Alle 4 Bezirksbeiräte haben beschlossen: "Die Vorgabe
eines Zuwachses der Bruttogrundfläche von 818 000 qm zusätzlich zum Bestand
von 1 094 000 qm (2017) bis zum Jahr 2050 wird nicht überschritten (Anlage
08 zur Drucksache 0192/2018/BV)" Wenn der Gemeinderat dies auch
beschließt, dann muss Höger 21% weniger BGF-Zuwachs unterbringen als in
ihren Plänen nachgewiesen sind.
Auch mit einem zweiten Argument versuchen die Projektträger,
das Team HÖGER zu diskriminieren: Bürgermeister Jürgen Odszuck behauptete
auf der Bezirksbeiratssitzung in Handschuhsheim, der Entwurf HÖGER führe zu
dem meisten Autoverkehr. Auf die Vorhaltung, dass bei den
Verkehrsberechnungen des Entwurfs HÖGER, anders als bei den anderen Teams,
für das Prognosejahr 2035 mit denselben Parkgebühren (23,- €/Monat) und
demselben ÖV-Takt wie 2015
gerechnet wurde, antwortete Herr Odszuck, das sei
irrelevant, da die Parkgebühren und ÖV-Takte bei allen vier Entwürfen gleich
gerechnet wurden. Das ist falsch. Das nachfolgende Bild zeigt als Beispiel
die Annahmen bei der Verkehrsberechnung des Entwurfs ASTOC mit einer
Erhöhung der Parkgebühren um 50% und einer Halbierung des ÖV-Takts auf
5-min-Takt.
(Durch Klick auf das Bild gelangt man zu dem
Originaldokument.)
Ein weiteres falsches Argument war, dass das Team HÖGER bis
an den Neckar bauen wolle bzw. dort die dichteste Bebauung vorsehe. Die
nachfolgende Grafik zeigt die Planung HÖGER im 3. Entwurf. Die rosa Flächen
sind Plätze, keine Bebauung ! Wenn dies nicht gewünscht wird, kann dies ohne
Probleme weggelassen werden, Plätze haben keinen Einfluss auf die BGF. Auch
das eine kleine Gebäude beim Biodiversitätszentrum könnte ohne Probleme
nicht realisiert werden.
(Durch Klick auf das Bild gelangt man zu dem
Originaldokument.)
Zur Energieversorgung und CO2-Emission
des Campus behauptet Bernd Müller (VermBau BaWÜ), das vom Team HÖGER
vorgeschlagene Energiekonzept sei nicht realistisch, nur das Team ASTOC
erreiche einen CO2-neutralen Campus. ASTOC will die
Klimaneutralität vor allem dadurch erreichen, dass mit zugekauften
Windenergie-Zertifikaten auf dem Papier Klimaneutralität vorgegaukelt wird.
Die Zuordnung irgendwo erzeugten CO2-neutralen Stroms
zu einem bestimmten Verbraucher durch Zertifkiate spart jedoch kein CO2
ein.
Team HÖGER schlägt dagegen ein innovatives Anergie-Netz
(Niedertemperaturnetz) vor, um vor allem die großen Abwärmemengen und den
Rücklauf der Fernwärme sinnvoll zu nutzen. Das würde tatsächlich CO2
einsparen und wäre langfristig auf alle Fälle preiswerter, als diese
Energie zu erzeugen oder einzukaufen. (Für die Uni sind allerdings bisher
Investitionskosten ein größeres Problem als Verbrauchskosten, die ganz
normal und ungefragt das Land trägt. Dieses Problem müsste mit dem Land
gelöst werden. Die Bedingungen dafür sind gut, da damit langfristig Kosten
gespart werden.) Bei einem Anergie-Netz würde man stufen- und bereichsweise
vorgehen, weil ein Großteil der Abwärme punktuell anfällt. Das Argument, in
den unterirdischen Gängen im Campus sei kein Platz, ist nicht stichhaltig.
Die meisten Gänge sind sehr geräumig. Neue Gebäude (das ist bis 2050 rund
die Hälfte des gesamten Bauvolumens auf dem Campus) könnten mit einem
Anergiennetz ohne große Mehrkosten und mit wesentlich geringeren
Betriebskosten neben der Abwärme im Campus mit dem Rücklauf der Fernwärme
versorgt werden, wie es jetzt das ifeu in seinem neuen Gebäude gemacht hat:
https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberger-umweltinstitut-ifeu-gebaeude-ist-jetzt-klima-vorbild-_arid,521289.html
Übrigens wurde das Thema Energieversorgung, CO2,
Infrastruktur oder Kosten mit den Experten und lokalen Fachvertretern
im Masterplan bisher (Juli 2020) noch überhaupt nicht diskutiert.
Im Zusammenhang mit einer angeblich zu hohen Verdichtung bei
HÖGER wird behauptet, der Entwurf HÖGER führe im Innern des Campus zu den
höchsten Temperaturen. Auch dieses gegen das Team Höger vorgebrachte
Argument ist falsch, wie das Stadtklimatologische Gutachten zeigt (siehe die
beiden nächsten Bilder.) Der städtebauliche Entwurf des Team HÖGER führt bei
Hitzeperioden von allen vier Entwürfen nachts zu der geringsten Überwärmung
und tagsüber zu den zweit geringsten Extremtemperaturen. Der Entwurf von
ASTOC führt dagegen nachts zu den zweitgrößten Überwärmungsbereichen und
tags zu den mit Abstand höchsten Temperaturen.
(Durch Klick auf das Bild gelangt man
zu dem Originaldokument.)
Insgesamt ist erstaunlich, mit welchen Fake-Argumenten bei
der Auswahl der Zukunftsentwürfe inzwischen gearbeitet wird.
Zu auffallenden Gepflogenheiten im Verfahren gehört seit einiger Zeit
außerdem, dass wichtige Unterlagen, die in einer normalen durchsuchbaren
PDF-Datei vorliegen, für den Gemeinderat extra in eine Bild-PDF
umgewandelt werden, die dadurch digital nicht mehr durchsuchbar ist und mit
der deshalb bei dem vorhandenen Umfang kaum noch gearbeitet werden kann.
Dies betrifft z.B. die Stellungnahmen der Experten in Anlage 02 zur
Beschlussvorlage vom 24.2.2020 für den
Gemeinderat.
Auch im Jahr 2021 setzen sich die Fehlinformationen fort. Sowohl bei der
öffentlichen Vorstellung der neuen Entwürfe am 23.9.2021 im Hörsaal Chemie
als auch in der Forumsitzung am 12.10.2021 behauptete Damien Ertel von
Vermögen und Bau erneut, das Team HÖGER habe die Wachstumsvorgaben nicht
ganz erfüllt. Er zeigte dabei folgende Folie:
Wie schon bei genauerer Betrachtung der Folie selbst sichtbar wird, hat
HÖGER den geforderten Zuwachs von 818 000 qm BGF voll erfüllt. Dies geht
auch aus den Vorprüfungsunterlagen von Vermögen und Bau eindeutig hervor:
Aus diesem Dokument geht hervor, dass inzwischen stillschweigend aus dem
ursprünglich angemeldeten und vom Gemeinderat als Vorgabe beschlossenen
Zuwachs von 818 000 qm BGF 867 700 qm BGF wurden. (Tabelle links unten:
"Zuwachs Soll") Trotzdem wird auch diese erhöhte Wachstumsvorgabe von beiden
Teams übererfüllt, von HÖGER sogar noch mehr als von ASTOC.
Damien Ertel behauptet, HÖGER habe die Vorgaben nicht erfüllt, da ihr
Konzept einen höheren Anteil als 5% in Untergeschossen habe.
In der vom Gemeinderat beschlossenen Rahmenvereinbarung und der
Aufgabenstellung oder in sonstigen Gemeinderatsbeschlüssen ist ein maximaler
Anteil von 5% Untergeschoßflächen (UG) jedoch überhaupt nicht enthalten.
Erst in der vom Gemeinderat weder beschlossenen noch autorisierten
Leistungsbeschreibung taucht der Satz auf: „Die als ständiger Aufenthalt
gedachten Untergeschoßflächen sollen sich daher auf max. 5 % der gesamten
Erweiterungsflächen beschränken.“
Der laut Aufgabenstellung nachzuweisende Flächenzuwachs von 818 000 qm
BGF beinhaltet nach der Definition der Bruttogrundflächen (BGF) jedoch alle
Untergeschoßflächen, unabhängig davon, ob sie zum ständigen Aufenthalt
dienen oder nicht (z.B. Chemikalienräume, Serverräume, Datenspeicher,
fensterlose Hörsäle, Abstellräume, Archive, Sicherheitslabore, Magazine).
Heute liegt der Anteil von UG an der BGF im Bestand des Uni-Campus bei
20%.
Da jedes Gebäude mindestens ein UG hat, wäre ein Areal mit nur 5%
UG-Anteil nur möglich, wenn es vollständig aus Hochhäusern mit im Mittel 19
OG und 1 UG bestünde.
In der Forumsitzung am 12.10.2021 zeigte Samy Schneider, Steuerungskreis,
die folgende Folie und sagte, dass HÖGER mehr Versiegelung aufweise als
ASTOC.
Die gezeigte Grafik ist gefakt: Der Unterschied zwischen dem orangenen (HÖGER)
und dem blauen Balken (ASTOC) bei der versiegelten Fläche links ist fünfmal
größer dargestellt als es den Zahlen entspricht, bei der unversiegelten
Fläche rechts unten ist der Unterschied sogar achtmal größer dargestellt
als es den Zahlen entspricht.
Samy Schneider erwähnte richtig, dass der Unterschied daran liegt, dass
HÖGER deutlich mehr Fuss- und Radwege im Konzept hat, die in der Vorprüfung
vollständig als versiegelte Flächen gewertet wurden. Eine für einen Fussweg
versiegelte Fläche weist jedoch eine völlig andere Qualität auf als durch
Gebäude versiegelte Flächen. Deshalb hier die folgende nicht gezeigte
Folie aus der Vorprüfung, aus der hervorgeht, dass das Konzept von HÖGER
ca. 40 000 qm mehr Fuß- und Radwege hat als ASTOC und gleichzeitig 10 000
qm weniger be- und überbaute Grundfläche. (In diesen Grafiken stimmen die
Proportionen)
Auch im Gremienlauif Anfang 2022 wird die gefakte Grafik
"Versiegelung" von Frau Friedrich, Leiterin Stadtplanungsamt, wieder
gezeigt. (Folie 11 der
Präsentation)
Wieviel CO2-Minderung durch welche
Mobilitätsvarianten ?
Im
IVAS-Gutachten zum Vergleich der Mobilitätsvarianten ist in Kapitel
„4.5 CO2-Emissionen“ auf Seite 45 (nur) eine Tabelle
über die zu erwartende Entwicklung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen
der 10 Varianten angegeben. (siehe untenstehenden Ausschnitt)
Diese Tabelle führt in der Diskussion häufig zu
Missverständnissen. Sie gibt an, auf welchen Wert die einzelnen Varianten
die CO2-Emission reduzieren. Wichtig zu wissen ist,
dass diese Tabelle nur die CO2-Emission der im
Neuenheimer Feld ankommenden Verkehre angibt. Der Autoverkehr zu und von
den P&R-Plätzen wurde dabei unverständlicherweise nicht berücksichtigt,
obwohl er z.B. bei der Seilbahn den weit überwiegenden Teil ausmacht und es
für das Klima völlig egal ist, wo die CO2-Emissionen
freigesetzt werden.
Deshalb wurden im nachstehenden Bild die beiden
Berechnungsweisen von IVAS verglichen. Ohne Berücksichtigung der
MIV-Fahrten zu und von P&R führen die Varianten I (Seilbahn) und J
(ÖPNV-Brücke) scheinbar zu den stärksten CO2-Reduktionen
(gelbe Balken). Bei Berücksichtigung der MIV-Fahrten zu und von P&R (blaue
Balken) ergibt sich bei der Variante H (Kl. Strab-Ring + Fuß-/Radbrücke)
nach den Berechnungen von IVAS die stärkste CO2-Reduktion.
Die Variante I (Seilbahn + großer Strabring) hat eine um ein Drittel
geringere CO2-Reduktion.
gelb: nur im NHF ankommende und abfahrende
Verkehre, ohne MIV-Fahrten zu und von P&R
blau: Quell-, Ziel, und
Binnenverkehr Heidelberg incl. MIV-Fahrten zu und von P&R
Ein weiterer unverständlicher Punkt ist, dass bei diesen
Berechnungen für die Parkhäuser der P&R-Plätze im Jahr 2050 kostenloses
Parken angenommen wurde. Bereits heute sind die meisten P&R-Parkplätze im
VRN kostenpflichtig. Ein Parkhaus für z.B. 3000 PKW in Wieblingen würde ca.
40 Millionen Euro kosten.
Welches Wachstum ist zu erwarten ?
Im
Zusammenhang mit einem Ausbau von Feldwegen im Handschuhsheimer Feld für
den Baustellenverkehr der Kläranlage behauptete Oberbürgermeister
Würzner im April 2022 in einem Gespräch gegenüber Gärtnern, dass
aufgrund der Ergebnisse des Masterplanverfahrens mittelfristig von einer
doppelten Personenzahl im Neuenheimer Feld auszugehen sei.
Dies ist falsch. Die dem Masterplan zugrunde liegenden Prognosen sehen
bis zum Jahr 2050 eine Erhöhung der Bruttogrundfläche der Gebäude von
77% und eine Erhöhung der werktäglich in das Neuenheimer Feld
einpendelnden Personenzahl von 36% im Vergleich zu heute vor.
Eine geringere Erhöhung durch Home-Office und E-Learniung ist in diesen
Zahlen noch nicht berücksichtigt. Beträgt der Anteil von Home-Office und
E-Learniung im Jahr 2050 nur 10% im Vergleich zu 2017 (Ausgangswert),
reduziert sich der Zuwachs auf 22%. (2017=100% + 36%
Zuwachs bis 2050 = 136%, reduziert um 10% = 122%.)
.
Quelle: z.B.
Anlage 02 zu Drucksache 0143/2019/BV, Seite 8 von 39