Wegbereiter des christlich-jüdischen Dialogs

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Wegbereiter des christlich-jüdischen Dialogs

Zur Enthüllung der Gedenktafel für Ehrenbürger und Prälat Hermann Maas

– Jürgen Brose –

 

Am 27. September 2010 jährte sich zum 40. Mal der Todestag von Hermann Maas. Seitdem erinnert eine Gedenktafel am Haus Beethovenstraße 64 in Handschuhsheim an den Heidelberger Ehrenbürger und Prälaten, der sich in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft unerschrocken für seine verfolgten jüdischen Mitbürger einsetzte.

Die Initiative ging auf eine Anregung von Pfarrer i.R. Werner Keller zurück und wurde vom Stadtteilverein Handschuhsheim aus in Angriff genommen. Die Stadt Heidelberg, die evangelische Kirche in Heidelberg und die evangelische Pflege Schönau (als Eigentümerin des Hauses) unterstützten sie ebenso wie der Förderkreis Begegnung Heidelberg, der das Projekt großzügig finanzierte. Gerhard Genthner, Vorsitzender des Stadtteilvereins Handschuhsheim, und Konrad Müller vom Förderkreis Begegnung enthüllten die Tafel am Sonntag, 26. September, im Beisein zahlreicher Gäste, darunter der 99-jährigen Tochter von Hermann Maas, Kornelie Hartmann, und weiteren Angehörigen des Geehrten.

Pfarrer i. R. Werner Keller bei der Festansprache in der Friedhofskapelle

Niederlegung des Kranzes der Stadt Heidelberg durch Hans-Martin Mumm, Kulturamt der Stadt, begleitet von Stadtrat Ernst Gund, rechts im Hintergrund Steinmetzmeister Helmut Heckmann, der die Tafel gestaltet hat.

Würdigung von Herrmann Maas durch Gerhard Genthner, dem Vorsitzenden des Stadtteilvereins Handschuhsheim, daneben von links Pfarrer Jörg Hirsch und 2. Vorsitzender Jürgen Grieser. Musikalischer Beitrag des Posaunenchors an der Friedenskirche unter der Leitung von Harald Schneider

Enthüllung der Tafel durch Konrad Müller (r.), Förderkreis Begegnung Heidelberg und Gerhard Genthner

Familie der Nachfahren von Herrmann Maas mit seiner Tochter Frau Kornelia Hartmann, vorne Mitte, und Pfarrer i.R. Werner Keller, 2.v.r.

Wegbereiter des christlich-jüdischen Dialogs

Am 27. September 2010 jährte sich zum 40. Mal der Todestag von Hermann Maas. Seitdem erinnert eine Gedenktafel am Haus Beethovenstraße 64 in Handschuhsheim an den Heidelberger Ehrenbürger und Prälaten, der sich in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft unerschrocken für seine verfolgten jüdischen Mitbürger einsetzte.

Die Initiative ging auf eine Anregung von Pfarrer i.R. Werner Keller zurück und wurde vom Stadtteilverein Handschuhsheim aus in Angriff genommen. Die Stadt Heidelberg, die evangelische Kirche in Heidelberg und die evangelische Pflege Schönau (als Eigentümerin des Hauses) unterstützten sie ebenso wie der Förderkreis Begegnung Heidelberg, der gemeinsam mit dem Stadtteilverein das Projekt finanzierte. Gerhard Genthner, Vorsitzender des Stadtteilvereins Handschuhsheim, und Konrad Müller vom Förderkreis Begegnung enthüllten die Tafel am Sonntag, 26. September, im Beisein zahlreicher Gäste, darunter die 99-jährige Tochter von Hermann Maas, Kornelie Hartmann, und weitere Angehörige des Geehrten.

Die vom Handschuhsheimer Steinmetzmeister Helmut Heckmann gestaltete Gedenktafel trägt folgenden von Pfarrer i.R. Werner Keller entworfenen Text:

In diesen Haus lebte von 1943 bis 1970

Dr. Hermann Maas

1877-1970

Pfarrer an der Heiliggeistkirche

von 1915 bis zu seiner Dienstentlassung 1943

auf Druck der Nazibehörden

Kreisdekan und Prälat von 1946 bis 1965

Ehrendoktor der Universität 1947

Ehrenbürger der Stadt Heidelberg 1952

Yad Vashem Medaille des Staates Israel

Wegbereiter des christlich-jüdischen Dialogs

Pionier der Ökumene

Brückenbauer für einen weltweiten Frieden

Stadtteilverein Handschuhsheim

Förderkreis Begegnung Heidelberg

 

Der Enthüllung der Bronzetafel war eine Gedenkstunde in der Friedhofskapelle Handshuhsheim vorausgegangen. Dort hatte Pfarrer Werner Keller – einer der Nachfolger von Hermann Maas im Amt des Heiliggeistpfarrers, der nun ebenfalls seinen Lebensabend in Handschuhsheim verbringt, und Verfasser einer Hermann-Maas-Biografie – das Leben und Werk des einstigen Prälaten eingehend gewürdigt. Im Folgenden einige Passagen aus seiner Ansprache:

"Wir sind heute hier auf dem Handschuhsheimer Friedhof zusammen gekommen im Gedenken an den Pfarrer und Prälaten Hermann Maas. Wir wollen uns seiner erinnern und sein Leben und Lebenswerk würdigen und ins Gedächtnis der heute Lebenden zurück rufen. Eine Generation nach seinem Tode wollen wir in gut biblischer Tradition in seinem Namen die Stimme erheben und zur Wachsamkeit aufrufen.

Mit zu den letzten Zeugnissen seines 93 Jahre währenden, wahrlich von Gott begnadeten Lebens gehört sein Brief zum jüdischen Neujahrsfest 1970. Wie stets zu Rosh Hashana, zum jüdischen Neujahrsfest und den Hohen Feiertagen, gedachte er seiner Freunde in Israel und in aller Welt...Ich lese einige Worte aus diesem Brief:

Das zu Ende gehende Jahr forderte (wieder) teures, junges Blut, um das wir trauern… Dass auch in Deutschland Zuchtlosigkeit und Brutalität, Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit dem jüdischen Volk Tränen und Leid, Qualen und Enttäuschungen bereiteten, bedrückt mich besonders. Unsere große Schuld und Scham werden dadurch neu besiegelt. Sehnsüchtig hob ich immer wieder die Stimme meiner Liebe und die der Hoffnung auf den echten Frieden für Israel...

Wie sehr würde sich Hermann Maas heute grämen, wenn er miterleben müsste, wie zur Zeit als die Mauern um Berlin fielen, doppelt so hohe sich um Jerusalem türmten, die Fronten im Heiligen Land noch tiefer und unüberwindbarer wurden, dass Tränen und Leid, Qualen und Enttäuschungen weltweit sich wie giftige Pilzgeflechte ausbreiten, die Hoffnung auf Frieden immer mehr schwindet. Der Schoß ist immer noch fruchtbar, aus dem Hass, Intoleranz und Dummheit geboren werden. Mit Erschrecken mussten wir in Heidelberg erfahren, dass vor einiger Zeit das Grab unserer verehrten Heidelberger Dichterin Hilde Domin auf dem Heidelberger Bergfriedhof mit verachtungswürdiger Nazi-Schmiererei geschändet wurde.

 

Kranzniederlegung und gemeinsamer Weg

Hermann Maas und seine Frau Kornelie sind auf dem Friedhof Handschuhsheim beigesetzt. An ihrem Grab legte im Namen von Oberbürgermeiser Dr. Eckart Würzner und der Stadt Heidelberg der Leiter des städtischen Kulturamtes, Hans-Martin Mumm, einen Kranz nieder. Der amtierende Prälat des Kirchenkreises Nordbaden, Dr. Traugott Schächtele, gedachte seines einstigen Amtsvorgängers am Grab mit einem Gebet.

Danach begaben sich die Teilnehmer/innen der Gedenkveranstaltung zur Beethovenstraße. Dort ergriff der Vorsitzende des Stadtteilvereins Gerhard Genthner das Wort: "Viele Städte und Gemeinden in Deutschland haben begonnen, ihre Wege durch die Vergangenheit zu entdecken. Und sie haben auch begonnen, die Wege mit Stolpersteinenen an Punkten zu pflastern, wo im letzten Jahrhundert in der Zeit der Naziherrschaft Unsägliches und Abscheuliches im deutschen Namen verbrochen wurde. Diese Stolpersteine sollen an die vielfältigen Verbrechen jener Zeit erinnern und die Nachwelt ermahnen, so etwas nicht mehr zuzulassen."

"Stolpersteine sind in diesem Zusammenhang sicher eine wichtige und gute Sache, und auch in Handschuhsheim ließen sich einige davon aufstellen", fuhr Genthner fort, um dann zu betonen: "Es freut uns aber, dass wir heute an dieser Stelle in der Beethovenstraße keinen Stolperstein setzen müssen, sondern dass wir dank dem Leben und Wirken unseres verehrten Hermann Maas das Gegenteil eines solchen negativ belasteten Erinnerungszeichens einweihen dürfen: eine Tafel, die positives Zeugnis eines leuchtenden Beispiels und Vorbilds ablegt, die an einen Mann erinnert, der mit Mut der Menschenverachtung und dem organisierten Verbrechen getrotzt und damit Menschenleben gerettet hat."

Der Stadtteilvereinsvorsitzende dankte allen, die zum Gelingen der Erinnerungsveranstaltung beitrugen: Neben Pfarrer Werner Keller und Konrad Müller vom Freundeskreis Begegnung auch Helmut Heckmann, Ingo Strugalla von der Pflege Schönau, Pfarrer Jörg Hirsch, Hans Martin Mumm als Vertreter der Stadt Heidelberg, Prälat Dr. Traugott Schächterle sowie dem Maas-Enkel H. Hartmann für die musikalische Gestaltung der Feier in der Friedhofskapelle und dem Posauenenchor der Friedenskirche für seinen Auftritt in der Beethovenstraße.

Genthner: "Damit hat Hermann Maas 40 Jahre nach seinen Tod wieder zahlreiche Menschen und Institutionen zusammengebracht, die ein kleines Stück auf dem langen Weg zu Toleranz und Frieden zusammen gegangen sind...Möge der Weg vieler Menschen an dieser Tafel vorbeiführen und sie zum Nachsinnen über die Bedeutung des Lebens von Hermann Maas veranlassen."

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