Linie 21 nur noch halb

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RNV plant Einschränkung der Straßenbahnlinie 21

Aktueller Stand am Ende des Textes

Die Straßenbahnlinie 21 erfüllt heute vier wichtige Funktionen:
  1. Sie bringt zusammen mit der Straßenbahnlinie 24 und dem 32er-Bus die Pendler von der S-Bahn zum Uni-Campus.
  2. Sie bietet für die Pendler von der Bergstraße, die mit der OEG in Handschuhsheim ankommen, eine direkte Umsteigebeziehung ohne Wartezeit zum Uni-Campus.
  3. Sie stellt für Handschuhsheim einen attraktiven Anschluss an die S-Bahn und den Fernverkehr der Deutschen Bahn her.
  4. Im Süden stellt sie eine attraktive Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und der Innenstadt (Bismarckplatz) her.

Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) plant jetzt jedoch eine massive Einschränkung der Straßenbahnlinie 21. Diese soll nur noch einseitig in einer Richtung fahren, wobei die Richtung je nach Tageszeit wechseln soll. Begründet wird dies damit, dass die Straßenbahn nur noch die Hauptlastrichtung bedienen soll, in der die meisten Fahrgäste fahren. Eine solche Hauptlastrichtung gibt es jedoch bei der Linie 21 gar nicht, wie die von der RNV selbst erhobenen Fahrgastzahlen zeigen.

Es ist richtig, dass z.B. der Hauptteil der Fahrgäste morgens in das Neuenheimer Feld und nachmittags zurück fahren will, dies jedoch sowohl von Süden (S-Bahn) als auch von Norden (OEG-Umsteiger). Würde ein einseitiger Ring-Verkehr der Linie 21 vormittags nur vom Hauptbahnhof Richtung Berliner Straße fahren, könnte er zwar die Pendler von der S-Bahn aufnehmen. Die Umsteiger von der OEG, die morgens von der Bergstraße zur Universität wollen, wären jedoch genauso die Leidtragenden wie z.B. Pendler mit Halbtags-Job, die nachmittags von der S-Bahn zur Uni wollen.

In Zukunft wird endlich ein zweites OEG-Gleis zwischen Schriesheim und Weinheim gebaut werden. Dadurch wird die OEG 5 Minuten schneller, sie wird mehr Fahrgäste befördern und damit wird es auch mehr Umsteiger am OEG-Bahnhof Handschuhsheim geben. Ein einseitiger Ringverkehr der Linie 21 jedoch würde die Wartezeit der Fahrgäste von der OEG ins Neuenheimer Feld kurz vor ihrem Ziel um genau dieselben 5 Minuten wieder verlängern, um die man vorher durch hohe Investitionen von 60 Millionen Euro in ein zweites Gleis (davon 5,3 Mio Euro von Heidelberg) die Fahrzeit der OEG auf der Strecke beschleunigt hat !

Eine einseitige Ringlinienführung der 21 hätte aber noch einen anderen Effekt: Nämlich eine unnötige Überbedienung zwischen OEG-Bahnhof und Bismarckplatz mit 3 Straßenbahnlinien (5, 23 und 21). Eine weitere Folge wäre deshalb, dass bald darauf die Linie 23 wegen der Überbedienung der Strecke Bismarckplatz-Handschuhsheim nördlich des Neckars eingestellt würde und Neuenheim und Handschuhsheim gar nicht mehr bedienen würde. Dies dürfte der eigentliche Hintergrund der RNV-Pläne sein. Die RNV hätte zwar Geld gespart, aber die Bedienung wäre nördlich des Neckars auf beiden Straßenbahnachsen deutlich schlechter als heute.

Zusammengefasst brächte das RNV-Konzept für die Fahrgäste folgende gravierenden Verschlechterungen:

bulletDie Pendler aus dem Norden (Umsteiger aus der OEG) würden mit der 21 weder morgens auf der Hinfahrt noch nachmittags auf der Heimfahrt bedient, genauso wenig wie Umsteiger vom Hauptbahnhof Richtung Bismarckplatz, Pendler in Teilzeit oder Pendler ins NHF mit Arbeitsbeginn am Nachmittag. Sie hätten deutlich höhere Wartezeiten. Die Fahrgasterhebungen der RNV vom Oktober, November 2007 und Januar 2008 ergeben, dass bei einer einseitigen Ringlinie am OEG-Bahnhof HSH 74%, am Technologiepark 70% und zwischen HBF und Berliner Straße 42% der Fahrgäste der Linie 21 von dieser nicht mehr bedient werden könnten.
bulletKonterkarierung der Beschleunigung durch ein geplantes 2. OEG-Gleis zwischen Schriesheim und Weinheim. Durch Investition von 60 Mio € wird die OEG in Zukunft um 5 Minuten beschleunigt. Diese 5 Minuten gingen den Pendlern ins NHF aber bei einer einseitigen Ringführung der Linie 21 täglich wieder kurz vor dem Ziel verloren.
bulletDie kritische Zubringerfunktion der 21 und 24 für Reisende und Pendler zum Fernreisebahnhof aus dem Heidelberger Norden würde vormittags erheblich geschwächt, da bei Verspätungen der 24 der Anschluss an Fernzüge nicht mehr gewährleistet wäre. Die Linie 5 ist wegen ihres Umwegs über den Bismarckplatz für Handschuhsheim keine Alternative für die Fahrt zum HBF, da sie jeweils erst 12 min später am HBF ankommt als die 24. Ähnliches gilt für die Umwegfahrt mit der 21 über den Bismarckplatz zum HBF, die 50% länger dauert als auf dem direkten Weg über die Berliner Straße.
bulletDie 21 halbiert heute an der Haltestelle Stadtbücherei den Umsteigetakt von der 26 zum HBF. Bei einer einseitigen Ringlinie wäre diese Umsteigemöglichkeit für Fahrgäste der 26 nur noch halbtags vorhanden.
bulletTransparenzproblem an den Haltestellen: Linie 21 fährt jeweils nur halbtags, wechselt im Tagesverlauf die Fahrtrichtung und bedient jeweils eine Richtung nicht mehr.
bulletViele Fehlfahrten von Einsteigern und Umsteigern in die Linie 21 am OEG-Bahnhof HSH durch wechselnde Linienführung
bulletMittelfristig Einstellung der Linie 23 in Neuenheim und Handschuhsheim wegen Überbedienung der Strecke Bismarckplatz-Handschuhsheim.

Das RNV-Konzept einer einseitigen Ringführung der Linie 21 muss deshalb verhindert werden. Die Straßenbahnanbindung Handschuhsheims und Neuenheims darf nicht verschlechtert werden. Die Linie 21 muss wie bisher in beiden Richtungen zwischen Bismarckplatz, Hauptbahnhof und OEG-Bahnhof Handschuhsheim fahren.

Der Antrag der nur noch einseitigen Führung der Linie 21 ab September 2008 steht auf den Tagesordnungen des Stadtentwicklungsausschusses am 17.4.2008, 8.5.2008 und 10.6.2008, einer gemeinsamen Sitzung der Bezirksbeiräte Neuenheim und Handschuhsheim am 6.5.2008 und der Gemeinderatsitzung am 26.6.2008. Dazu soll gleichzeitig der Nahverkehrsplan geändert werden, der eine Führung der Linie 21 in beiden Richtungen beinhaltet.

Aktueller Stand: Am 6.5.08 lehnte der Bezirksbeirat Neuenheim mit 9 Nein-Stimmen und 2 Ja-Stimmen und der Bezirksbeirat Handschuhsheim mit 11 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung das Konzept einer einseitigen Ringführung der Straßenbahnlinie 21 ab.

Am 8.5.2008 vertagte der Stadtentwicklungsausschusses die Entscheidung auf den 10.Juni 2008.
Am 10.Juni 2008 lehnte der Stadtentwicklungsausschusses mit 8 (SPD, GAL, BL, generation hd, FWV) gegen 6 Stimmen (CDU, FDP, HDer) eine Verschlechterung der Linie 21 ab. Endgültig wird der Gemeinderat am 26.6.08  über die Zukunft der Linie 21 entscheiden.

26.6.2008: In der Gemeinderatsitzung lehnte eine Mehrheit von 19 Gemeinderäten von SPD (8), GAL (7), FWV (2), BL (1) und generation hd (1) die Vorlage der Verwaltung zur Einschränkung der Linie 21 ab. Eine Minderheit von 17 Gemeinderäten der CDU (8), "Heidelberger" (4), FDP (3), FWV (1)  und der OB stimmte für eine Verschlechterung der 21.

Besonderer Dank geht an Klaus Pflüger (FWV), Rainer Nimis (SPD), Irmtraud Spinnler (SPD), Ulrike Beck (GAL), Peter Holschuh (GAL), Christian Weiss (GAL), Judith Markgraf (GAL), Dr. Arnulf Weiler-Lorenz (BL) und Frau Dr. Ursula Lorenz (FWV), die sich besonders für die Linie 21 einsetzten.

Damit bleibt die Straßenbahnlinie 21 so wie bisher erhalten und kann von den Fahrgästen auch in Zukunft zwischen OEG-Bahnhof Handschuhsheim, Berliner Straße, Hauptbahnhof und Bismarckplatz ganztags in beiden Richtungen benutzt werden.

14.12.2008: Vor einem halben Jahr noch sollte die Straßenbahnlinie 21 jeweils in einer Richtung stillgelegt werden, weil angeblich zu wenige Fahrgäste mit ihr fahren. Nachdem sich der Stadtteilverein Handschuhsheim und die Mehrheit des Gemeinderats erfolgreich dagegen wehrten, hat bei der RNV jetzt ein interessanter Wandel stattgefunden: Ab dem neuen Winterfahrplan 2008/2009 (gültig ab 14. Dezember 2008) bleibt die Linie 21 nicht nur in beiden Richtungen voll erhalten, sie wird wegen der guten Fahrgastzahlen abends sogar um je drei Fahrten in beiden Richtungen um eine halbe Stunde verlängert. Hier der vollständige neue Fahrplan der 21 (Sommer 2011).

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