Ende letzten Jahres wurden im Handschuhsheimer Wald im
Rahmen der normal Forstbewirtschaftung viele Bäume zur Fällung markiert.
Dies führte zu Kritik, die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete am 30.12.2020 in
einem ersten Artikel "Harsche
Kritik an Baumfällungen im Mühltal".
Die Stadt reagierte Anfang Januar und sagte zu, dass ein Teil der
Arbeiten vorerst verschoben werden soll. Die RNZ berichtete am 13.1.2021 "Viele
Bäume im Mühltal bleiben stehen - vorerst"
Im März 2021 befasste sich der Bezirksbeirat Handschuhsheim mit dem Thema
und kritisierte mangelnde Informationen (RNZ vom 16.3.2021 "1600
Kubikmeter Holz sollen im Mühltal fallen".
Die Naturschutzverbände sprachen sich in einer gemeinsamen Stellungnahme
für die geplanten Fällungsmaßnahmen aus. Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete
am 23.2.2021 in dem Artikel "Forstarbeiten
im Mühltal "ökologisch sinnvoll". Am selben Tag nahm sich der
Handschuhsheimer Gemeinderat
Frank
Wetzel des Themas Baumschutz im Stadtblatt an.
Am 18.6.2021 veröffentlichte die Rhein-Neckar-Zeitung ein bemerkenswertes
Interview mit dem Staatssekretär des Stuttgarter Umweltministeriums Andre
Baumann. Andre Baumann ist gebürtiger Heidelberger und war
Gründungsvorsitzender des NABU-Kreisverbands Rhein-Neckar und bis 2016
Landesvorsitzender des NABU. Darin antwortet der Umweltstaatssekretär auf
die Frage der
RNZ "Der Wald wird sich auch in den nächsten Jahren aufgrund des
Klimawandels nicht kurzfristig erholen. Im Odenwald mussten schon viele
Bäume gefällt werden, weil sie zu sehr geschädigt waren. Gibt es etwas, das
Ihnen Hoffnung macht?":
Staatssekretär: "Wir müssen mit Bäumen bestimmter Herkünfte arbeiten
und auch die Kraft der Natur zulassen. Wenn eine Eiche ein paar Tausende
Eicheln wirft, werden vielleicht zwei, drei davon irgendwann mal alte Bäume.
Dazu brauchen wir wiederum angepasste Wilddichten. Wenn die Eicheln in
Wildschweinmägen landen, dann ist keine Evolution möglich. Das gilt auch für
andere Baumarten, bei Buchen sind es zum Beispiel Rehe. Im Odenwald müssen
wir versuchen, den Kronenschluss zu halten, das heißt möglichst klein- statt
großflächiger Hiebsmaßnahmen, damit das etwas kühlere Waldklima erhalten
bleibt."
RNZ: "Tut das Land hier genug?"
Staatssekretär: "Wir sind auf dem Weg. Es ist Teil unseres
Koalitionsvertrags, dass wir unsere Wälder in den nächsten Jahren fit für
den Klimawandel machen. Wälder sind wichtig als kaltluftproduzierende
Flächen, als Lebensraum und Rohstofflieferanten. Das heißt aber auch, dass
der Wald in den nächsten Jahren nicht das Sparkässle des Landes und der
Kommunen ist. Vielmehr müssen wir in den Umbau des Waldes investieren. In
den vergangenen Jahren gab es einen immer mehr oder weniger gleichbleibenden
Ablieferungsbetrag der Landesforstverwaltung ForstBW. Ob das in Zukunft so
sein wird, ist fraglich."
Letztlich geht es um die Frage, wie die Forstwirtschaft auf den
Klimawandel reagieren kann und muss und ob die bisherigen Maßnahmen
ausreichen.
Inzwischen hat sich eine Bürgerinitiative Waldwende gegründet, die am
Montag 21.6.2021 von 18 Uhr bis ca. 20 Uhr zu einem
Online-Vortrag von Volker Ziesling (Diplom-Forstwirt, Landesforsten
Rheinland-Pfalz)zu diesem Thema und zum Wald im Mühltal einlädt.
Im September soll es eine Informationsveranstaltung der Stadt Heidelberg
zum Thema in Handschuhsheim geben.