!) fernab der Fahrgastziele und ohne Haltestelle fahren. Die neue
Straßenbahn könnte wichtige Ziele (Hörsäle und Institute von
Geologie/Mineralogie, Zoologie, Chemie, Bioquant) nicht bedienen. |
| Die Fahrgäste könnten zwar noch, wie heute auch, zu den Haltestellen
in der Berliner Straße laufen. Dort müssten sie aber im Vergleich zu heute
immer doppelt so lange (!) warten, bis eine Straßenbahn kommt, da
nicht mehr zwei, sondern nur noch eine Linie fahren würde. |
| Heute wird das Neuenheimer Feld mit 12 Haltestellen erschlossen. Durch
den Bau der Straßenbahn würden davon nach der jetzigen Planung 7 (Trasse Klausenpfad) bzw. 5
Haltestellen (Trasse Straße INF) ersatzlos entfallen. Viele
Fahrgäste hätten jeden Tag längere Wege zur Haltestelle. |
| Im südlichen und westlichen Bereich des Neuenheimer Felds würde sich
für die Fahrgäste im Vergleich zu heute eine deutliche Verschlechterung
durch ersatzlosen Wegfall der Haltestellen "Chirurgische Klinik",
"Kinderklinik/Botanischer Garten" und "Zoo" ergeben. Die Straßenbahn würde im gleichen 10 Minuten-Takt
fahren wie heute der Bus. Heute wird zur Rush-Hour der Takt
zusätzlich mit Einsatzbussen verkürzt. Auch diese Verkürzung der
Wartezeiten gerade in der Zeit, wenn die meisten Fahrgäste fahren, würde
durch die Straßenbahn entfallen. |
| Durch die Straßenbahn im Neuenheimer Feld entfiele u.a. die
Uni-Buslinie 32 ersatzlos, die heute eine attraktive Direktverbindung im
10-min-Takt zwischen den Uni-Instituten in der Altstadt (Uniplatz), dem
Altklinikum (Bergheimer Straße; zukünftige Uni-Institute und Hörsäle) und
dem Uni-Campus im Neuenheimer Feld darstellt. |
| Für diese Verschlechterungen der verkehrlichen
Erschließung des Neuenheimer Felds müsste der Steuerzahler insgesamt 35 Millionen Euro
zahlen. (!) |
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Raffinierte Strategie der Universität
Beim Lesen des Artikels wird klar, wie die Strategie der Universität
aussieht: Die Universität will seit langer Zeit eine Anbindung des
Neuenheimer Feldes über eine 5. Neckarbrücke oder über einen Nordzubringer.
Mit dem UVU-Gutachten wurden diese
Pläne zunächst einmal gestoppt. Sie sind aber nicht aufgegeben. Jetzt will
man anscheinend scheibchenweise vorgehen:
- Zunächst eine Straßenbahntrasse auf dem Klausenpfad oder, falls der
Gemeinderat dem nicht zustimmt, zunächst nur eine Stichstrecke von Süden.
- Beides hat den Effekt, dass die neue Straßenbahn die Hauptziele im
Neuenheimer Feld kaum bedienen kann und die Straßenbahnbedienung über die
Berliner Straße verschlechtert wird. Und eine schlecht ausgelastete
Straßenbahn erfüllt in dieser Strategie genau ihren Zweck: Mit dem Bau der
Straßenbahn hat man den Auflagen des UVU-Gutachtens Genüge getan, aber
gleichzeitig "nachgewiesen", dass Jobticket, Parkraumbewirtschaftung und
Straßenbahn nicht ausreichen.
- Jetzt kann man dann erneut "über eine Brücke" nachdenken und
erhofft sich
Chancen, diese auf diesem Weg durchsetzen zu können. An dieser Stelle aber
wird die Strategie der Universität nicht aufgehen. Ein Eingriff in das
europäische Naturschutzgebiet Alt-Neckar ist juristisch nur dann möglich,
wenn er 1. unbedingt notwendig ist und wenn 2. keine Alternativen
bestehen. Die erste Bedingung wird erfüllt sein, wenn die Straßenbahn auf
zielferner Trasse gebaut wurde. Die zweite Bedingung wird nicht erfüllt
sein, da ein Anschluss an die Autobahn auch über einen Nordzubringer möglich wäre und das Handschuhsheimer Feld
kein FFH-Gebiet ist und auch keine Anstrengungen unternommen werden, es
unter Schutz zu stellen, obwohl es nach dem UVU-Gutachten ökologisch
ähnlich wertvoll ist wie das FFH-Gebiet Altneckar. Die Blockade-Strategie
der Universität gegen eine sinnvolle Straßenbahntrasse führt deshalb
letztlich zu einem Nordzubringer durchs Handschuhsheimer Feld !
- Falls der Gemeinderat jetzt zunächst einmal nur eine Stichstrecke von
Süden beschließt (nach dem Motto "besser als gar nichts"), wird die
Verkehrsanbindung ebenfalls
nicht gut sein, insbesondere von Norden her. Wenn man in einigen Jahren deshalb den
Straßenbahnring schließen will und muss, wird die Universität
wieder genauso kompromisslos sein wie heute. Wenn dann die Trasse auf den
Klausenpfad gelegt wird, hat man denselben Effekt: Die Erschließung ist
deutlich schlechter als heute und der Weg für den Nordzubringer ist
juristisch frei.
- Und gleichzeitig ist der Klausenpfad mit der Straßenbahn dann
ausgebaut. Dies ermöglicht städtebaulich eine Expansion der
Universität nach Norden ins Handschuhsheimer Feld, da eine Straßenbahntrasse immer eine beidseitige Bebauung nach sich
zieht.
Diese raffinierte Strategie hatte sich bereits bei der
Vorstellung des UVU-Gutachtens vor
zweieinhalb Jahren im
Oktober 2005 angekündigt.
Zum Glück ist die Mehrheit der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte
standhaft und lässt sich nicht erpressen. |
Am Tag der nichtöffentlichen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am
17.4.2008 erklärt Unirektor Eitel in der RNZ noch einmal, dass die
Straßenbahn entweder auf dem Klausenpfad kommt oder gar nicht. |
Der letzte Satz ist der Schlüssel zur Lösung des Problems: Warum soll
man der Universität unbedingt etwas aufdrücken, was sie nicht will und dafür
noch sehr viel Geld ausgeben ?
Lieber Geld sparen als Verschlechterungen
Falls die Straßenbahn nach dem Willen der Universität nur über den
Klausenpfad möglich ist, ist sie nicht mehr sinnvoll, genauso wenig wie eine
reine Stichstrecke, da sie die für einen wirtschaftlichen Betrieb
erforderlichen Fahrgastzahlen nicht erreicht und für die Fahrgäste im
Vergleich zu heute im wesentlichen nur Verschlechterungen bringt.
Dann wäre es besser, das Geld dafür (35 Millionen Euro; für die
Stichstrecke 30 Millionen Euro) jetzt zu sparen,
vielleicht gibt es in Zukunft bessere Zeiten für einen sinnvollen Ausbau der
Straßenbahn. Mit einem Bruchteil der Kosten könnte bis dahin z.B. die Optimierung
des Busverkehrs und der Straßenbahnen in der Berliner Straße vorgezogen
werden. Hier wären deutliche Verbesserungen nötig und möglich. Einige
Beispiele:
| Verlängerung der Straßenbahnlinie 24 bis Schriesheim (und später bis
Weinheim): Dadurch entfielen für Pendler ins Neuenheimer Feld pro Tag zwei
Umsteigevorgänge und die Fahrzeit von den Orten an der Bergstraße an den
Hauptbahnhof Heidelberg wäre 5 Minuten kürzer. |
| Sanierung der Haltestellen in der Berliner Straße: Es ist heute für
Fahrgäste an der Haltestelle Jahnstraße gefährlich und unangenehm, auf dem
viel zu schmalen Bord zwischen schnell fahrenden Autos und den Schienen
auf die Straßenbahn zu warten. |
| Verbesserung der Pünktlichkeit: die Straßenbahnen und Busse zum
Neuenheimer Feld fahren heute oft mit großen Verspätungen. Dadurch gehen
Anschlüsse z.B. am Hauptbahnhof zur S-Bahn verloren. |
| Lösung des Stauproblems bei der Ausfahrt der Busse aus der
Kirchnerstraße: Allein an dieser Stelle, die durch eine Busumfahrung der
Schranke leicht gelöst werden könnte, fährt der Bus 32 als Zubringer zur
S-Bahn regelmäßig zur Rush-Hour Verspätungen von 2 bis 5 Minuten ein. |
| Durch eine Beschleunigung des ÖPNV nach dem Vorbild anderer Städte
könnten die Fahrzeiten deutlich verkürzt und mehrere Millionen Euro
Betriebskosten pro Jahr eingespart werden. |
| Durch ein dringend notwendiges 2. Umsetzgleis am Bismarckplatz muss
die Verspätungsanfälligkeit der Straßenbahnen reduziert werden. |
In eine ähnliche Richtung geht ein Beschluss der Fachschaftskonferenz der
Universität Heidelberg vom
15. April 2008. Darin stellt die Vertretung der 25 000 Studierenden der
Universität fest: "1. Wir lehnen die Trassenführung nach der
„Variante Hommelhoff“ ab.
Bis zur Durchsetzung der von der Stadt vorgeschlagenen Trasse befürworten
wir Fortführung und Verbesserung des Busverkehrs auf Basis der Linien 31 und
32.
2. Die von der Uni vorgeschlagene Trassenführung nützt den
Studierenden nicht. Sie umfährt den Zentralen Bereich des Campus und
verläuft in großer Entfernung zu den Hörsaalgebäuden der Physik und Chemie." Die Bürgerinnen und Bürger müssen also wachsam bleiben. Das Konzept der
Uni-Straßenbahn steht auf den Tagesordnungen des
Stadtentwicklungsausschusses am 17.4.2008, 8.5.2008 und 10.6.2008 , einer gemeinsamen Sitzung der Bezirksbeiräte Neuenheim und
Handschuhsheim am 6.5.2008 und der Gemeinderatsitzung am 29.5.2008 und
26.6.2008.
Aktueller Stand: Am 6.5.08 lehnte
der Bezirksbeirat Neuenheim mit 10 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung und der
Bezirksbeirat Handschuhsheim mit 12 Nein-Stimmen und 0 Enthaltungen die
Straßenbahntrasse Klausenpfad ab. Stattdessen wurde die Verwaltung
beauftragt, die Straßenbahn nur noch auf der Trasse Straße Im Neuenheimer Feld
weiter zu planen. Am 8.5.2008
vertagte der Stadtentwicklungsausschusses die Entscheidung auf den 10.Juni
2008. |
Im
Stadtentwicklungsausschuss am 10.6.08 wurde die Beschlussvorlage für eine
Straßenbahn über den Klausenpfad von Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner
zurückgezogen. |
RNZ
20.1.2009
Uni-Spitze bewegt sich nicht
Von Timo Teufert.
Ende November hat
Oberbürgermeister Eckart Würzner noch einmal versucht, Uni-Rektor Bernhard
Eitel von einer Straßenbahntrasse durch die Straße "Im Neuenheimer Feld",
wie sie der Gemeinderat favorisiert, zu überzeugen. Doch der Uni-Chef stellt
sich stur: Er besteht auf der Trasse über den Klausenpfad und will auch den
Autoverkehr über kurz oder lang dorthin verlegen. Das geht aus einer Vorlage
der Stadt hervor, die heute im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss
vorgestellt wird.
Eitel verwies in
dem Gespräch darauf, dass das Verkehrskonzept der Universität eine äußere
Erschließung vom Klausenpfad vorsehe. Das gelte für den Autoverkehr ebenso
wie für Bus und Bahn. Eine Straßenbahntrasse durch die Straße "Im
Neuenheimer Feld" würde den Campus zu stark zerschneiden, so der Rektor.
Denn die Institute, die südlich und nördlich der Straße liegen, wären dann
durch einen 15 Meter breiten Korridor von Straße und Schienen von einander
getrennt. Der Campus-Charakter wäre dadurch empfindlich gestört, dies sei
für die Universität nicht akzeptabel. Vielmehr sei geplant, die Straße
mittelfristig zu einer grünen Achse innerhalb des Campus zu entwickeln.
Der Gemeinderat
hatte sich geschlossen für die Strecke durch die Straße "Im Neuenheimer
Feld" entschieden, weil sie nicht nur bei den Investitions- und
Betriebskosten besser abschneidet als die Trasse durch den Klausenpfad,
sondern auch den Campus besser erschließen würde. Um die empfindlichen
Geräte und Messungen in den Instituten entlang der Strecke nicht zu stören,
wurden bereits neue Straßenbahnen bestellt, die in den betreffenden
Streckenabschnitten mit einem Energiespeicher ohne Oberleitung fahren
können.
Die Stadt will nun
ein Gutachten in Auftrag geben, das aufzeigen soll, durch welche Maßnahmen
das Überqueren der Gleistrasse in der Straße "Im Neuenheimer Feld"
erleichtert werden kann. "Es sieht so aus, als ob die Straßenbahn ins
Neuenheimer Feld scheitern wird", hieß es gestern in Gemeinderatskreisen.
Beim Verhalten der Universität dränge sich der Verdacht auf, dass die Uni
den Campus doch ins Handschuhsheimer Feld erweitern wolle und dafür eine
Erschließung über den Klausenpfad benötige. |
RNZ 3.2.2009
Stadt macht wieder Druck auf
die Universität
hö. Die Stadt probiert es immer wieder: Im nächsten Monat, am 19.
März, will der Gemeinderat darüber beraten, wie die geplante Straßenbahn ins
Neuenheimer Feld verlaufen soll: entweder über den Klausenpfad (was die
Universität will) oder über die Straße "Im Neuenheimer Feld" (was die Stadt
will). Und aller Voraussicht nach gibt es eine erdrückende Mehrheit gegen
den Klausenpfad. Bei einer Pressekonferenz sagte Oberbürgermeister Eckart
Würzner gestern: "Die Situation ist nicht einfach, aber es zeichnet sich ab,
dass die Straße ,Im Neuenheimer Feld’ die beste Anbindung gewährleistet und
die besten Aussichten auf eine Förderung seitens des Landes hat." Auf die
Frage, ob er die Universitätsspitze, namentlich Rektor Bernhard Eitel, schon
davon überzeugt habe, meinte Würzner: "Noch nicht." Eine Nachfrage der RNZ
beim Rektorat der Universität allerdings ergab, dass Eitel offenbar nicht
daran denkt, es sich noch einmal zu überlegen: "Es gibt von unserer Seite
keine Neuigkeiten", hieß es aus dem Rektorat.
Da hilft es auch nichts, dass die Stadt immer wieder die Vorteile
ihrer Variante preist: Die Strecke mitten durch das Neuenheimer Feld ist
kürzer, hat keine Kurven wie am Klausenpfad, macht die Straßenbahn schneller
und bringt mehr Leuten etwas. Die von der Universität befürchteten
elektromagnetische Störungen werde es allein deswegen nicht geben, weil an
den Stellen, wo es Forschungsinstitute gibt, die neue Straßenbahn ohne
Oberleitungen auskäme – dank der Supercap-Bahnen, die solange auf
Batteriebetrieb umschalten. Eigentlich ist nur noch seitens der Universität
das "Zerschneidungsargument" übriggeblieben: Eine Trasse mitten durch das
Neuenheimer Feld würde den Campus durchschneiden.
Aber im Grunde geht es darum, dass sich die Universität von ihrem
alten Erschließungskonzept für das Neuenheimer Feld verabschieden müsste.
Das sieht die Erschließung vom Rand aus, also vom Klausenpfad, vor. In diese
Pläne hätte auch bestens die Fünfte Neckarquerung bei Wieblingen gepasst,
die die Autos direkt von der Autobahn auf den Klausenpfad gebracht hätte.
Aber die von der Uni-Spitze so ersehnte Brücke wurde durch ein städtisches
Gutachten und durch eine nicht vorhandene Mehrheit im Gemeinderat
torpediert. Und der anhaltende Widerstand gegen die Straßenbahn
"mittendurch" zeigt, dass die Universität weiter an ihren
Klausenpfad-Plänen, so überholt sie sein mögen, festhält.
Würzners Erklärung gestern beendet auch einen Schwenk, den er vor
einem halben Jahr vollführt hatte. Damals hatte er sich überraschenderweise
mit Eitel auf die Trassenführung auf dem Klausenpfad geeinigt. Doch diese
Variante wurde immer kostspieliger, sie müsste scharfe Kurven machen, um den
Technologiepark zu umfahren. Würzner begründet seinen gestrigen Rück-Schwenk
so: "Das war die einzige Trassenführung, die die Universität akzeptiert
hätte. Und ich habe ein großes Interesse, dass die Straßenbahn überhaupt
kommt. Aber es bleibt dabei: Die Straßenbahn durch die Straße ,Im
Neuenheimer Feld’ ist die bessere Lösung."
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3.3.2009: Oberbürgermeister Dr. Würzner
hatte für den Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss eine
Vorlage erarbeitet, nach der die Trasse
über die Straße "Im Neuenheimer Feld" ausgewählt und für diese Trasse
ein
Planfeststellungsverfahren
in die Wege geleitet werden sollte. Darin könnten alle offenen Fragen von
der dafür zuständigen neutralen Planfeststellungsbehörde, dem
Regierungspräsidium Nordbaden, geklärt werden.
Während GAL, SPD und Grüne klare Zustimmung signalisierten, stellte Klaus Pflüger für
die FWV jedoch den Antrag auf Vertagung, weil eine Gesamtkostenberechnung fehle. Dieser Antrag wurde von CDU, FDP und
HEIDELBERGERN
unterstützt. Frau Essig (CDU) stellte heraus, dass eine
Straßenbahnerschließung des Neuenheimer Felds
in Konkurrenz zu anderen
Großprojekten in Heidelberg stünde
(z.B. Neckarufertunnel). Herr Rehm von den HEIDELBERGERN
möchte auch eine Stichstrecke geprüft haben. (Dies wäre für Handschuhsheim und
die Bergstraße eine massive Verschlechterung der ÖPNV-Anbindung und
würde
eine Zunahme des Autoverkehrs bewirken.) Frau Hommelhof von der FDP ist ganz
gegen eine Straßenbahn auf der
Straße "Im Neuenheimer Feld" und möchte diese wenn überhaupt nur auf dem
Klausenpfad.
Damit wurde die Entscheidung zum wiederholten Male vertagt. Die anwesenden
Vertreter von FWV, CDU und HEIDELBERGER haben den Beschlussvorschlag nicht
verstanden, obwohl ihn der Oberbürgermeister klar erklärte: Es ging nicht um
eine Bauentscheidung, vor der selbstverständlich eine genaue Gesamtkostenberechnung
vorliegen muss, sondern lediglich um die Auswahl und
den Beschluss für eine "Straßenbahntrasse zur Erschließung des Neuenheimer
Feldes", wie es auch im ersten Satz des Beschlussvorschlags steht. Mit der
Auswahl des Trassenverlaufs hätte die RNV dann endlich in das Planfeststellungsverfahren gehen
können und das Verfahren fortgeführt werden können. In dem
Planfeststellungsverfahren
werden alle technischen Fragen behandelt und eventuell Auflagen erlassen. Erst
danach kann dann eine
Gesamtkostenberechnung erstellt und über den Bau entschieden werden.
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RNZ 13.3.2009
Verkehrsminister für Campustrasse
tt.
Das Land Baden-Württemberg hat nach einer Anfrage des SPD-Abgeordneten Hans
Georg Junginger klargestellt, dass es die Bedenken der Universität gegen
eine Trassenführung der Straßenbahn ins Neuenheimer Feld durch den Campus
und damit durch die Straße "Im Neuenheimer Feld" nicht für unüberwindlich
hält. Das belegt eine aktuelle Stellungnahme von Innenminister Heribert Rech
(CDU), der auch für Verkehr und Straßenwesen zuständig ist.
Besonders hinsichtlich der befürchteten Beeinträchtigung sensibler
wissenschaftlicher Messinstrumente durch eine Straßenbahn führt das
Ministerium aus, dass sämtliche bisher zu diesem Thema erstellten Gutachten
das Ergebnis hatten, dass eine verträgliche Umsetzung des Tram-Projektes
durch die Straße "Im Neuenheimer Feld" durchaus möglich sei, sofern
entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen würden. Konkret ging es dabei vor
allem um Fragen zu den Erschütterungen durch die Bahnen sowie zu der
elektromagnetischen Verträglichkeit der Oberleitungen. Beide Probleme lassen
sich laut Gutachten technisch beheben. So sei es beispielsweise möglich,
"die kritischen Bereichen der Institute bei Bedarf stromlos durchfahren zu
können", weil die Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (RNV) Stadtbahnen mit der so
genannten Supercaps-Technologie beschafft hat, die in kurzen Abschnitten
ohne Oberleitung fahren können. Zu prüfen sei noch, inwiefern eine Stärkung
des Campus-Charakters in der Straße "Im Neuenheimer Feld" mit der
Straßenbahn zu vereinbaren sei, heißt es in der Antwort des
Innenministeriums.
"Die
Stellungnahme des Ministers belegt, dass das Land die Bedenken der Uni nicht
als unüberwindbare Hindernisse für eine Trassenführung durch das Neuenheimer
Feld ansieht. Das Land hat sich mit keinem Wort gegen einen
Straßenbahnverlauf durch den Campus positioniert, das sollte auch der Uni zu
denken geben", kommentiert Grünen-Landtagsabgeordnete Theresia Bauer. Die
Planung für die Straßenbahn müsse jetzt zügig vorangebracht werden. Sie
fordert deshalb, dass der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss am 2.
April ein eindeutiges Votum für die Straßenbahn abgeben sollte. |
2.4.2009:
Der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss beschließt endlich die
Einleitung des Planfeststellungsverfahrens für eine Straßenbahnerschließung
des Universitäts-Campus auf der Trasse "Straße Im Neuenheimer Feld" mit 9
Ja-Stimmen (GAL, GRÜNEN, Bunte Linke, SPD, FWV und als einziger der CDU Heinz Reutlinger gegen 5 Nein-Stimmen (CDU, FDP und HEIDELBERGER).
Damit findet eine 15-jährige Diskussion ihr vorläufiges Ende. Dem Beschluss
gingen ausführliche Diskussionen voraus. Während Prof. Sonntag (CDU) die
geplante Straßenbahn ohne weitere Begründung als "nicht zeitgemäß" deklarierte,
erläuterten
Irmtraud Spinnler (SPD), Peter Holschuh (GAL), Christian Weiss (GRÜNE) und
Dr. Weiler Lorenz (Bunte Linke), dass das hohe Verkehrsaufkommen nur mit einer
modernen Straßenbahn abgewickelt werden kann. Martin in der Beek (RNV-Geschäftsführer)
legte dar, dass z.Zt. weltweit rund 50 Städte neue moderne Straßenbahnlinien
bauen, darunter z.B. Freiburg allein drei mit der NHF-Straßenbahn vergleichbare.
Karl Emer (SPD) berichtete, dass Landesinnenminister Heribert Rech die
technischen Probleme als gelöst ansieht und die Straßenbahn befürwortet.
Wolfgang Lachenauer
lehnte
für die
HEIDELBERGER die Vorlage von Oberbürgermeister Dr. Würzner rundweg ab.
Er argumentierte, man dürfe keinen Beschluss fassen, nach dem sich die
Universität nicht weiter ausdehnen könne.
Wolfgang Lachenauer
brachte wieder eine Stichstrecke in die Diskussion, die jedoch die
Verkehrsstaus in Handschuhsheim verschlimmern würde, weil
dann
die Linie 21 als Umsteigerlinie von der OEG nicht mehr bis Handschuhheim
fahren würde. Peter Holschuh von der GAL erinnerte dagegen an die klaren
einstimmigen Beschlüsse der Bezirksbeiräte Handschuhsheims und Neuenheims,
denen man folgen solle. Klaus Pflüger (FWV) erklärte, dass alle Argumente der
Universität durch die Gutachten widerlegt seien und dass die Freien Wähler dem
Trassenvorschlag durch den Campus zustimmen werden.
Zum Schluss zog Heinz Reutlinger, seit 1965
Gemeinderat der CDU, ein bewegendes Resümee: "Ich war schon immer für die
Straßenbahn Im Neuenheimer Feld auf dieser Trasse, es gab heute keine neuen
Argumente dagegen. Entschuldigen Sie jetzt meine klaren Worte: Ich fühlte mich in
den letzten Jahren total verarscht. Die Universität hat nicht mit offenen Karten
gespielt, sie wollte von Anfang an diese Trasse nicht. Die von ihr vorgebrachten
Argumente waren nicht ehrlich. Immer wenn ein Argument widerlegt war, kam ein
neues. Die Trasse ist gut für die Menschen, die dort arbeiten und gut für die
Menschen in der Stadt und deshalb werde ich heute für diese Trasse stimmen." Es
ist schade, dass
Heinz Reutlinger im Juni 2009 nicht mehr für den nächsten Gemeinderat
kandidieren wird.
Endgültig wird der Gemeinderat am 21.4.2009 ab 16:30 Uhr über die Trasse entscheiden.
Diese Sitzung wird öffentlich sein.
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21.4.2009:
Der Gemeindrat beschließt mit Vierfünftel-Mehrheit (30:7:2) endlich die
Straßenbahnerschließung des Uni-Campus auf der Straße "Im Neuenheimer Feld".
Damit geht eine 15 Jahre lange Diskussion erfolgreich zu Ende.
Alle Mitglieder der SPD, der GAL, der GRÜNEN, der FWV, der generation HD, der
Bunten Linken und
Oberbürgermeister Dr. Würzner
stimmten für den Beschluss. Von der CDU stimmten Kristina Essig, Margret Dotter,
Heinz Reutlinger, Otto Wickenhäuser und Ernst Gund dafür, während Jan Gradel,
Prof. Dr. Hans-Günther Sonntag, Klaus Weirich und Monika Frey-Eger die
Beschlussvorlage von Oberbürgermeister Dr. Würzner ablehnten. Werner Pfisterer,
der im Vorfeld der Gemeinderatsentscheidung den Beschluss in der Öffentlichkeit
heftig abgelehnt hatte, war nicht anwesend. Von der FDP stimmte nur Dr. Annette Trabold
dafür, obwohl die FDP die Straßenbahn auf dieser Trasse in ihrem Wahlprogramm
hat. Margret Hommelhoff (FDP) lehnte die Straßenbahn vehement ab und Karl Breer
(FDP) enthielt sich. Die HEIDELBERGER lehnten den Beschluss ab. Wolfgang
Lachenauer forderte zum wiederholten Mal die Straßenbahn nur als Stichstrecke,
was für Handschuhsheim und die Bergstraße die bekannten gravierenden Nachteile
(Verkehrszunahme auf der Dossenheimer Landstraße und Berliner Straße) hätte.
Vor der Abstimmung platzte noch eine kleine Bombe, als bekannt wurde, dass
Uni-Rektor Prof. Eitel in den letzten Tagen vor der Abstimmung verschiedene
Gemeinderäte angerufen und signalisiert
hatte, dass die Universität einer Straßenbahn auf der Trasse Straße "Im
Neuenheimer Feld" eventuell zustimmen könne, wenn gleichzeitig der Klausenpfad
für den Autoverkehr ausgebaut würde. Mit diesem Vorgehen bestätigte Rektor Eitel
indirekt, dass die in den letzten Jahren von der Universitätsleitung gegen die
Straßenbahn vorgetragenen Argumente wie elektromagnetische Felder oder
Erschütterungen, mit denen die Straßenbahn bisher verhindert wurde und wegen der
mehrere teure Gutachten erstellt wurden,
vorgeschobene Argumente waren.
Zum Glück ließ sich vom Gemeindrat niemand auf einen solchen Kuhhandel ein. Es
ist jedoch zu befürchten, dass die Universität auch in Zukunft in dieser Frage
nicht locker lassen wird, um langfristig eine Ausdehnung ins Handschuhsheimer
Feld vorzubereiten anstatt auf dem Campus flächensparender zu bauen.
Nach diesem Gemeinderatsbeschluss kann die RNV jetzt die Planung für die
Straßenbahn auf der Trasse Straße INF fortführen und das
Planfeststellungsverfahren beim Regierungspräsidium Nordbaden beantragen.
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Am 21./22.11.2009 erschien in der RNZ
ein Artikel über die Finanzierung des geplanten Neckarufertunnels, der
aufhorchen lässt. Darin erklärt der für Zuschüsse des Landes zuständige
Ministerialrat Klaiber, dass sich Heidelberg entscheiden müsse, für welches
Projekt es Geld aus Stuttgart wolle. |
Man erinnert sich, dass bereits im März die CDU im
Gemeinderat die Befürchtung äußerte, dass zwischen der geplanten
Straßenbahnanbindung des Uni-Campus und dem Neckarufertunnel eine
finanzielle Konkurrenz besteht. Da der Neckarufertunnel mindestens 180
Millionen € (davon 120 Millionen € Zuschüsse) kosten soll, könnte er
tatsächlich die dringend notwendige Entlastung durch die
Straßenbahnanbindung des Uni-Campus verhindern oder auf viele Jahre
verzögern. |
Rhein-Neckar-Zeitung 02.12.2009:
Straßenbahn: Eitel ist kompromissbereit
Von Holger Buchwald und Timo Teufert
Lange hat
sich die Universität gegen eine Straßenbahntrasse durch die Straße "Im
Neuenheimer Feld" gewehrt. Jetzt scheint Uni-Rektor Bernhard Eitel
kompromissbereit zu sein. Im RNZ-Gespräch erläutert er seine Vorstellungen
einer Strecke durch den Campus und seinen Lösungsvorschlag für den
Autoverkehr.
Können
Sie mit dem Gemeinderatsbeschluss zur Straßenbahn ins Neuenheimer Feld
eigentlich leben? Bis jetzt sagt der Beschluss ja nur, dass der
Gemeinderat die Straßenbahn will. Auf dieser Basis hat der Oberbürgermeister
jetzt ein Mandat, sich der Sache anzunehmen. Egal was am Ende dabei
herauskommt, die Position der Universität ist ganz simpel: Wir wehren uns
nicht gegen eine Campus-Bahn, wir sind sogar sehr dafür, wenn sie bestimmte
Voraussetzungen erfüllt.
Was
heißt das genau? Sie darf nicht kontaminieren, zum Beispiel im Sinne von
Erschütterungen und Magnetfeldern. Aber da herrscht weitgehend Konsens. Und
dann kann ich nicht akzeptieren, dass die Bahn den Campus zerschneidet. Im
Augenblick ist geplant, die Bahn mit 50 Studentenkilometern über den
belebten Campus fahren zu lassen und das auf einer zweigleisigen Trasse, die
Sie absperren müssen. Niemand würde auf die Idee kommen, eine Straßenbahn
mit dieser Geschwindigkeit durch eine Fußgängerzone fahren zu lassen. Und
man will zusätzlich den Individualverkehr weiter über die Straße "Im
Neuenheimer Feld" fahren lassen. Und da wird es absurd.
Warum?
Entweder, das Argument ist richtig, dass die Bahn die Menschen rein in das
und wieder raus aus dem Neuenheimer Feld bringt. Dann brauche ich den
Individualverkehr nicht mehr in der jetzigen Form. Oder aber das Argument
ist nicht richtig, dann brauche ich aber keine Straßenbahn.
Und was
stellen Sie sich vor? Ich will, dass die Straße "Im Neuenheimer Feld"
zurückgebaut wird zu einer reinen Innencampus-Erschließungsstraße zum
Beispiel für Feuerwehr und Krankenwagen. Und ich will dann dort eine
Straßenbahn zwischen Berliner Straße und Versorgungszentrum Medizin, die als
Campus-Bahn fährt. Mit einem begehbaren Gleisbett, egal ob Rasen oder Stein,
über das die Studenten gehen können ohne die Gefahr, dass sie eine Bahn mit
50 Stundenkilometern erfasst. Dann kann man mit mir über alles reden. Der
Campus ist mit Tausenden von Studenten wie ein innerstädtischer Bereich, da
kann ich mir keine zweigleisige Trasse wie auf der Berliner Straße
vorstellen.
Sie
möchten dann die Autos über den Klausenpfad führen? Der
Individualverkehr soll raus auf die Klausenpfadtrasse, wenn es sein muss
auch nur bis zum Versorgungszentrum.
Gibt es
Reaktionen von der Stadt? Das wäre ja durchaus ein Kompromiss. Der
Oberbürgermeister und der Baubürgermeister sehen die Chancen. Der Campus
Neuenheimer Feld ist "der" Campus in Deutschland. Das ist ein Pfund, das
Heidelberg wirtschaftlich und wissenschaftlich gar nicht hoch genug
einschätzen kann. Und da draußen haben wir jetzt schon einen Verkehrsstrom
zum Zoo und den anderen Einrichtungen am Neckar, die mit der Universität
wenig zu tun haben. Was wir nicht zulassen können, ist, dass die Stadt ihre
Erschließungsprobleme einseitig über den Campus und die Universität
abfedert.
Und die
fünfte Neckarquerung? Die fünfte Neckarquerung wäre sicherlich
überlegenswert. Aber das ist eine politische Entscheidung der Stadt. Da
mische ich mich nicht ein.
Ist der
Klausenpfad denn die Bebauungsgrenze für Sie? Ja, alles andere ist doch
Utopie. Aber wenn wir die neuen Bauprojekte auf den Freiflächen innerhalb
des Campus realisieren, dann brauchen wir mit der Campus-Bahn eine
Verkehrsführung des verbleibenden Individualverkehrs über den Klausenpfad.
Denn es gibt jetzt schon Institute, für die wir kaum noch die erforderlichen
technischen Voraussetzungen gewährleisten können, weil die Erschütterungen
von der Berliner Straße so groß sind. Wir bauen aber in Zukunft immer
sensiblere Geräte, für die der Verkehr eine immer größere Beeinträchtigung
darstellt. Nimmt man keine Rücksichten auf die Bedürfnisse der Universität,
dann sägt man in Heidelberg an dem Ast, auf dem man sitzt, von
Arbeitsplätzen bis hin zu wissenschaftlicher Reputation. 80 Prozent der
Heidelberger leben direkt und indirekt von Wissenschaft und Forschung. In
unseren Berufungen in den Naturwissenschaften und in der Medizin sind wir in
erster Linie so erfolgreich gerade wegen der hervorragenden
interdisziplinären Vernetzung auf dem Campus Neuenheim, deshalb wollen
exzellente Forscher nach Heidelberg. Der internationale Ruf Heidelbergs
beruht nicht zuletzt auf diesem Campus.
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Nachdem die Universität eine Straßenbahnerschließung des Uni-Campus über
ein Jahrzehnt mit vorgeschobenen technischen Argumenten
verhindert hat, lässt sie dieses Argument jetzt nach dem eindeutigen
Beschluss des Gemeinderats fallen. Allerdings versucht Rektor Eitel noch
einmal, die Straßenbahn dazu zu benutzen, um die Pläne der Universität nach
Norden durchzusetzen. Die von ihm dafür vorgebrachten Argumente sind genauso
wenig stichhaltig: Der Verkehr zum Zoo, zu den Sportstätten, zum Schwimmbad
und zum Schwimmbad Musikclub findet zu anderen Zeiten statt als die
Rush-Hour des Unigeländes. Insofern ergänzen sich diese Verkehre ideal. Es
wäre absurd, dafür eine eigene zusätzliche Straße durch das Handschuhsheimer
Feld zu bauen.
Bemerkenswert ist außerdem die Plattheit der Argumentation des Direktors eines
Geographischen Instituts: "
Entweder, das Argument ist richtig, dass die Bahn
die Menschen rein in das und wieder raus aus dem Neuenheimer Feld bringt. Dann
brauche ich den Individualverkehr nicht mehr in der jetzigen Form. Oder aber das
Argument ist nicht richtig, dann brauche ich aber keine Straßenbahn."
Es zeigt, dass dem Uni-Rektorat die Argumente
ausgehen.
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Mannheimer Morgen 16. September 2010
Nahverkehr: Am 22. September beschäftigt sich der
Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss mit der Erschließung des Geländes
Straßenbahn nimmt Kurs aufs Feld
Von unserem Redaktionsmitglied
Daniel Bernock
Die Stadt will die schon seit Jahren diskutierte
Anbindung des Neuenheimer Feldes an das Straßenbahnnetz voranbringen: Das
Thema steht auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungs- und
Verkehrsausschusses, der am Mittwoch, 22. September über den aktuellen Stand
der Verhandlungen informiert wird. Zum ersten Mal werden konkrete Daten
genannt: Laut Informationsvorlage der Stadt Heidelberg könnte der
frühestmögliche Baubeginn voraussichtlich Ende 2012 sein.
Die Universität steht dem Umbau der Straße "Im
Neuenheimer Feld" weiterhin kritisch gegenüber: "Wir sind durchaus für eine
Erschließung des Feldes, jedoch durch den Klausenpfad", sagt die
Pressesprecherin der Universität, Marietta Fuhrmann-Koch. Die Bahnlinie
durch die Straße "Im Neuenheimer Feld" durchschneide den Campus und damit
die Forschung.
Trasse nicht durch Klausenpfad
Auch in dem Ausschuss sind die Mitglieder geteilter
Meinung. Schon viel zu lange wird über die Anbindung des Gebiets diskutiert,
findet Christian Weiss vom Bündnis 90/Die Grünen: "Wir sind mit dem ganzen
Zeitablauf nicht zufrieden. Die Straßenbahn im Neuenheimer Feld muss jetzt
angegangen werden." Er findet die Zweifel der Universität unberechtigt. "Die
Straßenbahn in Mannheim durchschneidet doch auch nicht die Planken." Auch
Irmtraud Spinnler von der SPD steht der Erschließung positiv gegenüber: "Die
Ängste der Universität und der Klinik sind unberechtigt und wurden durch
Gutachten bereits ausgeräumt." Sie ist froh, dass sich endlich eine Mehrheit
gefunden hat und die "richtige Trasse" nun festgelegt wurde. Diese soll
durch die Straße "Im Neuenheimer Feld" verlaufen und nicht wie von der
Uni-Klinik gefordert durch den Klausenpfad. Dr. Jan Gradel von der CDU
zweifelt an der Wirtschaftlichkeit der neuen Bahnstrecke: "Straßenbahnen
sind immer defizitär. Es macht wenig Sinn - gegen den Willen des
Grundstücksbesitzers - eine Bahn im Kreis fahren zu lassen." Für ihn würde
eine fünfte Neckarüberquerung Sinn machen, mit der die Bahn Anschluss in
Wieblingen hätte. Er zweifelt daran, dass mehr Fahrgäste die Tram nutzen
würden als bisher den Bus. Spinnler sieht das anders: "Die Busse haben
einfach nicht genügend Kapazitäten." Vor allem für Patienten der Klinik
böten Bahnen viel mehr Platz und Komfort. "Auch der Freizeitverkehr zum Zoo
und zum Schwimmbad wird durch die Erschließung viel besser abgedeckt", sagt
sie.
Um die sensiblen Geräte in Klinik und Universität
nicht zu irritieren, nahm die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) Züge mit
Supercap-Technologie in Betrieb. Diese Bahnen können ohne Strom aus der
Oberleitung fahren und sollen speziell auf der Neubaustrecke ins Feld
eingesetzt werden.
Im Dezember 2010 soll der Antrag auf
Planfeststellung beim Regierungspräsidium in Karlsruhe eingereicht werden.
Hierfür werden momentan noch Gutachten zur elektromagnetischen
Verträglichkeit, Lärm und Erschütterung erarbeitet, außerdem ein
verkehrstechnisches Gutachten und ein landschaftspflegerischer Begleitplan.
Am 30. September wird die Erschließung des Neuenheimer Feldes wieder im
Gemeinderat thematisiert. |
Nachdem der Universitätsleitung schon vor einiger Zeit die Argumente gegen eine
Straßenbahnerschließung des Neuenheimer Feldes ausgegangen waren, hat sie
nun ein neues entdeckt. Pünktlich, nachdem die Fahrbahndecke der westlichen
Berliner Straße erneuert wurde, fordert die Universitätsleitung jetzt u.a.,
als Voraussetzung für eine Straßenbahnerschließung die "Fahrbahndecke auf
der Berliner Straße durch einen besonders lärmarmen Belag " wieder
auszutauschen... |
"Wir gehen
den Weg weiter"
RNZ 29.9.2010 mün. Oberbürgermeister Eckart Würzner will wie geplant das
Planfeststellungsverfahren für die Straßenbahntrasse durch den Campus im
Neuenheimer Feld beim Regierungspräsidium beantragen. Daran ändere auch der
Brief der Universität, mehrerer Institute und Forschungseinrichtungen
nichts, der vergangene Woche bekannt wurde. Darin hatten die Leiter der
Einrichtungen gefordert, dass auch die Berliner Straße am Rande des Campus
weniger Lärm und Erschütterungen verursachen dürfe. Es wurde gedroht, dass
man dann doch im Handschuhsheimer Feld neue Labore bauen müsste, um besser
forschen zu können.
"Die Erschütterungen gibt es, seit die Straße gebaut ist und dort die
Straßenbahn fährt", sagte Würzner. Außerdem sorge jede Baumaßnahme in der
Berliner Straße, wie etwa für das geplante Campus-Hotel, für
Erschütterungen. "Das Schreiben der Universität hat sehr viele Punkte
aufgeworfen, die im Vorfeld nicht genannt wurden", gab sich das
Stadtoberhaupt diplomatisch, nicht alle hätten etwas mit der geplanten
Straßenbahn zu tun. "Wir sind daran interessiert, das Projekt im Konsens zu
realisieren", so Würzner, unterschiedliche Meinungen könnten im
Planfeststellungsverfahren geklärt werden. Im letzten Jahr noch hatten
Unirektor Bernhard Eitel und Unibauamtsleiter Rolf Stroux erklärt, bei einem
autofreien Campus könne man sich dort eine Straßenbahn vorstellen. Würzner
glaubt: "Diese Position seitens des Rektorats besteht noch immer." Er sieht
den Gemeinderat im laufenden Verfahren an seiner Seite und sagt deshalb:
"Wir haben eine klare Entscheidung getroffen, den Weg werden wir jetzt
weitergehen." |
Mannheimer Morgen 14.
Dezember 2010
Nahverkehr: Antrag auf Linie ins Neuenheimer
Feld abgegeben
Campusbahn rückt näher
Die Stadt Heidelberg will die sogenannte
"Campus-Linie" endgültig durch die Straße Im Neuenheimer Feld führen. Dieser
Trassenverlauf steht im Antrag zur Planfeststellung, den Oberbürgermeister
Dr. Eckart Würzner mit Vertretern des ÖPNV nun an das Regierungspräsidium
übergeben hat. Die neue Straßenbahn soll das Universitätsgebiet im
Neuenheimer Feld mit dem Campus Bergheim und der Altstadt verbinden und den
Auto-Verkehr nachhaltig reduzieren.
Die Universität pochte bis zuletzt auf eine Trasse
durch den weiter nördlich verlaufenden Klausenpfad, weil diese den Campus
nicht zerschneide. Außerdem fürchtete die Uni wegen elektromagnetischer
Strahlung und Erschütterungen durch die Straßenbahn eine Beeinträchtigung
der Forschung. In beiden Punkten kam die Stadt der Ruperto Carola weit
entgegen. So schaffte die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH spezielle Bahnen an, die
auf sensiblen Streckenabschnitten teilweise ganz ohne Strom fahren können.
Der Zerschneidung des Campus wolle man durch eine besondere Gestaltung der
Gleise vorbeugen: So werden alle Haltestellen barrierefrei ausgebaut, auf
Geländer entlang der Trasse könne weitgehend verzichtet werden und das
Gleisbett soll durchgehend begehbar sein. tir |
Erfreulich ist, dass Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner den vom
Gemeinderat beschlossenen Weg einer Prüfung aller Fragen durch die
zuständige Behörde, das Regierungspräsidium Nordbaden, konsequent
weitergeht.
Am 12. April 2011 erschien im Mannheimer Morgen ein interessanter
Artikel, aus dem sich Schlüsse über die langfristige Perspektive der
Universitätsspitze ziehen lassen. Weil die meisten Bauten der letzten
Jahrzehnte im Neuenheimer Feld aufgrund eines veralteten Bebauungsplans nur
2 bis 3-stöckig und damit extrem flächenverbrauchend gebaut wurden, stößt
die Universität langsam an Grenzen.
Anstatt jedoch mit einer langfristigen Ausdehnung ins Handschuhsheimer
Feld zu rechnen, sollte stattdessen besser die zulässige Geschoßflächenzahl
im Bebauungsplan Neuenheimer Feld erhöht und die Flächen im Campus II in der
Bahnstadt genutzt werden. |
Prof. Eitel verweist in diesem Interview zum wiederholten Mal auf
"Verträge aus den 60er Jahren", die angeblich einer Straßenbahn durch das
Neuenheimer Feld entgegenstehen würden. Dass es genau umgekehrt ist, lässt
sich in einer Veröffentlichung dieser bisher geheim gehaltenen Verträge im
Jahrbuch Handschuhsheim 2011 nachlesen. |
Der Klausenpfad ist schon wieder vom Tisch RNZ 22.2.2013
mün.
Unirektor Prof. Bernhard Eitel war gekommen, Uni-Bauamtsleiter Rolf Stroux
ebenfalls. Hinter verschlossenen Türen warben sie am Mittwoch für die
vertrauliche Beschlussvorlage von Oberbürgermeister Eckart Würzner, dass man
darüber reden müsse, ob der Autoverkehr im Neuenheimer Feld doch in den
Klausenpfad verlegt wird. Ohne Erfolg.
Würzners Sprecher Achim Fischer betont, dass es keine inhaltliche Diskussion
über die Verkehrsverlagerung geben sollte. Vielmehr ging es im
Stadtentwicklungsausschuss des Gemeinderates um die Verfahrensfrage, wie man
mit dem konkreten Wunsch der Hochschuleinrichtungen umgehe. Dem OB hatte
eine öffentliche Diskussion mit Bürgerschaft und politischen Gremien
vorgeschwebt. Die Verfahrensfrage ließ er aber nur hinter verschlossenen
Türen diskutieren. In dem Ausschuss haben die Konservativen mit Würzner die
Mehrheit. Laut Fischer habe das Gremium den Vorschlag "positiv
aufgegriffen", aber ohne einen Beschluss der Politik solle jetzt im Rahmen
eines "Masterplanes" für den Verkehr im Campus darüber gesprochen werden.
Sitzungsteilnehmer erzählen den Ablauf der Diskussion etwas anders. Als
Würzners vertraulicher Beschlussvorschlag über einen Antrag in die
öffentliche Sitzung des Gemeinderates gehoben werden sollte, da habe er sich
auf die Position zurückgezogen, man könne das Thema auch ohne politischen
Beschluss diskutieren. Man habe den Eindruck gehabt, Würzner stehe der Frage
einer Verkehrsverlagerung in den Klausenpfad nicht unbedingt positiv
gegenüber. Denn das würde Aufruhr in Handschuhsheim bedeuten, weil man dort
fürchtet, das Freigelände könnte von der Uni beansprucht werden; eine
Diskussion vor dem anstehenden Kommunal- und OB-Wahlkampf, die ungelegen
käme.
Jetzt sei das Thema Autoverkehr im Klausenpfad erst einmal vom Tisch, heißt
es aus dem Gremium. Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen hatte schon im Vorfeld
mit dem Slogan "Hände weg vom Handschuhsheimer Feld" gegen Würzners Antrag
getrommelt: Dies wäre ein erster Schritt zur Bebauung des Areals. Die
SPD-Fraktion kritisiert, Würzner habe nebenbei in einer vertraulichen
Sitzung eine "Kehrtwende in der Verkehrspolitik" einläuten wollen. Um eine
Ausdehnung der Hochschule ins Handschuhsheimer Feld zu verhindern, dürfe der
Klausenpfad für den Autoverkehr nicht ausgebaut werden. |
Rhein-Neckar-Zeitung Online 24.06.2014
Die geplante Campus-Straßenbahn nimmt wichtigste Hürde
Das
Regierungspräsidium übergibt den Planfeststellungsbescheid für das
Neuenheimer Feld - Ob die Uni dagegen klagt, bleibt noch offen
Von
Micha Hörnle
Soll
die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld nach 22 Jahren Diskussion wirklich
kommen? Regierungspräsidium, Stadt und die Nahverkehrsunternehmen RNV und
HSB sind sich da sicher. Denn gestern übergab Regierungspräsidentin
Nicolette Kressl den Planfeststellungsbescheid für die neue, 2,5 Kilometer
lange Trasse der Linie 21 durch das Campusareal. Damit ist eine der beiden
Voraussetzungen erfüllt, damit die Arbeiten vergeben werden können - die
andere ist ein Zuschussbescheid des Bundes (der wird gegen Jahresende
erwartet). Denn schließlich gehört die etwa 37,5-Millionen-Euro teure
Straßenbahn ins Neuenheimer Feld zum Gesamtpaket "Mobilitätsnetz", mit dem
das Tramnetz für über 160 Millionen Euro bis 2019 ausgebaut werden soll.
Der
hartnäckige Widerstand der Uni gegen die Straßenbahntrasse spielte gestern
kaum eine Rolle - eher indirekt, als Kressl sagte, dass die neue Linie "bei
all den unterschiedlichen Betrachtungen, die es gegeben hat oder gibt, viel
Akzeptanz finden wird". Ansonsten sprach man von einem "Meilenstein für den
Nahverkehr in Heidelberg" (OB Eckart Würzner), einem "wichtigen Tag für die
HSB" (HSB-Chef Michael Jäger) oder davon, dass "die neue Straßenbahn helfen
soll, den Verkehr im boomenden Neuenheimer Feld zu bewältigen" (RNV-Geschäftsführer
Martin in der Beek). Auch für Kressl "besteht die Notwendigkeit, hier die
Infrastruktur zu verbessern": "15.000 Beschäftigte, 14.000 Studenten, 93.000
Patienten, 69.000 Übernachtungen in der Jugendherberge und 600.000
Zoobesucher sprechen eine deutliche Sprache."
Die
Uni war gestern nicht eingeladen, und so hieß es knapp aus dem Rektorat:
"Wir kennen den Inhalt des Planfeststellungsbeschlusses nicht und können uns
deswegen auch noch nicht äußern." Zumindest steht die immer wieder von
Unirektor Bernhard Eitel angekündigte Klage gegen die Trasse im Raum - auch
wenn Stadt und Nahverkehrsunternehmen nicht mehr damit rechnen: "Die
Einwendungen der Universität wurden berücksichtigt", so Würzner gegenüber
der RNZ: "Die Planungen wurden geändert, es gibt noch mehr
erschütterungslose Gleisanlagen und stromfreie Trassen, die die den
Elektrosmog für die Institute vermeiden. Außerdem bin ich fest davon
überzeugt, dass die Straßenbahn für die Kliniken einen riesigen Mehrwert
bedeutet. Meine Gespräche mit dem Rektor waren von einer grundsätzlichen
Akzeptanz der Straßenbahn gegenüber geprägt."
Wenn
die Uni nun nicht doch noch Steine in den Weg legt, erwartet man für
Frühjahr 2015 den ersten Spatenstich. Ab 2017 soll die neue Tram dann 10.000
zusätzliche Fahrgäste in den Campus transportieren.
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Lesermeinung |
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Von
Peter am Dienstag, 24.06.2014 um 12:22 Uhr
Die geplante Campus-Straßenbahn nimmt wichtigste Hürde
Die Uni könnte wohl kaum einen peinlicheren Schritt unternehmen, als
gegen dieses Geschenk von Stadt und Land auch noch zu klagen?
Sie steuert doch schließlich keinen Cent zu diesem Projekt bei, das die
Verkehrsinfrastruktur ihrer Einrichtungen wesentlich verbessern wird?
Ob man nicht sogar etwas wie Dankbarkeit von Seiten der
Universitätsleitung erwarten könnte?
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Rhein-Neckar-Zeitung Online 25.07.2014
Universität klagt gegen die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld
Die
Uni reicht Klage gegen die Planung ein - Rektor Eitel sieht die Existenz des
Botanischen Gartens und ganzer Institute gefährdet
Von
Holger Buchwald
Fast
schien es so, als sei die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld schon aufs Gleis
gesetzt. Stadt und Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) zumindest waren bester
Dinge, als Regierungspräsidentin Nicolette Kressl ihnen am 23. Juni den
Planfeststellungsbescheid für das Millionenprojekt übergab. "Die
Einwendungen der Universität wurden berücksichtigt", hatte Oberbürgermeister
Eckart Würzner damals noch behauptet, er rechne nicht mit einer Klage. Doch
dem widersprach Rektor Bernhard Eitel gestern heftig. Auf einige elementare
Forderungen der Ruperto Carola sei überhaupt nicht eingegangen worden. Daher
habe man sich dazu entschlossen, gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für
öffentliches Recht vor dem Verwaltungsgericht gegen den Bescheid zu klagen.
"Wir
sind gar nicht grundsätzlich gegen die Straßenbahn, solange unsere Belange
berücksichtigt werden", betonte Eitel auf einer eilig anberaumten
Pressekonferenz in der Alten Universität. Die aktuellen Planungen verletzen
in seinen Augen das Eigentum der Ruperto Carola und verstoßen damit gegen
Artikel 14 des Grundgesetzes. Das Neuenheimer Feld sei der Universität als
Sondernutzungsgebiet zur Verfügung gestellt worden. Durch den
Planfeststellungsbescheid werde die Hochschule nun ihres
Selbstgestaltungsrechts und ihrer Entwicklungsmöglichkeiten beraubt.
Konkret werden die Befürchtungen Eitels am Beispiel des Botanischen Gartens.
Nach den bisherigen Plänen soll die Straßenbahntrasse nämlich nördlich des
Hofmeisterwegs verlaufen. Dadurch würden der Lehr- und Forschungseinrichtung
aber 1500 Quadratmeter Fläche weggenommen, so deren Leiter Prof. Marcus
Koch. Weitere 3500 Quadratmeter wären nur noch eingeschränkt nutzbar. Die
nachgebaute Alpenlandschaft würde angeschnitten, aber auch viele Bäume des
Buchenwaldes und des Arboretums sowie die als Ring angelegten Lehrwege
müssten der Tram weichen. Koch: "Das ist ein großer Bereich für Forschung
und Lehre, der komplett wegfällt." Jährlich kommen nach seinen Angaben
50.000 Besucher in den Botanischen Garten, weitere 70.000 Gäste stellen die
Studenten und Mitarbeiter der universitären Einrichtungen im Neuenheimer
Feld, 5000 Kinder und Jugendliche besuchen die "Grüne Schule".
Alexander Matt, Baudezernent der Universität, hat einen Vorschlag parat, wie
der Botanische Garten gerettet werden könnte. Das Gebäude "Im Neuenheimer
Feld 154" könnte abgerissen werden und die Bahn dorthin verlegt werden. Und
das wäre in seinen Augen sogar kostenneutral. Schließlich wurde der Wert der
Gartenlandschaft im Jahr 2007 auf rund zwei Millionen Euro geschätzt.
Ganze Institute sieht Rektor Eitel entlang der Straße "Im Neuenheimer Feld"
gefährdet, wenn der Planfeststellungsbescheid so umgesetzt werden sollte.
Die Universität lobt zwar, dass die Planer der Straßenbahn im Bereich der
Kopfklinik und des DKFZ auf hochempfindliche Untersuchungsgeräte Rücksicht
genommen haben, dort ohne Oberleitungen auskommen und auch die
Erschütterungen mit allen Mitteln abfedern wollen. Ähnliches ist im Bereich
der Geowissenschaften und des Physikalisch-Chemischen Instituts aber nicht
vorgesehen. Die Folgen für die Grundlagenforschung dort wären enorm, wie Dr.
Thomas Ludwig erklärt. Experimente mit dem Rastertunnelmikroskop oder der
großen Ionensonde, die erst kürzlich für 4,5 Millionen Euro angeschafft
wurde, seien dann praktisch nicht mehr möglich.
Dabei bringe, so Rektor Eitel, die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld gar
nicht den gewünschten Effekt. Laut einem Gutachten der Verkehrspolizei, das
ebenfalls in den Planfeststellungsbescheid einfloss, werde der Autoverkehr
durch die Tram nur in geringem Maße reduziert. Die Stadt wolle mit der Bahn
vor allem den Zoo und andere städtischen Einrichtungen einbinden, so der
Rektor. Die Uni werde sich der Straßenbahn trotzdem nicht verschließen, wenn
die demokratische Mehrheit diese wolle. Die Tram müsse aber überall in den
sensiblen Bereichen strom- und erschütterungsfrei fahren: "Wir klagen nicht,
weil es uns Spaß macht, sondern weil wir es nicht anders verantworten
können." Die Klageschrift ist fast fertig. Bis zum 30. Juli muss sie
eingereicht werden.
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Lesermeinung
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Von
trambahn am Freitag, 25.07.2014 um 08:53 Uhr
Uni: Nichts gegen die Tram - aber nicht hier
Nein, die Strassenbahn bringt nichts. Zumindest nicht für diejenigen,
die Sonderrechte und Sonderparkplätze haben. Wie gewöhnliche
Angestellte, Patienten und Studenten in die hinteren Ecken des Feldes
kommen sollen, ist ja den oberen egal.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie das funktionieren soll
wenn die Chirurgie auch noch in den am schlechtesten erreichbaren Teil
des Feldes verlegt wird?
Der Bus ist doch einfach zu nichts zu gebrauchen, weil sein Fahrplan
völlig zufällig ist und jedweder Anschluss am Hbf verpasst wird.
Wenn die Uni und die Stadt hier nicht an einem Strang ziehen, sehe ich
schwarz für den Klinik- und Wissenschaftsstandort.
Von Mitleser am Freitag, 25.07.2014 um 09:44 Uhr
Das "Heidelberger Sommertheater" ist also eröffnet.
Lehnen wir uns entspannt zurück und genießen die Aufführung.
AW: Uni:
Nichts gegen die Tram - aber nicht hier - wie immer - 25.07.2014 09:58
also auch hier wie immer, dort sollen also teile des Botanische Garten
platt gemacht werden, die letzte grüne Lunge in diesem massiv zugebauten
Gebiet, Wahnsinn...wer plant diesen irrsinn?
Uni: Nichts gegen die Tram - aber nicht hier - Beobachter - 25.07.2014
10:04
AW: Uni: Nichts gegen die Tram - aber nicht hier -
Kartoffelsalat - 25.07.2014 10:13
"Botanischer Garten kam bisher noch nie."
Ist halt Elite-Uni. Innovativ ohne Ende.
Heiliger Florian: Im Prinzip ja, aber dann doch nicht - Fahrer -
25.07.2014 10:05
Ein Quadratkilometer dicht gepackte Lehr- und Arbeitsplätze und keine
Verkehrsinfrastruktur. Keine.
Das kann echt nur eine Elfenbeinturm-Eliteuni.
Uni: Nichts gegen die Tram - aber nicht hier - Highdelberger Leser -
25.07.2014 10:28
Universität klagt gegen die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld - Franz
Noack - 25.07.2014 16:18
Da wird jetzt geklagt bis alle schreien: Wir brauchen die 5te
Neckarquerung! Dann haben haben die "Herrn" ihr Ziel erreicht...Wenn man
bedenkt, dass vor Jahren, für 25 Millionen Euro neue Straßenbahnen für
diese Strecke gekauft wurden und die nie eingesetzt werden....fragt man
sich schon, wer bezahlt das?! Die dummen Fahrgäste?!
Parkraumbewirschaftung,Jobticket für was? Ich frage mich schon: Was
machen die Verantwortlichen eigentlich beruflich?!
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Näheres zum Thema ist im Jahrbuch 2013 des Stadtteilvereins Handschuhsheim zu lesen.
18. Dezember 2014: Der VGH gibt im vorläufigen
Eilverfahren den Klägern gegen die Straßenbahn Recht. Dadurch kann die
Rhein-Neckar-Verkehr GmbH vom Planfeststellungsbeschluss des
Regierungspräsidiums Karlsruhe vom 10. Juni 2014 für den Neubau der
Straßenbahnlinie Im Neuenheimer Feld ("Universitätslinie“) vorläufig keinen
Gebrauch machen.
Februar 2015: Um sich mit den Klägern
gegen die Straßenbahn außergerichtlich zu einigen, verhandelt Oberbürgermeister
Dr. Eckart Würzner und die Stadtverwaltung mit den Klägern und kommt ihnen weit
entgegen. Zusätzlich zum Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums
soll
| die Trasse zwischen Kopfklinik und Mathematikon statt hochelastischer
Lagerung in dem noch besseren Masse-Feder-System gelagert werden, |
| im Bereich der Institute Rechenzentrum, Physikalische Chemie und
Geowissenschaften bis zum Mathematikon ein stromloser Abschnitt
eingerichtet werden |
| eine geänderte Trassenführung außerhalb des Botanischen Gartens und |
| eine Geschwindigkeitsbegrenzung im Streckenbereich zwischen Kopfklinik
und der Haltestelle Geowissenschaften / Technologiepark von 31 km/h für
die Straßenbahn angeordnet werden. |
| Der Forderung des MPI auf eine zweite Ausfahrt nach Norden wird
nachgekommen. |
Diese Vorgehensweise wird am 5.3.2015 von einer großen Mehrheit des
Gemeinderats mit 37 Ja- gegen 6 Nein--Stimmen gebilligt. In einer
nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung am Tag zuvor erklärten allerdings die
Kläger, vor allem das DKFZ und das MPI für Völkerrecht, dass sie die Klagen
gegen die Straßenbahn nicht zurückziehen werden, obwohl Oberbürgermeister
Dr. Würzner und
Wissenschaftsministerin Bauer die Forschungseinrichtungen zuvor noch
dringend um Kompromissbereitschaft gebeten hatten. Gleichzeitig kündigten die
Kläger interessanterweise an, dass sie ihre Einrichtungen in Zukunft im Neuenheimer Feld um 40% bis 50% erweitern möchten. Diese Nachverdichtung
ginge weit über den bisherigen Bebauungsplan "Neuenheimer Feld" hinaus und
wäre ohne ein modernes Massenverkehrsmittel in Form einer Straßenbahn nicht denkbar.
Diese Nachverdichtungspläne waren auch Gegenstand der Gespräche im Rahmen
des Masterplans Neuenheimer Feld zwischen Verwaltung und Universität
gewesen, ohne dass sie bisher mit der Notwendigkeit einer
Straßenbahnerschließung verknüpft worden wären.
Anstatt diese Verknüpfung nun herzustellen, sollte der Gemeinderat am
5.3.2015 einer Beschlussvorlage zustimmen, daß umgehend „gutachterliche
Untersuchungen mit dem Ziel der besseren Verkehrserschließung des
Neuenheimer Feldes" durchgeführt werden. Dabei sollten ausdrücklich „alle
bislang bekannten Erschließungswege wie zum Beispiel der Ausbau des
Klausenpfads für den Kraftfahrzeugverkehr und eine fünfte Neckarquerung für
alle Verkehrsträger" untersucht werden. Darin eingeschlossen wären auch
die Varianten eines Nordzubringers durch das Handschuhsheimer Feld. Die
Arbeiten sollten „im ersten Halbjahr 2015 beginnen und in enger
Abstimmung zwischen der Stadt Heidelberg und dem Universitätsbauamt
beziehungsweise der Universität Heidelberg und anderer Anlieger durchgeführt"
werden. Nach längerer Diskussion, in der sich vor allem Wolfgang Lachenauer
(HEIDELBERGER) und Werner Pfisterer (CDU) vehement für diese Vorgehensweise
einsetzten, stimmten in der Gemeinderatssitzung am 5.3.2015 geschlossen CDU,
HEIDELBERGER, FDP, FWV, AfD, Waseem Butt (CDU/gen hd) und Oberbürgermeister
Würzner dafür. Nach guten
Redebeiträgen von Hans-Martin Mumm (GAL), Dr. Anke Schuster (SPD), Beate
Deckwart-Boller (GRÜNE), Peter Holschuh (GRÜNE) und Dr. Arnulf
Weiler-Lorentz (Bunte Linke) stimmte eine Mehrheit von SPD,
GRÜNEN, GAL, BL, Linke, Piraten, HDp&e und Michael Pfeiffer (gen hd)
dagegen. Dadurch wurde der Nordzubringer wie auch der Ausbau des
Klausenpfads und die 5. Neckarquerung als Alternative zur bisher von der
Unispitze abgelehnten Straßenbahn nicht wieder aus der Schublade geholt und
erstmals die Wünsche einer Nachverdichtung im Neuenheimer Feld zum Thema
gemacht.
Wenn sich Universität, DKFZ und andere Einrichtungen im Neuenheimer Feld
in Zukunft deutlich über die im bisherigen Bebauungsplan vorgesehene
Baudichte erweitern wollen, ginge das nur mit einer Straßenbahn. Wenn die
Straßenbahn durch diese Institutionen aber verhindert wird, wird eine
Nachverdichtung im Neuenheimer Feld nicht möglich sein. Die Universität
könnte dann z.B. im Campus Bahnstadt oder auf den Konversionsflächen
expandieren. Das Bauplanungsrecht liegt in den Händen des Gemeinderats. Es
ist gut, dass sich die Mehrheit des Gemeinderats dieses Recht nicht durch
interne Verhandlungen der Stadtverwaltung mit der Unispitze aus der Hand
nehmen lässt.
Informativer Bericht und Kommentar des Rhein-Neckar-Fernsehens zum Thema
Rhein-Neckar-Zeitung
11.07.2015
Würzner: "Ohne Campus-Straßenbahn droht der
Verkehrskollaps"
Der Oberbürgermeister
fordert die Universität auf, endlich ihre Klage zurückzuziehen - Wird
nicht bald gebaut, droht das Aus
Von Holger Buchwald
Im Streit um die
Straßenbahn ins Neuenheimer Feld verliert Eckart Würzner so langsam die
Geduld. "Die Universität soll endlich ihre Klage vor dem
Verwaltungsgerichtshof zurückziehen", fordert der Oberbürgermeister. All
ihre Forderungen seien erfüllt, es liege nun an der Uni, sich für ein
zukunftsfähiges Nahverkehrssystem zu entscheiden. Andernfalls bestehe
die Gefahr, dass die Verkehrsprobleme des Campus noch Jahrzehnte
andauern.
"Wenn wir jetzt nicht
bald bauen können, bleibt alles so, wie es ist", befürchtet auch Martin
in der Beek, Technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV).
Das Problem: Nachdem die Universität, das Deutsche
Krebsforschungszentrum (DKFZ) und das Max-Planck-Institut für
öffentliches Recht und Völkerrecht (MPI) gegen den
Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums geklagt hatten,
verhängte der Verwaltungsgerichtshof (VGH) im Zuge des einstweiligen
Rechtsschutzes einen Baustopp. Die Campus-Bahn müsste aber bis Ende 2019
fertiggestellt und abgerechnet sein, denn dann läuft das Förderprogramm
von Bund und Ländern aus. Bisher würden die Baukosten noch mit bis zu 80
Prozent bezuschusst. "Wenn die Klage jetzt nicht zurückgezogen wird,
verliert die Stadt 24 Millionen Euro", macht Würzner den Ernst der Lage
klar. Ohne dieses Geld sei die Straßenbahn nicht finanzierbar.
Während Würzner
zuversichtlich ist, dass sich die Stadt mit den beiden anderen Klägern
einigen könnte, denkt die Universität derzeit nicht daran, ihren
Widerstand aufzugeben. "Die Klage kann nicht zurückgezogen werden. Das
endgültige Urteil des VGH bleibt abzuwarten", sagt Bernd Müller von der
zuständigen Landesbehörde Vermögen und Bau Baden-Württemberg, auf
Anfrage der RNZ. Zwar seien Stadt und RNV der Universität mit
umfangreichen Planänderungen entgegengekommen, doch die grundlegenden
Probleme der Trassenführung durch die Straße "Im Neuenheimer Feld" seien
dadurch nicht gelöst. Unirektor Bernhard Eitel hatte in diesem
Zusammenhang von der "Zerschneidung des Campus" gesprochen.
Der Bau der Straßenbahn
werde wegen des auslaufenden Förderprogramms von Tag zu Tag schwieriger,
fürchtet in der Beek. Doch in diesem Jahr ist nicht mehr mit einer
Entscheidung des Fünften Senats zu rechnen, so VGH-Sprecher Thomas
Haller. Damit schließt sich das Zeitfenster für die Campus-Bahn. In der
Beek rechnet mit einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren.
Würzner kann den
Widerstand der Universität nicht mehr verstehen: "Wir haben ständig
nachverhandelt." Als der VGH den Baustopp verhängt habe, sei bereits ein
unterschriftsreifer Vertrag bei Rektor Bernhard Eitel auf dem Tisch
gelegen. Doch nun werde alles wieder infrage gestellt. Dabei wollten
Stadt und RNV mit 24 Einzelmaßnahmen die Wünsche der Kläger erfüllen:
Kleinere Trassenverlegungen, weitere Abschnitte, in denen die
Straßenbahn stromlos fahren kann, besserer Erschütterungsschutz für die
empfindlichen Geräte der Forscher. Die daraus entstandenen Mehrkosten
beziffert Würzner auf 3,6 Millionen Euro. Die Stadt sei sogar bereit,
diese mit eigenen Mitteln zu stemmen. Und das, obwohl das Neuenheimer
Feld eigentlich das "Betriebsgelände der Universität" sei.
Mit dem Neubau der
Chirurgie wird derzeit der Klinikring im Neuenheimer Feld geschlossen.
Ohne die neue Straßenbahn drohe dem Campus daher der Verkehrskollaps,
davon ist Würzner überzeugt. "In den letzten acht Jahren ist die Anzahl
der Beschäftigten im Neuenheimer Feld um 36 Prozent, die der ambulanten
Besucher um 25 Prozent gestiegen." Es gebe dort auch 30 Prozent mehr
Studenten als noch vor zehn Jahren. "Wir brauchen daher dringend ein
massentaugliches Verkehrsmittel", sagt auch Baubürgermeister Bernd
Stadel. Er belegt dies mit den Zahlen der letzten Verkehrszählung.
Demnach sitzen in jedem Pkw, der ins Neuenheimer Feld fährt,
durchschnittlich 1,1 Personen. In einen Gelenkbus passen maximal 100
Fahrgäste, doch eine Straßenbahn kann bis zu 250 Passagiere auf einen
Schlag in den Campus bringen.
Laut in der Beek hat die
RNV in dem Bereich, den die Straßenbahn erschließen soll, schon heute
7000 Fahrgäste täglich. Er ist überzeugt: "Wir könnten die Anzahl der
Passagiere verdoppeln." |
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Rhein-Neckar-Zeitung 14.07.2015
Campus-Bahn: Uni will weiter die "Ringerschließung" im Neuenheimer Feld
Unirektor Eitel: Campus-Bahn könnte im
Klausenpfad sofort gebaut werden - Rektor wehrt sich gegen die Vorwürfe
des Oberbürgermeisters
Von Holger Buchwald
Die Universität Heidelberg weist die Vorwürfe von
Oberbürgermeister Eckart Würzner zurück, dass sie den Bau einer
Straßenbahn ins Neuenheimer Feld blockiere. Das Hauptproblem liege
darin, dass der Klausenpfad im Norden des Campus aus politischen Gründen
zur Tabuzone erklärt worden sei. "Hätte man dort die Bahn gebaut, wie es
ursprünglich zwischen Oberbürgermeister, Land und Universität vereinbart
worden ist, könnte sie vielleicht schon fahren", sagte Uni-Rektor
Bernhard Eitel auf RNZ-Anfrage.
Auf keinen Fall könnte er Plänen zustimmen, die
vorsehen, sowohl die Straßenbahn als auch den Individualverkehr durch
die Straße "Im Neuenheimer Feld" zu führen. Sollte zusätzlich irgendwann
die Fünfte Neckarquerung gebaut werden, würde der gesamte Autoverkehr
von Wieblingen mitten durch den Campus geführt. "Wir können die Klage
vor dem Verwaltungsgerichtshof nicht zurückziehen, weil wir die Pflicht
haben, den Campus im Neuenheimer Feld zu schützen und für die Zukunft zu
sichern." Sein Entwicklungspotenzial und der wissenschaftliche Austausch
müssten gewahrt bleiben.
Eitel widerspricht der Aussage Würzners, dass sich
Stadt und Universität bereits im Spätjahr letzten Jahres auf einen
Kompromiss geeinigt hätten und nur noch die Unterschrift unter dem
Vertrag fehlte. "Die aktuell in ein Planfeststellungsverfahren
eingebrachten Modifikationen unter anderem zum Erschütterungsschutz und
zum Elektrosmog bleiben selbst hinter dem im Dezember erreichten
Diskussionsstand zurück." Schon damals habe er sich außerdem dagegen
gewehrt, zusätzlich zur Straßenbahn auch noch die Autos über dieselbe
Trasse fahren zu lassen.
In der Tat sei der Campus dort "Betriebsgelände",
das sehe Würzner richtig. Dementsprechend hätten die Regeln der
Wissenschaft Vorrang. Eine verkehrliche Erschließung der Sportplätze,
des Schwimmbads und des Zoos entlang des Klausenpfads sei möglich. Bei
solch einer Ringerschließung müsste jeder Fahrgast maximal 200 Meter von
der Haltestelle zu seinem Ziel zu Fuß gehen. Wenn es nach der Uni ginge,
könnte dort sofort gebaut werden, so Eitel.
Weil befürchtet wurde, dass sich die Uni über den
Klausenpfad hinaus auf das Handschuhsheimer Feld ausdehnen könnte,
lehnten die Stadträte die nördliche Trasse bislang ab. Auf die Frage, ob
die Ruperto Carola garantieren könne, dieses Naherholungsgebiet im Falle
eines Straßenbahnbaus nicht zu bebauen, versicherte Eitel, dass die Uni
im Handschuhsheimer Feld in den nächsten 20 bis 30 Jahren über das
bereits bestehende Baurecht hinaus keinen Bedarf sehe. Unter anderem war
seit den 1960er Jahren eine Verlagerung des Botanischen Gartens dorthin
vorgesehen.
Es gehe ihm nicht darum, den Schwarzen Peter hin
und her zu schieben. Vielmehr sollten Stadt und Uni gemeinsam an einem
Masterplan für das Neuenheimer Feld arbeiten. Das befürchtete
Verkehrschaos sei vor allem Folge von Entscheidungen, den Verkehr aus
den Stadtteilen fernzuhalten. Eitel: "Nicht der Unicampus ist
wesentliche Ursache für die schwierige Verkehrssituation, sondern die
Kanalisierung des Nord-Süd-Verkehrs über die Berliner Straße.
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Im Januar 2016 wurden
die beantragten Änderungen vom Regierungspräsidium genehmigt. „Bisher
schon war das Projekt ein Meilenstein eines zeitgemäßen, komfortablen und
behindertenfreundlichen öffentlichen Nahverkehrs", erklärte das
Regierungspräsidium Karlsruhe in einer Pressemeldung dazu. Nun könne man es
mit den aktuellen Änderungen nur als „nahezu maßgeschneiderte
Erschließung des Neuenheimer Feldes" bezeichnen. Wer sich die
Trassenführung unvoreingenommen anschaue, werde sich keine schnellere,
zentralere und bedarfsorientiertere Lösung vorstellen können. „Das RP
setzt seine Hoffnung darauf, dass die Beteiligten nun Hand in Hand an einer
bestmöglichen Umsetzung des Projekts mitwirken", heißt es in der
Mitteilung des RP.
Trotzdem griffen die Kläger Anfang März 2016
auch den neuen Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums mit
umfangreichen Schriftsätzen an und erweiterten ihre Klage auch dagegen.
Daraufhin verschob der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim (VGH) den für
9.3.2016 anberaumten mündlichen Verhandlungstermin, in dem ursprünglich das
Urteil im Hauptsacheverfahren verkündet werden sollte. Wann der Termin
wiederholt wird, sei derzeit noch nicht abzusehen, so VGH-Sprecher Matthias
Hettich. „Der Rechtsstreit um die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld dreht
eine weitere Ehrenrunde." bewertete die RNZ das Geschehen (siehe Kasten
unten).
Die Hauptargumente der Kläger (Universität,
DKFZ und MPI für Völkerrecht): Auch der neue Planfeststellungsbeschluss
beschneide die Wissenschaftsfreiheit, da durch die neue Straßenbahn sensible
wissenschaftliche Geräte negativ beeinflusst würden. Diese Argumente werden
weiter vorgebracht, obwohl seit Jahren klar ist, dass dies nur vorgeschobene
Scheinargumente sind. Bereits 2010 hatte die Universitätsspitze erklärt,
dass sie einer Straßenbahn auf der vorgesehenen Trasse (Straße „INF")
zustimmen könne, wenn nur der Autoverkehr auf einen ausgebauten Klausenpfad
gelegt würde. Die elektromagnetischen Felder einer Straßenbahn werden ja
nicht dadurch weniger oder anders, dass der Autoverkehr über eine andere
Trasse fährt.
Ein weiteres vorgebrachtes Klageargument ist,
dass nach dem gültigen Bebauungsplan das Neuenheimer Feld ein Sondergebiet
sei, in dem kein öffentlicher Durchgangsverkehr erlaubt sei. Die Straßenbahn
soll aber gerade den Unicampus erschließen ! Obwohl die zulässige
Bebauungsdichte gerade dieses Bebauungsplans, auf den sich die Kläger
berufen, bereits um 11% überschritten ist, gehen auch im Jahr 2016 parallel
zur Verhinderung einer besseren Verkehrserschließung durch eine moderne
Straßenbahn die Baumaßnahmen und Planungen zu einer weiteren Verdichtung im
Neuenheimer Feld weiter. |
Heidelberger Campus-Bahn auf dem Wartegleis
Eine
Verhandlung zu dem Thema wurde erneut vertagt
Rhein-Neckar-Zeitung
9.3.2016
Von Holger Buchwald
Der Rechtsstreit um die
Straßenbahn ins Neuenheimer Feld dreht eine weitere Ehrenrunde. Gestern hob
der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim (VGH) den für heute anberaumten
mündlichen Verhandlungstermin auf. Wann er wiederholt wird, sei derzeit noch
nicht abzusehen, so VGH-Sprecher Matthias Hettich.
Grund für die Absage ist,
dass das Regierungspräsidium Karlsruhe erst am 27. Januar - und damit kurz
vor der VGH-Verhandlung - den Änderungsanträgen von Stadt und
Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) zu den Campus-Bahn-Plänen zugestimmt hatte:
Mit einer Verschiebung der Trasse um wenige Meter im Hofmeisterweg sollte
der Botanische Garten weitgehend geschützt werden. Der stromlose Betrieb der
Bahnen sollte neben den Bereichen vor dem DKFZ und der Kopfklinik nun auch
vor dem Physikalisch-Chemischen-Institut mit seinen für Elektrosmog
anfälligen Geräten möglich sein. Und indem die Schienen zwischen den
Haltestellen Kopfklinik und Geowissenschaften in einem punktförmigen
Masse-Feder-System gelagert werden, sollten die Erschütterungen auf ein
Minimum reduziert werden. Mit all diesen Änderungen wollten RNV und Stadt
den wissenschaftlichen Einrichtungen entgegenkommen.
Nun haben Universität, DKFZ
und Max-Planck-Institut mit umfangreichen Schriftsätzen begründet, warum sie
ihre Klage gegen die Straßenbahn trotz der Planänderungen aufrechterhalten,
worauf das Regierungspräsidium als Beklagter um weitere Bedenkzeit bat. Bis
zur mündlichen Verhandlung könne man sich nicht sachgerecht zu den
Argumenten der Bahngegner äußern. Der Vorsitzende des 5. Zivilsenats des VGH
sah dies genauso und hob daraufhin den Verhandlungstermin auf.
Warum die Universität sich
weiterhin gegen die Campus-Bahn wehrt, begründet Kanzlerin Dr. Angela Kalous:
"Unsere Bedenken wurden in dem Planänderungsverfahren nicht berücksichtigt."
Auch der neue Beschluss beschneide die Wissenschaftsfreiheit. So solle zwar
die Straßenbahn auf einer weiteren Strecke stromfrei geführt werden, durch
die notwendigen Einbauten würden aber genau dort dann wiederum die
Erschütterungen zunehmen, so die Befürchtungen. Zudem stehe die Universität
auf dem Standpunkt, dass das Neuenheimer Feld nach dem gültigen
Bebauungsplan ein Sondergebiet sei, in dem kein öffentlicher
Durchgangsverkehr erlaubt sei. Die Wissenschaftler wollen schon seit Jahren
verhindern, dass sowohl der Auto- als auch der Nahverkehr durch die Straße
"Im Neuenheimer Feld" geführt werden. Zumindest eines von beiden - am
liebsten die Bahn - solle über den Klausenpfad geführt werden.
Leserbriefe in der
Onlineausgabe:
Uwe Stöckler
Diskussionen hin und her seit JAHREN, und so wie ich das einschätze, für
viele weitere Jahre. Wissen die Betreffenden eigentlich, was tagein tagaus
morgens und abends im Neuenheimer Feld und in der Berliner Straße
verkehrstechnisch los ist? beim Gegenüberstellen der versch. Verkehrsmittel
wäre die von der Stadt favorisierte Straßenbahn wohl das geringste Übel.
Hans
Nach dieser neuen Kapriole will sich die einem die Logik hinter der Position
der Universität beim besten Willen nicht mehr erschließen. Warum klagt die
Universität nicht schon lange gegen den Auto- und den Busverkehr auf dem
Campus, wenn sie der Meinung ist, dass dort „kein öffentlicher
Durchgangsverkehr erlaubt sei"? Ist das eine juristisch wasserdichte
Argumentation?
Und warum hat sie noch nie
mit einer Klage gegen die fünfte Neckarbrücke und einen Autobahnzubringer
durchs Handschuhsheimer Feld gedroht? Denn diese Pläne würden ja erst recht
große Ströme an eigentlich verbotenem öffentlichem Verkehr auf den Campus
bringen und müssten daher kategorisch abgelehnt werden.
Muss man jetzt wirklich ein
schlechtes Gewissen haben, mit jeder Busfahrt über den Campus an der
Wissenschaftsfreiheit zu säbeln? In anderen Städten jedenfalls sind Unis
offenbar sehr glücklich mit Straßenbahnen, die direkt durch den Campus
fahren und die Pendler höchst effizient genau dort hinbringen, wo sie hin
wollen.
Kartoffelsalat
Die Posse
hat es inzwischen auch in die letzte Ausgabe der Zeit geschaft. Leider
(noch) nicht online.
An der Stelle meine
widerholte Kritik am DKFZ. Das DKFZ warnt auf ihrer Homepage vor
krebsgefaehrlichem Feinstaub wie er von Dieselbussen ausgestossen wird.
Gleichzeitig sind sie gegen eine StraBa die zur Senkung der Abgase fuehren
wuerde. Da ist das DKFZ leider nicht konsequent und auch nicht ehrlich.
Hase
Prima,
wenn "das Neuenheimer Feld nach dem gültigen Bebauungsplan ein Sondergebiet"
ist und "kein öffentlicher Durchgangsverkehr erlaubt" ist, dann am besten
den Autoverkehr auch ganz aussperren. Würde die Umgebung, Neuenheim und die
West- und Südstadt entlasten und die Uni-Leute können sich frei in ihrer
"Wissenschaftsfreiheit" austoben.
Ein weiterer Ausbau der Uniklinik erscheint jedenfalls ohne eine Lösung der
Verkehrsprobleme sinnlos, wer will schon ewig unterwegs sein um eine
Ambulanz in der Uniklinik zu erreichen. Die Uniklinik ist gut, aber nicht um
jeden Preis. Es gibt auch noch Mannheim und andere Alternativen. Insofern
ist die Strategie der Uniklinik, nur auf das Auto zu setzen, ein Eigentor.
Parkhaus an der Krehl bauen, aber wie sollen die Leute da überhaupt
hinkommen? |
Uni setzt sich vor VGH
gegen Campus-Straßenbahn durch
Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim
hat am 11.5.2016 den Klagen der Universität und des MPI für ausländisches
öffentliches Recht und Völkerrecht gegen den Planfeststellungsbeschluss des
Regierungspräsidiums Karlsruhe für den Bau der Campus-Straßenbahn stattgegeben. Damit kann die
Straßenbahn nicht gebaut werden. Das Gericht folgte der Argumentation
der Kläger, der Bebauungsplan aus dem Jahr 1960 sähe in seinen Erläuterungen
zwar z.B. Parkplätze oder öffentliche Versorgungseinrichtungen, aber keine
Straßenbahn vor. Deshalb könne dort eine Straßenbahn nicht gebaut werden.
Den Einwand des Regierungspräsidiums, dass bei dieser Rechtsauslegung z.B.
auch keine Busse im Neuenheimer Feld fahren könnten, da auch diese im B-Plan
von 1960 nicht erwähnt werden, ignorierte das Gericht. Es machte in diesem
Zusammenhang aber eine bemerkenswerte Aussage: Es sei selbstverständlich
hoheitliches Recht der Stadt Heidelberg, den B-Plan jederzeit aufzuheben
oder zu ändern. Das sei bisher aber nicht erfolgt.
Mit diesem formalen juristischen Rückgriff auf
einen über ein halbes Jahrhundert alten B-Plan gelang es der Uni nun, die
Campus-Bahn erfolgreich zu verhindern. In dem Klageverfahren spielten auch wieder alle Argumente einer angeblichen
Beeinträchtigung durch elektromagnetische Felder und Erschütterungen eine
wichtige Rolle in der Argumentation der Uni. Dass dies jedoch vorgeschobene
Argumente sind, ist seit spätestens 2010 klar, als die Unispitze zusammen
mit dem DKFZ und dem MPI in einem Brief an den Gemeinderat erklärte, dass
die Straßenbahn durchaus auf der vorgesehenen Trasse gebaut werden könne,
wenn nur der Klausenpfad für den Autoverkehr ausgebaut würde. Die
elektromagnetischen Felder einer Straßenbahn werden aber nicht dadurch weniger
oder anders, dass der Autoverkehr über eine andere Trasse fährt.
Die Uni hat sich mit ihrer jahrzehntelangen
Blockade gegen die Campus-Bahn einen großen Bärendienst erwiesen,
insbesondere für ihre Beschäftigten, Studenten und für die Unikliniken. Sie
hat damit auf lange Zeit eine moderne und leistungsfähige Verkehrsanbindung
des Unicampus verhindert. Die Stadt Heidelberg wollte 40 Millionen Euro in
die Campus-Bahn investieren. Die begrenzte Verkehrsanbindung wird jetzt bleiben und
die Entwicklungschancen der Uni auf dem Campus Neuenheimer Feld werden in
Zukunft durch diese Verkehrsanbindung begrenzt werden.
Die Klagen des DKFZ und des Unterländer
Studienfonds wurden vom VGH nicht weiter verhandelt, sie haben sich mit
diesem Urteil erledigt.
Oberbürgermeister Dr. Würzner erklärte am
11.5.2016 bei der Bekanntgabe des VGH-Beschlusses im Stadtentwicklungs- und
Verkehrsausschuss des Gemeinderats, dass nach diesem Ausgang des
Klageverfahrens die
Straßenbahn Neuenheimer Feld nicht gebaut wird. |
Campus-Bahn, Kohlhof, Mantei: Oberbürgermeister Würzner zieht Jahresbilanz
Er scheut auch den bittersten Moment des Jahres
nicht
Rhein-Neckar-Zeitung 28.12.2016
Von Micha Hörnle und
Sebastian Riemer
Vor zwei Wochen jährte sich
der Amtsantritt von Oberbürgermeister Eckart Würzner zum zehnten Mal - und
viele Themen von damals beschäftigen die Stadt noch heute. Im Teil eins des
großen Jahresbilanzgesprächs spricht Würzner über die Straßenbahn ins
Neuenheimer Feld und die fünfte Neckarquerung - aber auch über das, was gut
lief.
Herr Würzner, was war für
Sie der schönste Moment des Jahres?
Besonders schön ist immer,
wenn die Politik der letzten Jahre bestätigt wird. Ich freue mich etwa sehr,
dass mehr Kinder in Heidelberg geboren werden und die Stadt für Familien
immer attraktiver wird. Oder auch, dass endlich Projekte umgesetzt werden,
die lange auf sich warten ließen - wie zum Beispiel, dass es bald wieder ein
großes Kino geben wird.
Und was war der bitterste
Moment?
Es gibt Momente, da frage
ich mich auch als Familienvater, ob wir wirklich genug getan haben - ich
denke an den tragischen Unfall in der Theaterstraße. So etwas nimmt einen
sehr mit. Nicht nur als Oberbürgermeister.
Nach dem Unfalltod des
neunjährigen Ben wurde wieder verstärkt über die Sicherheit, vor allem der
Kinder, im Straßenverkehr diskutiert. Hatte die Stadtverwaltung dieses Thema
in den Jahren zuvor aus den Augen verloren?
Das glaube ich nicht. Wir
haben auch vorher schon viele gute Ideen umgesetzt - wie den laufenden
Schulbus, bei dem die Kinder auf dem Schulweg begleitet werden. Aber leider
kann man Kinder auch nicht immer vor allen Gefahren schützen. Das gilt
besonders in der Stadt mit dichter Bebauung, engen Straßen und viel Verkehr.
Wir werden aber noch stärker als bisher das Thema Sicherheit im
Straßenverkehr aufgreifen - das von uns beauftragte Sicherheitsaudit ist der
erste Schritt.
In Sachen Verkehr gab es
dieses Jahr einen Tiefschlag für Sie: Die Gegner der Straßenbahn ins
Neuenheimer Feld siegten vor Gericht. Schon vor einem Jahr sagten Sie im
Jahresendgespräch, Sie hätten bald keine Lust mehr, für die Straßenbahn zu
kämpfen. Ist Ihnen die Lust jetzt endgültig vergangen?
Es ist für mich und die
Mehrheit der Bevölkerung immer noch schwer verständlich, dass trotz der
Kritik an den Verfahrensabläufen immer noch nicht die Erkenntnis gesiegt
hat, wie wichtig dieses zentrale Verkehrsprojekt ist. Das Gericht hat ja gar
nicht gegen die Trasse selbst geurteilt, es hat Fehler im Ablauf des
Genehmigungsverfahrens beanstandet. Aber mit dem Urteil ist die Campus-Bahn
auf Jahre zerschlagen. Wie sollen die eine Million Patienten im Jahr und die
20.000 Einpendler am Tag denn sonst ins Neuenheimer Feld kommen? Schon jetzt
ist die Anbindung schlecht. Eine Straßenbahn allein wäre ja nicht einmal
ausreichend gewesen, hätte aber immerhin eine Entlastung gebracht.
Mit dem Masterplan sollte
das Streitthema ganz neu angegangen werden. Doch schon der Start war holprig
und wurde zum kommunalpolitischen Zankapfel. Ist das nun bereits eine
vertane Chance für den Neuanfang?
Dieser Neuanfang ist nicht
so leicht. Denn vorher gab es ja immer einstimmige Beschlüsse und keinerlei
parteipolitische Unterschiede, was die Straßenbahn angeht. Jetzt ganz neu
anzufangen, ist nicht für jeden einfach. Immerhin haben wir uns jetzt auf
einen groben Rahmen verständigt. Der Gemeinderat sieht, dass das Neuenheimer
Feld besser angebunden werden muss. Jeder muss etwas dazugeben.
Der neue Baubürgermeister
Jürgen Odszuck hat sich bereits für die Fünfte Neckarquerung ausgesprochen.
Kam er von alleine drauf - oder haben Sie ihm vorgesagt?
Jemand in dieser Position
lässt sich nichts vorsagen. Er hat seine eigene Meinung - und das erwarte
ich auch von ihm. Und immerhin gab es ja einen Gemeinderatsbeschluss für
eine Fünfte Neckarquerung. Dieser wurde von einem Gutachten gestoppt, wonach
erst alle anderen denkbaren Alternativen umgesetzt werden müssen.
Wie fühlt es sich eigentlich
an, Oberbürgermeister in einer Stadt zu sein, in der fast jede Woche etwas
zumacht oder droht zu schließen - wie das Alte Hallenbad, die Gastronomie am
Stift Neuburg oder die Bäckerei Mantei?
Generell bin ich sehr
zufrieden mit der Entwicklung, die Heidelberg nimmt: Laut der Prognos-Studie
sind wir auf Platz 1 im Bereich Arbeitsplätze. Immer mehr Menschen ziehen in
unsere Stadt. In einer Stadt, in der viel passiert, wird es immer Firmen
geben, die ihre Pforten schließen. Aber, und das ist wichtiger: Es gibt
wesentlich mehr, die ihre Pforten öffnen. Wir haben so viele Arbeitsplätze
wie noch nie in unserer Stadt.
Sehen Sie noch eine Chance,
das Unternehmen Mantei und damit 150 Arbeitsplätze zu retten?
Nein, dazu ist es zu spät.
Das hat ja eine lange Vorgeschichte, die man nicht mehr zurückdrehen kann.
Jetzt geht es vor allem darum, etwas für die Beschäftigten zu tun - auch
wenn das außerhalb unserer Reichweite als Stadtverwaltung liegt.
Sehr viel mehr Einfluss
haben Sie auf die Entwicklung des Alten Kohlhofs: Glauben Sie, dass es dort
im nächsten Jahr wieder eine Gastronomie gibt, wie es sich so viele
Heidelberger wünschen?
Wichtig ist, dass wir eine
klare Sprache sprechen: Wenn jemand ein Grundstück mit der Auflage kauft,
dort eine Wirtschaft zu betreiben, dann muss diese erfüllt werden. Wir haben
einen sehr deutlichen Schriftsatz an die Eigentümer gesendet und werden
konsequent alle rechtlichen Schritte gehen.
Ist das von den Eigentümern
nun dort geplante Sternerestaurant überhaupt das Richtige für diesen Ort?
Wir haben keine rechtliche
Möglichkeit den Eigentümern vorzuschreiben, dass hier vor allem Ausflügler
einkehren sollen. Entscheidend ist, dass der Alte Kohlhof eine Gaststätte
bleibt.
Was passiert, wenn dort oben
in den nächsten Monaten nichts passiert?
Dann wird der Kauf
rückabgewickelt. |
Seitenanfang
Masterplan Neuenheimer Feld
Straßenbahnlinie 21
Nordzubringer
Klimaschutz
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