Als nächstes wird
jetzt der Bebauungsplan für die nördliche Erschließungsstraße und die
Straßenbahn im Unicampus vorbereitet.
Neubauvorhaben des DKFZ
Ein erster Präzedenzfall für die Beachtung der
Ergebnisse des Masterplans ist der
Vorhabenbezogene Bebauungsplan "Neuenheim - Neubau eines Gebäudekomplexes
des DKFZ. Der Entwurf des B-Plans wurde am 25.7.2022 erstellt, also vier
Monate nach dem Gemeinderatsbeschluss des Masterplans am 17.3.2022. Der
Entwurf wurde am 18.10.2022 im Stadtentwicklungs- und Bauauschuss (SEBA)
behandelt. Die Fraktion der GRÜNEN hatte dazu folgenden Sachantrag gestellt:
"Zum Satzungsbeschluss ist der ausgehandelte
städtebauliche Vertrag vorzulegen, inkl. Aussagen zum Mobilitätskonzept
(Parkgebühren, Jobticket, etc.). Die Zustimmung zum Satzungsbeschluss ist an
ein masterplankonformes Mobilitätskonzept gekoppelt."
Das Vorhaben sieht die Überbauung von bisherigen
oberirdischen PKW-Stellplätzen und die Schaffung von 75 PKW-Stellplätzen in
einer Tiefgarage vor. Diese sollen jedoch, anders als die Ergebnisse des
Masterplans NHF und die dem Masterplan zugrundeliegenden
Verkehrsberechnungen, nach bisherigem Plan kostenlos sein.
Im SEBA brachte Anita Schwitzer (GRÜNE) den Sachantrag
ein und begründete ihn zusammen mit Ursula Röper (GRÜNE). Nicole Marmé (CDU)
argumentierte dagegen, Hilde Stolz (BL) und Bernd Zieger (LINKE) dafür.
Annette Friedrich (Leiterin Stadtplanungsamt) legte dar, dass sie dies gerne
als Verhandlungsauftrag für die Gespräche zur Erstellung des
Durchführungsvertrages mitnehmen würde. "Das ist eine Aufgabe, die wir
gerne annehmen." Simone Schenk (FDP) und Judith Marggraf (GAL) äußerten
jedoch Bedenken. Judith Marggraf : "Ich bin keine Spezialistin im
Masterplanverfahren, aber das Problem scheint mir zu sein, dass es ein
masterplankonformes Mobilitätskonzept noch gar nicht gibt." Deshalb
schlug sie vor, den 2. Satz im Antrag der GRÜNEN abzuschwächen. Hier irrte
Frau Marggraf. Beide Entwicklungsteams haben ein ausführliches
Mobilitätskonzept entwickelt, was einheitlich in beiden Entwürfen eine
flächendeckende Parkraumbewirtschaftung mit steigenden Parkgebühren
vorsieht. Auch alle Verkehrsberechnungen der Verkehrsgutachter IIVAS/VCDB
wurden mit steigenden Parkgebühren gerechnet. Nur so funktionieren die
Konzepte.
Das DKFZ bietet seine rund 1 000 PKW-Stellplätze
seinen Beschäftigten bisher kostenlos an. Dies ist auch für die 75
Stellplätze in der neuen DKFZ-Tiefgarage für die Zukunft geplant. Würde dies
so bleiben, müssten die seit 2007 geltenden Parkgebühren für die
Beschäftigten von Universität und Klinikum überproportional stark steigen,
um dies auszugleichen und den Verkehr abwickeln zu können. Die Formulierung
der GRÜNEN war deshalb richtig. Ohne eine entsprechende
Parkraumbewirtschaftung nach dem Mobilitätskonzept des Masterplans würde mit
dem geplanten Wachstum auf dem Campus der Autoverkehr in Bergheim, Neuenheim
und Handschuhsheim ansteigen.
Bürgermeister Raoul Schmidt-Lafontaine (GRÜNE)
schwächte nach den Redebeiträgen von Simone Schenk und Judith Marggraf den
2. Satz des Antrags wie folgt ab: "Die Verwaltung wird beauftragt, den
Durchführungsvertrag mit dem Vorhabenträger im Sinne eines
masterplankonformen Mobilitätskonzeptes zu verhandeln." Frau Friedrich
hatte zuvor erklärt, dass zu einem Vertrag zwei Seiten gehören, die
zustimmen müssen. Und das DKFZ weiß jetzt, dass es auch bei seiner Haltung
bleiben kann und in diesem Fall keine Ablehnung des B-Plans befürchten muss.
Die Abstimmung ergab 8 Ja-Stimmen (Anita Schwitzer,
Ursula Röper, Luitgard Nipp-Stolzenburg, Frank Wetzel GRÜNE; Anke Schuster
SPD; Hilde Stolz BL, Bernd Zieger LINKE, Judith Marggraf GAL) und 3
Nein-Stimmen (Simone Schenk FDP, Nicole Marmé und Otto Wickenhäuser CDU),
keine Enthaltung.
Preisverleihung des
Goldenen Betonklotzes an das DKFZ
Im Jahr 2022 wurde das Deutsche Krebsforschungszentrum
(DKFZ) von GREENPEACE als Empfänger des "Goldenen Betonklotzes" ausgewählt.
Hierbei handelt es sich um eine Negativauszeichnung, mit der auf besonders
umweltschädliche Haltungen oder Entscheidungen aufmerksam gemacht wird, um
positive Veränderungen anzustoßen. Grund ist das automobilfreundliche
betriebliche Mobilitätsmanagement des DKFZ, insbesondere das Beharren auf
kostenlosen Parkplätzen für seine MitarbeiterInnen im klaren Gegensatz zu
den Ergebnissen des abgeschlossenen Masterplanverfahrens. Dies sei mit einer
zukunftsfähigen und umweltfreundlichen Ausrichtung des Deutschen
Krebsforschungszentrums und des Neuenheimer Felds nicht vereinbar. Die
Universität und das Uniklinikum hatten die Parkraumbewirtschaftung schon vor
15 Jahren eingeführt.
Die Preisverleihung fand am Nikolaustag 6. Dezember
2022 vor dem Hauptgebäude des DKFZ statt.
In der Preisverleihung schreibt GREENPACE u.a.:
"Mit seiner Förderung des motorisierten
Individualverkehrs hat sich das DKFZ den Goldenen Betonklotz redlich
verdient:
" 'Ohne Rauch geht’s auch!' ist als Appell gegen
das krebserregende Rauchen vor den Gebäuden des DKFZ zu lesen. Diese
Aufforderung gilt allerdings auch für den Rauch, der aus den Auspuffen der
über 800 Autos von DKFZ-Mitarbeiter:innen kommt, die werktags zweimal am Tag
in das und aus dem Neuenheimer Feld fahren. Dieser tägliche Pendelverkehr
verursacht nicht nur tonnenweise Treibhausgase, sondern stellt nach
aktuellen Forschungsergebnissen auch eine bedeutende Ursache für
Lungenkarzinome, Herzrhythmusstörungen, Diabetes mellitus und
neurodegenerative Erkrankungen dar (Quelle: Spiegel Online-Artikel "EU
ignoriert Warnungen aus der Medizin" vom 27.10.2022). Doch anstatt im
Mobilitätsmanagement konsequent Anreize für eine umweltfreundliche und
klimaschonende Anreise zum Arbeitsplatz zu schaffen, setzt das DKFZ nach wie
vor die falschen Signale und will mit dem aktuellen Neubau im Neuenheimer
Feld sogar noch rund zwei Millionen Euro in neue, für die Nutzer kostenlose
PKW-Stellplätze investieren."
"Nicht zuletzt
stellt sich die Frage, aus welchem Etat das DKFZ die millionenschwere
Subventionierung von Parkplätzen bestreitet. Aus Forschungsgeldern des
Landes oder des Bundes, oder sogar aus privaten Vermächtnissen von Menschen,
die in ihrem Testament die Krebsforschung bedacht haben?
Das DKFZ hat die große Chance, eine zukunftsfähige
Mobilität zu fördern und damit einen großen Beitrag zur Verbesserung der
Gesundheit und Lebensqualität der Heidelberger Stadtbevölkerung zu leisten.
Es wäre gut, wenn es diese Chance nutzt."
GREENPEACE Mannheim-Heidelberg
Video des SWR
Am 7.11.2023, 16 Jahre nach Einführung des
bezuschussten Jobtickets für die Beschäftigten der Universität, teilte der
Vorstand des DKFZ in einem Rundbrief an die Mitarbeitenden mit, dass nun
endlich "das Jobticket für die meisten Mitarbeitenden bezuschusst" wird. Die
PKW-Parkplätze jedoch bleiben weiterhin kostenlos.
Wie geht es mit dem Masterplan
weiter ?
Nachdem mit Beschluss des Gemeinderats vom 17.03.2022
das Masterplanverfahren und die formale Zusammenarbeit der drei
Projektträger im Masterplanverfahren auf Vorschlag der Verwaltung beendet
worden war, legte die Stadtverwaltung am 12.1.2023 dem Gemeinderat eine
Beschlussvorlage vor, nach der weitere 320 000 Euro für ein
Projektmanagement des Büro Imorde Projekt- und Kulturberatung GmbH aus
Münster für die weitere Zusammenarbeit der drei Projektträger zur Verfügung
gestellt werden sollen. (Das wäre noch einmal ungefähr die Hälfte der Kosten, die das
Projektmanagement von Imorde während des gesamten Masterplanprozesses
gekostet hat.) Dies würde bedeuten, dass das Masterplanverfahren weitergeht,
aber ohne Planungsteams, ohne Experten und ohne Bürgerbeteiligung. Imorde
soll lediglich die Zusammenarbeit der Projektträger leitend koordinieren,
nicht eine Bürgerbeteiligung.
Aus der BV geht hervor, dass von Imorde verschiedene
Arbeitsgruppen koordiniert werden sollen, ohne dass bekannt ist, welche
Arbeitsgruppen mit welcher personellen Zusammensetzung welche Aufgaben
durchführen sollen. Diese Vorgehensweise ist nicht transparent und sie
widerspricht verschiedenen GR-Beschlüssen. Es soll u.a. eine Arbeitsgruppe
"Erschließung " eingerichtet werden, obwohl das Erschließungskonzept bereits
im Masterplanverfahren und vom Gemeinderat mit seinem Beschluss vom März
2022 abschließend beschlossen wurde.
Was jetzt ansteht, ist die Erstellung von
Bebauungsplänen, z.B. für die Straßenbahn. Dies ist eine hoheitliche Aufgabe
der Stadt. Hier wäre es wesentlich sinnvoller, das Planungsbüro Höger oder
auch astoc mit konkreten Fragestellungen zu beauftragen. Diese sind voll
eingearbeitet, das Büro Imorde arbeitet nicht inhaltlich.
Die Beschlussvorlage wurde am 26.1.2023 im Haupt- und
Finanzausschuss (HAFA) behandelt. Hilde Stolz (BL) kritisierte, dass in der Vorlage
eine Reihe von Fragen offen bleiben, z.B. wer in den Arbeitsgruppen sitzen
solle und wie die Bürgerbeteiligung ablaufen solle. Prof. Dr. Anke Schuster
(SPD) zitierte, was die Beschlusslage des Gemeinderats ist und zeigte auf,
wo die neue Beschlussvorlage dem widerspricht. Sie rief in Erinnerung, dass
es jetzt darum geht, die Bebauungspläne zu erstellen. Christoph Rothfuß
(GRÜNE) wies darauf hin, dass das Masterplanverfahren beendet wurde und
damit auch die formale Zusammenarbeit der Projektträger, die von Imorde
koordiniert wurde. Für die Erstellung der Bebauungspläne brauche es
inhaltliche Zuarbeit, dies könnten am besten die Planungsteams leisten. Der
Gemeinderat habe beschlossen, dass das weitere Vorgehen durch eine "vorgezogene
Bürgerbeteiligungen begleitet" wird. Dazu stehe in der Vorlage nichts.
Am Ende wurde der Beschlussvorlage nicht zugestimmt,
sie wurde in den dafür zuständigen Stadtentwicklungs- und Bauausschuss (SEBA)
am 28.02.2023 verwiesen.
Für den SEBA am 28.2.23 hatte die SPD einen Antrag
gestellt, das Projektmanagement während der Umsetzung des Masterplans Im
Neuenheimer Feld nicht der Firma Imorde aus Münster, sondern der
Koordinierungsstelle der Stadt Heidelberg zu übertragen, die von Anfang an
am Masterplanverfahren beteiligt war. Außerdem sollte die personelle
Zusammensetzung der fünf geplanten Arbeitsgruppen offen gelegt werden. In
der SEBA-Sitzung jedoch zog Sören Michelsburg (SPD) den gesamten Antrag
zurück und schlug stattdessen nur vor, Imorde zunächst für ein Jahr zu
beauftragen. Dies wurde beschlossen.
Für die darauf folgende Sitzung des HAFA am 8.3.2023
stellten die GRÜNEN den Antrag: "1. Die Arbeitsgruppen Erschließung und
Umsetzungsvereinbarung werden mit je 3 Stadträt*innen besetzt. 2. Die
Verwaltung legt einen Zeitplan für die nördliche Erschließungsstraße und den
inneren Straßenbahnring vor." Der Sitzungsleiter Bürgermeister Jürgen
Odszuck (CDU) ließ diesen Sachantrag jedoch nicht zu. Beschlossen
wurde nur Nr. 2 und die Beauftragung von Imorde für "zunächst ein Jahr". Die
Aufgabe und Zusammensetzung der geplanten Arbeitsgruppen wurde nicht
erläutert.
Stadtentwicklungs- und Bauausschuss am
23.5.2023
Im
Stadtentwicklungs- und Bauausschuss am 23.5.2023 legt die Verwaltung
einen „Sachstandsbericht“ zur Umsetzung des Masterplans NHF vor.
Die wichtigste Information daraus ist, dass alles total
langsam gehen wird. Das betrifft z.B. und vor allem die Umsetzung einer
leistungsfähigen Verkehrsanbindung des Unicampus. In der Anlage 1 heißt es
dazu auf S. 1: „Gemäß üblicher Planungszeiträume für die einzelnen
Leistungsphasen ist eine Fertigstellung der nördlichen Erschließungsstraße
voraussichtlich bis Ende 2020er Jahre und des Straßenbahncampusring
Anfang 2030er Jahre realistisch.“
Obwohl der Masterplan NHF bereits seit März 2022 fertig
ist, soll eine neue Vorentwurfsplanung für die Straßenbahn erst (mehr
als 2 Jahre später) Mitte 2024 begonnen werden, sie soll dann ein
weiteres volles Jahr dauern. Der Text enthält zur Begründung den Satz: „Entsprechend
neuer verkehrlicher und gestalterischer Anforderungen, die sich aus dem
Masterplanverfahren in Form des verkehrlichen Leitbildes und des
harmonisierten Verkehrsnetzes ergeben, ist eine Neuplanung der
Straßenbahntrasse erforderlich.“
Dies ist so nicht richtig. Aus dem Masterplanverfahren
ergeben sich auf dem überwiegenden Teil der geplanten Straßenbahnstrecke
keine wesentlich anderen Vorgaben als aus den bisherigen Planungen. Die
Pläne zur Straßenbahnerschließung des Campus waren bereits 2012 fertig und
wurden vom Regierungspräsidium im Juni 2014 planfestgestellt. Nur durch die
damalige Klage der Universitätsspitze wurden sie verhindert. Das
Masterplanverfahren hat genau diese damalige Planung in beiden
Ergebnisentwürfen im Wesentlichen bestätigt. Änderungen betreffen nur im
nördlichen Teil die Gestaltung eines Platzes im Bereich der Straße INF, eine
zusätzliche Abbiegemöglichkeit der Straßenbahn beim Entwurf Höger nach Süden
im Bereich der Straße INF und die Verlagerung der Trasse auf die Straße INF.
Heidelberg befindet sich seit Mai 2019 im Klimanotstand.
Das jetzige Planungstempo würde bedeuten, dass es ab
jetzt mindestens ein weiteres Jahrzehnt dauern würde, bis der Unicampus mit
25 000 Arbeitsplätzen und 18 000 Studierenden eine leistungsfähige
Straßenbahnverbindung erhält. Bis dahin werden weder Oberbürgermeister
Eckart Würzner noch die jetzige Amtsleiterin des Amts für Mobilität noch die
anderen Akteure im Amt sein. Und bis dahin wird es weitere rund 60 Millionen
Autofahrten in den Unicampus geben, ein Teil der Autofahrer wird weiter im
Stau stehen, genauso wie die Menschen, die im Bus fahren.
Bis 2030 müssen die CO2-Emissionen
nach dem Klimaschutzgesetz um 65% abnehmen. Wie soll das aber mit einer
solchen Vorgehensweise funktionieren ?? Die Planung im Neuenheimer Feld
findet seit Jahren losgelöst von den (inzwischen auch gesetzlichen)
Erfordernissen des Klimaschutzes statt.
Am 17.06.1993, also vor 30 Jahren, beschloss der
Gemeinderat mit großer Mehrheit im Sofortmaßnahmenprogramm Verkehr, dass die
Planung einer Straßenbahnerschließung des NHF’s begonnen werden soll. Durch
die bisherige Verhinderung einer modernen Straßenbahn wurden bis heute ca.
120 000 t CO2 unnötig freigesetzt. Durch die weitere
langsame Planung der Straßenbahn werden bis Anfang der 2030er Jahre weitere
ca. 40 000 t CO2 unnötig emittiert werden.
In der SEBA-Sitzung am 23.5.2023 war die Behandlung des
Tagesordnungspunktes wegen eingetretener Beschlussunfähigkeit des Gremiums
nicht möglich.
Bezirksbeirat Handschuhsheim am 30.11.2023
Im
Bezirksbeirat am 30.11.2023 informierte Hendrik Stalmann-Fischer
(Stellvertretender Amtsleiter Amt für Mobilität) über den Stand der
Straßenbahnplanung im NHF. Bis Ende 2023 wird in Abstimmung mit der
Universität und dem Land die Trasse für die zukünftige Straßenbahn im Detail
(entsprechend dem Ergebnis des Masterplanverfahrens "innerer
Straßenbahnring") festgelegt. Danach wird dann die Vor-, Entwurfs- und
Ausführungsplanung erstellt. Der Baubeginn der Straßenbahn wird nach
derzeitiger Zeitplanung etwa um 2030 sein.
Anschließend wurde die geplante "Umsetzungsvereinbarung –
Vereinbarung zur Umsetzung des Masterplans für das Universitätsgebiet Im
Neuenheimer Feld" behandelt. Dabei zeigte sich, dass es ein großer Nachteil
(oder Absicht ?) war, dass der Bezirksbeirat Handschuhsheim im Gremienlauf,
anders als normal, das Thema erst nach der ausführlichen Behandlung im
SEBA-Ausschuss des Gemeinderats auf der Tagesordnung hatte.
Der Gemeinderat hatte 2022 beschlossen, dass wie von den
beiden Ergebnisentwürfen ASTOC und HÖGER nachgewiesen, noch 868 000 qm BGF
(Bruttogrundfläche) auf dem bestehenden Unicampus südlich des Klausenpfads
gebaut werden können. Das Problem ist jedoch, dass die Umsetzung der
Ergebnisse des Masterplans in einen Bebauungsplan etwa 10-12 Jahre dauern
wird und in der Zwischenzeit im Campus laufend weiter auf Grundlage des
alten (!) Bebauungsplans von 1961 gebaut wird. Die zulässige
Geschossflächenzahl des alten Bebauungsplans ist seit Jahren überschritten.
Bisher wurden weitere Baugenehmigungen jeweils mit Befreiungen erteilt. Dies
wäre jedoch in Zukunft nicht mehr möglich, da das Volumen des alten B-Plans
inzwischen um 21% überschritten ist.
In der Umsetzungsvereinbarung sollen deshalb weitere
Befreiungen ermöglicht werden. In §3 – Bauliche Entwicklung in der
Umsetzungsphase heißt es dazu:
"(2)
... Bis zur Schaffung neuen Baurechts sollen für Bauvorhaben des Landes oder
der mit der Universität verbundenen Einrichtungen oder sonstigen
Forschungseinrichtungen Baugenehmigungen auf Grundlage des geltenden
Baurechts und Befreiungen von der Geschossflächenzahl auf der
Basis des §31 Absatz 2 Nummern 1 und 2 Baugesetzbuch, soweit
ermessensgerecht, erteilt werden. In ihr Ermessen wird die Baurechtsbehörde
einbeziehen, dass im Masterplangebiet ein Zuwachs der Bruttogrundfläche
im Umfang von 868.000 m² vorgesehen ist."
Dadurch besteht die Gefahr, dass die letzten noch vorhandenen Flächen im
Campus, so wie in den letzten Jahren, durch Gebäude mit wenigen Geschossen
verbraucht werden und dann für weitere Bauten auf dem bestehenden
Campus kein Platz mehr vorhanden sein wird. Dies hätte nach der
Rahmenvereinbarung eine Bebauung des Handschuhsheimer Felds im Gewann
Hühnerstein zur Folge.
Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (GRÜNE) hatte bei der
Abschlussveranstaltung des Masterplans besonders auf dieses Problem
hingewiesen, dass bis zum Vorliegen eines neuen Bebauungsplans alle
laufenden Planungen an die Masterplanergebnisse angepasst werden müssten.
Das
Foto zeigt, wie wenig flächensparend bis heute im Neuenheimer Feld gebaut
wird. Das neue Apothekengebäude wurde während des Masterplanverfahrens
errichtet, als schon längst klar war, dass flächensparend gebaut werden
müsste, um das Handschuhsheimer Feld zu erhalten.
Birgit Müller-Reiss (BL) stellte deshalb zur geplanten
Umsetzungsvereinbarung folgenden wichtigen Antrag:
"Der letzte Satz in § 3 (3) wird ersetzt durch „Sämtliche
Baueingaben im Geltungsbereich werden dem Stadtentwicklungs- und
Bauausschuss umgehend (nicht-öffentlich) zur Kenntnis gegeben. Der
Gemeinderat behält sich bei Abweichungen zum Masterplan-Ergebnis vor,
Zurückstellungen und Veränderungssperren nach Baugesetzbuch Paragraf 14 zu
beschließen.“
Der Antrag konnte jedoch nicht abgestimmt werden, da
Bezirksbeirätin Nina Gray (SPD) vor der Abstimmung den Antrag stellte, dass
sich der Bezirksbeirat Handschuhsheim mit diesem Thema nicht befasst. Dieser
Antrag wurde mit 6:3:3 mit Unterstützung von CDU, FDP und AfD angenommen.
Dadurch wurde die Chance vertan, dem am 14.12.2023 tagenden Gemeinderat von
Seiten des Bezirksbeirats Handschuhsheim die Lösung dieses Problems zu
empfehlen.
Anschließend wurde noch das Thema Beteiligungskonzept für
die Umsetzung des Masterplans behandelt. Luise Wendebourg (SPD) stellte dazu
den Antrag, dass das "Bündnis Bürgerbeteiligung Masterplan Neuenheimer
Feld", das den ganzen Masterplanprozess begleitet hat, mit einer Person und
einer Stellvertretung in die etwa 10-köpfige projektbegleitende
Arbeitsgruppe entsandt wird. Dieser Antrag wurde mit einer guten Mehrheit
von 8 Ja, 1 Nein und 2 Enthaltungen beschlossen.
In der Gemeinderatssitzung am 14.12.2023 brachte Dr.
Nicola Lutzmann (GRÜNE) diesen Beschluss des Bezirksbeirats Handschuhsheim
als Antrag ein, der anschließend zusammen mit dem Beteiligungskonzept "
Bebauungsplan Neuenheim / Handschuhsheim - Campus Im Neuenheimer Feld"
einstimmig beschlossen wurde.
Stadtentwicklungs- und Bauausschuss (SEBA) -
20.02.2024
In der SEBA-Sitzung am 17.10. 2024 hatte die SPD
folgenden Antrag zur Umsetzungsvereinbarung gestellt:
"Der Stadtentwicklungs-
und Bauausschuss empfiehlt dem Gemeinderat, die Umsetzungsvereinbarung
(Anlage 01 zur Ersten Ergänzung zur Drucksache 0279/2023/BV) in § 2 Absatz 6
wie folgt zu ergänzen (Änderungen fett):
Die Flächen im Hühnerstein sind baurechtlich entwickelt und werden nicht in
Frage gestellt. Sie werden erst städtebaulich weiterentwickelt, wenn die
funktionsabhängigen Verdichtungspotentiale im bestehenden Campus weitgehend
ausgeschöpft sind und auf anderen Flächen innerhalb des räumlichen
Umgriffs (blaue Linie) eine Bruttogeschossfläche in Höhe von 868.000 m²
nicht entwickelt werden kann."
Dieser Antrag wurde mit 9 zu 4 bei 0 Enthaltungen beschlossen. Es war ein
Ergebnis des Masterplanprozesses, dass der Hühnerstein für die bauliche
Entwicklung der Universität, Forschungseinrichtungen und Kliniken zumindest
im Planungszeitraum bis zum Jahr 2050 nicht benötigt wird.
In der SEBA-Sitzung am 20.2.2024 teilte 1.
Bürgermeister Odszuck mit, dass diese Ergänzung rückgängig gemacht werden
sollte. Das Hauptargument: es sei ja klar, dass 868 000 qm BGF die
Obergrenze des Wachstums sei und dass der Masterplan wie beschlossen
umgesetzt werde. Ihm schlossen sich Nicole Marmé (CDU), Matthias Fehser (HDer)
und Simone Schenk (FDP) an, die einen gemeinsamen Antrag vorstellten, den
Entwurf der Umsetzungsvereinbarung zum Masterplan in seiner bisherigen
Version zu beschließen. Marco Grübbel (neuer Leiter von Vermögen und Bau)
erläuterte, dass man mit den Ergebnissen der beiden Planungsteams Astoc und
Höger nicht ganz zufrieden sei und es sein könne, dass man die 868 000 qm
BGF nicht im Neuenheimer Feld-Campus unterbringen könne. Sören Michelsburg
(SPD) legte dar, dass dies jedoch gerade das klare Ergebnis des fünfjährigen
Masterplanprozesses war, dass das Wachstum auf dem Campus entwickelt werden
kann. Um dies zu verdeutlichen, habe die SPD den beschlossenen Antrag
gestellt. Im weiteren Verlauf der Diskussion relativierten jedoch Ursula
Röper (GRÜNE) und Anke Schuster (SPD) ihren eigenen Beschluss, am Ende
stimmten alle dem Antrag von CDU, HDer und FDP zu und verabschiedeten
einstimmig die Umsetzungsvereinbarung ohne den vorherigen Zusatz.
Während der Sitzung wurde klar, dass die Uni nicht das
Problem hat, mit dem von ihr zu Beginn des Masterplanprozesses angegebenen
gewaltigen Zuwachs von
868 000 qm BGF auszukommen, dies ist ein Zuwachs von rund 80% ! Es
geht ihr darum, weiter mit geringer Verdichtung (siehe z.B. Bild oben) zu
bauen und sich letztendlich in das Gewann Hühnerstein ins Handschuhsheimer
Feld ausdehnen zu können.
Prognose: In fünf bis zehn Jahren wird das Unibauamt
erklären, dass ein Bau einer weiteren Klinik oder Wohnungen für Beschäftigte
nicht, wie von den beiden Planungsteams Astoc und Höger als Ergebnis des
Masterplanprozesses gezeigt, auf dem Uni-Campus stattfinden kann, sondern
mit einer Flächenverlagerung in den Hühnerstein geschehen muss.
Termine: zur Zeit keine