Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) plant jetzt jedoch eine massive
Einschränkung der Straßenbahnlinie 21. Diese soll nur noch einseitig in
einer Richtung fahren, wobei die Richtung je nach Tageszeit wechseln soll.
Begründet wird dies damit, dass die Straßenbahn nur noch die
Hauptlastrichtung bedienen soll, in der die meisten Fahrgäste fahren. Eine
solche Hauptlastrichtung gibt es jedoch bei der Linie 21 gar nicht, wie die
von der RNV selbst erhobenen Fahrgastzahlen zeigen.
Es ist richtig, dass z.B. der Hauptteil der Fahrgäste morgens in das
Neuenheimer Feld und nachmittags zurück fahren will, dies jedoch sowohl von
Süden (S-Bahn) als auch von Norden (OEG-Umsteiger). Würde ein einseitiger
Ring-Verkehr der Linie 21 vormittags nur vom Hauptbahnhof Richtung Berliner
Straße fahren, könnte er zwar die Pendler von der S-Bahn aufnehmen. Die
Umsteiger von der OEG, die morgens von der Bergstraße zur Universität
wollen, wären jedoch genauso die Leidtragenden wie z.B. Pendler mit
Halbtags-Job, die nachmittags von der S-Bahn zur Uni wollen.
In Zukunft wird endlich ein zweites OEG-Gleis zwischen Schriesheim und
Weinheim gebaut werden. Dadurch wird die OEG 5 Minuten schneller, sie wird
mehr Fahrgäste
befördern
und damit wird es auch mehr Umsteiger am OEG-Bahnhof Handschuhsheim
geben. Ein einseitiger Ringverkehr der Linie 21 jedoch würde die Wartezeit
der Fahrgäste von der OEG ins Neuenheimer Feld kurz vor ihrem Ziel um genau
dieselben 5 Minuten wieder verlängern, um die man vorher durch hohe
Investitionen von 60 Millionen Euro in ein zweites Gleis (davon 5,3 Mio Euro
von Heidelberg) die Fahrzeit der OEG auf der Strecke beschleunigt hat !
Eine einseitige Ringlinienführung der 21 hätte aber noch einen anderen
Effekt: Nämlich eine unnötige Überbedienung zwischen OEG-Bahnhof und
Bismarckplatz mit 3 Straßenbahnlinien (5, 23 und 21). Eine weitere Folge
wäre deshalb, dass bald darauf die Linie 23 wegen der Überbedienung der
Strecke Bismarckplatz-Handschuhsheim nördlich des Neckars eingestellt würde
und Neuenheim und Handschuhsheim gar nicht mehr bedienen würde. Dies dürfte
der eigentliche Hintergrund der RNV-Pläne sein. Die RNV hätte zwar Geld
gespart, aber die Bedienung wäre nördlich des Neckars auf beiden
Straßenbahnachsen deutlich schlechter als heute.
Zusammengefasst brächte das RNV-Konzept für die Fahrgäste folgende
gravierenden Verschlechterungen:
| Die Pendler aus dem Norden (Umsteiger aus der OEG) würden mit der 21
weder morgens auf der Hinfahrt noch nachmittags auf der Heimfahrt bedient,
genauso wenig wie Umsteiger vom Hauptbahnhof Richtung Bismarckplatz,
Pendler in Teilzeit oder Pendler ins NHF mit Arbeitsbeginn am Nachmittag.
Sie hätten deutlich höhere Wartezeiten. Die Fahrgasterhebungen der RNV vom
Oktober, November 2007 und Januar 2008 ergeben, dass bei einer einseitigen
Ringlinie am OEG-Bahnhof HSH 74%, am Technologiepark 70% und
zwischen HBF und Berliner Straße 42% der Fahrgäste der Linie 21 von
dieser nicht mehr bedient werden könnten. |
| Konterkarierung der Beschleunigung durch ein geplantes 2. OEG-Gleis
zwischen Schriesheim und Weinheim. Durch Investition von 60 Mio € wird die
OEG in Zukunft um 5 Minuten beschleunigt. Diese 5 Minuten gingen den
Pendlern ins NHF aber bei einer einseitigen Ringführung der Linie 21
täglich wieder kurz vor dem Ziel verloren. |
| Die kritische Zubringerfunktion der 21 und 24 für Reisende und Pendler
zum Fernreisebahnhof aus dem Heidelberger Norden würde vormittags
erheblich geschwächt, da bei Verspätungen der 24 der Anschluss an Fernzüge
nicht mehr gewährleistet wäre. Die Linie 5 ist wegen ihres Umwegs über den
Bismarckplatz für Handschuhsheim keine Alternative für die Fahrt zum HBF,
da sie jeweils erst 12 min später am HBF ankommt als die 24. Ähnliches
gilt für die Umwegfahrt mit der 21 über den Bismarckplatz zum HBF, die 50%
länger dauert als auf dem direkten Weg über die Berliner Straße. |
| Die 21 halbiert heute an der Haltestelle Stadtbücherei den
Umsteigetakt von der 26 zum HBF. Bei einer einseitigen Ringlinie wäre
diese Umsteigemöglichkeit für Fahrgäste der 26 nur noch halbtags
vorhanden. |
| Transparenzproblem an den Haltestellen: Linie 21 fährt jeweils nur
halbtags, wechselt im Tagesverlauf die Fahrtrichtung und bedient jeweils
eine Richtung nicht mehr. |
| Viele Fehlfahrten von Einsteigern und Umsteigern in die Linie 21 am OEG-Bahnhof HSH durch wechselnde Linienführung |
| Mittelfristig Einstellung der Linie 23 in Neuenheim und Handschuhsheim
wegen Überbedienung der Strecke Bismarckplatz-Handschuhsheim. |
Das RNV-Konzept einer einseitigen Ringführung der Linie 21 muss deshalb
verhindert werden. Die Straßenbahnanbindung Handschuhsheims und Neuenheims
darf nicht verschlechtert werden. Die Linie 21 muss wie bisher in beiden Richtungen
zwischen Bismarckplatz, Hauptbahnhof und OEG-Bahnhof Handschuhsheim fahren.
Der Antrag der nur noch einseitigen Führung der Linie 21 ab September
2008 steht auf den Tagesordnungen des Stadtentwicklungsausschusses
am 17.4.2008, 8.5.2008 und 10.6.2008, einer gemeinsamen Sitzung der Bezirksbeiräte Neuenheim und
Handschuhsheim am 6.5.2008 und der Gemeinderatsitzung am 26.6.2008. Dazu
soll gleichzeitig der Nahverkehrsplan geändert werden, der eine Führung der
Linie 21 in beiden Richtungen beinhaltet.
Aktueller Stand: Am 6.5.08
lehnte der Bezirksbeirat Neuenheim mit 9 Nein-Stimmen und 2 Ja-Stimmen und
der Bezirksbeirat Handschuhsheim mit 11 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung das
Konzept einer einseitigen Ringführung der Straßenbahnlinie 21 ab.
Am 8.5.2008 vertagte der
Stadtentwicklungsausschusses die Entscheidung auf den 10.Juni 2008.
Am
10.Juni 2008 lehnte der Stadtentwicklungsausschusses mit 8 (SPD, GAL, BL,
generation hd, FWV) gegen 6 Stimmen (CDU, FDP, HDer) eine Verschlechterung
der Linie 21 ab. Endgültig wird der Gemeinderat am 26.6.08 über die
Zukunft der Linie 21 entscheiden.
26.6.2008: In der Gemeinderatsitzung lehnte eine Mehrheit von 19
Gemeinderäten von SPD (8), GAL (7), FWV (2), BL (1) und generation hd (1)
die Vorlage der Verwaltung zur Einschränkung der Linie 21 ab. Eine
Minderheit von 17 Gemeinderäten der CDU (8), "Heidelberger" (4), FDP (3),
FWV (1) und der OB stimmte für eine Verschlechterung der 21.
Besonderer Dank geht an Klaus Pflüger (FWV), Rainer Nimis (SPD), Irmtraud
Spinnler (SPD), Ulrike Beck (GAL), Peter Holschuh (GAL), Christian Weiss
(GAL), Judith Markgraf (GAL), Dr. Arnulf Weiler-Lorenz (BL) und Frau Dr.
Ursula Lorenz (FWV), die sich besonders für die Linie 21 einsetzten.
Damit bleibt die Straßenbahnlinie 21 so wie bisher erhalten und kann von
den Fahrgästen auch in Zukunft zwischen OEG-Bahnhof Handschuhsheim, Berliner
Straße, Hauptbahnhof und Bismarckplatz ganztags in beiden Richtungen benutzt
werden.
14.12.2008:
Vor einem halben Jahr noch sollte die Straßenbahnlinie 21 jeweils in einer
Richtung stillgelegt werden, weil angeblich zu wenige Fahrgäste mit ihr
fahren. Nachdem sich der Stadtteilverein Handschuhsheim und die Mehrheit des
Gemeinderats erfolgreich dagegen wehrten, hat bei der RNV jetzt ein
interessanter Wandel stattgefunden: Ab dem neuen Winterfahrplan 2008/2009
(gültig ab 14. Dezember 2008) bleibt die Linie 21 nicht nur in beiden
Richtungen voll erhalten, sie wird wegen der guten Fahrgastzahlen abends
sogar um je drei Fahrten in beiden Richtungen um eine halbe Stunde verlängert. Hier der
vollständige neue Fahrplan der 21 (Sommer
2011).