Weil der Zoo um fast ein Drittel vergrößert werden soll und die Uni die
bisher als Koppeln genutzten Grundstücke beansprucht, soll der Reiterverein Heidelberg e.V. von seinem
Standort am Neckar mitten in das Handschuhsheimer Feld an den Allmendpfad
verlegt werden. Während der Reiterverein auf dem heutigen Gelände eine Fläche
von 3,6 ha hat, strebt er im Handschuhsheimer Feld die Ausweitung auf 5 ha (50
000 qm) an. Der Verein will auf dem neuen Gelände u.a. eine große und eine
kleine Reithalle, Wohnungen, Stallungen, Schulungsräume und Parkplätze
errichten. Der Standort wäre u.a. auch Austragungsort großer Turniere, bei denen
zahlreiche Teilnehmer und Besucher mit dem Auto anreisen.
Die Stadtverwaltung schlug dem Reiterverein ein Gelände im Norden Wieblingens
in der Nähe der Waldorfschule vor. Dies lehnt der Reiterverein jedoch ab, da in
Wieblingen schon ein Reiterverein existiert.
Die Stadt untersuchte Standorte und schlägt in einer Vorlage für
den Gemeinderat die Verlegung des Reitervereins mitten in das Handschuhsheimer
Feld im Gewann Ziegelscheuer am Allmendpfad vor. In der Bewertung schreibt die
Verwaltung selbst, dass durch die Maßnahme die Nachhaltigkeitsziele des
Stadtentwicklungsplanes negativ beeinflusst werden:
"Dem Trend zur Zersiedlung entgegensteuern" "Negativ: Durch den Bau
der Reithalle werden erstmals Flächen im Gewann Ziegelscheuer bebaut, somit
besteht die Gefahr der Vorbildwirkung."
"Flächenverbrauch senken, Flächen effektiv nutzen" "Negativ: Es werden für
den Reiterverein mehr Flächen in Anspruch genommen."
Ausschlaggebend für die Auswahl des Standorts Ziegelscheuer ist, dass dort
die Grundstücke alle in einer Hand sind (Evangelische Pflege Schönau) und der
Standort über "gut ausgebaute Feldwege" erreichbar sei. Die Ansiedlung des
Reitervereins soll als privilegiertes Vorhaben im Außenbereich zugelassen
werden.
Der Standort Ziegelscheuer liegt mitten im Handschuhsheimer Feld. Er weist
eine gute Bodenqualität auf. Der Standort wäre nicht durch den ÖPNV
erschlossen. Die Ansiedlung des Reitervereins an
dieser Stelle würde zu einer weiteren Zersiedelung des Handschuhsheimer Feldes
führen. Durch Wegfall der bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen würde der
Druck auf die besonders wertvollen kleinräumigen Nutzungen weiter zunehmen. Sowohl die gärtnerische Nutzung wie die Funktionen der Naherholung
würden durch eine deutliche Erhöhung des Autoverkehrs auf den schmalen Feldwegen
im Handschuhsheimer Feld beeinträchtigt werden.
Kalkulierte Salamitaktik
In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde jedes Mal, wenn Flächen des
Handschuhsheimer Feldes verbraucht wurden, argumentiert, dies sei jetzt das
letzte Mal, dass Teile des Handschuhsheimer Feldes verbaut würden. Zuletzt war
dies der Fall, als der HTC (Heidelberger Tennisclub) nördlich des Klausenpfads
in das Feld verlegt wurde. Die jetzige städtische Vorlage zur Verlegung des
Reitervereins schreibt dazu sogar ganz offen (S. 3-5): "Die Suche nach einem geeigneten
Ersatzstandort reicht zurück in die 90er Jahre und wurde bereits mit der Suche
nach einem Ersatzstandort für den HTC verbunden, der für den Neubau der
Medizinischen Klinik und des dazugehörigen Parkhauses weichen musste und
letztendlich am Klausenpfad seinen neuen Standort fand. Eine weitere
Vereinsverlagerung in das Handschuhsheimer Feld und die damit einhergehenden
Baulichkeiten warenzu diesem Zeitpunkt in der Öffentlichkeit nicht
vermittelbar."
Diese Aussage zeigt, dass die Verwaltung diese Salamitaktik bewusst einsetzt.
Anscheinend ist man der Meinung, dass man jetzt einen neuen Vorstoß versuchen
könnte.
Der Bezirksbeirat Handschuhsheim hat am 30.6.2008 den Plan zur
Verlegung des Reitervereins mitten in das Handschuhsheimer Feld im Konsens aller
Parteien einstimmig abgelehnt und die Verwaltung aufgefordert, andere Lösungen
zu suchen.
9.9.08: Der Bauausschuss lehnte
die Vorlage der Verwaltung ebenfalls mit großer Mehrheit (SPD, CDU, GAL-Grüne, B90-Grüne, BL und HDer) ab. Fast einstimmig wurde einem Antrag der SPD zugestimmt, im
gesamten Stadtgebiet nach Möglichkeiten für die Unterbringung des Reitervereins
zu suchen. Lediglich die FDP (Frau Hommelhoff) und die FWV
(Herr Winterbauer) stimmten für die Verlegung des Reitervereins ins Handschuhsheimer
Feld.
Damit dürfte diese Bedrohung des Handschuhsheimer Feldes vorerst vom Tisch
sein. Es gibt zwar sinnvolle
Alternativstandorte wie z.B. zwischen Rohrbach Süd und dem Hasenleiser in
unmittelbarer Nachbarschaft zum Rohrbacher Reiterverein. Hier sind sogar schon
Stallungen und eine Scheune vorhanden, die im Moment nicht genutzt werden,
außerdem hat die Stadt um dieses Gelände genügend Flächen, um es erweitern zu
können. Der Heidelberger Reiterverein jedoch will unbedingt ins Handschuhsheimer
Feld und wird dabei auch von Oberbürgermeister Würzner unterstützt. Bis zur
Sitzung des Bauausschusses am 9.9. war vorgesehen, dass der Gemeinderat am
25.9.08 endgültig über die städtische Vorlage entscheidet. Nach dem eindeutigen
Votum des Bauausschusses war zu erwarten, dass der Gemeinderat die Vorlage zur
Verlegung des Reitervereins ins Handschuhsheimer Feld ebenfalls mit großer
Mehrheit abgelehnt hätte. Oberbürgermeister Würzner hat daraufhin die Vorlage von der Tagesordnung des Gemeinderates genommen. Die Handschuhsheimer und Neuenheimer müssen also wachsam bleiben.
Stellvertretend für die guten Leserbriefe der letzten Tage ein
zusammenfassender Leserbrief vom 11.9.08:
3.3.2009: Die Stadtverwaltung
legt eine Beschlussvorlage mit zwei neuen Vorschlägen für die Verlegung des
Reitervereins in das Handschuhsheimer Feld vor: in den Gewannen Farrwiesenäcker
und Hohe Straße. Die Verlegung auf ein freies Areal in Wieblingen, das im
Gegensatz zu den Flächen im Handschuhsheimer Feld eine Anbindung an den ÖPNV
hätte, hatte der Reiterverein abgelehnt. Während der Reiterverein auf dem
heutigen Gelände am Neckar eine Fläche von 3,6 ha hat, strebt er im
Handschuhsheimer Feld die Ausweitung auf 5 ha (50 000 qm) an. Der Verein will
auf dem neuen Gelände u.a. eine große und eine kleine Reithalle, Wohnungen,
Stallungen, Schulungsräume und Parkplätze errichten. Der Standort wäre auch
Austragungsort großer Turniere, bei denen zahlreiche Teilnehmer und Besucher mit
dem Auto anreisen.
RNZ 14.03.2009
Reiterverein soll
doch nach Hendesse
Von Timo Teufert
Der Reiterverein Heidelberg,
der bislang sein Gelände östlich des Zoos im Neuenheimer Feld hat, soll für
eine Erweiterungen des Tierparks und der Universität ins Handschuhsheimer
Feld umsiedeln. So schlägt es zumindest die Stadt in einer Beschlussvorlage
vor, über die am kommenden Dienstag hinter verschlossenen Türen im
Bezirksbeirat Handschuhsheim entschieden werden soll. Nach RNZ-Informationen
soll der Reiterverein ins Gewann "Farrwiesenäcker" am Autobahnzubringer
zwischen Handschuhsheim und Dossenheim ziehen.
Der Reiterverein möchte auf
der 4,1 Hektar großen Fläche, die bislang landwirtschaftlich genutzt wird,
eine große und eine kleine Reithalle, einen Trainings- und einen
Turnierplatz, Dressurplätze, Wohnungen für Leiter und Pfleger, Boxen, eine
Longierhalle, Koppeln und eine Kompostierungsanlage bauen. Die Grundstücke
im Gewann "Farrwiesenäcker" gehören zum größten Teil dem Land
Baden-Württemberg, das auch bereit ist, die Flächen dem Reiterverein zu
verpachten. Fünf weitere Grundstücke gehören der Stadt, drei andere Flächen
sind im privaten Besitz. Hier scheint bislang völlig unklar zu sein, ob die
Eigentümer bereit sind, ihre Grundstücke zu verkaufen oder zu verpachten.
Hinter vorgehaltener Hand erfuhr die RNZ, dass diese Flächen nicht am Rand
der Gesamtfläche liegen, sondern an sehr zentralen Stellen über das Gewann
verteilt seien. Erschlossen werden soll das Gelände "Farrwiesenäcker" über
die vorhandene Kreuzung am Autobahnzubringer und der Dossenheimer
Boschstraße. Alternativ kann sich die Stadt auch die Zufahrt über die
Einfahrt am Erzeugergroßmarkt, den Wiesenweg und den Allmendpfad vorstellen.
Zudem hat die Stadt das
Gewann "Hohe Straße" auf Dossenheimer Gemarkung geprüft. Die etwa fünf
Hektar große Fläche soll komplett der Stadt gehören. Die Gemeinde Dossenheim
soll sich die Reitanlage hier aber nur vorstellen können, wenn die Zu- und
Abfahrt über Heidelberger Gemarkung erfolge.
Bereits im September 2008
befasste sich der Bauausschuss mit der Verlagerung des Vereins. Damals hatte
die Stadt die Gewanne "Ziegelscheuer" und "Schläuchen" – ebenfalls im
Handschuhsheimer Feld – als neuen Standort vorgeschlagen, was die Stadträte
aber ablehnten. Der Bezirksbeirat Handschuhsheim hatte zuvor den
Verwaltungsvorschlag einstimmig abgelehnt und die Prüfung des Standortes an
der Waldorfschule in Wieblingen beschlossen. Das vorgeschlagene Quartier in
Wieblingen hatte der Verein abgelehnt, weil viele Mitglieder des Vereins vor
allem im Norden der Stadt wohnen. Außerdem würden sich in Wieblingen neben
dem dort ansässigen Reiterverein zahlreiche Privatstallungen mit freien
Plätzen befinden. Mit der Ansiedlung könnte ein Überangebot entstehen, das
sich auf die Wirtschaftlichkeit auswirken könnte.
RNZ 16.03.2009
„Handschuhsheimer
Feld ist zu wertvoll für den Reiterverein"
Von Timo Teufert
"Hände weg vom
Handschuhsheimer Feld" – für den Vorstand der Interessengemeinschaft
Handschuhsheim (IGH), den Obst- und Gartenbauverein und die
Gärtnervereinigung Handschuhsheim gilt dieser Slogan noch immer. Denn in
kaum einer anderen Region in Deutschland ist es sonst möglich, die Felder
dreimal im Jahr zu bestellen. Auch deshalb wollen die Erwerbsgärtner nicht,
dass der Reiterverein Heidelberg vom heutigen Standort am Zoo in das Gewann
"Farrwiesenäcker" am Autobahnzubringer zwischen Handschuhsheim und
Dossenheim umgesiedelt wird.
Einstimmig betonen alle
Vereine, dass sie nichts gegen den Reiterverein haben. "Wir sind jedoch
gegen jeglichen Flächenverbrauch im Handschuhsheimer Feld", erklärt Martin
Hornig von der Gärtnervereinigung, die die Interessen der Erwerbsgärtner
vertritt. "Wir brauchen jeden Quadratmeter im Feld, damit unsere Betriebe
existieren können", schildert Hornig die Situation. Deshalb sollten die
wertvollen Flächen nicht für Freizeitvereine verbraucht werden. "Wir
befürchten, dass nach der Ansiedlung des Reitervereins einfach weiter ins
Feld gebaut wird", so Hornig. Schon jetzt hätten die Erwerbsgärtner das
Gefühl, dass man versuchen wolle, sie aus dem Handschuhsheimer Feld zu
verdrängen.
Auch der Vorsitzende des
Obst- und Gartenbauvereins, Frank Wetzel, der die Interessen der
Freizeitgärtner im Feld vertritt, stimmt Hornig zu: "Wir sind gegen jegliche
Vereinsverlagerung ins Handschuhsheimer Feld." Bei diesen wertvollen Böden
im Handschuhsheimer Feld und bei diesem optimalen Klima gehe es nicht, dass
dort Freizeitsport betrieben werde, so Wetzel. Er ist sich sicher: Nicht nur
die 4,1 Hektar des Reitervereins würden vom Feld abgezwackt. Er befürchtet,
dass nach und nach rund um den Reiterverein private Nutzer Ställe bauen
wollen und so der Gartenbau noch weiter eingeschränkt werde. "Wer ein Pferd
hat, der kann auch mehr Pacht zahlen als ein Erwerbsgärtner", so Wetzel. Zum
Ausreiten eignet sich das Feld aber nicht: Durch die schnelle Fruchtfolge
herrscht hier mehr Verkehr als bei landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Auch der Vorstand der IGH
fordert: "Es muss endlich Schluss sein mit der weiteren Zersiedelung des
Handschuhsheimer Feldes." Die Planungen des Reitervereins seien absolut
unverträglich für das Feld. "Diese Planungen werden dazu führen, dass der
Reiterverein über kurz oder lang immer mehr Feldflächen beansprucht." Zudem
seien die Grundstücke im Gewann "Farrwiesenäcker" im Regionalplan als
schutzbedürftiger Bereich ausgewiesen und Teil des regionalen Grünzugs. "Die
Flächen weisen eine gute Bodenqualität auf", schreibt die IGH. Seitens der
Erwerbsgärtner bestehe ein großer Bedarf an weiteren Gartenbauflächen. Die
Grundstücke im Gewann "Farrwiesenäcker" müssten deshalb "vorrangig für die
gärtnerische Nutzung erhalten bleiben".
RNZ 17.03.2009
Setzt Würzner aufs falsche
Pferd?
Von Timo Teufert
Aus der RNZ haben Gerd
Holthausen vom Reit- und Fahrverein Handschuhsheim und Karl-Hermann Miltner
vom Reit-, Fahr- und Pferdezuchtverein Dossenheim von den Umsiedlungsplänen
der Stadt für den Heidelberger Reiterverein erfahren. Der soll vom Zoo ins
Handschuhsheimer Feld an den Autobahnzubringer zwischen Handschuhsheim und
Dossenheim ziehen. Heute diskutiert der Bezirksbeirat Handschuhsheim den
Verlegungsvorschlag von OB Eckart Würzner.
"Mit dem neuen Standort für
den Heidelberger Reiterverein im Gewann ,Farrwiesenäcker’ wären wir nicht
einverstanden", erklärt Holthausen. Er wäre zu nah am Standort des Reit- und
Fahrvereins "Im Weiher". "Das ist gleich um die Ecke, da würden wir uns nur
in die Quere kommen, zumal unser Aufbau fast gleich ist", so Holthausen.
Beide Vereine bieten Reitunterricht und eine Boxenvermietung in den eigenen
Stallungen an. Holthausen befürchtet, dass bei einem Neubau in den "Farrwiesenäckern"
viele Mitglieder wegen der neuen Anlage und den dortigen Möglichkeiten zum
Heidelberger Reiterverein abwandern könnten. Der wäre dann nur rund 800
Meter Luftlinie vom Reit- und Fahrverein entfernt. "Das wäre eine
Existenzbedrohung für uns", so der Vorsitzende. Holthausen wundert sich
zudem darüber, warum weder die Stadt noch der Reiterverein Kontakt zu ihnen
aufgenommen haben.
Ähnlich geht es Miltner.
Sein Verein liegt in Dossenheim nur 300 Meter von den "Farrwiesenäckern"
entfernt. "Wir waren entsetzt, als wir von den Plänen in der RNZ gelesen
haben", so Miltner. "Wir sorgen uns, dass sich eine Umsiedlung äußerst
negativ auf unseren Verein auswirken wird. Die geplante Reitanlage würde
unserer in allen Belangen überlegen sein und würde eine totale
Wettbewerbsverzerrung bedeuten, die wir durch unsere beengten Verhältnisse
nicht ausgleichen könnten." Man wehre sich dagegen, auf diese Art unter die
Räder zu kommen. Miltner fordert die Stadt deshalb auf, die Umsiedlung
gerade in Hinblick auf die Konfliktsituation mit den Reitervereinen noch
einmal zu überdenken.
In Dossenheim gibt man zu
bedenken, dass der Heidelberger Reiterverein eine Ersatzfläche an der
Waldorfschule in Wieblingen wegen eines möglichen Überangebots abgelehnt
hat. Warum man sich dann die "Farrwiesenäcker" ausgesucht habe, weiß Miltner
nicht so recht: Denn neben den Reitervereinen gibt es auch noch zwei private
Stallungen auf dem Schwabenheimer Hof.
"Wir halten den von der
Stadtverwaltung gewählten neuen Standort für sehr sinnvoll, und zwar für die
ganze Stadt", kontert der Vorsitzende des Heidelberger Reitervereins,
Stephan Bingel. Er appellierte an die Gemüsebauern und die Kritiker aus dem
Stadtteil, sich die Pläne des Vereins zunächst mit Sorgfalt anzuschauen.
Dann werde man sehen, dass sich die Reiter sehr sorgsam an der bestehenden
Nutzung und der ökologischen Wertigkeit des Areals ausrichteten. "Wir
brauchen eine entsprechende Anlage auf der Nordseite des Neckars nicht
zuletzt für unsere Jugend, die überwiegend von der nördlichen Neckarseite
kommt – und besonders für die Kooperationsmodelle Schule/Verein, die mit der
Ganztagsschule vermehrt nachgefragt werden", schreibt Bingel. Der
Reiterverein ist Lehr- und Ausbildungsbetrieb, hat 450 Mitglieder, davon 259
unter 18 Jahren, und bietet auf seiner Anlage auch der Studentischen
Reitgruppe Platz.
17.3.2009: Der Bezirksbeirat Handschuhsheim folgt nach
ausführlicher
Diskussion einstimmig (16:0) dem Antrag des Vorsitzenden des Stadtteilvereins
Handschuhsheim e.V., Martin Hornig, und lehnt die Verlegung des Reitervereins in
das Handschuhsheimer Feld auch auf den neuen Standorten Farrwiesenäcker und Hohe
Straße ab. Der Schutz des wertvollen Handschuhsheimer Feldes muss Vorrang haben.
Ursprünglich sollte das Thema in den Sitzungen des Bauausschusses am 31.3. und
des Gemeinderates am 21.4.2009 entschieden werden. Nach dem eindeutigen Votum des
Bezirksbeirates hätte der Gemeinderat wohl auch gegen die Verlegung ins
Handschuhsheimer Feld gestimmt. Die Stadtverwaltung nahm den Beschlussvorschlag jedoch von der Tagesordnung des
Gemeinderats vor der Gemeinderatswahl 2009. Soll jetzt nach der Gemeinderatswahl
gegen Handschuhsheim entschieden werden ?
RNZ 14.05.2009
Stadtverwaltung soll keine
Pläne „verbiegen"
tt. Die mögliche Verlegung
des Heidelberger Reitervereins vom Zoo ins Handschuhsheimer Feld ist noch
nicht vom Tisch: Auch wenn die Beratungen in den städtischen Gremien über
den Standort im Gewann "Farrwiesenäcker" nach der Sitzung des Bezirksbeirats
Handschuhsheim im März zunächst ausgesetzt wurden, fürchten die
Handschuhsheimer um das Naherholungsgebiet vor ihrer Haustür. Jetzt haben
acht Vertreter von Handschuhsheimer Vereinen eine Resolution verfasst, in
der sie von der Stadt und den Stadträten "mehr Mut zur Nachhaltigkeit"
fordern.
"Trotz vorangegangener
massiver Proteste der Handschuhsheimer und der Naturschutzverbände wird die
Planung für die Umsiedlung des Reitervereins weiter vorangetrieben, obwohl
es auch noch andere geeignete Standorte außerhalb des Feldes gibt", ärgern
sich der Stadtteilverein, die Interessengemeinschaft Handschuhsheim, der
Bauernverband, der Obst- und Gartenbauverein, die Gärtnervereinigung, der
Verein "Handschuhsheimer Feldkultur", die Obst- und
Gemüse-Absatzgenossenschaft sowie der Landesnaturschutzverband. Das
Handschuhsheimer Feld sei eine seit Jahrhunderten ackerbaulich genutzte
hochwertige Kulturlandschaft mit guten und fruchtbaren Böden, heißt es. Eine
Landschaft, mit der sich die Handschuhsheimer schon immer identifiziert
hätten.
Zudem sei es "das einzige
Relikt einer zusammenhängenden und in sich abgerundeten Feldflur und
Erholungslandschaft, die dicht besiedelten Wohnbereichen unmittelbar
zugeordnet ist. Mit ihrer kleinteiligen Vielfalt ausgestattet hat diese
Landschaft einen hohen Erlebniswert und dient somit Mensch und Tier als
Rückzugsraum." Im Feld hätten sich über 30 Familienbetriebe mit eigener
genossenschaftlicher Vermarktung eine stabile Existenzgrundlage bewahrt.
Außerdem biete das Gebiet einer großen Zahl von Tieren und Pflanzen ideale
Lebensbedingungen. "Mit 61 Vogelarten und 21 Rote-Liste-Arten ist das Feld
ein Brutgebiet von überregionaler Bedeutung", heißt es in der Resolution.
Heidelberg habe im
Stadtentwicklungsplan die Notwendigkeit der Sicherung des Feldes besonders
hervorgehoben. Mit Erstaunen und Verärgerung habe man nun zur Kenntnis
genommen, dass die Stadtverwaltung Pläne "verbiegen" wolle, um sie an die
Interessen des Reitervereins anzupassen. Deshalb die Resolution mit dem
Wunsch an die Stadträte: "Mehr Nachhaltigkeit zu zeigen und diese in
Heidelberg noch einmalige Feldlandschaft, die nun mal nicht vermehrbaren
guten Böden und damit auch die Natur zu schützen. Wir haben nur die Eine."
25.8.2009:Zwei Monate nach der
Gemeinderatswahl scheinen sich die Befürchtungen zu bestätigen. Am 25.
August 2009 erscheint in der
Rhein-Neckar-Zeitung folgender Bericht:
RNZ 25.08.2009
Entscheidet nur der OB über den
Reiterverein?
Nach
langem Suchen präsentierte die Stadt im März zwei neue Standorte für
den Heidelberger Reiterverein: Das Gewann "Farrwiesenäcker" an der
Gemarkungsgrenze zu Dossenheim (gestrichelte Linie) und das Gewann
"Hohe Straße" auf Dossenheimer Gemarkung.
Grafik: Peh und Schefcik
Von Timo Teufert
Der Streit um die
Verlagerung des Heidelberger Reitervereins vom Gelände östlich des Zoos in
das Gewann "Farrwiesenäcker" im Handschuhsheimer Feld geht in eine neue
Runde: Oberbürgermeister Eckart Würzner dauert die Diskussion über einen
Umzug offenbar zu lang, denn er will nun – nach Informationen der RNZ – eine
Standortentscheidung an sich ziehen. Obwohl erst im März der Bezirksbeirat
gegen die Ansiedlung des Reitervereins im Gewann "Farrwiesenäcker" gestimmt
und die Stadtverwaltung das Thema von der Tagesordnung des Gemeinderates
genommen und Nachbesserungen versprochen hatte.
Würzner will den
Reiterverein rechtlich als "privilegierten Betrieb im Außenbereich"
definieren und könnte so ohne Gemeinderat und Bezirksbeirat entscheiden, ob
sich der Verein im Gewann "Farrwiesenäcker" oder im Gewann "Hohe Straße" im
Handschuhsheimer Feld ansiedeln darf. Neben land- und forstwirtschaftlichen
Betrieben gehören auch öffentliche Versorgungseinrichtungen wie Wasser- und
Abwasserunternehmen zu den "privilegierten Betrieben", die im Außenbereich
bauen dürfen. Die Interessengemeinschaft Handschuhsheim (IGH) und die SPD
Handschuhsheim sind über Würzners Vorstoß empört: Für sie ist der
Reiterverein ein Gewerbetrieb und eine Sportstätte, bei dem weiterhin die
städtischen Gremien für die Klärung der Standortfrage zuständig sind. Beide
Gruppierungen haben sich an das Regierungspräsidium in Karlsruhe gewandt, um
Würzners Position überprüfen zu lassen.
Die Stadtverwaltung beruhigt
unterdessen: Noch liege kein Antrag des Reitervereins auf Prüfung dieses
Status vor, berichtet Walter Bender vom Baurechtsamt. Vor einer Ansiedlung
müsse geprüft werden, ob der Reiterverein die Kriterien eines
"privilegierten Betriebes im Außenbereich" wirklich erfülle. Dazu gehöre
auch, ob öffentliche Belange – wie zum Beispiel ein Wassereinzugsgebiet, ein
Biotop oder ein Landschaftsschutzgebiet – gegen einen Neubau im
Handschuhsheimer Feld stehen. Auch eine ausreichende Erschließung muss
gesichert sein.
"Der Oberbürgermeister
vollzieht mit seiner Auffassung eine totale Kehrtwende. Während die
Stadtverwaltung in mehreren Beschlussvorlagen die Gremien mit der
Standortsuche befasst hat, will sie jetzt offensichtlich die Standortfrage
an diesen Gremien vorbei durchziehen", ärgert sich Doris Schraube von der
IGH. Sie verweist insbesondere auf den Stadtteilrahmenplan, in dem es heißt:
"Das Handschuhsheimer Feld soll in seiner derzeitigen Größe als
Naherholungsgebiet erhalten werden und als Sondergebiet für den
Erwerbsgartenbau und Landwirtschaft genutzt werden", schreibt Schraube an
das Regierungspräsidium. Und die SPD schließt an: "Das Gelände ,Farrwiesenäcker’
liegt im Bereich eines gültigen Aufstellungsbeschlusses für einen
Bebauungsplan, der die Flächen für den Gartenbau und als Freifläche aus
klimatischen und ökologischen Gründen sichern soll." Bereits im September
2008 war die Vereinsverlegung Thema im Bauausschuss. Damals hatte die Stadt
die Gewanne "Ziegelscheuer" und "Schläuchen" – ebenfalls im Handschuhsheimer
Feld – als neuen Standort vorgeschlagen, was die Stadträte aber ablehnten.
Der Heidelberger Reiterverein möchte gern nördlich des Neckars bleiben,weil
viele Vereinsmitglieder aus dem Heidelberger Norden kommen. Ein ebenfalls
vorgeschlagener Standort an der Walldorfschule kommt für den Verein nicht in
Frage, weil sich dort neben dem ansässigen Reiterverein auch zahlreiche
Privatstallungen befinden und man ein Überangebot befürchtet.
Es ist unfair, Politik an
Wahlversprechen zu messen.
Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern?
Wenn ihr das nicht nach meinem Gusto macht, dann mache ich
es eben zur Chefsache, ich bin schliesslich der Bundes..äh...
Obbabüagameista!
Von
Holger Hagemann
am
Dienstag, 25.08.2009 um 13:19 Uhr
Entscheidet nur der OB über den Reiterverein?
Wenn das stimmen
sollte (was ich bisher nicht glauben kann), würde Eckart Würzner
alles verraten, was er in den letzten Jahren zum Schutz des
Handschuhsheimer Feldes sagte. Es wäre zudem ein zutiefst
undemokratisches Vorgehen. Für was haben wir denn einen
Gemeinderat ?
Von
Weststaedter
am Dienstag,
25.08.2009 um 21:53 Uhr
Entscheidet nur der
OB über den Reiterverein?
Reiterverein klingt
erst einmal freundlich, klein und am Allgemeinwohl - nicht am
Profit - orientiert. Was soll daran schon schlimm sein? Ein paar
hübsche Pferdchen auf den Stoppelfeldern.... Das ist doch schön!
ABER: Reiterverein klingt nach Natur - ist es nicht! Wertvolle
Natur wird umgewandelt, viel Durchgangsverkehr erzeugt, Straßen
ausgebaut und der Weg für weitere Bebauung geebnet. Wofür? Ob es
sich beim Reiterverein um einen „privilegierten Betrieb im
Außenbereich“ oder doch um einen "Gewerbetrieb" handelt ist
vielleicht eine Frage der Definition. Wer oft durch "das Feld"
spaziert, inlinert oder radelt wird den Unterschied bald merken.
Ohne Verkehr ist es eben (ein besseres) Naherholungsgebiet. Ich
denke, wir sollten versuchen möglichst wenig weiteres Gewerbe
ins Feld zu bauen.
Von
neu Heidelberger
am Mittwoch,
26.08.2009 um 10:10 Uhr
Entscheidet nur der
OB über den Reiterverein?
also was soll das
gerede von naherholungsgebieten? haben wir nicht genug
naherholungsgebiete in der umgebung, man muss nur den berg
hochfahren in den Odenwald. Ich kann es nicht verstehen das wenn
in Heidelberg mal was neues entstehen soll viele gleich dagegen
sind. Macht doch die Stadt attraktiv, bietet den Menschen etwas
... Das tut der stadt auch mal gut ... stillstand = Rückschritt.
der neu Heidelberger ... (seit 5 Jahren)
"...wenn in
Heidelberg mal was neues entstehen soll viele gleich dagegen
sind. Macht doch die Stadt attraktiv, ... Das tut der stadt
auch mal gut ... stillstand = Rückschritt."
Was ist denn am Reiterverein neu? Verstehe ich nicht. Es
geht doch nur um einen gescheiten Standort. Der ist eben
nicht im Feld! Naherholungsgebiete gibt es eben nicht sehr
viele um HeidelBERG ohne Wald oder Berg. Viele wollen eben
nicht erst hochFAHREN zum Erholungsgebiet. Warum bauen wir
einen Reitervein nicht in den Wald? Einen, ach was zehn!
"stillstand = Rückschritt" Derartig knackige Formulierungen
stammen doch aus den letzten Jahrzehnten. In dieser
Standortdiskussion das Thema voellig verfehlt. "Das tut der
stadt auch mal gut ... " Aha
Entscheidet nur der OB über den
Reiterverein?
- Gartenbesitzer -
27.08.2009
Entscheidet nur der
OB über den Reiterverein?
Good-bye
Demokratie!!! Da hat man bei der Kommunalwahl FÜR das
Handschuhsheimer Feld seine Stimme abgegeben - wenn das wirklich
stimmt und der OB damit durchkommt, dann ist das ein Verrat an
der Demokratie! Als wenn jetzt nicht schon viel zu viel Verkehr
durch den Allmendpfad gehen würde. Wenn hier die Durchfahrt zum
Reitverein, wie vor einer Weile in der Presse zu lesen war,
wirklich durch den Allmendpfad kommen sollte, müsste die Straße
ausgebaut werden. Dann ist das Handschuhsheimer Feld
zerschnitten und dann ist doch der Weg zur Umgehungsstraße oder
einem weiteren Autobahnzubringer durch das Handschuhsheimer Feld
frei.
Ich habe den Reitverein bis jetzt nur als elitären Verein von
Heidelbergs Privilegierten erlebt und es darf nicht sein, dass
es wieder einmal so wird, dass die, die Geld und Einfluss haben,
über die Köpfe der Wähler ihren Willen durchsetzen können. Und
was soll bitte das Argument mit den vielen Stallungen und dem
anderen Reitverein in Wieblingen? Auch in Handschuhsheim gibt es
einen Reitverein, über die Straße in Dossenheim ist direkt der
nächste und Stallungen und Koppeln gibt es auch im
Handschuhsheimer Feld schon recht viele. Das Argument gilt
meiner Meinung nach deshalb genauso für das Handschuhsheimer
Feld, wie für Wieblingen und wird somit hinfällig als Argument
gegen Wieblingen.
Mannheimer Morgen07. September 2009
Diskussion:
Oberbürgermeister Würzner will die Entscheidung nach Überzeugung des
Handschuhsheimer Stadtteilvereins am Gemeinderat vorbei schleusen
Weiter Suche nach Standort
für Reiterverein
Von unserem
Redaktionsmitglied Simon Scherrenbacher
Der Reiterverein
Heidelberg muss seinen Standort am Neckarufer im Neuenheimer Feld über kurz
oder lang verlassen - so viel steht fest. Der Grund: Der benachbarte Zoo
will erweitern, und weil die Kliniken rundherum keinen Platz dafür lassen,
bleibt nur das Gelände der Reiter. Für die wiederum sind derzeit zwei
Standorte im Gespräch: das Gewann Farrwiesenäcker und das Gewann Hohe
Straße, beide im Handschuhsheimer Feld gelegen. Doch der Stadtteil läuft
dagegen Sturm.
"Wir haben uns im
Bezirksbeirat einstimmig dagegen ausgesprochen, dass der Reiterverein ins
Handschuhsheimer Feld kommt", sagt der Vorsitzende des Stadtteilvereins,
Martin Hornig. "Dort befindet sich wertvolles Gartenbaugebiet", begründet er
die Entscheidung. Die Gärtner würden die Flächen von insgesamt knapp
dreihundert Quadratmetern brauchen. Und aus der Erfahrung mit dem Bau der
Klinikgebäude im Neuenheimer Feld habe man gelernt: "Wenn das eine erst
steht, kommt bald das nächste."
"Auf gar keinen Fall
ins Handschuhsheimer Feld", sagt auch der Gemüsebauer und zweite
Stadtteilvereinsvorsitzende Jürgen Grieser, der Salat und Kohl anbaut. "Wir
brauchen jeden Quadratmeter." Der Reiterverein solle lieber in einen anderen
Stadtteil ziehen, "wo der Boden minderwertiger ist".
Gegen das Gewann Hohe
Straße spricht sich auch die Nachbargemeinde Dossenheim aus, in deren
Gemarkung die Fläche hineinragt. Man habe schon vor etwa einem Jahr eine
Anfrage aus Heidelberg erhalten und dies im Gemeinderat diskutiert,
berichtet Bürgermeister Hans Lorenz. Das Ergebnis: "Wir halten das nicht
unbedingt für eine gute Lösung." Es gebe in Dossenheim bereits einen
Reiterverein: "An einem zweiten haben wir kein Interesse." Somit bleibt in
Handschuhsheim nur das weiter östlich gelegene Gewann Farrwiesenäcker.
"Verlassen Stadt nicht ohne Not"
Auch für den
Reiterverein kommt nur diese Fläche in Frage: "Ich gehe doch nicht ohne Not
aus der Gemeinde raus", sagt der Vorsitzende Stephan Bingel. "Mit einem
Gewann innerhalb der Kommune könnten wir leben." Damit meint Bingel
allerdings die Farrwiesenäcker und nicht den Bereich um die Waldorfschule in
Wieblingen, den die Handschuhsheimer als Alternative vorgeschlagen haben.
Weil ein Großteil der Mitglieder aus dem Norden kommt, will der Reiterverein
sich nicht südlich des Neckars ansiedeln.
Zeitdruck verspürt der
Verein nicht: Außer der Stadt und dem Land gehört ein kleiner Teil des
insgesamt drei Hektar großen Grundstücks nämlich einem der Mitglieder. Laut
Bingel kann sich der Tiergarten ohne diese Fläche nicht vergrößern: "Der
sitzt durch uns in der Falle."
Ein Ende der
Diskussion um den neuen Standort ist nicht in Sicht: Schon zweimal stand das
Thema im Bauausschuss auf der Tagesordnung - und zweimal flog es wieder
herunter, weil eine Einigung nicht zu erwarten war. Gemüsebauer Grieser
glaubt, dass Oberbürgermeister Eckart Würzner die Entscheidung nun nicht
mehr dem Gemeinderat überlassen, sondern selbst fällen will.
Auf einer
Veranstaltung der badischen Gartenbaubetriebe im Handschuhsheimer Feld habe
der Rathaus-Chef vor wenigen Wochen gesagt, dass man den Reiterverein in
einen "privilegierten Betrieb" umwidmen könne, erzählt Grieser. Dank dieses
rechtlichen Kniffs wäre Würzner nicht mehr auf die Zustimmung des
Gemeinderates angewiesen, um den Reiterverein nach Handschuhsheim zu
verlagern.
Die Stadt gibt sich
zum Thema äußerst wortkarg: Es liege weder ein Bauantrag noch eine
Bauvoranfrage des Reitervereins vor. "Umfang und Eingriff können erst bei
Vorliegen konkreter Unterlagen beurteilt werden", so Pressesprecher
Bert-Olaf Rieck. "Damit sind auch erst dann Aussagen über das weitere
Verfahren möglich." Zu dem Vorwurf, Würzner wolle die Entscheidung am
Gemeinderat vorbei schleusen, will er keine Stellung beziehen.
Mannheimer Morgen22. September 2009
Zoo-Erweiterung:
Mietvertrag läuft aus / Würzner: Beschluss im Gemeinderat nicht notwendig
Reiter müssen
bald umziehen
Die Diskussion um den Umzug des Reitervereins Heidelberg kommt in die
entscheidende Phase. Am 11. November läuft der Mietvertrag der
Pferdesportler über die Flächen im Neuenheimer Feld aus. "Und verlängern
werden sie uns nicht", sagt der Erste Vorsitzende des Vereins, Dr. Stephan
Bingel. Denn das drei Hektar große Gelände, das zu großen Teilen dem Land
Baden-Württemberg und der Stadt gehört, will letztere nutzen, um den Zoo zu
erweitern. Deshalb soll in den nächsten Wochen ein neuer Standort für den
Verein gefunden werden.
Die Reiter würden am liebsten ins Handschuhsheimer Feld in das Gewann
Farrwiesenäcker ziehen, sagt Bingel. Doch im Stadtteil regt sich Protest:
Viele Handschuhsheimer wollen nicht, dass sich der Verein dort ansiedelt,
weil die Flächen für die Gemüsebauern benötigt würden. Der Bezirksbeirat hat
sich bereits zweimal gegen den Umzug ausgesprochen.
Eine Lösung könnte ein Gespräch der Pferdesportler mit Oberbürgermeister
Eckart Würzner bringen, das in den nächsten Wochen geplant ist. Dieser
erklärte gestern im Rathaus, dass für die Verlagerung des Reitervereins
nicht die Zustimmung des Gemeinderats benötigt würde: "Das muss
grundsätzlich nicht im Gemeinderat beschlossen werden." Allerdings gab es in
den vergangenen eineinhalb Jahren drei Anläufe, um das Thema im
Kommunalparlament zu debattieren: Alle wurde vertagt, weil sich keine
Einigung abzeichnete. Nun scheint Würzner auf einen weiteren Anlauf
verzichten zu wollen, und die Angelegenheit von der Verwaltung beschließen
zu lassen: "Das entscheidet normalerweise die Baurechtsbehörde." mig
Heidelberg. tt. Ist der
Heidelberger Reiterverein ein "privilegierter Betrieb im Außenbereich", und
kann Oberbürgermeister Eckart Würzner deshalb ohne Beteiligung von Bezirks-
und Gemeinderat über eine Verlegung ins Handschuhsheimer Feld entscheiden?
Über diese Frage wird seit Mitte August, als der OB über diese Sichtweise
erstmals sprach, im Stadtteil heftig diskutiert. Denn die Handschuhsheimer
sind der Auffassung, dass der Reiterverein kein privilegierter Betrieb ist
und dass der Oberbürgermeister deshalb auch nicht alleine entscheiden kann.
Mit einer Resolution wenden sich
der Stadtteilverein, die Interessengemeinschaft, der Bauernverband, der
Obst- und Gartenbauverein, die Gärtnervereinigung, der Verein
Handschuhsheimer Feldkultur, die Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft sowie
der Landesnaturschutzverband nun an die Heidelberger Gemeinderäte: "In
jüngster Zeit erwächst der Anschein, dass die Stadtverwaltung unter Umgehung
des Gemeinderates versucht, auf Basis einer
,Vereins-Außenbereichs-Privilegierung’ im Alleingang die Platzierung des
Reitervereins im Handschuhsheimer Feld durchzusetzen." Sollte dies der Fall
sein, käme diese Vorgehensweise nach Auffassung der Handschuhsheimer Vereine
und der Naturschutzverbände einer Missachtung der zum Schutz des Feldes
erstellten Schrift- und Planwerke, des damit verbundenen großen finanziellen
und personellen Aufwandes und der bisherigen Gemeinderatsbeschlüsse gleich.
"Wir akzeptieren keinen
Verwaltungs-Solo-Akt", lautet deshalb die Marschrichtung der Vereine, die
die Resolution unterschrieben haben. Vorsorglich melden sie deshalb auch
schon jetzt ihren Protest an, wenn der Oberbürgermeister alleine über eine
Umsiedlung des Reitervereins entscheiden sollte. Die Handschuhsheimer sind
vor allem irritiert, weil die Verlagerung bislang immer in den städtischen
Gremien behandelt wurde. Erst im März hatte sich der Bezirksbeirat gegen die
Ansiedlung des Reitervereins im Gewann "Farrwiesenäcker" ausgesprochen.
Daraufhin hatte die
Stadtverwaltung das Thema von der Tagesordnung des Gemeinderates genommen
und Nachbesserungen versprochen.
Mannheimer Morgen 03. Dezember 2009
Lösung für
Reiterverein nahe
Von
unserem Redaktionsmitglied Simon Scherrenbacher
In
der Diskussion um einen neuen Standort für den Reiterverein scheint sich
eine Lösung abzuzeichnen. Sie könnte darin bestehen, eine Anlage im
Handschuhsheimer Feld gemeinsam mit dem dortigen Reit- und Fahrverein zu
bauen. Für den bisherigen Standort am Neckarufer ist der Pachtvertrag mit
der Stadt über einen Teil der Fläche am 11. November ausgelaufen.
Die
andere Hälfte der Fläche, auf der die Pferde weiden, gehört dem Land. Hier
ist der Pachtvertrag nach Angaben des Universitätsbauamtes kurzfristig
kündbar - etwa, um ein Studentenwohnheim oder ein Gebäude für die Uniklinik
zu errichten. "Das ist potenzielles Baugebiet, aber aktuell haben wir keinen
Bedarf", erklärt Amtsleiter Rolf Stroux.
Der
Tiergarten auf der anderen Seite hat ebenfalls eher langfristig an dem
Nachbargrundstück Interesse. "Wir sind der kleinste Zoo unter den großen in
Deutschland", rechtfertigt der kaufmännische Geschäftsführer Frank-Dieter
Heck die Expansionspläne. Zudem entwickelten sich die Besucherzahlen im
Tiergarten positiv.
"Wir
müssen da weg", sagt auch der Vorsitzende des Reitervereins, Stephan Bingel.
Durch den Bau der Studentenwohnheime sei man "eingemauert worden". Sollte
das Land Anspruch auf sein Areal erheben, bestehe die Gefahr, "notwendige
Koppelflächen" zu verlieren.
Der
Reit- und Fahrverein Handschuhsheim habe in den Sportskameraden vom
Neckarufer zunächst Konkurrenz gesehen, so Bingel. Auf Drängen von
Oberbürgermeister Eckart Würzner sei man sich in Gesprächen jedoch näher
gekommen. Auch der Reitervereins-Vorsitzende könnte mit einem Neubau auf dem
Gewann "Farrwiesenäcker" leben - "wenn es machbar ist".
Beide
Clubs hätten dem Rathaus-Chef versprochen, den Flächen-Verbrauch auf das
Mindestmaß einzuschränken. Allerdings sind Bingel zufolge die Anforderungen
an den Platz durch neue Tierhaltungs-Vorschriften gestiegen. Dennoch soll
die gemeinsame Anlage weniger Raum einnehmen, als für zwei Vereine notwendig
wäre.
Gemüsebauern fürchten um Feld
Die
Gemüsebauern im Handschuhsheimer Feld, die gegen eine neue Anlage Sturm
laufen, wird das kaum trösten. Sie fürchten um ihr wertvolles
Gartenbaugebiet, das bereits durch die Ansiedlung der Unikliniken im
angrenzenden Neuenheimer Feld und den Heidelberger Tennisclub beschnitten
wurde.
Gemeinderätin Barbara Greven-Aschoff (Bündnis '90/Die Grünen), die im
Bauausschuss am Dienstag die Diskussion verfolgte, könnte dagegen mit dem
Standort im Gewann Farrwiesenäcker leben: "Wenn die Anlage in der Nähe der B
3 bleibt, ist das in Ordnung." Möglicherweise könnten sich die beiden
Vereine eine Reithalle teilen.
Berichtigung im
Mannheimer Morgen 04. Dezember 2009: B3 statt
Farrwiesenäcker
Stadträtin
Barbara Greven-Aschoff (Bündnis '90/Die Grünen) begrüßt die Annäherung
zwischen den zwei Reitervereinen in Handschuhsheim und Neuenheim. Als Standort
für den möglichen gemeinsamen Neubau kämen jedoch Flächen in der Nähe der B3 und
des Handschuhsheimer Reitervereins in Frage und nicht die
Farrwiesenäcker.
Da jedoch in der Umgebung des Reit- und Fahrvereins
Handschuhsheim in der Nähe der B3 mit vielen Grundstückseigentümern
verhandelt werde müsste, bat Oberbürgermeister Dr. Würzner die beiden
Reitervereine, gemeinsam einen Bauantrag für den Bau einer gemeinsamen neuen
Reitanlage im Gewann Farrwiesenäcker, mitten im Handschuhsheimer Feld, zu
stellen !
Mannheimer
Morgen 7. September 2010
Zoo-Erweiterung: Fronten
festgefahren
Von unserem
Redaktionsmitglied Daniel Bernock
Der Heidelberger Zoo braucht
Platz. Laut Klaus Wünnemann, Direktor des Tiergartens, sei man mit 9,5
Hektar "der Kleinste unter den Bedeutsamen." Durch eine bereits länger
geplante Erweiterung soll den Tieren mehr Raum gegeben werden. Außerdem
erhofft sich die Zooleitung, mehr Freiraum für die Besucher zu schaffen. Für
den geplanten Anbau hat der Zoo schon genaue Pläne: Thematische Schwerpunkte
werden die "Savannen" und das "Wasser". Die Afrikaanlage zieht ebenfalls auf
den Anbau um, außerdem findet ein neues Karussell Platz.
Trotz detaillierter Planung
gibt es noch eine große Unbekannte: den Zeitpunkt des Umbaus. "Es wird von
unserer Seite immer drängender. Je länger wir warten, desto mehr müssen wir
in Dinge investieren, die wir eigentlich abreißen wollten", sagt Wünnemann.
Schon seit Jahren ist die
Erweiterung des Zoos ein Thema, eine Lösung ist nicht in Sicht. Auf dem vier
Hektar großen Gelände, auf dem der Zoo gerne expandieren möchte, befindet
sich der Heidelberger Reiterverein. Dieser braucht einen neuen Standort -
die Suche danach scheint schwerer als gedacht.
Reiterverein sucht
neue Bleibe
Beim Reiterverein verlässt
man sich auf Unterstützung aus dem Rathaus: "Wir suchen mit der Stadt
zusammen nach einem neuen Gelände, haben jedoch nichts Konkretes im Auge",
sagt Stephan Bingel, Vorsitzender des Vereins. Die Stadt wiederum sieht den
Verein in der Pflicht: "Es ist Aufgabe des Reitervereins, nach einem neuen
Standort zu suchen", sagt Bert-Olaf Rieck und fügt hinzu: "Es gibt keine
Zukunft für den Verein im Neuenheimer Feld." Das Gelände befinde sich auf
Erweiterungsgebiet, das auch für die Universität oder Kliniken in Frage
kommt.
Bereits Ende vergangenen
Jahres schien eine Lösung nahe: Es war im Gespräch, dass der Heidelberger
Reiterverein nach Handschuhsheim zieht und mit dem dortigen Klub ein eine
Anlage zu teilen. Heute, ein Dreivierteljahr später, heißt es nur, die
gemeinsame Nutzung mit dem Reit- und Fahrverein Handschuhsheim sei immer
noch ein Thema. Es komme jedoch auf den genauen Standpunkt an, ob dort genug
Platz vorhanden sei.
Hier kommt der nächste
Interessenskonflikt ins Spiel: Der Stadtteilverein Handschuhsheim ist alles
andere als erfreut über den möglichen Umzug des Heidelberger Reitervereins.
Der Vorsitzende Gerhard Genthner vertritt nach eigener Aussage "die
Interessen der Gartenbetreiber." Er spricht sich ganz klar gegen zwei
Örtlichkeiten aus, die als Vereinsstätte im Gespräch waren - das Gewann
Farrwiesenäcker und das Gewann Hohe Straße. Wenn, dann solle die Anlage in
die Nähe der B 3, dort würde kein nutzbares Land "zerschnitten". "Bereits
jetzt ist das Gelände für Gartenbetriebe knapp. Durch die Ausbreitung des
Sortiments brauchen wir auch in Zukunft mehr Platz", sagt Genthner. Südlich
des Neckars will der Reitverein sich nicht ansiedeln. Ein Großteil der
Mitglieder komme aus Stadtteilen nördlich des Neckars.
Der Reiterverein hat bei den
Verhandlungen zur Erweiterung des Tiergartens noch ein Ass im Ärmel: Ein
kleiner Teil des Vereinsgrundstücks gehört einem Mitglied. Ohne dieses sei
die Erweiterung des Tiergartens "nur sehr schwer möglich",
sagt Bingel.
Ursprünglich bezifferte der Reiterverein seine Flächenansprüche auf 5 ha (50
000 qm). Wenn jetzt deutlich weniger beantragt werden, wie in der von
Bürgermeister Erichson auf dem Neujahrsempfang 2011 zitierten email des
Ersten Bürgermeisters dargelegt, ist die Frage aufzuwerfen, ob dies eine
tatsächliche Verringerung der Ansprüche oder lediglich eine bei solchen
Projekten bewährte Salamitaktik ist: Bei Widerstand zunächst eine kleinere
Fläche beantragen, um den Fuß zwischen die Tür zu bekommen. Eine spätere
Erweiterung kann dann einfach begründet werden und muss dann ohnehin am
neuen Standort stattfinden.
Mannheimer
Morgen 8. Januar 2011
Reiterverein: Club
hat Bauvoranfrage für Wunschfläche gestellt / Naturschützer und
Stadtteilverein lehnen neuen Standort ab
Kein
Applaus für Aufgalopp im Feld
Von unserem
Redaktionsmitglied Fabian Busch
Mehr als zwei Jahre haben
der Reiterverein und die Stadt gesucht, gefunden und Ideen wieder verworfen.
Jetzt hat der Verein sich entschieden: Die Reiter, die ihr bisheriges
Gelände neben dem Heidelberger Zoo aufgeben müssen, wollen an den Rand des
Handschuhsheimer Feldes ziehen. Bei der Stadt haben sie eine Bauvoranfrage
für eine Fläche im sogenannten Gewann Farrwiesenäcker eingereicht, wie die
Verwaltung bestätigte. Nun ist der Gemeinderat am Zug - er müsste den
Flächennutzungsplan ändern, damit die Pferde auf dem Wunschgelände des
Vereins künftig aufgaloppieren können. Außerdem sind die Flächen im Besitz
von Stadt und Land. Doch in Heidelbergs nördlichstem Stadtteil gibt es
weiterhin massive Vorbehalte.
Neu ist die Idee mit dem
Reiterhof am Handschuhsheimer Feld nicht. Die Reiter hatten immer eine
Fläche nördlich des Neckars vorgezogen. "Wir wollen nicht wieder eingebaut
werden", sagt der Vereinsvorsitzende Stephan Bingel. An seinem bisherigen
Standort hatte der Verein diese Erfahrung gemacht: "Eingeklemmt" zwischen
Zoo, Uni-Gebäuden und Neckar war das Gelände zu begehrt, um auf Dauer "nur"
einem Reiterverein Platz zu bieten. Angst um Anbauflächen
Ganz im Norden der Stadt,
umgeben nur von Äckern und der Dossenheimer Umgehungsstraße, fühlen sich die
Reiter dagegen sicherer. Das Gegenteil aber ist bei den Handschuhsheimer
Bauern der Fall. Die fürchten, dass immer mehr landwirtschaftliche
Nutzflächen im Handschuhsheimer Feld verloren gehen. "Wir empfinden das als
massiven Eingriff, weil das Feld dann von allen Seiten angefressen wird",
sagt Gerhard Genthner, Vorsitzender des Handschuhsheimer Stadtteilvereins.
Wenn der Reiterverein kommt, so die Befürchtung, dann wird vielleicht auch
irgendwann die Universität Ansprüche anmelden. "Wenn man davon ausgeht, dass
ökologische Landwirtschaft mit regionaler Nähe zu tun hat, darf man das Feld
nicht weiter antasten", findet Genthner.
Vereinschef Stephan Bingel
sieht das anders. "Eigentlich haben wir gleichgelagerte Interessen", sagt
er. Schließlich sei auch den Reitern daran gelegen, dass Äcker und Felder
erhalten bleiben. Auch die Anlieferung von Stroh sei einfacher, wenn der
neue Reiterhof am Rande des Handschuhsheimer Feldes entsteht. Für den Verein
ist die Option aber besonders attraktiv, weil er keine Verhandlungen mit
privaten Grundstückseigentürmern führen müsste, da die gewünschte Fläche ja
im Besitz von Stadt und Land ist.
Bedenken haben inzwischen
Naturschützer angemeldet. Der Heidelberger Ortsverband vom Naturschutzbund
Deutschland befürchtet, dass seltene Vogelarten wie Goldammer, Nachtigall
und Hausrotschwanz unter dem Reiterhof zu leiden hätten. Nun bleibt
abzuwarten, ob der Gemeinderat den Flächennutzungsplan ändert, denn der
sieht eine landwirtschaftliche Nutzung für das Gelände vor. Gemeinderat
gespalten
Die Stadt und der
Gemeinderat haben die Reiter immer bei der Suche nach einem neuen Domizil
unterstützt. Trotzdem will Stephan Bingel noch keinen Optimismus verbreiten.
Die Stadtvertretung ist seiner Einschätzung nach in der Frage gespalten.
Judith Marggraf,
Fraktionsvorsitzende der Grün-Alternativen, etwa fühlt sich selbst hin und
hergerissen. Die Flächen an den Farrwiesenäckern hält sie für "nicht
glücklich" gewählt, gleichzeitig sieht sie die Stadt aber auch in der
Pflicht, den Reitern bei einer Standortsuche zu helfen. "Und natürlich ist
ein Reiterhof nicht das gleiche wie eine Industrieanlage." Unaufgeregt sehe
die CDU dagegen die Sache, so Stadträtin Kristina Essig. Sie selbst könne
mit dem Standort in Handschuhsheim gut leben. Für die ganze Fraktion will
sie aber nicht sprechen, schließlich gibt es dort Mitglieder aus
Handschuhsheim. Auch Reitervereins-Chef Bingel erwartet, dass die Herkunft
aus den Stadtteilen in dieser Frage möglicherweise wichtiger ist als die
Parteizugehörigkeit.
In dem
Jahresinterview des Uni-Rektors Prof. Eitel in der RNZ am 21.1.2012
finden sich interessante Aussagen zu dem Konzept, Flächen der Universität im
Neuenheimer Feld für Koppeln usw. für den Reiterverein zu nutzen.
Das Verfahren um die Verlegung des Reitervereins geht
in die entscheidende Runde. Die Stadtverwaltung schlägt drei mögliche
Standorte vor:
- Auf der
Schwetzinger Bahn, Nähe Flugplatz, Kirchheim
- Schänzel, östlich Kleingartenanlage, Handschuhsheim
- Wolfsgärten, Wieblingen westlich des Autobahnkleeblatts A5/A656
Einzelheiten wie Vor- und Nachteile zu den Standorten
werden
hier ausführlich dargestellt.
Als Auswirkungen des Standorts im Handschuhsheimer Feld werden in der
Städtischen Vorlage u.a. genannt:
"Auswirkungen:
Flächenverknappung im
Handschuhsheimer Feld
Verkehrsaufkommen im Feld: erhöht
besondere Brutvögel vorhanden => Ausgleichsmaßnahmen erforderlich"
Die endgültige Entscheidung ist in folgenden
Sitzungen getroffen worden.
Beschlussvorschlag der
Verwaltung bzw. Standort Schänzel:
ja
nein
enthalten
Ergebnis
Bezirksbeirat Handschuhsheim
25.06.2012
-
16
-
abgelehnt
Sportausschuss
27.06.2012
6
5
1
zugestimmt
Umweltausschuss
27.06.2012
6
7
-
abgelehnt
Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss
04.07.2012
5
7
1
abgelehnt
Haupt- und Finanzausschuss
11.07.2012
6
6
1
abgelehnt
Gemeinderat
25.07.2012
17
24
-
abgelehnt
Im
Bezirksbeirat Handschuhsheim am 25.6.2012
appellierte u.a. der 1. Vorsitzende des Stadtteilvereins Handschuhsheim e.V.
Gerhard Genthner als Vertreter von 50 Vereinen und 1000 Einzelmitgliedern an
den Bezirksbeirat, den Standort „Schänzel“ im Handschuhsheimer Feld bei der
Abstimmung abzulehnen. Nach längerer Diskussion lehnte der Bezirksbeirat mit
den Stimmen aller Parteien und Mitglieder die Verlegung des Reitervereins
ins Handschuhsheimer Feld ab und empfahl stattdessen einstimmig die
Neuansiedlung des Heidelberger Reitervereins in den Planungsprozess zur
Konversion der US-Army-Flächen einzubeziehen.
Im Sportausschuss des Gemeinderats am
27.06.2012 plädierten besonders Wolfgang
Lachenauer (HEIDELBERGER) und Jan Gradel (CDU) für die Verlegung des
Reitervereins in den Schänzel. Eines der Argumente von W. Lachenauer war,
dass sowieso schon so viel im Handschuhsheimer Feld angesiedelt sei.
Irmtraud Spinnler (SPD) entgegnete, dass gerade deshalb das
Handschuhsheimer Feld nicht mehr weiter zerstückelt werden dürfe. Margret
Hommelhoff (FDP) kritisierte Handschuhsheim, weil es angeblich "alles
ablehnen" würde. Rückgrat zeigte Alfred Jakob (CDU), der als einziger der
CDU gegen die Ansiedlung im Handschuhsheimer Feld votierte. Frank Wetzel
(GRÜNE) plädierte dafür, alle 3 Standorte auf landwirtschaftlichen Flächen
abzulehnen und stattdessen die zahlreich freiwerdenden Flächen der
US-Amerikaner zu nutzen. Wolfgang Lachenauer stellte den Antrag, sich bei
der Standortsuche auf eine Fläche im Handschuhsheimer Gewann "Schänzel" zu
konzentrieren. Dieser Antrag ergab wie die Vorlage der Verwaltung eine
knappe Mehrheit von 6 zu 5 .
Im
Umweltausschuss am 27.6.2012 forderte Karlheinz Rehm (HEIDELBERGER),
dass keine weiteren landwirtschaftlichen Flächen mehr bebaut werden dürfen.
Martin Ehrbar (CDU) plädierte für die Verlegung ins Handschuhsheimer Feld.
Dorothea Paschen (GRÜNE) stellte den Antrag, dass der Reiterverein zwei
Jahre länger als bisher eingeräumt an seinem jetzigen Standort bleiben
könnte. In dieser Zeit müsse er bei der Umwandlung von Konversionsflächen
besonders berücksichtigt werden. Leider wurde über diesen Antrag nicht
abgestimmt. Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) wies auf den
Widerspruch hin, dass der Zoo am alten Standort des Reitervereins ein
Biodiversitätszentrum bauen wolle und gleichzeitig bei einer Verlegung des
Reitervereins ins Handschuhsheimer Feld ohne Bedenken wertvolle Biotope
zerstört würden. Deshalb stimme er dem Vorschlag der GRÜNEN zu, einen
Standort auf den freiwerdenden Flächen der US-Amerikaner zu nutzen. Irmtraud
Spinnler (SPD) wies darauf hin, dass der Standort Schänzel schon allein
deshalb nicht nachhaltig sei, weil der Reiterverein von der Universität nur
kurzfristige Pachtverträge erhalten könne. Der Umweltausschuss lehnte den
Beschlussvorschlag der Verwaltung mit 7 zu 6 ab.
Im
Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss am 4.7.2012 erinnerte Robert
Bechtel als Vertreter des Bezirksbeirats Handschuhsheim daran, dass bereits
Bürgermeister Erichson gefordert habe, dass keine weiteren wertvollen
ökologischen Flächen mehr geopfert werden dürfen. Deshalb lehne der
Bezirksbeirat Handschuhsheim einstimmig alle bisher vorgeschlagenen
Standorte für die Umsiedlung des Reitervereins ab und schlage stattdessen
die Verwendung freiwerdender Flächen der US-Amerikaner vor. Trotzdem stellte
Margret Hommelhoff (FDP) den Antrag, den Reiterverein in das Gewann "Schänzel"
im Handschuhsheimer Feld zu verlegen. Dieser Antrag wurde mit 5 zu 7
abgelehnt. Gegen den Antrag stimmten die GRÜNEN, die SPD, generation hd und
Alfred Jakob (CDU). Dafür stimmten CDU (2), FDP(2) und FWV (1). Ernst Gund
(CDU) beteiligte sich nicht an der Abstimmung, da er schon vor der
Abstimmung gegangen war.
Im Haupt- und
Finanzausschuss am 11.7.2012 plädieren Oberbürgermeister Dr. Eckart
Würzner, Wolfgang Lachenauer (HEIDELBERGER), Frau Dr. Annette Trabold und
Frau Dr. Ursula Lorenz (FWV) vehement für den Standort Schänzel. Damit
niemand erfährt, wie abgestimmt wird, schlägt Dr. Jan Gradel (CDU) vor,
geheim abzustimmen. Dem widersprechen Anke Schuster (SPD) und Claudia
Hollinger (GRÜNE), der Antrag von Dr. Gradel wird mit 7 zu 8 abgelehnt.
Judith Margraf (GAL) plädiert für eine gemeinschaftliche Lösung nördlich des
Neckars zwischen Heidelberger Reiterverein und dem Reit- und Fahrverein
Handschuhsheim. Der Flächenverbrauch sollte durch eine gemeinsame Nutzung
bestimmter Räumlichkeiten und Flächen verringert werden. Beim Reit- und
Fahrverein stünden in den nächsten Jahren so und so Renovierungen an.
Irmgart Spinnler (SPD) erklärt, dass am Baumschulenweg neben dem geplanten
Sportpark genügend Platz ist und dort auch eine gute Anbindung durch den
ÖPNV vorhanden ist. Am Schluss stellte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner
den Antrag, den Reiterverein ins Handschuhsheimer Feld auf den Standort
Schänzel zu verlegen. Dieser Antrag wurde mit Stimmengleichheit 7:7:1
abgelehnt.
Die endgültige Entscheidung fiel in der
Gemeinderatssitzung am 25.7.2012: Zu Beginn wurden die bekannten
Argumente ausgetauscht. Etwas aus der Rolle fiel Wolfgang Lachenauer
(HEIDELBERGER), der rundweg abstritt, dass die Ansiedlung des Reitervereins
im Handschuhsheimer Feld einen Eingriff in das Feld darstellen würde.
Margret Hommelhoff (FDP) behauptete, dass die geplanten Hallen des
Reitervereins auch nicht größer seien als verschiedene Gemüsehallen der
Gärtner. Die SPD lehnte grundsätzlich weitere Eingriffe in das
Handschuhsheimer Feld ab. Judith Marggraf (GAL) zeigte auf, dass es unsinnig
wäre, für den Heidelberger Reiterverein in einem Abstand von nur 1600 Metern
zum bestehenden Handschuhsheimer Reiterverein eine völlig neue Infrastruktur
zu schaffen., ohne dass die beiden Reitervereine zusammenarbeiten und
Infrastruktur zusammen nutzen. Frank Wetzel (GRÜNE) erläuterte den Antrag
der GRÜNEN, die drei von der Verwaltung vorgeschlagenen Standorte abzulehnen
und stattdessen eine Standortplanung im Zusammenhang mit den freiwerdenden
US-Flächen durchzuführen. Dieser Antrag wurde als weitestgehender Antrag
zuerst abgestimmt. Er fand eine Mehrheit von 24 zu 17 Stimmen. Für diesen
Antrag stimmten geschlossen die Fraktionen der GRÜNEN, SPD; GAL, generation
HD, BL, HD pflegen und erhalten zusammen mit Alfred Jakob (CDU) und
Karlheinz Rehm (HEIDELBERGER). Dagegen stimmten 8 CDU-Mitglieder (darunter
Ernst Gund, Margret Dotter und Werner Pfisterer), FDP, FWV, 2 HEIDELBERGER
und der OB. Damit ist der Standort Schänzel im Handschuhsheimer Feld
abgelehnt.
Dank an alle, die mitgeholfen haben !
Reiterverein Heidelberg: Ladenburger
Gemeinderat macht Weg für neuen Standort frei
Mit großer Mehrheit stimmen die Räte für die Aufstellung eines
Bebauungsplanes im Kirchfeld beim Ladenburger Sportzentrum zu.
RNZ-Online 01.08.2014, 06:00
Der neue Standort in Ladenburg ist nun sicher. Das Foto zeigt den
Reiterverein Heidelberg beim letzten Ausritt aus seinem Domizil in Richtung
Ladenburg. Foto: Katzenberger-Ruf
bms. Der Gemeinderat in Ladenburg hat nun einer gemeinsamen Zukunft der
Reitervereine Heidelberg und Ladenburg den Weg geebnet. Mit großer Mehrheit
stimmte er der Aufstellung eines Bebauungsplanes im Kirchfeld beim
Ladenburger Sportzentrum zu. Die beiden Vereine wollen dort zum
"Pferdesportzentrum Ladenburg" fusionieren.
Der Sitz des Vereins soll Heidelberg sein. Die Ladenburger bringen in die
Fusion 160 Mitglieder mit ein, die Heidelberger rund 400. Bedenken gab es
von Seiten der Grünen wegen des zu erwartenden hohen Verkehrsaufkommens und
eventueller Begehrlichkeiten, sich "weiter auszudehnen als bis jetzt
angekündigt", so Stadtrat Alexander Spangenberg. Der Bebauungsplan umfasst
Umbauarbeiten der Ladenburger Reitanlage für neue Reithallen, Stallungen und
Paddocks auf rund 2,1 Hektar Fläche.
Damit scheint die lange Suche des Heidelberger Reitervereins nach einem
neuen Standort beendet. Der Verein musste sein bisheriges Gelände neben dem
Heidelberger Zoo verlassen und hat schon seit einiger Zeit in Ladenburg mit
provisorischen Zelten für die Pferde Asyl gefunden. Der Zoo braucht das
Gelände für seine Erweiterung.